Problem von Jonas - 18 Jahre

Ich bin auf dem Boden zerstört

Mein Problem ist folgendes: seit ungefähr 2 jahren bin ich in einem kreis der sich auf der schiefen bahn befindet. Drogenkonsumenten, Verkäufer aber auch andere arten von Straftätern. Ich habe selber konsumiert und zu meinem 18 Geburtstag habe ich viel Geld bekommen. ich hatte richtig gute freunde bekommen dachte ich. brüder die für immer bleiben. Dann eines tages wurde ich beraubt, 500 euro einfach weg. ich habe mich geschämt, das ich mich hab abziehen lassen, aber habe es trotzdem meinen "freunden" erzählt. Das war ungefähr ein halbes Jahr her. Ich hatte seitdem das gefühl das sie mich nunoch als lappen sehen der sich abziehen lässt, was meinen stolz verletzt und mich wirklich fertig macht. Seitdem ich auf die schiefe Bahn abgedrifted bin habe ich ein schlechtes Verhältnis zu meiner alleinerziehenden mutter, was mich auch sehr unglücklich gemacht hat. Ich habe sie stehen lassen und habe ihr Herz gebrochen für diese scheiss freunde. Ich komme damit nicht klar das ich so ein scheiss sohn war. Heute gerade eben bin ich wach geworden. Ich habe mich mit jemandem getroffen den ich seit 8 jahren kannte und mit dem ich auch ein gutes verhältniss hatte.ich bin allein hingegangen weil ich ihm vertraute. das treffen sollte im wald statt finden und ich sah schon aus der ferne das er dort nicht allein war. 4 leute insgesamt gegen mich allein. Spätestens da hätte ich merken müssen das ich besser umdrehen sollte. Ich wusste auch das der typ auf harten Drogen ist und unberechenbar ist, da er schon öfters Schlägereien vor meinen augen begonnen hat und auch im knast war. Es ging bei dem treffen um 200 euro. er hat das bekommen was er wollte und ich wollte mein Geld haben. wir haben anfangs normal geredet bis er plötzlich ausrastete er hat mir gesagt das ich nichts bekomme und hat mir direkt einen haken gegeben. ich lag am boden und 2 leute haben auf mich eingetreten. mir wurde dann noch mein Handy geklaut.

Jetzt bin ich zuhause, meine mutter ist gerade nicht da, ich würde sie jetzt so gerne in den arm nehmen und mich für alles entschuldigen, ich weine gerade.. ich habe sie bestimmt seit 2 jahren nicht mehr umarmt oder ihr gesagt wie sehr ich sie liebe. Ich konnte es irgendwie nicht.. ich hoffe ich kann es jetzt, ich habe aufjedenfall gemerkt das ich aus meinen kreisen rauswill ich möchte nichts mehr mit solchen leuten zutun haben.

das nächste problem ist das ich dazu weg muss.. ich muss die stadt verlassen denn ich kann weder in ruhe rausgehen noch habe ich hier irgendwelche freunde, denn wenn ich meinen "freunden" sage das ich wieder abgezoen wurde und das würden sie sowieso erfahren, dann würden sie mich auslachen und mir nicht helfen mich an diesen typen zu rächen. Ausserdem muss ich mich sowieso von ihnen distanzieren denn ich möchte jetzt ein normales leben führen und das wichtigste ist das meine mutter endlich wieder glücklich ist.


Bitte helft mir ich brauche hilfe denn ich bin am boden zerstört und weiss nicht mehr weiter..

gibt es eine stelle wo ich mit jemandem reden kann ohne das ich in kontakt mit der polizei komme?
ich würde am liebsten mit meiner familie weg von hier den hier habe ich angst um sie und ich muss mich selbst einschliessen denn draussen laufen meine feinde rum.. ich kann nicht mehr raus.

lg

PaulG Anwort von PaulG

Lieber Jonas,

eine wichtige Frage habe ich an dich:

Woher kommt dein Wunsch, dein Leben zu verändern?

Ist es wirklich aufrichtige Sehnsucht nach einem anderen, besseren Leben, die dich antreibt? Oder ist es eher die Angst und die Scham, die du empfindest - nach dem, was dir passiert ist?

Wenn du dein Leben ändern möchtest, musst du zuerst dich selbst ändern. Und wenn du vor der Vergangenheit wegläufst, kannst du das nicht.

Ich verstehe deinen Text so, dass der Grund, warum du zweihundert Euro zu bekommen hattest, in einer - vorsichtig ausgedrückt - nicht ganz sauberen Sache liegt. Ist das für dich ein Grund, nicht zur Polizei zu gehen? Warum? Weil es dir selber ein Nachteil sein könnte? Mach dir bitte klar: Du bist von einem Mann angegriffen und verletzt worden, der schon einmal im Gefängnis saß (und sicher nicht ohne Grund). Er und die anderen drei sind noch da draußen. Sie sind ganz offensichtlich gefährlich, eine Gefahr für die Allgemeinheit. Wenn du jetzt davon läufst, Jonas - wer garantiert, dass du zu einem späteren Zeitpunkt in deinem Leben nicht wieder wegläufst, weil es gerade für dich brenzlig wird? Du musst dich deinen eigenen Fehlern stellen, wenn du sie wirklich bereust. Sonst ist es kein Neuanfang, sondern eine Flucht.

