Problem von Anonym - 28 Jahre

Ich möchte weg von meiner Familie.

Hallo. Seit einigen Jahren plagt mich der Gedanke, dass ich einfach nur weg von meiner Familie möchte.
Ich lebe in einer eigenen Wohnung, habe aber regelmäßigen Kontakt zu meiner Mutter, Cousine und meinen geschwistern. Das Komische ist aber, dass sie alle sehr Nett zu mir sind und ich auch weiß, dass sie mich lieb haben.

Wichtig zu nennen ist, dass meine Eltern sich haben scheiden lassen wo ich 16/17 war und ich keinen Kontakt zu meinem Vater hab und es auch nicht will! Hinzu kommt, dass ich das berühmt berüchtigte Nesthäckchen bin. Ich werde dieses jahr 29 und nach mir die jüngste ist meine schwester und sie wird bereits 40. Meine Mutter ist 64.
Bezüglich des Altersunterschiedes habe ich mich schon IMMER fehl am Platz gefühlt. Ich konnte kaum mit meinen Geschwistern oder meiner Mutter am Esstisch mitreden, da bezüglich des Altersunterschiedes natürlich die Interessen arg anders wahren.

Ich hatte natürlich auch viele Vorteile das ich der Jüngste war. Ich bekam zu Weihnachten schon gerne mal viele Geschenke oder meine Brüder konnten mich beschützen wenn es in der Schule mal richtig Probleme (mobbing) gab.

Mein Vater hingegen war ein sehr hinterhältiger Mann. In meiner Kindheit wurde ich ein mal so fest von ihm Geschlagen, dass ich fast mein Bewusstsein verlor. Hinzu kommt, dass er Tag täglich Alkohol trinkte. Nach der Scheidung ist herausgekommen, dass mein Vater meinen zweitältesten Bruder sexuell belästigt hatte indem er ihm in den Schritt fasste...
Was mein Vater auch gut konnte, war dumme Sprüche von sich zu lassen und sich öffentlich so zu blamieren, dass ich mich für ihn schämte.
Ich war damals ein sehr eingeschüchteter und unsicherer Junge. Er hat mich in die Schule gefahren und ein mal ging ein bildhübsches Mädchen am Auto vorbei und sie hat mich angeschaut und ich sie. Mein Vater sagte darauf :"Sie hat nicht dich angeschaut sondern mich!" und fing an zu lachen.
Mit 16 hat er mich mal abends von einem Fest abgeholt und als wir im Auto saßen sagte er: "So die feiern jetzt alle ihre Sex-parties und du bist nicht dabei!" und lachte mich wieder aus.

Im übrigen habe ich heute noch große Probleme eine Freundin zu finden und sex zu haben, worunter ich aktuell auch sehr leide.

Seit meiner Kindheit leide ich durch ihm unter Depressionen, Suizidgedanken und Angstzustände. Das erste mal beim Psychologen war ich mit 7 Jahren und seit dem wird mein Leben quasi durch psychologen mit begleitet:

Kinderpsychologin mit 7 Jahren
Jugendpsychologin mit 13/14 jahren
Stationäre Psychatrie mit 21 Jahren
Tagesklinik mit 24 Jahren
Psychologin mit 26 jahren

Zudem wurde eine Sozialphobie bei mir diagnostiziert.
Ich ruhe mich aber auch nicht auf meine Depressionen und meiner Sozialphobie aus. Ich kämpfe tagtäglich dagegen an und seit einigen Monaten bin ich so weit, dass ich nur noch das tun möchte, worauf ich so richtig Bock habe. Zudem gehe ich öfter durch die Stadt oder setze mich auch mal ganz alleine in eine Cocktail bar um eben gegen meiner Sozialphobie anzugehen. Nur genießen kann ich das alles noch nicht so.

