Problem von Caro - 15 Jahre

Ich bin ziemlich ratlos..

Hallo, liebes Kummerkasten-Team!

Ich weiß nicht an wen ich mich wenden soll, deshalb schreibe ich euch.

Ich bin grundsätzlich kein trauriger Mensch, allerdings fällt mir in letzter Zeit immer öfter auf wie schnell ich die Motivation bei Dingen verliere. Abgesehen davon, setzen mir die kleinsten Dinge schon zu, die mich früher nie wirklich interessiert hätten. Ich habe bei so gefühlt ALLEM einfach das Gefühl ich bin nicht gut genug oder das es mir einfach an irgendetwas mangelt, was natürlich alle andern haben..außer mir. Viele meiner Freunde machen in letzter Zeit ziemlich viele Erfahrungen (im Sinne von Beziehungen und allem drum und dran eben) und das hätte mich früher nie gestört. Nur jetzt erwische ich mich immer öfter dabei, an mir selbst zu zweifeln weil ich momentan was das angeht ziemlich einsam bin. Und die Tatsache das mir meine Unzufriedenheit (generell) selbst auffällt und ich trotzdem nichts dagegen tun kann, belastet mich irgendwie ziemlich.
Das klingt jetzt wahrscheinlich Tage sehr dramatisch aber ich habe in letzter Zeit irgendwie nicht wirklich "Lust" zu leben. Also es ist nicht so das ich mir die Adern aufschneiden möchte sondern ich geben einfach nicht so viel acht auf mich selbst. Wenn ich eine Verletzung habe, kümmere ich mich nicht darum. Wenn ich über die Straße gehe, sehe ich mich nicht davor. Ich mache fast schon WItze darüber, einfach weil mir die Tatsache ob ich lebe oder nicht lebe einfach egal ist. Sollte sie nicht..aber ist nunmal so.
Klingt komisch und ist auch komisch, aber so fühle ich mich momentan nunmal. Ich habe nicht das Gefühl das die Welt sehr viel anders wäre, wen ich nicht mehr da wäre und dieser Gedanke ist nichtmal so eine Selbstmitleid-Nummer sondern das habe ich traurigerweise einfach zzur Kenntnis genommen. Bin ich lebensmüde? Wenn ich mit Freunden bin, habe ich es lustig aber im nachhinein fallen mir immer mehr Dinge ein die irgendwie komisch oder awkward waren und das macht mich einfach ungewollt extrem fertig.
Ich kriege langsam Angst vor meinen eigenen Gedanken und ich weiß nicht ob das einfach nur die Pubertät ist oder ob ich ein ernsthaftes Problem habe.
Tut mir leid falls das verwirrend geschrieben war, es ist 2 Uhr morgens hier..
Es wäre schön, wenn ihr mir antworten könntet. Danke schonmal.

Janine Wochnik Anwort von Janine Wochnik

Liebe Caro,

vielen Dank für deine offene Nachricht.
Das was du beschreibst ist gar nicht selten. Es gibt sehr viele Menschen, die ähnlich empfinden wie du.
Ich möchte dir damit nicht das Gefühl geben, dass es egal ist oder normal.
Denn das ist es nicht. Ich möchte dir damit nur sagen: DU BIST NICHT ALLEIN!

Ein wenig können derartige Probleme der Pubertät geschuldet sein.
Allerdings ist es nicht typisch das solche "Symptome" auftreten. Da spielen noch viel mehr Faktoren eine Rolle.
Ich kenne deine Geschichte nicht und kann daher nur relativ allgemeine Ratschläge geben.
Doch es wäre sinnvoll mal mit jemandem über deine Vergangenheit zu reden.
Dort findet man ganz sicher einen Auslöser für deine Gefühle.
Ursachenforschung ist grundsätzlich sehr wichtig. Kennt man nämlich die Ursache nicht, wird man mit Pech immer wieder dieselben Probleme haben.
Das muss aber nicht so sein!

Das was jetzt wichtig für dich ist, ist deine Zukunft!
Das was morgen und übermorgen kommt.
Und das kannst du nur im heute beeinflussen. Im JETZT!
Du musst an dir arbeiten. Denn alles in deinem Leben hängt unmittelbar mit dir zusammen.
Dabei ist deine Einstellung ein zentrales Thema, welchem du dich widmen solltest.
Es hört sich vielleicht lapidar an, doch das "Mind Set" ist das stärkste Werkzeug was wir haben.
Viele glauben das man eine Einstellung einfach hat. Sie nicht wirklich verändern kann.
Das sie von den Umständen abhängt.
All dies mag ein klein wenig richtig sein, aber auch verkehrt.
Unsere Einstellung wird aus sehr vielen verschiedenen Faktoren gebildet.
Der wichtigste Faktor sind wir selbst. Egal was um uns herum so geschieht.
Denn wir beeinflussen auch unser Umfeld und die Dinge, die um uns herum laufen.
Die Zentrale von allem, sind eben wir selbst.
Das gilt es zu verstehen, auch wenn es nicht immer einfach ist.
Wenn man das dann erst verstanden hat, geht der Rest um einiges leichter.
Schon mal eine Aufgabe, der du dich widmen kannst.

Das nächste was mir auffällt ist der Vergleich zu anderen.
In jungen Jahren, aber auch später, ist es normal sich mit anderen in Vergleich zu setzen.
Wir sind "Herdentiere" und orientieren uns an anderen.
Allerdings sollten wir uns als eigenständiges Wesen sehen.
Wir sollten gucken, was uns selbst gut tut. Was für uns selbst wichtig und richtig ist.
Manche Dinge können wir einfach nicht. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Nach diesen sollten wir handeln.
Hierzu möchte ich einen schönen Spruch zitieren:
"Laufe in meinen Schuhen, meinen Weg, dann kannst du urteilen!"
Es geht darum, dass jeder andere Voraussetzungen hat, bereits vor der Geburt stehen bestimmte Dinge fest.
Und diese beeinflussen alles weitere. Erst wenn wir älter werden haben wir Einfluss darauf.
Der eine schafft mit Leichtigkeit sein Studium. Seine Eltern hatten viel Geld, haben viel in ihn investiert und er wurde geliebt.
Der nächste schafft seinen Hauptschulabschluss gerade so eben. Doch seine Eltern haben ihn viel alleine gelassen, er hatte nie Hilfe und er hat die falschen Freunde gehabt.
Schaut man sich diese fiktiven Beispiele mal an, dann erkennt man schnell, dass beide stolz auf sich sein können. Beide haben etwas geschafft. Erreicht. Jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten.
Das ist vielleicht nicht immer so drastisch und offensichtlich. Diese Unterschiede sind aber da.
Jeder sollte das bei sich und auch bei anderen erkennen und respektieren.
Du steckst gerade in einer Zwischenphase fest.
Kein Kind mehr, aber auch noch nicht erwachsen.
Da seine Nische zu finden ist extrem schwer.
Einige wenige finden sie. Aber die meisten orientieren sich noch einmal um.
Der Vorteil in dieser Phase des Lebens ist, dass man sich ausprobieren kann.
Man kann Dinge versuchen ohne alles umwerfen zu müssen.
Das kann man weder als Kind, noch als Erwachsener so einfach.
Diese Chance solltest du nutzen.
Was ist dein "Style"?
Was tust du gerne? Was magst du gar nicht?

Dabei musst du dich nicht beschränken. Das kannst du auf deinen Job Wunsch anwenden.
Auf Freundschaften. Partnerschaften. Hobbies.
Und so ziemlich alles, was für das Leben wichtig ist.
Für dein Leben!
Jeder kann etwas. Jeder ist jemand.
Jeder ist auf seine Weise besonders und vor allem EINZIGARTIG.
Stell dir mal eine Gesellschaft vor, in der alle gleich wären.
Dieselben Dinge könnten und wollten.
Das wäre grausam langweilig.
Zwar kann man bei den meisten Menschen Parallelen erkennen, dennoch unterscheiden sie sich ein wenig.
Wenn auch nur graduell.

