Problem von Anonym - 16 Jahre

Ich bin einfach anders

Hallo,
Ich bin Ba und 16. Ich weiß nicht genau wie ich das vormulieren soll. Ich veruch es einfach. Ich habe viele Probleme zuhause bzw. in meiner Familie. Ich soll immer perfekt sein, aber ich bin es nicht. NIe bin ich gut genug, nur wenn es darum geht das jemand was braucht dann plötzlich merken sie das ich noch da bin. irgendwie verletzt mich das.
ich hab auch viele albträume und Ängste. Die meisten Albträume sind davon, das eine bestimmte Person einfach so aus meinem Leben verschwindet für immer und das er ohne mich glücklich ist. Ja klar, ich liebe diese Person, und die weis es, aber ich will das er glücklich ist. aber ich würde nicht sollen das er deshalb aus meinem Leben verschwindet. Ich hab ANgst vor alles mögliche Spinnen, Dunkelheit und besonders vor mir selber.
Wenn ich etwas male ist es nur düster und dunkel. ich hab gehofft das es so vllt mal jemand sieht wie es mir geht. aber sie sind blind.
Ich fühl mich nicht mehr lebendig! Das einzige wo ich mich noch lebendig fühle ist wenn ich schmerz entfinde. manchmal denk ich mir vllt sollte ich schlafen und nie wieder aufwachen. aber ich weiß nicht wo ich hilfe bekommen könnte ich bin einfach nur keine ahnung, niemand versteht mich, ich bin einfach ja anders

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Ja - das klingt total ungemütlich und traurig. Ich kann nachempfinden, dass du mittlerweile an das "für immer Entschlafen" denken musst. Doch ich will dir Mut machen, denn ich bin fest davon überzeugt, dass dein Leben wandelbar ist und sich vieles zum Positiven ändern kann - und du bist dem Ganzen nicht hilflos ausgeliefert, sondern kannst aktiv darauf Einfluss nehmen!
Ich habe die Vermutung, dass die groben Bereiche "Aktivität" und "Konfrontation" für dich sehr wichtig sein könnten. Das werde ich weiter unten noch erklären.

Offen gesagt lesen sich deine Beschreibungen nicht so, als würdest du dich wirklich andersartig fühlen, sondern einfach nicht angenommen in deiner gesamten Persönlichkeit. Ich lese stark bei dir heraus, dass du einen enormen Druck hast, den Erwartungen deiner Eltern zu entsprechen. Sie ignorieren dein wahres Wesen, fordern permanent und laugen dich aus, weil du gleichzeitig zu wenig Achtung und Wertschätzung erfährst. Vielleicht verwechselst du diese Schieflage mit deiner Position zur Welt, zu anderen Personen. (zum besseren Verständnis: Sich grundlegend anders zu fühlen würde bedeuten, dass du die Verhaltens - und Denkweisen der allermeisten anderen Menschen über viele Situationen hinweg nicht nachvollziehen kannst. Du spürst, dass du in einigen Hinsichten ganz anders tickst, spezielle Interessen & Geschmäcker hast und allein deswegen kaum Gespräche, Unternehmungen, Freundschaften entstehen. Du würdest dich so fühlen, als würdest du nicht zur großen Masse passen).
Entschuldige, wenn ich mich in dem Punkt täusche. Doch häufig rutscht man in die Schiene zu glauben, von niemandem verstanden zu werden, weil zu wenig Kontakt und Austausch mit Anderen erfolgt. Sprich: Wenn du dich zurückziehst, weil du dich unwohl fühlst, hast du natürlich weniger Chancen, die mitzuteilen und von anderen zu erfahren, dass sie schon mal in einer ähnlichen Lage waren oder deine Emotionen teilen. Es kann also sein, dass du gar nicht weißt, ob es Leute um dich herum gibt, die dich potenziell verstehen würden!

Und da komme ich zum Aktiv - Werden:

- Schau auf deine Ressourcen! Das können andere Menschen, Talente, Interessen, dein Lebensumfeld etc. sein: Bestimmt gibt es eine:n Verwandte:n, die:der dich netter und aufmerksamer behandelt. Oder eine Freundin, die dir zuhört. Einen Lehrer, der dich ernst nimmt und dich motivieren kann.
Eine Ressource kann auch ein Stück Natur in deiner Nähe sein, das dir Kraft durch Erholung dort spendet. Oder eine tolle Eisdiele, ein genialer Treffpunkt für Sport, ein Jugendzentrum usw.
Falls es dir schwer fällt, deine Stärken zu benennen: Was sagen Andere über dich, was du gut kannst und warum es schön ist, mit dir zusammen zu sein? Auch wenn du im ersten Moment denkst: Nein, da fällt mir nichts ein! Nimm dir bewusst die Zeit und nimm diese Frage mit in deinen Alltag. Beobachte dich und wie andere Menschen mit dir umgehen. Nicht alles ist grau und schwarz. Auch wenn du denkst, alles wird negativ beeinflusst, wird es immer (kleine) Dinge geben, die andere spitze an dir finden!

- Erzähle von dir! Zieh dich nicht zurück, sondern zeige deine Bedürfnisse und äußere Meinungen. Nur so kannst du ein Echo erhalten, auch von anderen ehrliche Gefühle und Gedanken erfahren. Das erfordert Mut, gerade zuhause. Doch das Schneckenhaus ist die viel schlechtere Option.

- Schau dich generell aktiv nach Leuten um, die dir wohlgesonnen sind. Es gibt in deinem Alter unzählige Möglichkeiten, mit lieben Personen in Kontakt zu kommen. Die Schule mit deiner Klasse, Parallelklassen, AGs usw. ist nur einer von vielen Bereichen. Auch durch bestehende Bekanntschaften kannst du weitere Jugendliche kennen lernen, die dir womöglich noch sympathischer sind. Auch sind Vereine jeglicher Art toll, um mit Anderen zusammen zu kommen und gemeinsam etwas zu erleben. Verbinde das mit deinen Interessen, das macht gleich doppelt glücklich, weil es sinnvoll ist und dir Wärme gibt. Also angenommen, du begeisterst dich für Technik, Tierschutz und/oder Kunst, findest du mit Sicherheit etwas in deiner Nähe, was dir gefallen könnte. Und selbst wenn dort keine Mädels und Jungs in deiner Altersgruppe sein sollten, lohnt es sich dennoch. Denn auch mit etwas jüngeren oder älteren Leuten können Verbindungen und sogar Freundschaften entstehen. In den "richtigen" Kreisen spürst du einfach, dass du deinen Platz gefunden hast und du akzeptiert und respektiert wirst, ohne irgend welchen Maßstäben zu entsprechen.

- Wie wäre es, offensiv auf den geliebten Jungen zuzugehen? - Ja, ich weiß. Es ist schwer, wenn man sich ganz unten fühlt und auch nicht sonderlich erfahren ist. Doch es ist schaffbar. Und ist es nicht eine verlockende Vorstellung, dass es ihm genauso gehen könnte und sich total freut, wenn du auf ihn zugehst?
Du musst ihm ja nicht gleich ein Liebesgeständnis machen. Es wäre ja schon wundervoll, wenn ihr euch freundschaftlich nahe sein könntet. Mit "offensiv" meine ich also keine Anmache, sondern bewusstes Signalisieren: "Ich mag dich und bin gern bei dir." Alles Weitere könnte sich sacht entwickeln, sodass ihr nicht davon überfordert würdet.
Übrigens finde ich es klasse, dass du ihm wünschst, einfach glücklich zu sein. Das klingt sehr selbstlos und dadurch wahrlich liebend :)


Dann habe ich noch ein paar Gedanken rund um Konfrontation:

- Zum Thema Perfektionsdrang: Du weißt es bestimmt selbst - kein Mensch ist perfekt! Und das soll auch niemand sein. Was wären wir ohne unsere Eigenheiten und Unzulänglichkeiten?! Sie machen uns als Individuum aus. Sonst wären alle genormt und dadurch laaaangweilig.
Bestünde die Möglichkeit, in deiner Familie das Problem des Perfekt - Sein - Sollens auf den Punkt zu bringen - was es mit dir macht? Dass du weder perfekt bist, noch sein willst?

