Problem von hannah - 17 Jahre

Alkoholiker als Vater

Hei liebes Kummerkasten-Team:) ich bin 17 Jahre alt und wohne wie die meisten in meinem Alter noch zu Hause. Alles hat vor 8 Jahren angefangen als wir im Kroatien Urlaub waren. Meine Mam mein kleiner Bruder mein Vater und ich. An dem Tag haben wir eine Bootsfahrt gemacht und mein Vater war komplett besoffen. Ich habe mich total geschämt.

Seitdem ist es mir immer mehr aufgefallen, er trinkt den ganzen Tag über und an den Wochenenden kennt er sich oft selbst nicht mehr..

Ihm ist es auch egal ob bei mir Freunde da sind dann kommt er einfach dazu und jeder merkt dass er besoffen ist. Zweimal ist es auch passiert dass er vor meinen Freunden hingefallen ist weil er sich nicht mehr auf den Füßen halten konnte... Mich belastet das so krass.. Vor allem muss ich immer alles ausbaden was er im Suff angestellt hat ich muss mir von den Jugendlichen bei uns im Dorf anhören wie besoffen mein Dad doch letztes mal war und er sich mit allen Schlägern wollte und dann schäme ich mich nur noch mehr..

In meiner Klasse spricht es sich auch schon rum dass mein Dad trinkt und eines der Schlimmsten sachen war als ein Klassenkamerad zu mir kam und mich fragte ob dies mein Vater sei ich hab dann ja gesagt und dann kam von ihm dann will ich nichts mehr mit dir zu tun haben mein Dad hat gesagt dein Vater sei ein Schläger und hat es in der ganzen Klasse rum erzählt..

Meine beste Freundin weiß darüber bescheid und muntert mich oft auf nur das hilft manchmal einfach nicht mehr..
Durch ihn habe ich auch vor Jahren schon angefangen zu trinken um es besser verkraften zu können.

Bitte helft mir ich weiß nicht was ich machen soll..

Christina N. Anwort von Christina N.

Liebe Hannah!

Zunächst möchte ich dir für dein Vertrauen danken, da es nicht selbstverständlich ist, sich mit seinen Problemen fremden Personen anzuvertrauen. Dies zeigt mir, dass du sehr reflektiert bist, und dich um deine Familie und dein Umfeld sorgst, so wie du dein Problem beschrieben hast.

Wenn ich mir deine Geschichte durchlese, ist es selbstverständlich, dass es dir momentan nicht gut geht und du sehr mit deiner Familie beschäftigt bist, das verstehe ich gut. Es ist ja auch wirklich einiges los, so wie du es beschrieben hast.

Es ist bestimmt nicht einfach für dich, mitzubekommen, dass dein Vater Alkohol konsomiert und nebenbei noch gewalttätig wird, wie du es beschrieben hast. Da ist es verständlich, dass du dir Sorgen machst und dir sehr viele Fragen stellst.

In deinem Fall, den du beschrieben hast, handelt es sich um deinen Vater, einen erwachsenen Menschen, der selbstständig Entscheidungen treffen darf, ob und wie viel er trinken möchte. Ich verstehe dich jedoch sehr gut, dass du dir Sorgen machst, da es sich um deinen Vater handelt, mit dem du zusammenlebst, sein Kind bist, alles mitbekommst,ihn trotzdem lieb hast und vor allem, wie du beschrieben hast, die Häufigkeit anzumerken ist und in deinem Fall sogar Freundschaften und Bekanntschaften darunter leiden, was natürlich nicht der Fall sein soll.

Wie du richtig erkannt hast, gibt es Unterschiede. Jemand, der 1-2 Gläser ab und zu trinkt ist nicht so gefährdet, wie jemand, der das regelmäßig, häufiger und vor allem größere Mengen davon zu sich nimmt, denn da sind dann oft andere Absichten dahinter und wie du gut erkannt hast, ist das in deinem Fall schon als Warnsignal zu sehen, da du ja beschrieben hast, dass dein Vater sehr oft trinkt, sowie was auf gar keinen Fall missachtet werden darf ist die fehlende Reaktions - und Handlungsfähigkeit, die du in deiner Geschichte beschrieben hast.

Ich verstehe deine Sorgen sehr gut und würde an deiner Stelle wohl genauso handeln und denken, jedoch vergesse in dieser Zeit nicht auf dich und schaue auch auf dich. Denn selbst, wenn du bereits 17 bist, ist diese Situation, die du täglich mitansehen und erleben musst, unzumutbar und vor allem hast du ja auch beschrieben, dass dieser Zustand bereits mehrere Jahre andauert und hierbei ist definitiv dein Kindeswohl gefährdet, auch wenn er keinen Alkohol trinkt, dich gut umsorgt und für dich da ist und du ihn lieb hast, was bestimmt umgekehrt auch so ist. Jedoch ist dies leider kein Zustand, der für dich länger andauern sollte.