Wie ihr sicherlich lesen könnt ist mein Vater der Übeltäter, nicht meine Mutter. Meine Mutter hingegen hat oft versucht alles wieder aufzubauen während mein Vater hinterrücks alles wieder zerstörte.
Meine Mutter war eigentlich immer für mich da, sie hat mir bei schulischen Sachen geholfen wie bei einem Schulwechsel oder mir immer gut zugesprochen, trotzdem möchte ich auch weg von ihr und weg von meinen Geschwistern und ich weiß nicht wieso das so ist. Auf der einen Seite habe ich meine Mutter unheimlich lieb und musste sie auch einmal nachts anrufen um es ihr zu sagen, weil sie ja nun auch nicht mehr die jüngste ist und ich auf einmal diese Angst bekam, dass sie hätte sterben können und ich ihr das dann nicht mehr sagen könnte, das ich sie lieb habe. Auf der anderen Seite empfinde ich oft auch Wut und sogar Hass ihr gegenüber. Zum Beispiel hat sie mich 2013 zu einer Ausbildung gedrängt, die ich gar nicht machen wollte und diese Ausbildung war die Hölle für mich. Ich wurde dort regelrecht gemobbt und es wurde so schlimm, dass ich angefangen habe ins Bett zu machen und das hält bis heute noch an. Es kommt sehr selten vor, vielleicht 1-2 mal im Jahr aber es passiert.
Vielleicht habe ich deswegen zum Beispiel so eine Wut auf sie?

Ich bin richtig hin und her gerissen bei meiner Familie, einerseits habe ich alle sehr lieb, auf der anderen Seite möchte ich sie einfach nur anschreien und meine Wut und meinen Frust rauslassen.

Wie gesagt, meine Geschwister haben mir öfter große Geschenke zu Weihnachten oder Geburtstag gemacht und mein zweitältester Bruder war auch für mich da, wo ich in der Schule gemobbt wurde, auf der anderen Seite haben sie mich aber auch spüren lassen, dass ich denen ein Klotz am Bein war. Es ist zum Beispiel öfter vorgekommen, dass mir meine Schwester versprach Zeit mit mir zu verbringen, allerdings hat sie es so gut wie nie eingehalten, was mich gerade, wo ich diese Zeilen schreibe, sehr Traurig stimmt.
Wo ich in der stationären Psychatrie war, da fällt mir gerade auf, dass mich nur meine Mutter besucht hat aber NIE meine Geschwister... vielleicht wussten sie nicht wie man damit umgehen sollte aber irgendwie finde ich das trotzdem traurig, jetzt, wo ich so darüber nachdenke.

Familienfeste wie Weihnachten, Silvester etc. hasse ich bis heute wie die Pest, da ich mich einfach Fremd in meiner Familie fühle, so als ob ich noch nie dazu gehört habe. Ich hab auch echt schon mehrfach gefragt ob ich adoptiert wurde, dies ist aber nicht der fall, zudem sieht man vor allem bei meiner Schwester und mir, dass wir Geschwister sind.

Meine Ausbildung hab ich 2014 beendet und seit dem bin ich Arbeitslos, eben da ich noch mal in ein tiefes Loch gerutscht bin und die Depressionen sehr stark hervorkamen und ich wieder angefangen hatte ins Bett zu machen. Erst seit einem Monat gehe ich Zeitung austragen, um wenigstens Beschäftigung zu haben und wieder etwas mehr am Leben teilzunehmen, ins Fitnessstudio gehe ich auch, da ich nach wie vor dabei bin gegen meine psychischen Probleme was zu machen und auch weil ich aus mir was machen will.

Was besonders bei meiner Mutter und mir der Fall ist, ist das wir STÄNDIG aneinander vorbei reden, es war noch nie anders aber sie versteht mich einfach nicht und ich verstehe sie einfach nicht.
Zum Beispiel bin ich wie gesagt so weit, dass ich nur noch das machen will worauf ich Bock habe und heute lief es bei der Arbeit scheiße und da hab ich ihr gesagt "Weißt du, ich werde kündigen." Anstatt mich zu bestärken und zu sagen, dass sie hinter mir steht hat sie nur gesagt: "Das kannst du doch nicht machen! Geh doch lieber erstmal dahin und denk noch mal nach." Ich habe aber einfach keinen Bock mehr darauf von ihr "gelenkt" zu werden. Dabei wollte ich ihr doch nur zeigen, dass ich mitlerweile weiter bin als vorher und nun offen sagen kann, dass da auf den Job mal so gar keinen Bock mehr hatte.

