Problem von Sunny - 14 Jahre

Mein Vater schreit mich wegen jeder kleinigkeit an und hört mir nie zu

Hallo,
ich habe ein Problem mit meinem Vater.Ich habe das Gefühl, dass er mich wegen jeder Kleinigkeit anschreit.Und dann wenn ich zu ihm gehe und ihm meine Meinung sage, dann sagt er zu mir ich solle ihn doch in ruhe lasse.So kann ich dann das Problem nie mit ihm klären, ohne dabei negativ zu werden.Hier ein kleines Beispiel:
Ich sollte für meine Schwester etwas von meiner Mutter holen ( meine Eltern leben getrennt),ich habe ihr gesagt, dass ich das nicht machen möchte, und sie doch später sowieso an der Wohnung unserer Mutter vorbei kommt und es dann holen kann. Aber als meine Schwester es dann holen kam, war ich zufällig in der Wohnung.Und mein Vater unterstellt mir jetzt,dass ich da schon seit Ewigkeiten bin, aber trotzdem nicht ihr etwas mitbringen kann.Dann hat er mir erklärt, dass er schwer eintäuscht von mir sei und dass er in Zukunft mir auch keinen Gefallen mehr tun würde. Und dann hieß es noch, dass ich ihm nie im Haushalt helfe, obwohl das nicht stimmt. Nach einer weile bin ich dann zu ihm und habe ihm Gesagt, dass ich dass nicht gut finde, wenn er mich bei jeder Kleinigkeit anschreit. Er hat dann gesagt, dass ich ihn in ruhe lassen solle und ist weggegangen. Er veträgt meiner Meinung nach keine Kritik und ist sehr schnell beleidigt. Ach Ja, da ist noch etwas: er denkt auch immer zu wissen, wann ich beleidigt oder Sauerr bin, dass nervt mich auch ziemlich. Habt ihr einen Tipp, was ich da machen kann?
Im Voraus schon mal danke
Sunny

Janine Wochnik Anwort von Janine Wochnik

Liebe Sunny,

das was du beschreibst klingt für mich nach einer ziemlich normalen Familie.
Zumindest wenn die Kids in der Pubertät sind und die Eltern getrennt.
Ich würde darauf tippen, dass sehr viele Jugendliche dich sehr gut verstehen können.

Nun ich bin schon ein paar Jahre aus der Pubertät, habe inzwischen selber Kinder und habe einen anderen Blick auf die Dinge. Dadurch verstehe ich beide Seiten ein wenig.
Und ich denke eurem Streit ist einiges voraus gegangen.
Dabei weicht das was du empfindest, stark von dem ab was dein Vater empfindet.
Stell dir einen Berg vor. Der steht für die Sache über die ihr streitet.
Du stehst auf der einen Seite. Dort ist der Berg sehr steil und unbewachsen.
Dein Vater steht auf der anderen Seite. Dort ist der Abhang sehr flach, bewachsen und am Ende ist eine Wiese.
Ihr schaut beide auf denselben Berg und doch habt ihr zwei vollkommen verschiedene Ansichten.
Dabei hat weder dein Vater wirklich unrecht, noch du.
Ihr habt beide Recht und beide Unrecht.
Ihr könntet versuchen die andere Seite zu sehen. doch das ist mit Aufwand verbunden. Dafür müsste einer von euch nämlich seine Seite verlassen.

Wenn du die Situation verbessern möchtest, dann solltest du etwas verändern. Dein Vater wird es kaum tun. Sein Standpunkt ist anders und in seinen Augen richtig. Er hat sicherlich gute Argumente. Du vielleicht auch. Doch ich denke, dass diese nicht ankommen werden.
Versuche es auf eine andere Art und Weise. Kritik kann man so und so rüber bringen. Für mich klang es aber nicht nach sachlicher Kritik, sondern eher nach Angriff.
Du fühlst dich ungerecht behandelt und machst das auch deutlich. Das ist dein gutes Recht. Allerdings wirst du auf die Art keine Ergebnisse erzielen.
Bleib ruhig, Mach deinem Vater einen Kaffee, setze dich in Ruhe, wenn er Zeit hat, an einen Tisch und rede mit ihm.
Beginne das Gespräch aber mit der "Ich Perspektive".
"Ich fühle mich nicht wohl, wenn du so laut wirst. Das macht mir Angst."
"ich verstehe nicht, was ich falsche gemacht habe."
"Ich fühle mich ungerecht behandelt, weil ich das nicht getan habe."
Und so weiter. Vermeide Dinge wie:
"Du hörst mir nie zu"
"Immer musst du schreien."
"Du glaubst mir ja eh nicht," Und so weiter.
Diese Dinge sind alles andere als förderlich und das Gespräch wird eskalieren,

Auch solltest du vor dem Gespräch darüber nachdenken, ob dein Vater nicht vielleicht doch recht hat.
Hilfst du wirklich regelmäßig im Haushalt?
Warum hast du deiner Schwester das Ding nicht mitgebracht?
Reagierst du vielleicht manchmal anders, als du es empfindest?
Bist du nicht eventuell doch unfair gegenüber deinem Vater?

Mir ist klar, dass die Art Selbstreflexion sehr schwer ist.
Man kann es aber schaffen, wenn man ehrlich zu sich selber ist und wenn es einem Zweck dient.
Möchtest du nicht auch Frieden haben?

Versuch es mal mit Fragen.
"Warum reagierst du so Papa?"
"Was mache ich denn falsch? Wie kann ich es besser machen?"
"Vertraust du mir?"
Und so weiter.

Ich kann nur von dem aus gehen, was du mir geschickt hast.
Daraus geht ein ganz klares, aber auch typische Kommunikationsproblem hervor.
Sollte es dich zu sehr belasten, dann kannst du dir auch Hilfe suchen.
Auch mit deinem Vater zusammen.
Es gibt tolle Angebote vom Jugendamt, von Beratungsstellen und auch von Psychologen.

Ich wünsche euch alles Gute! Ihr schafft das!
Liebe Grüße
Janine