Problem von M - 20 Jahre

Ich kann nicht mehr...

Guten Tag, seit Oktober 2017 mache ich eine Ausbildung zur Altenpflegerin. Es gibt momente wo ich mir denke kann nicht mehr wie zB jetzt...bin am ende mit meine nerven:( überlege ob ich die Ausbildung abbrechen soll dann denke ich mir was mache ich dann? Habe ein Beruf denn ich gerne auslernen möchte und zwar Ausbildung zum Sport- und Fitnessbetriebswirt aber dafür muss ich sehr fit sein und körperlich gut aussehen. Bin auch mit abnehmen dabei... Eigentlich gefällt mir Altenpflege u. die Menschen mag ich sehr aber das Problem ist Theorie also die Schule:/ muss viel lernen natürlich. Meine Motivation ist einfach weg auch beim lernen:( dann denke ich mir brich die Ausbildung ab....was soll ich machen?:(

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du,

zunächst möchte ich dir dazu gratulieren, dass du dich zu so einer ehrenvollen Ausbildung entschieden hast! Altenpflege ist etwas sehr, sehr Wertvolles und Wichtiges für unsere gesamte Gesellschaft, auch wenn eine angemessene Anerkennung in Deutschland leider oft zu wünschen übrig lässt. Ich finde es jedenfalls grandios, dass du alten Menschen zur Seite stehst und dabei an sich Spaß hast.

Was du beschreibst, klingt nach einer fiesen Durststrecke in deiner Ausbildung! Kein Wunder, dass Alternativen attraktiver erscheinen. Aber genau da liegt meiner Ansicht nach der Hase im Pfeffer: Nicht alles, was zuerst positiver und erstrebenswerter aussieht, muss es letztlich auch sein. -
Um das deutlich zu machen: Ich persönlich finde es schon problematisch, für eine Ausbildung abnehmen zu sollen. Ich kann jetzt natürlich schlecht einschätzen, ob das wirklich so gewünscht wird oder ob du auch selbst aus gesundheitlichen Gründen Gewicht reduzieren solltest (z.B., weil du Gelenkbeschwerden hast). Generell finde ich es einfach fragwürdig, für die Optik abzunehmen. Das klingt so nach "von außen diktiert und aufgezwungen" - und damit ungesund.

Zu der Ausbildung im Allgemeinen: Diese "Durchhänger" sind ganz normal, ganz besonders in solch anspruchsvollen Bereichen wie Altenpflege! Von euch wird psychisch und körperlich viel abverlangt, was natürlich an die Substanz geht.

Aber auch ganz allgemein betrachtet würde ich behaupten, dass selbst bei den Personen, die ihre Ausbildung leicht finden und später ihren Beruf heiß und innig lieben, immer mal wieder diese Phasen kommen, in denen alles mühsam, lästig und einfach "zuviel" wird. Das hat auch damit zutun, dass deine Ausbildung nicht im luftleeren Raum existiert, sondern ja auch andere belastende Dinge durch deine Mitmenschen und anderen Aktivitäten auftreten können, sodass es sich summiert und das Gefühl von "Ich kann nicht mehr!" erzeugen kann. Ich kenne das selbst von mir. Es geht vorbei - sofern man grundlegend Freude am Tun verspürt! Das ist die Voraussetzung, durchzuhalten. Wenn du weißt, wofür du etwas tust, kannst du die Tiefpunkte überwinden. Siehst du allerdings keinen Sinn in deiner Tätigkeit; fragst dich, was du dort sollst; wenn du einfach unglücklich bist - dann ist es das Falsche. Dies solltest du also für dich ergründen. Deine Darstellung liest sich für mich schon so, als ob du dich für die richtige Ausbildung entschieden hättest. Trotzdem: Dein akutes Problem macht dir zu schaffen und sollte behoben werden.

Was das Lernen angeht ein paar Gedanken:

- Zunächst mal als Anstoß: Selbst wenn du umsatteln würdest, müsstest du auch wieder viel lernen - das gehört zu Ausbildungen einfach dazu! Egal ob Altenpflege oder Sport/Fitness - Betriebswirtin. Was wäre denn, wenn du dich für Letztere entscheiden würdest, um dann genau die gleich Erfahrung zu machen? Wieder abbrechen?

