Problem von Elisabeth - 67 Jahre

Tochter macht mich wahnsinnig

Ich bin 67 und komme nicht mit meiner Tochter klar. Sie ist seit Jahren in psychologischer Behandlung. Sieht supergut aus, die Männer fliegen auf sie. Leider hat sie noch nie eine feste Bindung gehabt. Die Männer taugten in ihren Augen alle nichts, waren Alkis, intellektuell unterlegen etc. Nun ist sie schwanger, will aber vom "Erzeuger" nichts wissen. Sie bezieht nach einer Umschulung ALG2, ist wieder in den Heimatort in ihre Minibude zurückgezogen und kommt jeden Tag zu Muttern - also mir - zum Essen, Waschen etc.
Mach ich ja grundsätzlich gerne, aber was zu viel ist, ist zu viel. Sie schimpft über den Kindsvater, über Gott und die Welt, ist nur negativ. Ich bin gerne für sie da, aber das wird mir zuviel
Heute kam es zum Exzess. Sie schnauzte mich vor anderen
an und spielte jeden gegen jeden aus
Da sie sehr redegewandt und beharrlich ist, kam es zu einer extrem unschönen Szene, bis mein Mann wörtlich zu ihr sagte, sie solle endlich die "Fresse" halten. Da ist sie erst mal beleidigt nach Hause gefahren.
Kurz darauf war sie wieder da, wollte "Tacheles" mit mir reden, was andere ihr erzählt hätten, wie wir über sie denken. Ich muss sagen, ich hab die Flucht ergriffen, ich wusste nicht weiter. Sie hat so lange geschimpft und gemeckert, bis ich gesagt habe, sie solle endlich verschwinden und mich ein für alle mal in Ruhe lassen, habe wohl auch keine sehr netten Worte gewählt. Mein Mann hat sie dann rausgeworfen. Ich denke auch jetzt, dass das richtig war, fühle mich aber gar nicht wohl dabei. Soll ich diese Richtung beibehalten? Fühle mich elend...

Sarah B. Anwort von Sarah B.

Liebe Elisabeth,
ich danke dir für deine Zuschrift und dein Vertrauen in uns.

Ich kann deine Verzweiflung regelrecht herauslesen und es tut mir unendlich leid, dass du dich momentan in solch einer schwerigen Situation befindest.
Dieser Zwiespalt ist sehr belastend
Auf der einen Seite ist da deine Tochter, die es nicht leicht hat und deine Hilfe braucht. Natürlich könnte man es sich jetzt leicht machen und sagen, dass sie erwachsen ist und ihr Leben selbst regeln muss.
Aber ich glaube egal wie alt oder erwachsen man ist, die meisten Mamas werden sich immer Gedanken und Sorgen um uns machen; wollen, dass es uns gut geht etc.
Auf der anderen Seite haben wir da widerrum eine Frau, die deine Gutmütigkeit (ein bißchen) ausnutzt und das was du über ihr Verhalten geschrieben hast, hinterlässt nunmal leider einen bitteren Nachgeschmack.

Ich kann jetzt natürlich nur mutmaßen. Für sie ist es momentan ja auch keine leichte Situation. Sie scheint ja schon länger Probleme zu haben und ist von jemandem schwanger, von dem sie offenbar weder jetzt noch in Zukunft Unterstützung erwarten kann.
Vielleicht ist es die Unsicherheit oder auch die Angst, die dafür sorgt, dass sie sich so verhält. Menschen verhalten sich leider oftmals nicht rational, wenn sie verzweifelt sind.
ABER:
Das gibt ihr nicht das Recht dich und deinen Mann so zu behandeln. Bei allem Verständnis für ihre Lage, aber das geht in meinen Augen zu weit.

Bei dem genannten Vorfall waren die Gemüter sehr erhitzt und das Ganze scheint sich über einen längeren Zeitraum aufgestaucht zu haben.
Und wie es dann immer so ist, wenn es dann mal knallt, dann umso schlimmer.
Wie ist denn der aktuelle Stand? Der Vorfall liegt ja mittlerweile ein paar Tage zurück. Habt ihr euch ausgesprochen o.ä.?

