Problem von Matilda - 18 Jahre

Ich fühle mich schrecklich einsam

Liebes Kummerkasten-Team,

Ich bin nun 18 Jahre alt und habe das verpasst was viele Jugendliche in meinem Alter erlebt haben: Eine Beziehung. Eigentlich sollte es mich nicht stören und ich bin noch relativ jung und die meisten werden vermutlich sagen: Du findest schon noch den Richtigen. Aber ich habe leider überhaupt keine Hoffnung mehr und leide total darunter. Jeden Tag zerbreche ich mir den Kopf wie ich das ,,Problem'' lösen kann und liege stundenlang depressiv in meinem Bett weil ich zu nichts Lust habe. Ich habe in den letzten drei Jahren mit fast 20 Jungs geschrieben und auch einige Dates gehabt so wie Partyknutschereien usw.
Von den meisten wollte ich dann nichts, es gab aber so drei in die ich richtig verliebt war und mit denen es auch eine Zeitlang gut lief - diese aber plötzlich den Kontakt zu mir abbrachen und mich links liegen gelassen haben ohne jegliche Erklärung. Im Nachhinein erfuhr ich, dass diese mich nur benutzen wollten und viele Mädchen anschrieben. Dies zog mein Selbstbewusstsein so runter, dass ich kaum noch einen Lebensmut hatte und quasi nur noch herumlag und weinte. Ich habe wirklich panische Angst, dass es niemals etwas werden wird weil ich aufgrund von schlechten Erlebnissen in meiner Kindheit sehr schüchtern bin und mich niemals trauen würde von mir selbst aus den ersten Schritt zu machen. Für mich gibt es momentan einfach kein anderes Thema ich beschäftige mich so viel damit, dass ich stundenlang am Handy Ratgeber lese und nicht einschlafen kann. Mit Online Dating habe ich es aufgrund meiner Schüchternheit zwar probiert aber es ist nie etwas daraus geworden weil ich mich einfach nicht virtuell verlieben kann und in echt die Personen leider nie so waren wie beim chatten. Ich wünschte wirklich, es wäre mir egal und ich könnte irgendwie damit leben aber ich möchte doch auch endlich jemanden an meiner Seite haben und Zeit mit demjenigen verbringen. Wenn ich dann mal verliebt bin (und das relativ selten) dann leide ich still vor mich hin und mache absolut gar nichts weil ich schon einen Korb einstecken musste als ich einmal mutig genug war etwas zu machen. Und ich höre bei solchen Angelegenheiten viel zu sehr auf meine Freundinnen, die mir manchmal Dinge raten, die ich eigentlich nicht so gut finde aber aufgrund meiner Unerfahrenheit in Beziehung dann in Kauf nehme, weil ich Angst habe auf eigene Faust Fehler zu begehen. Ich weiß einfach nicht mehr weiter und irgendwie finde ich keinen Weg alleine glücklich zu sein. Freunde, ein Hobby und so habe ich ja. Aber es klappt trotzdem nicht mit den Jungs und das frustriert mich sehr.

Christina B. Anwort von Christina B.

Liebe Matilda!
Danke, dass du dich mit deinen Sorgen und Problemen an uns gewandt hast. Ich kann gut verstehen, dass das jetzt eine sehr schwierige Situation für dich sein muss. In deinem Umfeld scheinen die meisten Leute schon viele Erfahrungen und Beziehungen mit Jungs gemacht zu haben und du stehst da alleine. Das ist oft schwer zu ertragen und ich kann deinen Wunsch nach Nähe und einer Beziehung mit einem Jungen gut verstehen. Jeder Mensch sehnt sich nach Liebe und einer schönen Partnerschaft und gerade in deinem Alter ist das ein großes Thema. Anscheinend hast du auch schon ein paar Körbe einstecken müssen, was dich dazu gebracht hat, dich in deine innere Schale zurückzuziehen und keine Risiken mehr einzugehen. Das ist ein Verhaltensmechanismus, der oft auf Enttäuschungen folgt, aber nicht unbedingt gesund ist. Denn, wenn du dich komplett zurückziehst und immer in deinem Zimmer verkriechst, dann kannst du ja gar keine netten Jungs kennen lernen. Der Märchenprinz wird nun mal nicht eines Tages an deine Tür klopfen, man muss auch schon hinausgehen und aktiv sein. Natürlich sind meine Worte jetzt leichter gesagt als getan, doch ich glaube, es steckt bei dir noch mehr dahinter - dazu komme ich gleich.

