Problem von Eric - 21 Jahre

Selbstmord

Hallo. Ich erzähl mal einfach was bei mir los ist/war. Früher als ich klein war. So im Alter von 8-10 wurde ich regelmäßig von son Mann vergewaltigt. Ich habe es nie angezeigt weil ich mich nicht getraut habe. Meine Mutter kommt aus Süd Korea. Sie war eigentlich immer nett zu mir aber sie hat immer nur zugesehen wenn mein Vater eine Kette geholt und mich damit geschlagen hat. Es ist schwer zu erklären, es war eine kleine mit der man zum Beispiel Hunde ankettet. Jedenfalls habe ich immernoch Narben davon. Ich bin eigentlich immer gern zur Schule gegangen. Die Kinder haben natürlich auch mich verprügelt oder mir gedroht. Aber das war mir alles lieber als zuhause sein zu müssen. Ich habe glaube ich mit 14 angefangen zu sprechen. Sehr selten aber immerhin konnte ich mich trauen. Ich verstehe die Kinder oder bzw. die Teenager die mich verprügelt haben. Sie fanden mich komisch. Ich war ja auch komisch. Als ich dann in der Realschule kam, waren da ne Gruppe von Jungs die mich mit einem Messer angegriffen haben. Das müsste so in der 8. Klasse gewesen sein (obwohl ich eigentlich nie gesprochen habe, habe ich es doch auf die Realschule geschafft weil ich wenigstens relativ gute Noten hatte. Bis heute habe ich keine Ahnung warum die Lehrer nie das Jugendamt eingeschaltet haben oder sich gewundert haben das ich immer das selbe anhatte und schmutzig war...Aber naja)

jedenfalls wollte ich den Realabschluss unbedingt aber als ich die neunte abgeschlossen habe hat mein Vater mich von der Schule geholt und ich konnte die 10. nicht mehr machen. Meine Eltern wollten unbedingt das ich Arbeite damit sie mehr Geld haben würden. Also machte ich ein paar Teilzeitjobs und gab alles meinen Eltern. So ging das dann 2 Jahre (da war ich 18) Depressionen habe ich schon so lang ich denken kann. Es hat schätzungsweise mit 13 angefangen. Geritzt habe ich mich nie das fand ich schon immer bescheuert. Aber um so 3 Selbstmordversuche habe ich bestimmt schon hinter mir.

Doch dann, mit 18, starben meine Eltern beide in einem Autounfall. Mein Vater hat wieder getrunken als er gefahren ist. Ich erbte nichts. Und mit nichts meine ich auch nichts. Etwas kleines hätte mir voll und ganz gelangt. Ein Armband, ein Foto als Erinnerung an meine Eltern. Ich weiß das klingt verrückt aber ich habe sie trotzdem irgendwie "geliebt". Gut wirklich traurig war ich nicht über ihren Tod aber in meinem Kopf war eingespeichert das es so sein muss, das es sein Grund hatte warum er mich geschlagen hat.

Beerdigung wollte ich nicht organisieren das hat meine Tante übernommen. Ich selbst war dann nicht dort. Habe nur im Nachhinein ihr Grab besucht.

Dann nach dem ganzen habe ich eine Ausbildung begonnen aber habe abgebrochen weil der Arzt bei dem ich einen Test gemacht habe diagnostiziert hat das ich Schizophrenie habe. Und das ist nicht das einzige. Zwangsstörung, Sozialangst, Panik- und Wutattacken und noch ein paar andere Sachen sind auch dabei.
Eigentlich kann ich damit leben aber diese Schizophrenie macht mich fertig. Diese vielen Stimmen jeden Tag, jede Stunden treiben mich in den Tod. Gerade jetzt reden sie auch und sagen ich soll das bloß nicht abschicken und das die Leute genug zu tun haben und sich nicht die Probleme von mir anhören wollen. Es ist schrecklich damit zu leben. Eigentlich habe ich ganz gut durchgehalten all die Jahre. Aber besonders jetzt sind sie lauter als je zuvor. Ich weiß nicht genau warum gerade jetzt, aber lange halte ich nicht mehr durch.
Das hier ist eigentlich noch mal ein Hilferuf... Ich bin echt gespannt ob ihn jemand hört.
(Freunde habe ich übrigens nicht falls ihr damit kommt und ich lebe gerade in irgend so einem runtergekommenen Apartment und muss hartz 4 beantragen. Ich schäme mich sehr dafür aber momentan kann ich einfach nicht arbeiten)

Christina B. Anwort von Christina B.

Lieber Eric!
Danke, dass du dich mit deinen Problemen und Sorgen an uns gewandt hast. Dein Text hat mich sehr bewegt. Du hast schon viele schlimme Erfahrungen in deinem Leben machen müssen und viele schlimme Schicksalsschläge einstecken müssen. Das ist furchtbar und tut mir sehr leid für dich. Ich möchte nicht sagen, dass ich dich wirklich verstehen kann, denn ich glaube, so etwas kann man kaum nachvollziehen, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Ich möchte jetzt nicht alles wieder aufzählen, was dir widerfahren ist, weil ich glaube, dass es schlimm genug war für dich, das jetzt hier aufzuschreiben. Ich möchte dir nur sagen, dass ich mir denke, dass es ganz klar ist, dass dich diese Erfahrungen nicht unberührt und narbenlos zurückgelassen haben - wenn man so viel Leid erfährt, dann entwickeln sich daraus diese verschiedenen Krankheiten, von denen du erzählt hast - und ja ich sage bewusst Krankheiten, denn genauso wie eine Angina, ein gebrochener Knochen, oder Gastritis geheilt werden muss und Medikamente benötigt, so sind auch psychische Krankheiten ganz normale Krankheiten. Aber auch diese können gut behandelt und geheilt werden.

