Problem von Leonie - 16 Jahre

Übelkeit und Erbrechen

Hallo
Ich bin 16 Jahre, mache Leistungssport Triathlon, mache eine Ausbildung zur Mechatronikerin und komme bald ins zweite Lehrjahr. Mein Problem ist, das mir andauernd schlecht ist und ich mich auch sehr oft übergeben muss (2-4mal pro Woche). Am Anfang meiner Ausbildung möchte ich gar nicht zur Berufsschule gehen, habe auch nur Noten im Viererbereich geschrieben, und mit meinen Mitschülern habe ich mich auch nicht verstanden. Als wir das erste Zeugnis bekommen haben (3,5 Schnitt, aber eine 5), war mein Ausbilder nicht begeistert aber er hat dann mit mir darüber gesprochen wie ich mich verbessern kann und das ich ABH machen sollte (was ich seit den Osterferien auch 1 Mal die Woche mache). Meine Eltern waren sehr sauer wegen dem Zeugnis und haben mich auch angeschrien und geschlagen (machen sie öfter). Nach den Osterferien haben wir eine Klassenarbeit geschrieben (tech. Mathe), ich war gut vorbereitet und konnte den Stoff auch. Als wir die Arbeit geschrieben haben war mir schon sehr schlecht, nach c.a. 20min, bin ich dann aus dem Raum gegangen weil ich mich plötzlich übergeben musste, hab dann 4 oder 5 mal gespuckt und dann ist mir irgendwie Schwarz vor Augen geworden und es hat sich alles gedreht. (Das alles war auf der Toilette, also kein Lehrer dabei). Ich bin dann irgendwann zur Klasse zurück gegangen aber da war auch niemand mehr, 3 von unseren Lehrern haben mich dann gesucht. Ich habe meinem Lehrer gesagt das mir einfach nur schlecht war, weil ich mich nicht getraut habe die Wahrheit zu sagen. Er hatte aber auch Verständnis dafür und hat das auch in der Benotung berücksichtigt. Eine Woche später haben wir die Arbeit dann wieder bekommen und ich hatte eine 5- (Endnote in dem Fach war eine 3). Ich bin mit der 5 also zu meinem Ausbilder (Noten die schlechter als 4 sind muss ich vorzeigen), er war richtig sauer und hat die ganze Zeit gefragt warum ich denn krank war (der Lehrer hat oben auf die Arbeit in Rot "krank während der KA" geschrieben) ich habe ihm dann erzählt das mir Schwindelig war. Er hat mir das aber nicht geglaubt, weil Er meinte, das mein Lehrer dann einen Krankenwagen gerufen hätte (es war aber kein Lehrer dabei). Also von ihm habe ich dann Ärger bekommen, das hat mein Vertrauen zu meinem Ausbilder (was bis dahin echt gut war) echt kaputt gemacht. Ich wäre ja zum Arzt gegangen, habe mich aber nicht getraut, weil meine Eltern das sonst mitbekommen hätten. Mit denen verstehe ich mich eh nicht gut und habe oft Streit. Ich weiß einfach nicht mehr was ich tun soll, wenn ich mich so oft übergeben muss, ich will halt auch nicht das meine Kollegen auf der Arbeit das mitbekommen (mit denen verstehe ich mich gut). Ich traue mich aber auch nicht das irgendjemandem zu sagen...
Im Juni hatte ich einen Lehrgang und jetzt verstehe ich mich auch mit den Leuten in meiner Klasse ziemlich gut und lerne auch mit denen, was meine Noten auch verbessert. Aber das Problem mit der Übelkeit und dem Erbrechen ist aber immer noch da.

Anna Anwort von Anna

Liebe Leonie,

danke für Dein Vertrauen und Deine lange Nachricht. Zunächst einmal freut es mich zu hören, dass Du nun Anschluss in der Klasse gefunden hast, mit Deinen Klassenkameraden lernen kannst und auch die Noten wieder etwas besser werden. Unabhängig von Deinem Problem der Übelkeit, denke ich, ist das schon mal eine sehr gute Entwicklung.

