Problem von Julia - 14 Jahre

Werde ich pädophil?

Erst einmal will ich sagen, dass ich diese Seite echt prima finde und mich gleich im Vorraus für eine Antwort bedanken. Ich habe oft das Problem, dass ich irgendetwas im Internet sehen über irgendwelche Krankheiten oder so und dann immer die Symptome an mir suche. Das macht mich immer total fertig. Und jetzt kommt mein Problem: Vor zwei Tage habe ich mir ein Video angeschaut, in dem ein Pädophieöer Fragen beantwortet hat und habe mir dann auch den Wikipedia Eintrag dazu durchgelesen. Seitdem habe ich Angst dass ich pädophil bin oder werden könnte. Deshalb habe ich mich gefragt, warum ich denke, dass ich pädophil bin und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: Ich saß einmal im Bus und die Schwester meines Kumpels, die 10 Jahre alt ist, saß so da das man ihre Unterhose sehen konnte und ich habe andauernd hingeschaut, wirklich erregt hat mich das nicht. Aber ehrlich gesagt weis ich gar nicht was mich wirklich erregt, denn immer wenn ich mich selbstbefriedigt habe, hatte ich einfach Lust darauf. Ich war auch noch nie verliebt. Ist das normal? Bis jetzt war ich selten interessiert an Jungs in meinem Alter aber so wirklich hübsch finde ich keinen. Es gab erwachsene und ein bisschen ältere Schauspieler die ich auch ganz hübsch fände. Und dann gibt es einen Jungen der 2 Klassen unter mir ist und den finde ich auch attraktiv aber ich bin eben nicht verliebt. Liegt dass daran, dass es einfach keinen hübschen „realen“ Jungen in meinem Alter gibt? Auf jeden Fall muss ich seit diesem Video andauernd darüber nachdenken, ob ich pädophil bin oder werden könnte und schaue auch oft Videos an, in denen Kinder irgendetwas machen und frage mich dann finde ich diese sexy oder nicht, oft will ich mir dann auch sagen nein die sind nur goldig süß, aber eigentlich stimmt das nicht, weil ich nur so ganz Kleine Kinder goldig und knuffig finde. Immer wennn ich mich dann frage, ob ich pädophil bin frage ich mich auch, was ich eigentlich mit den Kindern machen wollenwürde. Ich meine Sex mit kleinen Mädchen funktioniert ja gar nicht und mit kleinen Jungen ja auch nicht, die haben doch viel zu kleine Penise. Seit dem ich denke, dass ich pädophil werden könnte habe ich aus Angst auch nicht mehr masturbiert auch wenn es nur zwei Tage sind. Eigentlich will ich einfach nicht mehr daran denken und es irgendwie vergessen, aber ich habe jetzt Sommerferien und in den nächsten drei Wochen nicht wirklich was vor und denke, wenn ich solange immer an kleine Kinder denke werde ich erst recht pädophil und es ich bei mir immer so, wenn mir langweilig ist und ich liege dann oft im Bett befriedige ich mich selbst, deshalb denke ich dass ich diesen Gedanken erst einmal nicht vergessen kann. Das was mir jetzt glaube ich helfen würde wäre ein Grund warum ich nicht pädophil werde, weil immer wenn ich nach meinen Tests denke, ich werde nicht pädophil fange ich einfach eine Stunde später wieder an und denke dann dass ich pädophil werde. Noch kurz eine Erklärung: Ich denke, dass ich pädophil werde, weil ich gelesen habe, dass dass auch ganz oft in der Jugend ihre Ursachen hat und denke dass mein Fall so eine Ursache sein könnte. Also Danke, dass sich jemand überhaupt diesen langen Text durchliest

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Julia,

wie du bemerkt hast, habe ich einige Zeit verstreichen lassen, um dir zu antworten. Es tut mir sehr leid, wenn in dieser Zeit der Leidensdruck für dich noch größer geworden sein sollte. Doch war es mir wichtig, die Dinge, die du geschrieben hast, genau zu durchdenken und zu einer Antwort zu kommen, mit der du umgehen kannst.

Zunächst einmal: Ich denke nicht, dass du pädophil bist oder wirst. Und ich werde dir erklären, warum.

Pädophil zu sein, sucht niemand sich aus (von daher kann auch niemand pädophil "werden"). Niemand kann etwas für die sexuellen Neigungen, mit denen man ins Leben kommt, und die im Laufe der Zeit zum Vorschein kommen. Pädophilie ist zunächst nur der Wunsch, Geschlechtsverkehr mit Kindern zu haben. Diese Neigung - an sich - tut niemandem weh. Aber wenn sie ausgelebt wird, wird sie zum Verbrechen, aus gutem Grund. Mach dir also klar, dass ein "Pädophiler" nicht gleich ein Sexualstraftäter ist. Es gibt viele Menschen, die mit ganzem Herzen und aller Kraft gegen diese Neigung ankämpfen, und die es auch schaffen. Das sind bewundernswerte Leute, die sich ihr Schicksal nicht ausgesucht haben. Dass wir einen Menschen, der sich an einem Kind vergangen hat - oder sich daran erregt hat, wie Andere es tun - als schlimmen Untäter betrachten, steht dazu nicht im Widerspruch. Ein Verbrechen ist ein Verbrechen, egal warum es geschieht. Aber mit einer Neigung leben zu müssen, die man verabscheut und von der man weiß, dass sie schlecht ist, ist kein leichtes Los - und jeder, dem es gelingt, kein Täter zu werden, verdient unsere Anerkennung.