Wie soll dein neues Leben aussehen? Hast du einen Schulabschluss? Einen Job? Wie willst du auf ehrliche Weise zu Geld kommen? Es ist keine Schande, beraubt zu werden, wenn man das Geld ehrlich verdient hat. Es ist ärgerlich, schmerzhaft, oftmals auch bedrohlich, fünfhundert Euro zu verlieren. Eine "Schande" ist es aber nur dann, wenn das, womit man das Geld verdient hat, ebenfalls eine Schande war. Und das ist Drogenhandel mit Sicherheit.

Du schreibst, du hättest deiner Mutter das Herz gebrochen. Warum willst du sie dann in den Arm nehmen? Glaubst du, es hilft ihr, wenn du dabei noch derselbe Mensch bist, der du bisher warst? Deine Mutter liebt dich mit Sicherheit, Jonas. Das ist so bei Müttern. Man kann sich mit einem Freund verkrachen, mit einem Bruder - aber mit deiner Mutter kannst du dich niemals so zerstreiten, dass sie dich nicht mehr lieben würde. Auch Mörder und Kriegsverbrecher haben Mütter. Und wenn du der schlimmste Verbrecher der Welt wärst - deine Mutter würde nicht leiden, weil sie dich nicht mehr lieben könnte, sondern sie würde leiden, weil sie dich liebt. Das tut sie auch jetzt. Deswegen: Schaff die Gründe für ihren Schmerz aus der Welt, stell dich deinen Fehlern, auch wenn es dir nicht angenehm ist. Dann kannst du auch wieder erhobenen Hauptes auf die Straße gehen.

Ich kann dir keinen direkten Rat geben, Jonas - weil du ganz allein selbst entscheiden musst, ob du die Verantwortung für dein Tun übernehmen willst. Zum Wohl derjenigen, die in Zukunft Opfer werden könnten - und die auch gelitten haben, weil du selbst ohne Rücksicht gelebt hast. Das alles ist kein Grund, warum man dich jetzt für alle Zeiten hassen sollte. Oder du dich selbst. Doch es ist ein Grund, jetzt einen Schlussstrich zu ziehen. Und das musst du aus eigenem Antrieb tun.

Vielleicht - fragst du deine Mutter, Jonas? Vielleicht hilft es dir, erst ihr alles gebeichtet zu haben, was du auf dem Herzen hast? Du weißt selbst sehr gut, dass du nicht einfach weglaufen kannst. Du musst erreichen, dass du nicht mehr von deinen falschen Freunden belästigt wirst. Das ist nur möglich, wenn sie dir mit deiner Vergangenheit keine Angst machen können. Und du musst von nun an auf dem Weg gehen, der dich mehr Anstrengung kostet, aber ein besseres Gewissen bietet. Das ist nicht einfach, aber es ist zu schaffen. Doch nur du kannst dich dafür entscheiden.

Deswegen: Wenn du etwas zu gestehen hast, Jonas, dann tu es. Und sorge dafür, dass diese Leute uns allen nicht mehr gefährlich werden können. Und lass dir helfen von denen, die in dir eine Person mit Nöten sehen. Du hast Fehler begangen - trotzdem wird man dir helfen. Aber du musst diese Hilfe wollen. Therapien und Entzug nützen nichts, wenn du sie nicht wirklich willst. Keine Therapie kann dich heilen, ohne dass du dich dafür entschieden hast. Sie ist überhaupt nur dafür da, dir diese Entscheidung leichter zu machen. Ob du sie triffst, liegt bei dir.

Und was deine "Rache" betrifft, Jonas: Das ist der ganz falsche Weg! Denn das Gesetz kennt keine Rache. Willst du es wieder in deine eigene Hand nehmen? Warum? Brauchst du Freunde, um dich zu rächen? Wenn du doch jetzt ein normales Leben führen möchtest? Normal leben, heißt in erster Linie, die Grenzen respektieren, die unser aller Wohl dienen. Rachsucht ist ein Gefühl, dem du nicht nachgeben darfst. Denn Rache ist unvernünftig. Rache führt nur zu neuer Rache. Bevor du ein neues Leben beginnst, musst du dich zuerst von deinem alten Denken verabschieden! Du musst anerkennen, dass es dir nicht zukommt, dir zu nehmen, was du willst - nicht Geld und nicht die Gesundheit anderer Menschen. Normal leben kann sehr schwer sein, wenn man nicht gewohnt ist, andere in Ruhe lassen zu müssen. Daran aber musst du dich gewöhnen - und wenn es dir noch so schwer fällt. Es ist nicht an dir, Vergeltung zu üben. Du kannst nur die Hilfe der Polizei in Anspruch nehmen. Und dafür musst du etwas bieten: Ehrlichkeit. Wenn du das nicht willst, dann kannst du es vergessen.

"Einen Neuanfang wagen" heißt nicht: Woanders genauso weitermachen, wie man es bisher gemacht. Ein Neuanfang bedeutet, anders leben bisher. Das ist schwierig. Aber du kannst es schaffen. Wenn du es wirklich willst.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul