Problem von Sven - 34 Jahre

Unglückliche Beziehung oder bin ich zu anspruchsvoll

Hallo liebes Kummerkasten Team,

Ich bin seit 7 Jahren mit meiner Partnerin (34) zusammen, werde aber mehr und mehr unglücklich mit ihr. Das schlimme daran ist, dass es eigentlich eine schöne Beziehung ist und wir viel gemeinsam haben. Wir sind oft zusammen und Reisen auch gerne. Haben eigene und gemeinsame Hobbies u.s.w.

Seit einiger Zeit kommt in mir trotzdem ein gewisses unglücklich sein auf, so stark, dass Schlaf nicht mehr erholsam ist und ich zunehmend agressiv werde. Das verrückte ist, dass ich es an nichts spezifischem fest machen kann. Es sind Kleinigkeiten die mich stören. Das sie mich bemuttert und extrem besserwisserisch ist und wir dadurch viel Stress haben. Dazu kommt dass sie meine Grenzen nicht akzeptiert (z.b. will sie sich immer in meine Finanzen einmischen) und sie lässt mich immer warten sie sagt sie will ein 5 Minuten Gespräch führen und lässt mich dann 30 Minuten sitzen oder wir gehen so spät los dass wir entweder sprinten müssen um einen Zug zum Flughafen zu erwischen. Und wenn ich das anspreche kann sie es verstehen aber es ändert sich nichts. Ich bin relativ sensibel und sie ist aber in dem Fall das genaue Gegenteil weswegen ich ihr dann immer seltener sage was mich stört.

Der Sex ist okay aber wird immer seltener und mir fehlen einige Sachen die wir am Anfang gemacht haben, alles läuft nach schema-F ab

Ich habe trotz allem das Gefühl in einer tollen Beziehung zu sein und habe starke Gefühle für sie und bin daher extrem ambivalent meine Gefühle gehen von sehr gut bis zu sehr schlecht.

Ich weiß nicht was ich machen kann damit ich glücklich werde. Trennen würde mir kurzfristig helfen aber ich mag sie trotzdem sehr so, dass die Idee schmerzt sich zu trennen außer in den Phasen in denen ich unglücklich bin da ist es immer eine gute Lösung. Andererseits weiß ich dass ich sie nicht ändern kann aber weiß nicht ob und ich diese Dinge die mich stören akzeptieren bzw damit leben kann.

Vielleicht habt ihr ja eine Idee :)

Gruß Sven

Sarah B. Anwort von Sarah B.

Lieber Sven,
vielen Dank für dein Vertrauen in uns.

Deine Nachricht beschreibt sehr gut, wie es dem ein oder anderen nach ein paar Jahren in einer Beziehung ergeht und welche Gedankengänge sich dann gerne mal einschleichen.
Nach einer gewissen Zeit sieht man nicht mehr alles durch die bekannte "Rosarote Brille" und nimmt (Charakter-)Eigenschaften deswegen objektiver wahr.
Marotten, die einen in der Regel stören, findet man oftmals zu Beginn sogar charmant, aber es kommt der Punkt, an dem man sich daran stört.
Auch der Alltag schleicht sich natürlich ein. Die Dates und langen Gespräche über Gott und die Welt werden weniger und es ist nicht mehr alles aufregend und neu. Jeder hat seine Verpflichtungen: Job, Haushalt und andere Dinge um die man sich kümmern muss.
Damit die Beziehung nicht auf der Strecke bleibt und man sich nicht immer mehr auseinander lebt und emotional voneinander entfernt , bedarf es viel Arbeit und vorallem offene Worte.

Ich denke, dass ihr nach wie vor eine gute Basis habt.
Ihr seid gerne zusammen, aber es hat auch jeder Zeit für sich. Das ist unglaublich wichtig. Du schreibst ja, dass du dich nicht trennen möchtest und starke Gefühle für sie hast, daher würde ich eine Trennung nicht überstürzen.
Leider gibt es das ein oder andere, was dich stört.
Ich kann verstehen, warum du ihr immer seltener sagst, was dich stört, aber genau das schadet leider mehr, als das es nützt.
Ihr seid erwachsene Menschen, die eine Beziehung auf Augenhöhe führen (sollten) und daher steht es dir zu ihr zu sagen, wenn und wodurch sie dich verletzt.
Auch wenn dir das unangenehm ist und du fürchtest, dass es ohnehin nichts bringt, behalte deine Gefühle bitte nicht für dich.
Man sieht ja u.a. an deinem unruhigen Schlaf, dass es negative Auswirkungen auf dich hat.
Ein Mensch kann sich bzw. schlechte Angewohnheiten durchaus ändern, aber das geht natürlich nicht von heute auf morgen.
Wie sieht es denn von ihrer Seite aus aus? Hast du das Gefühl, dass es Dinge gibt, die sie stören bzw. hat sie mal was diesbezüglich gesagt?
Du schreibst, dass der Sex immer seltener wird und eher eintönig ist, was dich ebenfalls stört. Auch in Bezug darauf kann ich dir nur ans Herz legen, dich deiner Freundin mitzuteilen.
In so einem Fall könnte ein "Stundenplan" hilfreich sein, so verrückt es auch klingen mag. Einfach, um wieder eine Regelmäßigkeit reinzubringen.
Teile ihr ebenfalls mit, was du gerne mal (wieder) machen möchtest, damit es nicht mehr nur nach Schema F abläuft.

Ich verstehe dich, es ist wirklich zermürbend, wenn man so hin- und hergerissen ist.
Letzten Endes musst du dir folgende Fragen selbst beantworten:
- Ist es Liebe oder ist es (nur noch) Gewohnheit?
- Trenne ich mich nicht, weil ich Angst vor der Veränderung habe/allein zu sein oder weil ich nicht ohne sie leben will?
- Bin ich bereit an der Beziehung zu arbeiten?

Nimm dir Zeit und denke in Ruhe darüber nach. Solltest du feststellen, dass du die Beziehung nicht aufgeben möchtest, dann sprich bitte mit ihr und arbeitet gemeinsam daran.
Überlegt euch, was ihr tun könntet, damit ihr euch beide wohl(er) fühlt.
Ich denke in eurem Fall ist das Hauptproblem nicht, dass ihr zu wenig Zeit miteinander verbringt, sondern die fehlende Kommunikation.
So banal es klingt, aber genau das ist der Schlüssel.

Solltest du feststellen, dass sich an deiner Gefühlslage trotzdem nichts ändert, wäre es leider wirklich zu überlegen, ob du die Beziehung beenden solltest.
Ja, das ist nicht einfach und mit Herzschmerz und Veränderung verbunden, aber die Angst davor darf nicht wichtiger als dein Wohlbefinden sein.
Eine Partnerschaft sollte das Leben bereichern, gib dich nicht mit weniger zufrieden. Du verdienst es glücklich zu sein!

Lieber Sven, ich hoffe, dass ich dir ein wenig weiterhelfen konnte und wünsche dir von Herzen, dass es dir bald besser geht und du die für dich richtige Entscheidung fällst.
Melde dich jederzeit wieder, wenn du noch Fragen hast oder erzählen möchtest, wie es weitergegangen ist.

Liebe Grüße,
Sarah