So wie du dich selbst beschrieben hast, hast du erzählt, du seist eher schüchtern, verbringst die meiste Zeit zu Hause, verschanzt dich in deinem Zimmer, liest Ratgeber und versuchst die Frustration irgendwie zu ertragen. Aber das, was ich hinter deinen Worten vermute, ist, dass du wahrscheinlich auch selbst gar nicht mehr daran glaubst, dass du jemanden finden könntest. Magst du dich denn selbst? In vielen Fällen ist es mangelndes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, das dazu führt, dass junge Mädchen wie du dann niemanden "abbekommen". Denn sie sind es sich selbst nicht wert. Sie glauben nicht, dass sie liebenswert seien. Sie mögen sich selbst nicht. Dies strahlt man aber alles aus - die innere Haltung und Einstellung zu sich selbst spiegelt sich im gesamten Verhalten einer Person wider - und Mädchen, die innerlich davon überzeugt sind, dass sie nicht gut genug für einen Mann seien oder zu hässlich/zu langweilig/zu dick/zu dünn/zu streberhaft/zu faul/zu was auch immer seien, strahlen genau das aus und verschrecken damit die Männerwelt (natürlich alles unbewusst). Meine Hypothese dazu wäre jetzt, dass du womöglich auch nicht so viel von dir selbst hältst oder vielleicht glaubst, dass du das Glück zu zweit nicht verdienst. Wenn dem so ist, was kann man dagegen tun? Du kannst damit anfangen, dich selbst mögen und lieben zu lernen. Indem du dir immer wieder vorsagst "Ich mag mich. Ich bin gut, so wie ich bin." und indem du dir so Schritt für Schritt dein Selbstbewusstsein aufbaust. Selbstbewusstsein kann man richtig erlernen! Wenn du dazu noch Fragen hast, wie du das erlernen kannst, würde ich dich bitten, mich nochmal zu kontaktieren - dann könnte ich dir dazu noch mehr Tipps geben, aber das würde jetzt den Rahmen sprengen.