Was noch wichtig zu erwähnen ist ist das mir wie gesagt die Familienfeste sehr zu schaffen machen und das weiß sie auch. Ich scheine dann irgendwie etwas Traurig oder sogar genervt zu gucken, ich selbst merke das aber gar nicht so und jedes mal spricht sie mich vor allen darauf an! Im prinzip muss ich mich jetzt schon so arg zusammenreißen, dass ich meine Mimik und Gestik so sehr kontrollieren muss wie ein Roboter. Auf Familienfesten rede ich auch so gar nicht aber ich hab es letztes mal versucht und wollte was erzählen und da fällt sie sofort ins Wort und erzählt meine Geschichte einfach weiter! Ich hasse das so sehr und das hab ich ihr auch genau so gesagt. Sie meinte sie macht das, weil sie Stolz auf mich ist, ich aber empfinde es nicht so, ich empfinde es einfach als unhöflich und es hat eine schwächende Wirkung auf mich.
Oft sagt sie auch "Komm erzähl doch mal das was du mir erzählt hast." Und ich hasse es so blos gestellt zu werden vor allen, dass ich was erzählen soll, was ich gar nicht will.

Auch hat sie mir mal nach einem Streit gesagt, dass ich mich von ihr abnabeln soll. Habe ich auch gemacht und sie nicht angerufen oder sonst was. Sie hat allerdings dann jedes mal bei mir angerufen.

Was auch wichtig zu wissen ist, ist das sie mittlerweile Schwierigkeiten hat einkaufen zu gehen und wer hilft ihr? Ich. Sie verlässt sich bei so vielem immer nur auf mich, weil ich der jüngste bin, keine eigene Familie habe und alleine wohne. Von meinen anderen Geschwistern kann sie das nicht verlangen und ich hätte ein schlechtes Gewissen wenn ich nicht für sie da wäre, weil sie ist ja die Mutter und sie hat mir auch oft geholfen.

Ich möchte einfach nur weg von meiner Familie, habe aber gleichzeitig auch angst das keiner meiner Mutter hilft.

Ich habe auch schon sehr oft überlegt, mich auf Autismus oder Asperger testen zu lassen, weiß aber nicht wo man das macht, denn ich denke oft, dass mein Verhalten auch was damit zu tun haben könnte, weil ich jedes ihrer Wörter immer so auf die Goldwage lege.
Hier ist auch eine "lustige" sache, sie sagt oft, dass ich die fehler bei diversen Dingen nicht bei mir suchen soll, wenn es aber um die genannten familiären Sachen geht, dann bin ich Schuld und mein Verhalten ist/war dann nicht okay.

Wichtig zu erwähnen ist auch, dass ich keine Freunde oder sonstige soziale Kontakte außer eben meine Mutter habe, ich habe niemandem den ich meine Sorgen erzählen kann und niemandem der mich versteht.
Bei der letzten Psychologin wo ich war hieß es immer nur "Gehen sie raus und machen sie Sport". Tu ich, aber löst die Probleme nicht.

Ich weiß einfach nicht was richtig ist und was falsch. Mache ich alles falsch und sie nichts? Ist es umgekehrt? Oder beide gleich Schuld?
Auch graust es mich wieder vor meinem Geburtstag, weil mich dort alle meine Geschwister wieder anrufen und mir gratulieren werden. Ist ja auch immer nett gemeint aber ich hasse es einfach so sehr!

