Problem von Babsi - 25 Jahre

An Christina B.: Vielen Dank für deine Antwort

Liebe Christina,

ich danke dir für deine Antwort, es hat mich in dieser für mich schweren Zeit etwas aufgebaut.
Leider haben wir die Beziehung beendet. Es schmerzt mir sehr, aber es war nicht anders möglich.

Ich möchte noch paar deiner Fragen beantworten: Wir hatten leider eine große Distanz zwischen uns. Es waren ca. 850 km. Sich am Wochenende zu sehen, war also nicht möglich. Wir haben uns leider nur ungefähr alle 2 Monate gesehen für 1-2 Wochen.
Ja, wir wohnten eine Weile zusammen, dann musste er leider wieder nach Hause. Es war aber ganz und gar nicht, weil wir nicht gut zurecht kamen. Ganz im Gegenteil, es war sehr harmonisch, wir haben uns nie großartig gestritten, wir sind sehr respektvoll und liebevoll miteinander umgegangen und es war ein schrecklicher Moment als ich erfahren habe, dass er wieder gehen muss. Erstmal war es so ausgemacht, dass er wieder zu mir kommt, leider kam es aber nicht dazu. Es war auch geplant, dass nach paar Monaten, sobald es mir möglich ist, zu ihm ziehe.
Und die Sache mit dem Frau sein: Ich war sehr überrascht, als er es mir gesagt hat, aber eigentlich nicht schockiert. Natürlich musste ich erst einmal über die Situation nachdenken, ich bin eigentlich nicht bisexuell. Ich habe leider vorher schon einige Male erwähnt, dass ich niemals mit einer Frau zusammen sein könnte, bevor er mir das überhaupt noch gesagt hat. Das hat er dann auch leider nie wieder vergessen können. Er ist mir so ein wichtiger Mensch geworden, dass ich auch mit ihm zusammen geblieben wäre, wenn er eine Frau geworden wäre. Ich habe ihn öfters versucht zu überreden, dass er seinen Weg gehen soll, denn nur dann wird er wieder aufblühen und richtig glücklich sein. Und dann wäre ich auch glücklich gewesen. Ich hätte ihn gerne auf seinem Weg begleitet und wäre ihm gerne beigestanden. Aber er konnte meine Entscheidung nicht akzeptieren, weil er der Meinung war, dass es mich unglücklich machen würde.

Dieses Problem, dass er mir alles recht machen will, ist so schlimm geworden, dass er einfach nicht davon ablassen kann. Ich war mit meinem Latein am Ende, ich wusste nicht, wie ich ihn überzeugen könnte davon, dass er mir nicht alles recht machen muss, aber es half nichts.
Wir hatten ein letztes Gespräch, in dem er meinte, dass er mich zwar lieben würde und mit mir zusammen bleiben würde, wenn er keine psychischen Probleme hätte, aber er kann es nicht ändern. Er sagte, wenn er mit mir zusammenbleiben würde, wären wir für immer unglücklich und er würde so nicht weiterleben wollen.
Da habe ich eingesehen, es wird nichts helfen, er hat einfach so ein großes Problem, dass ich da nichts tun kann. Auch wenn ich verstehe, dass er ein psychisches Problem hat, hat es mich dennoch sehr verletzt. Ich wäre so einen schweren Weg mit ihm gegangen, ich hätte es akzeptiert, dass er eine Frau wird, es wäre auch für mich schwierig gewesen, denn letztendlich hätte ich auch meiner Familie erklären müssen, dass mein Freund nun eine Frau ist. Und er gibt einfach auf und versucht nicht einmal daran zu arbeiten. Es tut mir sehr weh und ich würde ihn am liebsten die ganze Zeit Vorwürfe an den Kopf schmeissen, aber ich weiß, dass es nur wegen meiner momentanen Trauer und Hilflosigkeit ist und dass es auch nichts helfen würde, er fühlt sich ja eh schon schuldig.

Also warte ich jetzt die Zeit ab, damit mein Liebeskummer weggeht. Leider kann ich nichts anderes machen und das tut mir sehr weh und er tut mir auch ein bisschen Leid, weil er niemanden sonst hat, der ihn auf seinem Weg begleiten könnte, aber es ist seine Entscheidung. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich ihn nicht zwingen will, ich würde am liebsten, aber ich weiß, dass das nicht geht. Außerdem möchte ich meinem Partner mindestens genau so viel bedeuten, wie er mir und da erwarte ich, dass genau wie ich, er mich auch nicht im Stich lassen würde.

Ich danke dir auf jeden Fall für deine Antwort, es war schön, endlich mal paar lobende Worte zu hören, vielen Dank!

Liebe Grüße
Babsi

Christina B. Anwort von Christina B.

Liebe Babsi!
Es freut mich sehr, dass ich dir mit meiner Antwort helfen könnte (: Schade, dass ihr die Beziehung beendet habt. Aber wenn du sagst, es war nicht anders möglich, dann war es auch bestimmt die richtige Entscheidung.