Eine andere Hypothese, die mir zu deiner Situation einfällt, ist die, dass du womöglich zu sehr "auf der Suche" bist. Vielleicht kennst du den Spruch "Du kannst erst eine andere Person lieben, wenn du gelernt hast, dich selbst zu lieben." - dieser Spruch geht einher mit dem, was ich dir schreiben möchte. Gerade bei jungen Leuten kommt dieses Phänomen immer wieder vor, dass Mädchen/junge Frauen unbedingt einen Partner, einen Freund haben wollen. Sie sehnen sich in den meisten Fällen so sehr nach Liebe von außen, weil sie sich selbst die Liebe nicht schenken. Somit werden Dating Apps installiert und überall werden die Augen offen gehalten nach dem perfekten Partner. Das ganze Denken dreht sich nur noch darum und irgendwie scheint aber nichts zu klappen. Warum? Weil die Liebe nicht erzwungen werden kann. Liebe passiert einfach, sie kann nicht gesucht werden. Und in den meisten Fällen ist auch das der Grund, warum dann junge Mädchen so enttäuscht und frustriert sind und glauben, dass sie niemals jemanden finden werden - weil sie so sehr danach suchen, dass sie sich selbst blockieren, die Einstellung außerdem ausstrahlen und gleichzeitig ihr Leben an sich vorbei ziehen lassen. Dabei wäre es wichtiger, das Leben zu genießen! Du bist jetzt 18 Jahre alt, liebe Matilda, machst womöglich dein Abitur oder eine Ausbildung, und so wie du geschrieben hast, geht es dir ja auch sonst nicht schlecht - du hast Freunde und Hobbys, wahrscheinlich auch eine liebe Familie - du hast eigentlich sehr viel in deinem Leben! Es ist doch eigentlich schade, dass es dir so schlecht geht, nur weil noch kein Märchenprinz vor der Tür gestanden hat. Zunächst mal kann Single sein auch sehr schön sein und Spaß machen - du bist unabhängig, du kannst tun und lassen, was du willst, du kannst jetzt mit deinen Freunden abfeiern gehen und einfach mal dein Leben genießen. Du bist niemandem eine Verpflichtung, eine Rechenschaft schuldig, du kannst einfach dein Leben leben! Und ich glaube, wenn du versuchst, einfach mal nicht so viel an die Männer da draußen zu denken, sondern einfach mal das Leben genießt und lernst, mit dir selbst Spaß zu haben und glücklich zu sein und dich selbst zu lieben - dann wird die Liebe dir plötzlich in den Schoß fallen (: Denn sie passiert meistens ganz unerwartet und wenn man eigentlich überhaupt nicht damit rechnet.

Ich möchte dir diesbezüglich eine Geschichte erzählen: Als ich in deinem Alter war, hatte ich eine beste Freundin, die genau wie du, auch 18 Jahre alt war und sich unheimlich nach einem Freund gesehnt hat. Alle ihre Freundinnen hatten schon mal einen Freund oder waren gerade glücklich vergeben, alle hatten schon so viel Liebe erfahren, nur sie noch nicht. Sie fühlte sich schrecklich einsam und wie das fünfte Rad am Wagen. Es war nicht leicht für sie. Und immer hatte sie auch nur den Gedanken, wann sie endlich jemanden kennen lernen würde. Einmal, nachdem sie mit mir darüber gesprochen hatte und ich versucht hatte, sie aufzumuntern, beschloss sie für sich innerlich (so erzählte sie mir das im Nachhinein), dass sie jetzt, verzeih meine Ausdrucksweise, einfach auf die Männerwelt scheißen würde, und jetzt einfach ihr Leben leben möchte. Sie erzählte mir im Nachhinein, sie hatte sich dann einfach gedacht, sie sei jetzt einfach sie selbst und möchte Spaß haben - ganz ohne Mann oder ohne den Gedanken, dass sie einen Freund möchte. Am nächsten Tag gingen wir alle gemeinsam in einen Club tanzen und dort lernte sie einen Mann kennen. Die beiden wurden ein Paar und sind heute so gut wie verlobt. Ich finde, dass dies die beste Anekdote ist, um zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, dass man die Liebe nicht sucht und wie viel die innere Einstellung ausmacht, wenn es darum geht, Leute kennen zu lernen.

Also mein Tipp: Pfeif auf die Männer da draußen! Pfeif drauf, dass du bisher noch niemanden kennen gelernt hast, der dich umgehauen hat, pfeif auf das alles und leb einfach mal dein Leben. Geh deinen Hobbys nach, triff dich mit Freunden und Freundinnen, feier so richtig ab, konzentrier dich auf deine Ausbildung/Schule/Arbeit, genieße deine Freizeit, ganz unabhängig und für dich (: Ich bin mir sicher, dass du damit die Frustration hinter dir lassen kannst!

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen. Wenn du noch Fragen hast oder mir noch etwas erzählen willst, kannst du mich gerne erneut kontaktieren. Richte dazu einfach deinen Text am Anfang "An Christina B.", dann wird mich die Nachricht erreichen.
Ich wünsche dir alles Liebe und viel Glück (:
Herzliche Grüße,
Christina B.