Problem von Sandra - 26 Jahre

Innere Unruhe, Ängste

Liebes Kummerkasten Team,

Ich heiße Sandra und bin 26 Jahre alt.
Ich lebe seit 2 einhalb Jahren in Berlin.
Meine Vergangenheit war voll mit Problemen die sich entwickelt haben bis zur ständiger Obdachlosigkeit. Die mich innerlich noch immer auffressen teilweise. Kaputte Familie und Perspektivlosigkeit in meiner Zukunft. Einziger halt meine Schwester die mit mir aus der Obdachlosigkeit nach Berlin in einer Unterkunft Zuflucht fand. Mittlerweile hat jeder von uns eine Wohnung. Und besuchen bzw ich besuche oft meine Schwester. Was mich stört das meine Schwester keine Initiative ergreift mich Zuhause zu besuchen. Auch schon angesprochen. Aber ändern tut sich nix. Es ist so als ob sie sich total wohlfühlt in Ihrer Wohnung und alles zu ihr kommt. Andererseits denke ich sie fühlt sich Zuhause geschützt. Kein Stress niemand der ihr Weh macht. Ich beneide sie. Sie kann sich gut mit sich selbst beschäftigen und alles was sie braucht wie Internet, etc. Sie lebt schon ein geregeltes Leben. Hat natürlich auch Mühe und Zeit gekostet aber ich fühle mich als ob ich ihr hinterherhänge. Ich bin die ältere Schwester aber hab das Gefühl das ich nachhänge. Ich habe leider nicht soviel Selbstdisziplin wie sie obwohl ich das auch könnte. Ich war früher mehr selbstständig als heute. Außer bei Angst da stehe ich auf der Stelle. Diese Angst die meine Kehle trocken macht. Mir Kummer bereitet.
Ich will nun mich jetzt auf mich selbst konzentrieren, und aus mir was machen. Den ersten Schritt habe ich schon getan. Ich hole mein Abitur nach. Die fängt am 20 August an. Ich bin derzeit Arbeitlos. Und in der Insolvenz, seit paar Monaten. Mich plagt die Zeit des Wartens bis ich endlich wieder was sinnvolles tun kann. Ich weiß nicht wie ich mich beschäftigen soll bis zur Schule. Und ich weiß nicht richtig wie man lernt so richtig meine ich. Ich habe kein Tv und kein Internet. Ich besitze nur ein Tablet und ein modernes altes Handy. Lautsprecher funktionieren nicht, nur mit Kopfhörer.
Ich muss immer in Cafes, Ubahnstationen wo freies Wlan ist mir serien,Dokus runterladen damit ich Zuhause sie mir anschauen kann. Auf Dauer ein Belastung, es nervt weil ständig Menschen um einen sind. Hätte ich nicht die Kopfhörer wäre das schlimm. Natürlich habe ich angefangen zu lesen. Ich lese gerne über asien, japan, china reisen. Schaue auch viele Dokus an. Die zeigten auch oft bei leistungsversagen wie schnell mann am Boden landen kann und wie hart es in asien ist. Das hat mir zudenken gegeben über mein Leben und das ich als Erwachsener überhaupt noch das Abitur machen darf statt sofort in irgeneiner Arbeit reingesteckt zu werden mit schlechten Lohn und Perspektiven. Ich hasse das warten langsam, und Ängste vor der Zukunft und der Vergangenheit. Ich bin schlecht in Mathe aber mag Mathe. Ich bin nicht wirklich dumm aber einiges habe ich nicht lernen können wie andere Kinder, das fördern hat mir als Kind schon gefehlt. Es gab zwar auch andere Zeiten aber die waren nicht langwährig. Ich hab große Angst im Probejahr wegen Mathe durchzufallen. Ich würde echt gerne das Abitur schaffen und danach eine Ausbildung machen, arbeiten, danach noch studieren. Mein Problem ist auch das ich noch immer nicht weiß welchen Beruf ich machen kann und ich finde ich habe viele Schwächen. Und ich will natürlich auch gut verdienen. Doch welcher weg ist für mich der richtige? Ich hab Angst falls ich mein Abitur nicht schaffe.. bleibt nur mein Realschulabschluss der nicht so gut ist. Leider hab ich eine 4 in Deutsch und eine 5 in Mathe. Ich hab damals aber auch meinen Lebensunterhalt verdienen müssen. Ich hab von 8 bis 17 gearbeitet und und danach ab in die abendschule.. bis 21:30 und dann noch nachhause fahren. Plus asoziale Umstände wegen der Familie und hab früh mit 16 eine eigene Bude gehabt, die nicht gut war eher schlecht. Nicht zu vergleichen mit der Wohnung die ich jetzt habe. Zudem ich auch belästigt wurde etc. Und meiner Mutter ständig Geld geben musste Plus dazu hat sie bankschulden auf meinem Namen gemacht.