- zu deinen Verlassenheitsängsten: Die sind sehr häufig und kommen immer mal wieder in Lebensphasen auf, egal wie gut oder schlecht es einem geht. Erkenne an, dass sie existieren. Sie dürfen da sein, doch du kannst auch aktiv mit ihnen arbeiten, dir Fragen stellen und Gedankenexperimente machen. Es gibt keine absolute Sicherheiten im Leben. Geliebte Menschen können faktisch verschwinden. Doch es wird immer verlässliche Beziehungen geben, für du selbst viel tun kannst. Und es wird immer genug Menschen geben, die von dir geliebt werden können und die dich ebenfalls lieben. Es ist kein ausgesuchter starrer Kreis, sondern einer aus vielen unterschiedlichen Leuten, zwar verstreut, aber vorhanden! Das Leben ist immer ein Wandel, nichts bleibt gleich. Alles verändert sich, Menschen kommen und gehen. Doch du bist nie komplett allein! Wenn du das für dich annehmen kannst, kannst du besser mit deinen Ängsten umgehen lernen.

- Brich ruhig mal aus den gewohnten Bahnen aus und verweigere deine Aktivität in der Familie mit dem Hinweis, dass du gerade das Gefühl hast, ausgenutzt zu werden, dass es dir zuviel ist oder dass du erstmal selbst etwas Aufmerksamkeit benötigen würdest. Im besten Fall werden deine Eltern (und Geschwister) dann hellhörig und gehen auf dich ein, gerade dann, wenn sie vorher in einem starken Alltagstrott funktioniert haben. Was du damit sicherlich erreichen kannst, ist Selbstbehauptung und das Gefühl, die Lage zumindest bezüglich deiner Reaktion kontrollieren zu können, auch wenn deine Familie nicht sofort netter mit dir umgeht. Ein sehr wichtiges Erleben!

- Hast du deine gemalten Bilder deinen Eltern mal direkt unter die Nase gehalten und ihnen gesagt: "So sieht es in meiner Seele aus, bitte hört mir zu, ich brauche euer Verständnis und eure Hilfe!"


Ich sehe zwar, dass es nicht leicht sein wird, deine familiäre Position komplett zu verändern. Dafür müssten alle mitmachen. Doch was du tun kannst, ist deine eigene Haltung und dein Verhalten zu verändern.
Und da du bereits von mehreren Ängsten und wirklich drückenden Empfindungen belastet bist, empfehle ich dir eine Psychotherapie, um diese Einschränkungen effektiv anzugehen und dadurch schrittweise zu mehr Lebensfreude zu kommen. Eine Therapie ist auch genau dafür gedacht, das nicht-aktiv- werden-Können zu durchbrechen. Also falls du beim Lesen meiner Impulse gemerkt haben solltest, dass du dich keineswegs in der Lage siehst, aktiv und konfrontativ zu handeln, spricht das sehr für die professionelle Begleitung.
Es hätte auch den Vorteil, dass deinen Eltern von außen klar gemacht würde, dass du seelischen Schaden genommen und sie daran maßgeblich beteiligt waren und sind. So könnten auch sie etwas lernen und du langfristig davon profitieren.
Zunächst könntest du dich hausärztlich untersuchen und beraten lassen, um ggf. eine Überweisung für eine Therapie zu erhalten. Auch ein Erstgespräch in einer Jugend - oder Familienberatungsstelle kann dir weiterhelfen.

Ich hoffe für dich das Beste - alles Gute wünsche ich dir!
Nuala