Ihr habt also eine Fernbeziehung geführt und noch dazu eine ziemlich heftige, wo ihr euch nur sehr selten sehen konntet. Natürlich war es auch schade, dass er wieder nach Hause ziehen musste und ihr somit nicht zusammen bleiben konntet. Aber ich denke, es hatte alles schon seine Gründe, warum es so gekommen ist. Die Sache mit dem Frau sein: Ist klar, dass er es nicht vergessen konnte, wenn du einmal gesagt hast, dass du niemals mit einer Frau zusammen sein könntest. Er hat offenbar ja ziemlich viele Probleme gehabt und ich denke, du hast dann schon die richtige Entscheidung getroffen, wenn er nicht davon runter konnte, dass er dir immer alles recht machen wollte. Er muss wahrscheinlich lernen, mit sich selbst ins Reine zu kommen und wieder glücklich zu werden, weil er ja auf gewisse, verdrehte Art und Weise sein Glück auch von dir abhängig gemacht hat - indem er dir vermittelt hat, er könnte nur glücklich sein, wenn du glücklich bist. So sollte es aber auch nicht laufen. Mitfühlen ist immer wichtig und gut, aber nicht mitleiden. Er scheint offenbar in einem ziemlichen Tief zu sein und scheint nicht zu glauben, dass er seine psychischen Probleme irgendwie bewältigen kann. Eine Therapie wäre ja auch eine Möglichkeit gewesen, damit weiter umzugehen - doch vielleicht will er unbewusst die Probleme jetzt mal "akzeptieren" und damit leben, sodass sie ein Teil von ihm sind. Das ist nicht unbedingt sehr förderlich für das Lösen der Probleme, weil er sie damit quasi annimmt und zu sich nimmt, aber vielleicht ist es sein erster Schritt. Womöglich kann er irgendwann mal erkennen, dass er damit nicht leben "muss", sondern es Wege gibt, das aufzulösen. Ich finde es wahnsinnig couragiert und mutig und außerdem unheimlich selbstlos von dir, dass du mit ihm diesen schwierigen Weg gegangen wärst. Leider will er ihn anscheinend selbst gehen, vielleicht braucht er das auch, um zu begreifen, wie man alleine glücklich wird. Ich finde es wirklich schön von dir, dass du auch das Frau sein akzeptiert hättest, aber es war bestimmt die richtige Entscheidung, dass du dich von ihm getrennt hast - denn man kann den anderen nicht ändern und es hätte wahrscheinlich nicht viel gebracht, wenn du stur geblieben wärst und gesagt hättest, dass du das mit ihm durchstehst.

Die Zeit, die jetzt folgt, ist bestimmt eine harte für dich und ich kann mir gut vorstellen, dass du momentan sehr aufgewühlt bist und darunter leidest. Ihr scheint mir eine ziemlich enge Beziehung geführt zu haben, im emotionalen Sinne, und da ist es klar, dass so etwas nicht einfach verschwindet. Natürlich kannst du gegen das Gefühl im Moment nicht ankämpfen, aber vielleicht kannst du es so betrachten, dass die Zeit zum trauern und weinen jetzt auch wichtige und wertvolle Zeit ist - denn sie ist die Zeit des Verarbeitens. Du verarbeitest jetzt die Trennung und dabei ist es sogar wichtig und wertvoll, wenn du die Trauer spüren und rauslassen kannst. Viele Leute verdrängen ihre Gefühle und springen weiter in die nächste Beziehung, um dann nach Jahren drauf zu kommen, dass sie immer noch am alten Ex-Freund hängen. Ich glaube, dass es eine Hilfe ist, sich einen Mittelweg zu suchen. Es ist gut, wenn du trauerst und es ist auch okay, mal einen Tag im Bett zu liegen und Schokolade zu essen, aber es ist nicht mehr gut, wenn du in ein Loch fällst und nicht mehr herausfindest. Damit das nicht passiert, kannst du versuchen, den goldenen Mittelweg zwischen Trauern und Ablenken zu finden. Ablenkung nach einer Trennung ist sehr wichtig. Alte Hobbys aufgreifen, mit Freunden was unternehmen, fortgehen, sich Zeit für sich selbst nehmen etc. - all diese Dinge können die Einsamkeit erträglicher machen. Jetzt kann auch die Zeit sein, in der du Dinge tust, die du schon ewig aufgeschoben hast, zum Beispiel einen großen Hausputz zu veranstalten, alle Laden und Kästen durchzusortieren etc. Oder aber auch einen Malkurs oder Chor zu besuchen - einfach irgendetwas, was du schon immer mal machen wolltest und nie die Zeit oder Gelegenheit hattest.

Ich finde, dass du sehr realistisch auf die Dinge schaust, mit einer Metaebene und Vogelperspektive im Kopf, die dir hilft, die Sache auch anders zu sehen. Ich denke, dass du das sehr reif und erwachsen betrachtest, wenn du sagst, dass du ihn zwar am liebsten zwingen würdest, aber weißt, dass es keinen Sinn hat und nicht geht und dass du deinem Partner auch so viel bedeuten möchtest, sodass er dich nicht im Stich lässt. Dass du das erkennen kannst, ist viel wert und wird dir bestimmt auch im Trennungsprozess weiterhelfen. Es freut mich sehr, dass ich dir durch meine Worte und meine Beratung auch wirklich helfen konnte und dir wieder Kraft geben konnte. Die lobenden Worte waren alle ernst gemeint! Ich finde es schön, dass ich dir helfen konnte (:

Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit und alles Liebe!
Wenn du wieder mal was brauchst oder auch jetzt vielleicht noch Fragen hast oder was erzählen möchtest, weißt du ja, wie du mich jetzt kontaktieren kannst (:
Alles Liebe und herzliche Grüße, schickt dir
Christina B.