Nun ja alles lang her und ich habe es überlebt. Jetzt ist es ruhig und ich kann aufatmen aber irgendwie auch nicht. Ich weiß einfach nicht was ich machen soll. Internet hab ich erst im August. Ich muss das Geld zusammensparen 240 € ,bei der Telekom. Weil meine Schufa schlecht ist aber ich bekomme den Anschluss. Und das Geld geht fürs Internet dann drauf ist nur eine Sicherheit. Medien braucht man auch als armer Mensch finde ich. Weil man so schon aus der Gesellschaft verbannt ist oder auch gebrandmarkt. Ich hab nur ein älteren Bekannten zum quatschen, einmal die Woche und gehe in eine Gemeinde ca, 2 mal die Woche. die ein Hauch sektenmässig ist aber okay. Die kochen zusammen quatschen beten und sind alle ordentlich. Ursprünglich aus Korea aber haben auf der ganzen Welt ihre Gemeinde. Sie sind auch sozial angaschiert.
Aber die haben alle Jobs und ein geregeltes Leben. Ich will das auch diese Erfüllung.
Ich weiß nicht wie ich den Monat überstehen soll. Auch finanziell muss ja Geld auf die Seite legen wegen Internet, brauche das ja auch fürs lernen, weil Nachhilfe könnte ich mir nicht leisten außer ich finde jemanden zum lernen, ich hoffe ich finde jemanden. Aber das weiß nur das Universum.
Ich brauche Hilfe und Zuwendung. Aber ich weiß auch das ich Erwachsen bin. Meine Schwester kann ich nicht belasten. Die hat selbst zu tun. Zudem war ich schon in der Psychiatrie wegen einer psychose. Das war schlimm. Jetzt geht's mir besser. Ich nehme eine Tablette am Tag. Muss ich.
Und bin dadurch kerngesund. Meine Schwester hat das Kummer bereitet.
Das tat mir leid. Ist zustande gekommen weil ich ständig allein mit mir selbst geredet habe über die Vergangenheit. 24 Stunden. Hab auch reingeschrien und bin verwahrlost durch die Straßen gelaufen, hab auch stimmen gehört und mit denen geredet, die waren aber nur fies. Die Sozialarbeiter haben mir geholfen.
Es tut weh rückblickend. Das es soweit kommen musste. Die Einsamkeit jetzt dagegen ist Luxus.
Irgendwie lerne ich in meiner Freizeit.
Ja ich weiß nicht was genau ich tun kann um stabilisiert zu werden. Aber eins weiß ich, mir Erfolg und Geld lässt sich einiges besser regeln. Ist natürlich keine Garantie aber es ist schon so. Darum will ich eine gute Schülerin werden und meine Träume irgendwie verwirklichen. Ich will eine Arbeit und mehr Kontakt zu meiner Schwester und mehr Familie glaub ich. Meine grundbedürfnisse leiden.
Ist viel. Ich will endlich glücklich sein. Bin Ich schon allein des wegen weil ich eine Schwester habe. Aber ich will ein bisschen mehr. Ich weiß es gibt schlimmeres aber ich bin nunmal in meiner Situation und nicht in einer anderen. Jeder ist seines Glücks Schmied aber wir vergessen das wir nicht allein auf dieser Welt sind.
Trotz Abitur gibt ja auch Arbeitslose. Nichts ist Garantie. Alles hat sein Risiko. Und alt bin ich auch. Es ist hart.
Aber eins weiß ich alleine schaffe ich das nicht. Klar muss Mann selber dann machen aber ich brauche jemanden der mich dahin schubst.
Laut meiner Umgebung bin ich eine gute rednerin. Über viele Themen. Ich weiß nicht welcher Beruf dafür passend wäre.
Ich hoffe auf eine Antwort von Ihnen. Ich bin unruhig und will nicht ertrinken.