Du hast ja geschrieben, dass du dich dabei gar nicht wohl und sogar elend fühlst. Daher müssen wir jetzt überlegen, wie es in Zukunft weiter gehen könnte.
Ich gehe jetzt mal davon aus, dass du sie auch weiterhin in deinem Leben haben möchtest, aber dafür müsste sich ja einiges ändern.
Die erste Maßnahme könnte schon mal sein, dass sie nicht mehr so viel von dir regeln/erledigen lässt, zum Beispiel würde ich nicht mehr ihre Wäsche machen.
Sie kann ja weiterhin bei euch vorbeikommen, aber dann als Besuch und nicht um sich "bedienen" zu lassen.
Bevor es ausgeartet ist, kam sie ja jeden Tag, das sollte man reduzieren. Denn dann ist sie quasi gezwungen selbstständiger zu werden. Vielleicht ist das bisher nicht passiert, weil sie es nicht zwingend sein musste.
Aber jetzt ist die Situation eine völlig andere, denn es geht nicht mehr nur um sie.
Sobald das Baby da ist, kommen noch mehr Aufgaben auf sie zu, daher muss sie schnellstmöglich lernen auch alleine klar zu kommen und für sich und das Baby zu sorgen und Verantwortung zu übernehmen.
Das heißt ja nicht, dass du sie komplett sich selbst überlässt, das würde sie aktuell wahrscheinlich extrem überfordern.
Unterstütze sie bei Sachen bei denen sie Unterstützung braucht und lass sie Dinge, die sie selbst regeln kann, selbst regeln.

Das waren jetzt natürlich meine persönlichen Empfindungen.
Überlege dir, womit DU dich wohlfühlen würdest und welches Ausmaß für dich das richtige wäre.
Es ist natürlich unumgänglich mit deiner Tochter zu sprechen. Sage ihr offen und ehrlich was in dir vorgeht und wie es in deinen Augen in Zukunft weiter gehen soll.

Das waren jetzt Ideen für eine der möglichen Optionen.
Wenn du der Meinung bist, dass du sie momentan nicht in deinem Leben haben möchtest oder kannst, ist das absolut in Ordnung.
Ja, sie ist deine Tochter, aber sie ist auch eine Person, die dich sehr verletzt hat.
Wenn du erstmal Zeit brauchst um dich und deine Gedanken zu ordnen, dann sag ihr das und bitte darum deinen Wunsch nach etwas Abstand zu akzeptieren.
Das hört sich jetzt im ersten Moment wahrscheinlich furchtbar an, aber es heißt ja nicht, dass das bis in alle Ewigkeit so bleiben soll/muss.
Vielleicht tut es euch gut eine kleine Pause voneinander einzulegen. So hat jeder von euch die Gelegenheit zu überlegen, was in der Vergangenheit schief gelaufen ist und was man tun kann, damit sich diese Fehler nicht wiederholen.
Auch hierbei ist sie gezwungen selbstständiger zu werden. Ich denke bei jeder der Optionen sollte das eines der Hauptziele sein. Denn auf lange Sicht gesehen, wird es nur noch schlimmer werden, wenn sie das nicht in den Griff bekommt.


Also, überlege dir wie gesagt in Ruhe, was passieren und geändert werden muss, um euer Verhältnis und die derzeitige Lage zu verbessern und sprich dann mit deiner Tochter. Sag ihr auch ruhig, dass sie dich verletzt und sich unmöglich benommen hat. Das steht dir zu und ich denke es könnte eine große Erleichterung für dich sein, wenn du es mal laut aussprichst.

Alles in allem ist das meiner Meinung nach eine der Situationen, in denen man sich auf halbem Wege entgegen kommen muss, anders funktioniert es nicht.
Ihr werdet gemeinsam eine Lösung, mit der ihr beide zufrieden seid, finden, da bin ich mir sicher.

Für die Zukunft kann ich euch nur ans Herz legen, Dinge, die euch stören, offen und zeitnah anzusprechen.
Ja ich weiß, das ist leicht gesagt und oftmals ist es angenehmer solche Sachen einfach runterzuschlucken.
Aber doch nur für den Moment, wenn wir ehrlich sind.
Innerlich tut uns nicht gut und was passiert, wenn sich zu viel anstaucht, hast du ja leider vor ein paar Tagen erleben müssen.
Die Angst vor einer Konfrontation oder einem eventuellen Streit darf nicht wichtiger als das eigene Wohlbefinden sein, vergiss das bitte niemals.

Liebe Elisabeth, ich hoffe sehr, dass ich dir ein wenig weiterhelfen konnte und würde mich freuen, wenn du dich nochmal melden und erzählen würdest, wie es weitergegangen ist.
Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe und viel Glück.

Viele Grüße,
Sarah