Auch wenn du dich um deinen Vater sorgst, jedoch ist er für sich selbst verantwortlich und es ist vor allem wichtig, dass du das Problem bei deinem Vater lässt und nicht zu deinem machst, wie du beschrieben hast, das du bereits selbst versucht hast, mit Alkohol deine Probleme zu lösen. Dafür gibt es ganz andere Möglichkeiten, die dir dabeihelfen können, besser mit der Situaton umzugehen, als Alkohol zu trinken, denn du siehst selbst, wie schnell es gehen kann, abhängig zu werden und die daraus resultierenden Konsequenzen, mit denen du, nehme ich mal an, nicht gerne leben möchtest. Hierbei hast du bereits den ersten Schritt gemacht und dich an uns gewandt, das finde ich großartig von dir. Du hast selbst erkannt, dass es Situationen im Alltag gibt, die für dich unangenehm sind, wie zum Beispiel, dass du dich nicht mit unterhalten kannst, wie du ihn erlebst, oder es dir unangenehm ist, wenn Freunde zu dir kommen, was ich ganz gut verstehen kann. Hierbei ist es wichtig, darauf zu achten, dass du so schnell wie möglich, diese Situation nicht mehr erleben und mitbekommen musst.

Jedoch, wie du richtig erkannt hast, darf man natürlich in deinem Fall auch nicht wegsehen und du hast bereits zwei große Schritte gewagt. Der erste Schritt war, dass du dir bereits viele Gedanken gemacht hast und der zweite Schritt war, dich an uns zu wenden und das finde ich beides sehr mutig und pflichtbewusst von dir. An deiner Beschreibung merke ich, dass dir deine Familie sehr wichtig ist. Das finde ich auch gut so.

Eine Empfehlung von mir wäre, weil du beschrieben hast, dir ist es dennoch wichtig, deinem Vater zu zeigen, dass dir sein Verhalten nicht gefällt, dass du es folgendermaßen versuchst: Das kann zuhause sein, oder ganz woanders, wonach ihr Lust habt und hierbei kannst du ihn dann genau beobachten. Ich würde es jedoch an deiner Stelle zunächst nicht direkt ansprechen, sondern ihn einfach fragen, wie es ihm geht, und möglicherweise auch, dass es dir aufgefallen ist, dass er sich in letzter Zeit verändert hat. Eventuell kannst du einen Zeitpunkt wählen, an dem er keinen Alkohol getrunken hat und du könntest möglicherweise auch sagen, dass es dir gar nicht gefällt, dass alle Leute schlecht von ihm sprechen, weil er dir auch besonders wichtig ist. Wenn von seiner Seite in diesem Bezug keine Antwort kommt, könntest du vorsichtig versuchen, deine Sorgen anzusprechen, indem du zum Beispiel sagst: “ Ich mache mir Sorgen um dich, ich habe dich manchmal beobachtet, dass du Alkohol trinkst. Geht es dir gut oder warum machst du das?“ Möglicherweise vertrauen sie sich dir hierbei ein wenig an. Dies ist nur ein Möglichkeit, um deinen Vater eventuell ein wenig verstehen zu können oder einen Zugang zu schaffen. Das ist jedoch nur eine Empfehlung von mir und das musst du natürlich nicht machen. Es könnte natürlich schwierig werden, denn Menschen, die bereits jahrelang Alkohol trinken, realisieren leider oft nicht, was sie sich und ihren Mitmenschen antun.

Jedenfalls würde ich an deiner Stelle auf gar keinen Fall mit deinen Sorgen alleine bleiben. Vertraue dir dich möglicherweise Freunden und deren Familien oder anderen Familienmitgliedern an und erkläre ihnen, warum es dir so wichtig ist, darüber zu sprechen und welche Beobachtungen du gemacht hast, vor allem wie es dir dabei geht.

Eine Frage, die bei mir aufkommt ist, wie geht denn deine Mutter und dein Bruder damit um? Konntest du mit ihnen schon darüber sprechen beziehungsweise andere Familienmitgliedern. Es ist jedoch gut, mit deiner Freundin zu sprechen, denn Sorgen alleine auszumachen ist nie gut und wenn man weiß, dass es jemanden gibt, der einen zuhört, tut das oft für den Moment auch gut.

Ich würde an deiner Stelle auch in deiner Klasse ansprechen, dass dir das ebenso nicht gefällt, was dein Vater macht und du es sehr schade findest, wenn deshalb eure Freundschaft/Bekanntschaft verloren geht.

Möglicherweise gibt es auch einen Vertrauenslehrer an deiner Schule mit denen du darüber sprechen kannst und ihr möglicherweise eine gemeinsame Lösung finden könnt.

An deiner Stelle würde ich mir auf jeden Fall Unterstützung suchen und du darfst auf keinen Fall alleine bleiben. Möglicherweise hast du zu jemanden besonders viel Vertrauen und derjenige kann dir dabei helfen. Du kannst dich an Jugendberatungsstellen wenden und im schlimmsten Fall Unterstützung bei der Polizei oder beim Jugendamt suchen. Das ist anfangs natürlich schmerzhaft und traurig, jedoch ist es wichtig auf dich zu achten und hierbei ist es wichtig, dass du schnell aus dieser Situation heraus musst, denn das ist dir nicht zuzumuten.

Ich kann dir zusätzlich noch Links mitschicken, die du dir auch ansehen kannst, wenn du Lust und Zeit hast.
Hierbei gibt es Experten zum Thema Alkohol, die die Alkohlkonsumierenden als auch dessen Angehörige kompetent beraten und zur Seite stehen können.
www.selbsthilfe-alkohol.at
www.alkoholhilfe.at
www.a-connect.de
www.eltern-jugendberatung.com

Ich wünsche dir jedenfalls alles erdenklich Gute und hoffe für dich und deine Familie, dass es so ausgeht, wie ihr es euch wünscht bzw. erhofft. Vielleicht waren ja ein paar Denkanstöße für dich dabei.

Liebe Grüße,
Christina