Aber nun zur Übelkeit und dem Erbrechen. Ich denke, als Erstes solltest Du Dich bei Deinem Hausarzt einmal gründlich durchchecken lassen. Ehe man darauf schließt, dass das Problem psychischer Natur ist, sollte unbedingt abgeklärt werden, ob ansonsten körperlich alles in Ordnung ist. Dazu solltest Du dem Arzt unbedingt erzählen, seit wann Du schon darunter leidest. Vielleicht kannst Du auch beschreiben, ob Deine Übelkeit gleich nach dem Essen aufkommt oder eher in belastenden Situationen, in denen Du Prüfungsangst hast oder Dich über etwas ärgerst usw. Zum Thema Essen wird er Dich sicherlich auch ausfragen, was Du isst, wie viel Du isst. Hier im Kummerkasten sind wir auf jeden Fall keine Ärzte, die eine Ferndiagnose machen können. Es ist also ganz ganz wichtig, dass Du bei einem Arzt vor Ort eine körperliche Ursache ausschließen lässt.
Ist das getan, wird der Arzt vielleicht selbst auch noch nachhorschen, wo die Übelkeit denn noch herkommen könnte. Zum Beispiel ist es ja oft so, dass wenn man besonders Angst vor etwas hat, wenn man ständig gestresst ist oder vielleicht auch depressiv, dass sich das auf den Magen, auf die Verdauung und auf das körperliche Wohlbefinden allgemein auswirken kann. Dann kann es schnell sein, dass einem schlecht wird bishin zum Erbrechen. Du hast erzählt, dass Deine Noten oft nicht so gut waren/sind und Du dadurch starken Druck zum Beispiel vom Ausbilder oder Deinen Eltern gemacht bekommst. Du hast sogar erzählt, dass Deine Eltern Dich schlagen. Das ist definitiv absolut verkehrt und eine schlimme Überschreitung Deiner Grenzen, Deiner Unversehrtheit, körperlich wie psychisch. Ich würde keinesfalls ausschließen wollen, dass Deine Übelkeit nicht psychosomatisch ist, also dass sie von psychischen Problemen kommt, die so stark sind, dass sie sich schon körperlich zeigen. Du hast bereits den ersten Schritt getan und Deine Sorgen und Probleme in Worte gefasst und uns geschickt. Aber dass Deine Eltern Dich schlagen, ist eine Straftat und deswegen sollte es hierbei nicht bleiben. Hast Du noch andere erwachsene Vertrauenspersonen? Eine Tante oder einen Onkel? Großeltern, denen Du davon erzählen kannst? Es ist sehr wichtig, dass Du Dir Hilfe im direkten Umfeld suchst und damit nicht allein bleibst. Auch, wenn Du es vielleicht nicht anders kennst, dass Deine Eltern sich so verhalten - das ist nicht normal, es ist gesetzlich verboten und ist kein Zustand, den Du weiter ertragen müssen solltest!
Vielleicht würde es Dir auch helfen, einmal persönlich mit jemandem zu sprechen, statt Hilfe über Mail zu bekommen. Dazu empfehle ich Dir entweder Hilfe beim Sorgentelefon: 0800/1110333 oder bei einer bei Dir in der nähe gelegenen Beratungsstelle wie zum Beispiel Pro Familia oder notfalls sogar dem Jugendamt.

Im Moment würde ich sagen, ist es sehr wichtig, dass Du jetzt an Dich und an Dein Stresslevel denkst. Die Ausbildung wird schon schwer genug sein und Dich enorm fordern, da ist es absolut wichtig, dass Du in Deiner Freizeit etwas machst, worauf Du Lust hast, was Dir gefällt, womit Du Dich identifizieren kannst. Vielleicht können sich sogar Freundschaften entwickeln aus der neu gewonnenen Nähe zu Deinen Klassenkameraden. Tausche Dich aus, teile jemandem Deine Sorgen mit und betreibe auch den Leistungssport nur soweit, wie er Dir gut tut und Dich unterstützt. Er sollte nicht zur zusätzlichen Belastung werden.
Ich hoffe auf jeden Fall, dass ich Dir weiterhelfen konnte und bitte vergiss nicht, Dich wegen der Übelkeit und dem Erbrechen einem Arzt vorzustellen.

Viele Grüße,
Anna