Mit freundlichen Grüßen
Sandra

Stephanie Anwort von Stephanie

Hallo liebe Sandra,

ich danke dir das du uns so offen geschrieben hast. Und ich muss gestehen das ich wirklich sehr stolz auf dich bin als ich gelesen habe wie du dein Leben so gemeistert hast. Viele Menschen schaffen es nur selten oder gar nicht aus der Obdachlosigkeit wieder heraus zu kommen. Aber du hast es geschafft! Du hast eine Wohnung und ein Ziel vor Augen. Und daran musst du fest glauben das du das alles schaffen wirst. Wer so eine Vergangenheit hinter sich hat, ist ein Kämpfer! Du machst jetzt demnächst Abitur, Herzlichen Glückwunsch von mir. Ich drücke fest alle Daumen das du das gut packst und dort auch Freundschaften knüpfst die dich unterstützen können beim lernen. Du bist noch recht jung, dir stehen noch soviele Türen offen. Nutze jede Chance und teste dich aus. Lass dich vielleicht noch beraten beim Jobcenter in welche Richtung es noch gehen könnte bei deiner Berufswahl.Jeder Mensch hat auch Stärken und Dinge die er gut kann. Und ich bin mir sicher das du auch vieles gut kannst aber dich nicht so wirklich traust.Wäre ein Praktikum in verschiedenen Bereichen denn etwas für dich wo du einfach mal ein paar Tage arbeitest und schaust ob es dir liegt? Nur Mut, trau dich neue Dinge auszuprobieren. Hast du vielleicht mal daran gedacht deiner Schwester einen Brief zu schreiben mit all deinen Gedanken und Gefühlen was euer Verhältnis angeht? Nur weil du die ältere von euch bist, solltest du euch nicht miteinander vergleichen. Jeder Mensch geht andere Wege, hat andere Stärken, andere Wünsche, Bedürfnisse usw.Deine Schwester hat ihren Weg für sich gewählt der sie glücklich macht und du gehst jetzt deinen. Verabredet euch als Schwestern, plaudert über private Dinge, lacht zusammen, habt Spass. Glaube mir bitte wenn ich dir sage das so viele Menschen Angst vor der Zukunft haben, Angst vor Veränderungen, Angst zu versagen oder falsche Wege zu gehen. Aber lass dir gesagt sein, das jeder Weg, egal in welche Richtung, genau der richtige sein kann. Man lernt aus Versuchen und man kann auch scheitern. Aber es nicht zu versuchen, das wird man irgendwann vielleicht bereuen.Halte an deinem Weg fest, versuch es und schau wie weit es geht. Ist es der richtige wirst du es fühlen. Glaub an dich selbst und gib niemals auf! Ich wünsche mir für dich das du dein Ziel erreichst und nie aufgibst, auch wenn es mal schwer wird oder nicht so gut läuft.Behalte dein Ziel im Auge und kämpfe dafür. Ich denke das du es schaffen wirst!

Liebe Grüße
Stephanie