Du beziehst dich auf die Erfahrungen, die die anderen gerade machen. Du sagst du fühlst dich dadurch einsam.
Wenn du dich einsam fühlst, dann hat das wenig mit einer Beziehung zu tun.
Man kann durchaus trotz einer intakten Beziehung einsam sein.
Ein Partner ersetzt einfach nicht alles.
Du solltest versuchen dir Freunde zu suchen. Echte Freunde.
Versuche mal mit den Menschen zu reden. Etwas mit ihnen zu unternehmen.
Du kannst auch mit deiner Familie anfangen. Verbringt mehr Zeit zusammen, wie es eben geht.
Oder such dir eine Sache heraus, die du nur für dich tun möchtest.
Sei es Sport, etwas kreatives, ein Verein oder was weiß ich.
Möglichkeiten gibt es viele. Man muss sie nur nutzen.
Bei solchen Gelegenheiten lernt man Gleichgesinnte kennen. Neue Menschen.
Das kann erfüllender sein als man zuerst denkt.
Schon allein die Tatsache, dass man etwas nur für sich tut, wirkt wahre Wunder.
Um dich ein wenig zum nachdenken anzuregen noch ein Zitat:
"Wenn jeder sich um sich selbst kümmert, ist jeder versorgt!"
Ich habe diesen Spruch in deinem Alter zu hören bekommen.
Und ich habe ihn falsch verstanden, deshalb möchte ich noch etwas dazu sagen.
Es soll nicht bedeuten, dass man sich nicht um andere kümmern soll.
Sondern nur, dass man zuerst an sich selbst denken muss. Das man zuerst an sich selbst arbeiten muss.
Niemand kann das ersetzen, selbst wenn viele Menschen es anders sehen,
Irgendwann erkennt es jeder.
Du schreibst du bist nicht gut zu dir.
Das ist nicht gut und das spürst du bereits selbst.
Also ändere das! Behandel dich wie eine Königin. Wie dich wichtigste Person in deinem Leben. Denn das bist DU!

Mache dir Gedanken darüber was dir wirklich fehlt. Wonach du dich im tiefsten Inneren sehnst.
Beschäftige dich mit dir selbst, Schreibe viel.
Ob nun ein Tagebuch, eine Art Mindmap oder sonst was.
Versuche dich selber kennen zu lernen und deine Erkenntnisse zu dokumentieren.
Du kannst deine Notizen erweitern, verändern und so deinen Fortschritt beobachten.
Dabei solltest du dich nicht an den schlechten Dingen aufhängen.
Nein. Du solltest ehrlich sein.
Benenne auch gute Dinge. Dinge, die du von anderen hörst, oder die du selber erkennst.
Versuche dich mal aus der Perspektive eines anderen zu sehen. Das kann wahre Wunder wirken.
Am Ende versuche mal aufzuschreiben wer du gerne wärst.
Selbst wenn es noch so abgedroschen ist.
Meinetwegen eine Top Chirurgin, ein Fernsehstar, Presidentin der Vereinigten Staaten oder was auch immer.
Du kannst auch klein bleiben und sagen:
Ich möchte lustiger sein, liebevoller, schlagfertiger oder sonst was.
Daraus ergeben sich Ziele. Daraus ergeben sich Leitlinien an denen du dich orientieren kannst!

Ein letztes noch. Deine Traurigkeit kann ich gut verstehen.
Versuche sie loszuwerden. Ganz bewusst.
Hast du mal wieder traurige Gedanken, dann denk an was schönes. Zwing dich dazu.
Denk an deinen Abschluss, denk an schöne Erinnerungen, denk an süße Kätzchen, ganz egal. Nimm was du möchtest. Nur denk in den Momenten daran.
Beschäftige dich mit anderen Dingen.
Traurig sein kostet Energie, viel Energie. Und die kannst du anders nutzen, Besser.
Fröhlich sein bringt Energie.
Versuche den Tag über mehrfach zu lachen. Sobald die Situationen es zu lassen, oder du allein bist.
Einfach nur die Mundwinkel nach oben ziehen. Dann gelingt es gleich viel besser.
Du scheinst eine taffe junge Frau zu sein.
Ich bin mir sicher das du es schaffst.
Dein Leben liegt vor dir. Du kannst alles erreichen was du willst!
Du musst es nur erst wollen!
Das Leben ist anstrengend, aber eigentlich ganz simpel.
Wir machen uns das Leben, wie wir es wollen!
Versuche das zu verinnerlichen und dann klappt es! Versprochen.
Und sollte es gar nicht klappen, gibt es ganz viele Menschen die dir helfen können. Wenn du es zulässt.
Auf deinem Weg wünsche ich dir alles Gute.
Du wirst deinen Weg gehen!

Liebe Grüße
Janine