Was dich betrifft, Julia: Es mag dir im Moment so erscheinen, dass die Kriterien auf dich zutreffen, woran Pädophile ihre Neigung erkannt haben. Aber das hat nichts zu heißen. Denn Irritationen und Spannungen erlebt jeder, der die Sexualität entdeckt. Niemand findet seine Orientierung einfach so vor, sondern sie muss erkundet, abgetastet und schließlich angenommen werden. Dabei tauchen Ängste und Fragen auf. Insofern unterscheidest du dich in keiner Weise von anderen Mädchen und Jungen in deinem Alter, wenn du deinen Körper kennen lernst, wenn du Dinge wahrnimmst, die dich erregen, und dabei gelegentlich Unsicherheiten entstehen.

Bedeutet es, dass du pädophil bist, weil dich der Po eines 10-jährigen Mädchens angezogen hat? Wohlgemerkt: Nicht sexuell, sondern einfach weil es dir aufgefallen ist und du darüber nachdenkst? Julia, du selbst bist erst vierzehn Jahre alt. Du bist weder verpflichtet, dich sexuell schon für Jungs oder gar Männer zu interessieren - noch bedeutet, dass deine Sinne auch von Jüngeren angezogen werden, dass du pädophil wärst. Du bist selbst in einer Entwicklung begriffen, findest heraus, was dir gut tut, was dir gefällt, woran du Interesse hast. Du hast dafür alle Zeit der Welt, und die solltest du dir auch nehmen. Traust du deinem armen Gehirn, das gerade mit den vielen Hormonen klar kommen muss, wirklich zu, dass es den Po eines vierzehnjährigen von dem eines zehnjährigen Mädchens unterscheidet? So funktioniert der Mensch nicht. Natürlich kann es sein, dass auch Jüngere - Kinder - dich erregen, wenn sie dir gefallen. Das heißt weder, dass du das Bedürfnis hast, mit ihnen sexuell aktiv zu sein, noch, dass du keine gleichaltrigen Jungen oder Mädchen lieben könntest. Lass dir Zeit - und verdamme dich nicht dafür, dass du auf sexuelle Schlüsselreize anspringst (wozu zum Beispiel eine Unterhose gehört). Das hat noch nichts zu bedeuten.

Du musst unterscheiden zwischen dem, was dich in Gedanken beschäftigt, und dem, wonach es dich wirklich verlangt. Du kannst Kinder süß finden; du kannst sie hübsch finden; du kannst von Kindern erregt sein, und ja, du kannst auch Fantasien haben. Die bloße Tatsache, dass es diese Fantasien gibt, heißt nicht, dass du auch nur im Mindesten daran interessiert bist, sie umzusetzen. Sie kommen zu dir, du suchst sie dir nicht aus. Du bist ein junger Mensch, der seinen Platz in der Welt findet, und du entdeckst deine Sexualität. Selbstbefriedigung ist gerade deshalb gut, weil es dir die Möglichkeit gibt, deine Fantasien zu durchleben, ohne dass daraus der geringste Schaden entsteht.

Im Augenblick ist die Verwirrung bei dir so groß, weil du noch nicht weißt, wo es dich wirklich hinzieht. Vielleicht weißt du noch nicht einmal, ob du überhaupt Männer liebst - oder nur Männer. Lass die Dinge sich entwickeln, Julia. Nur weil um dich herum viele schon genau wissen (oder zu wissen behaupten!) wie es bei ihnen ist, muss bei dir keine Perversion vorliegen, nur weil es anders ist. Du entwickelst dich in deinem Tempo, und das ist gut so. Du kannst diese Entwicklung nur vervollkommnen, wenn du auch annimmst, was sie dir bietet: Prüfe deine Fantasien und Gedanken, ob es echte Begierden sind - oder ob es, was ich in deinem Fall wirklich glaube, nur Spielereien sind, die du dir gönnen kannst? Die Gedanken sind frei, Julia. Das gilt absolut uneingeschränkt. Wichtig ist nur, dass du im Auge behältst, was deine Gedanken bewirken: Wenn du einmal Fantasien haben solltest, die sich mit der Zeit in echte Bedürfnisse verwandeln, kann das problematisch sein, und das solltest du dann auch wahrnehmen. Aber genau das ist ja nicht der Fall, denn deine Fantasien sind unbedenklich, du verbietest sie dir nur. Das brauchst du nicht zu tun.

In Gedanken ist alles erlaubt. Allerdings nützt dir nicht alles. Ich glaube, im Moment würde es für dich nützlich sein, deine Erregung oder auch nur deine gedanklichen Spaziergänge zuzulassen - gleich, worauf sie sich richten. Anders kannst du nicht herausfinden, wo es dich wirklich hinzieht, kannst du auch nicht lernen, die Liebe zu erkennen, wenn sie dich wirklich trifft. Sexualität ist keine Gefahr, solange sie in Grenzen bleibt - sie ist eine Quelle für Glück und Lebensfreude. Wenn du dir dieses Glück selbst versagst, obwohl keine Gründe dafür bestehen, schadest du dir nur selbst.

Ich wünsche dir viel Gelassenheit - und schöne Erlebnisse bei dem Abenteuer, das dir bevorsteht, der Liebe.

Alles Gute und liebe Grüße,

Paul