Du hast erzählt, dass die Schizophrenie dich am meisten in deinem Leben behindert und du damit am schlechtesten umgehen kannst. Das kann ich mir gut vorstellen, wenn du Stimmen hörst, die dir ständig sagen, was du zu tun hast und dir einreden, du sollst das nicht abschicken usw. Man möchte da diese Stimmen wahrscheinlich am liebsten ausschalten, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, mit so etwas zu leben. Dass du es bisher all die Jahre geschafft hast, zu überleben, eine Ausbildung begonnen hast und immer wieder versucht hast, auf die Beine zu kommen, zeigt mir aber, dass du ein sehr willensstarker und bewusster Mensch bist. Du hast all das bisher irgendwie auf die Reihe gekriegt! Als deine Eltern gestorben sind, was für dich wahrscheinlich nicht so schlimm war wie für jemand anderen, waren sie aber dennoch deine Eltern und du hättest dir verständlicherweise ein Erbe, eine Erinnerung an sie gewünscht. Aber selbst als du diesen Schicksalsschlag einstecken musstest, hast du nicht aufgegeben. Und du hast dir Hilfe geholt - bei uns und auch beim Arzt. Das sind schon mal riesengroße Schritte, die du geschafft hast. Vielleicht kennst du den Spruch: Um ein Problem zu lösen, muss man erstmal zugeben, dass man eines hat. Danach kann man allmählich versuchen, sich wieder so wie früher zu fühlen. Und genau das hast du getan, du hast dir Hilfe geholt!! Deshalb bitte ich dich, mach weiter damit! Hast du vom Arzt Therapien oder Medikamente verschrieben bekommen? Normalerweise geht so etwas mit Schizophrenie schon einher - falls nicht, dann würde ich dir wirklich ans Herz legen, nochmal zum Arzt zu gehen und dich zu einem Psychiater oder Psychotherapeuten weiterverweisen zu lassen. Es gibt auch die Möglichkeit, sich in klinische Behandlung zu begeben, was oft schneller zu einem persönlich gesteigertem Wohlbefinden führen kann. Ich habe dir dafür einen Link mit Kliniken aus Deutschland rauskopiert, die in diesem Gebiet spezialisiert sind: http://www.rehakliniken.de/krankheiten-von-a-z/krankheitsbild-schizophrenie/234 - vielleicht magst du da mal reinschauen.

Auf eines möchte ich noch eingehen. Dein Titel des Problems lautet "Selbstmord" und du hast auch schon von mehreren Versuchen des Selbstmordes erzählt. Dies ist ebenfalls ein ganz wichtiges Thema, das du mit deinem Therapeuten besprechen solltest. Es ist oft eine unglaubliche Hemmschwelle, darüber zu sprechen, aber es hilft wirklich und tut gut und nur, wenn du das beim Therapeuten auf den Tisch legst, kann es zu einer Besserung kommen. Wenn du das nicht schaffst, dann schreibe es beim Therapeuten auf einen Zettel. Er wird das verstehen. Ich habe den Eindruck, dass du noch sehr viel Lebenswillen in dir trägst, denn sonst hättest du uns gar nicht erst geschrieben. Nutze diesen Lebenswillen, es ist unglaublich bewundernswert, dass du ihn in dir hast, und daher bitte ich dich, dass du ihn weiterhin fütterst und den Mut erneut aufbringst, wie du ihn schon all die Jahre aufgebracht hast, und dir weiterhin Hilfe suchst!! Dass du dich schämst, weil du Hartz4 beantragen musst und momentan keine Ausbildung machen kannst, ist verständlich, aber eigentlich möchte ich dir sagen, dass du dich deswegen nicht zu schämen brauchst. Versuche es mit diesem Vergleich: Wenn jemand Krebs diagnostiziert bekommt, glaubst du, dass er dann noch fähig ist, eine Ausbildung weiterzuführen oder arbeiten zu gehen? Die Schizophrenie und die anderen Krankheiten sind genauso Krankheiten wie andere, und sie gehören behandelt! Da ist es klar und logisch, dass man nicht arbeiten oder eine Ausbildung weiterführen kann. Und wenn man sich schlimm verletzt und einen Unfall gehabt hat und Monate im Krankenhaus liegt, kann man auch keine Ausbildung weiter führen. Ich finde, dass du persönlich stolz auf dich sein kannst, dass du dir Hilfe suchst und deine eigene Gesundheit als höchste Priorität stellst, denn sie IST höchste Priorität. Du kannst nicht arbeiten oder eine Ausbildung beenden, wenn du nicht gesund bist. Und dass du das erkennst und dir Hilfe suchst und nicht den Kopf in den Sand steckst, darauf kannst du wahnsinnig stolz sein!!!

Ich jedenfalls bin wahnsinnig stolz auf dich, auch wenn ich dich gar nicht kenne! Ich glaube, dass du es schaffen kannst, weil du ein so mutiger, starker, reifer, standhafter und entschlossener Mensch bist, der eine unglaubliche Willenskraft und Überlebensstärke besitzt und bisher alles gemeistert hat, was ihm das Leben in den Schoß geworfen hat, obwohl es immer wieder schwer war. Deshalb kannst du auch das jetzt schaffen!!! Ich glaube fest an dich (:

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen. Wenn du noch etwas brauchst oder Fragen hast, kannst du mich gerne erneut kontaktieren. Ich werde versuchen, dir so schnell wie möglich zu antworten. Dennoch sage ich dir gleich, dass ich dich leider online nicht therapieren kann, aber ich kann versuchen, so gut wie möglich für dich da zu sein (: Ich wünsche dir viel Kraft, alles Liebe und viel Mut und Stärke für deine weiteren Schritte.
Herzliche Grüße,
Christina B.