- Dem Thema Motivation solltest du besonders viel Aufmerksamkeit geben: Was genau raubt dir die Energie? Was macht dir Angst? Und was gibt dir neue Kraft, was hat dich bisher motiviert in der Ausbildung? Auch die Frage, was dir VOR der Ausbildung Motivation geschenkt hat, ist sehr wesentlich. Das solltest du dir dann als "Schutzschild" vor Augen führen, gedanklich und gefühlstechnisch ausbauen und dich daran erinnern, wenn du wieder einen Tiefpunkt hast.

- Ich denke, das Lernen ist gut schaffbar, wenn du dir geeignete Rahmenbedingungen schaffst. Hierzu ein paar Anregungen:
* Fokussiere dich darauf, dass das Lernen einfach dazu gehört und nicht "dein Feind" ist. Versuche, das Unangenehme positiv umzuformulieren, z.B. "Ich lerne dieses Kapitel, weil es mir hilft, meine Prüfung erfolgreich zu bestehen.", "Ich mache das, weil ich später eine kompetente Altenpflegerin sein möchte." Der Blick nach vorne hilft allgemein, sich besser "durchzukämpfen".
* Das Denken in absolvierten Etappen, Freude über Ferien, schöne Momente mit den alten Menschen, Erfolgserlebnisse usw.!
* Lerne regelmäßig, aber so, dass du dich pro Tag nicht überforderst und das Gefühl hast, dass DU die Kontrolle über den Stoff hast, nicht umgekehrt.
* Richte dich zum Lernen so ein, dass du dich wohl fühlst. Dazu gehören auch Faktoren wie Wärme, Licht, frische Luft, Duft (z.B. stimulierende ätherische Öle wie Zitrone in Duftlampe geben, sie fördern die Konzentration).
* Sorge dafür, dass du nicht gestört wirst. Zum Beispiel Handy ausschalten oder in einen anderen Raum legen! Deiner Familie kannst du sagen, dass du dich z.B. für die folgenden 30 Minuten zurückziehst und nicht unterbrochen werden möchtest.
* Für das konkrete Lernen kannst du für dich herausfinden, welche Lerntechniken für dich geeignet sind. Lernst du gerne mit Karteikarten? Magst du selbst erstellte Plakate? Hörbücher zum Stoff? ... Da gibt es ganz viel und du solltest dir angucken, was dir etwas bringt. Vielleicht ist es auch recht speziell, gibt dir aber total viel.
* Gönne dir viele Pausen, mach dann komplett andere Sachen und setze dich dann wieder ran. Sobald du merkst, dass du dich nicht mehr konzentrieren kannst, hör erstmal auf.
* Vielleicht bist du der Typ für eine Lerngruppe? Womöglich gibt es Andere bei dir in der Ausbildung, denen es ähnlich geht wie dir und mit denen dir das Lernen leichter fallen würde. Außerdem könntet ihr euch gegenseitig motivieren und anstupsen, wenn es wieder zu Unsicherheiten und Downs kommt.

Es gibt noch viele weitere Ideen rund um das Lernen und Motivation. Ich denke, du hast jetzt eine Übersicht, in welche Richtungen das Ganze gehen kann. Das Wichtigste ist, dass du dir bewusst machst, was du wirklich sein möchtest, was deine Werte sind und warum dir ausgerechnet JETZT die Motivation fehlt. Fang an, dann geht es weiter.

Übrigens: Die Ausbildung zur Gesundheits - und Fitness - Betriebswirtin könntest du eines Tages immer noch machen, falls du das dann doch als die große/größere Erfüllung erkennen würdest. Wir leben glücklicherweise nicht mehr in Zeiten, in denen es Ausschließlichkeit gibt. Es gibt ja auch einige Menschen, die mehrere Berufe erfolgreich ausüben; Teilzeit & Co sei Dank.

Also, nur Mut und gutes Durchhalten - egal, für was du dich entscheidest!

Nuala