Ich frage mich echt was bei mir schief gelaufen ist, irgendwo muss ich ja der sein, der alles falsch sieht oder es falsch war nimmt, was ja dann aber auch gleichzeitig nicht sein kann, da man mir oft genug sagt, dass ich nicht immer bei mir suchen soll...

Ich würde so gerne wissen was ich tun soll und ich möchte auch sehr gerne wissen, wo ich neue Freunde finden kann.


Liebe Grüße und vielen lieben Dank im Vorraus!

Janine Wochnik Anwort von Janine Wochnik

Lieber Ratsuchender,

da hast du ja ordentlich viel mit dir herum zu schleppen.
Ich kann gut verstehen, dass du nicht weißt wo dir der Kopf steht.
Das du Schwierigkeiten hast aus deiner Situation heraus zu kommen, kann ich ebenso gut nachvollziehen.
Zuerst möchte ich dir sagen, dass du auf einem guten Weg bist.
Du magst es zwar noch nicht sehen, doch den Anfang für deine Veränderung hast du bereits geschaffen.
Das wichtigste, was gegeben sein muss, damit man sich verändern kann, ist der Wille!
Und dieser ist bei dir recht ausgeprägt, wie es scheint.
Behalte diesen Willen unbedingt bei. Baue ihn aus.
Er wird dir helfen!

Vieles was du tust ist gut und hilfreich. Der Sport ist super. Auch wenn er deine Probleme natürlich nicht in Luft auflösen kann.
So hilft er dir doch dabei den Kopf frei zu bekommen. Etwas anderes zu sehen und zu hören.
Vor allem aber hilft Sport dabei sich selber besser zu fühlen.
Endorphine werden ausgeschüttet und man fühlt sich wohl.
Zudem spürt man seinen Körper, was bei Depressionen ungemein hilfreich ist. Die typische Lethargie und den dazugehörigen Teufelskreis umgeht man auf diese Weise.

Deine Ansätze sind super. Noch viel besser ist, dass du Ratschläge anzunehmen scheinst.
Das ist extrem wichtig, fällt vielen aber schwer.
Natürlich ist es nicht immer leicht die Dinge umzusetzen. Der Versuch ist jedoch das was zählt.

Deine Vergangenheit ist nicht einfach gewesen. Du hast viele unschöne Dinge erlebt, die einem dauerhaft das Leben erschweren können.
Manche Dinge verändern einen und führen zu weiteren negativen Erlebnissen. Da man die Dinge von einer Seite sieht, die einem nicht gut tut. Leider merkt man das erst viel zu spät.
Und oftmals muss einem das auch gesagt werden.
Du schleppst viele deiner Probleme seit deiner Kindheit mit dir herum. Es ist sehr gut das du schon früh die Möglichkeit bekommen hast, etwas zu unternehmen. Auch das du dich später selber bemüht hast.
In unserem Gesundheitssystem gibt es viele tolle Hilfsangebote.
Doch nicht jede Variante ist für jeden geeignet.
Nicht alles wirkt gleich gut.
Mir scheint, dass du viel mitgenommen hast. Dir aber noch immer der "Schlüssel" fehlt.
Dein Gefühl zeigt dir jedoch schon die Richtung. Du kennst also die Antwort auf deine Fragen.
Nur hast du das noch nicht im Bewusstsein. Es ist dir noch nicht klar. Vielleicht weil deine Angst zu groß ist.
Weil du die Konsequenzen fürchtest. Oder weil du es nicht wirklich wissen möchtest.
Doch das was du geschrieben hast, zeigt, dass du eigentlich weißt was wirklich los ist.
Versuche darauf zu hören. Die Dinge zu verstehen.
Die Wahrheit tut weh, ist unschön und zwingt einen oft zum handeln.
Das ist aber deutlich besser, als mit einer Lüge zu leben und sich selber etwas vorzumachen.
Mit so etwas zu leben macht einen auf die Dauer kaputt, wie du selber merkst.

Das was ich nun schreibe, ist meine persönliche Meinung/Idee.
Ich kenne nur einen Bruchteil deiner Geschichte. Dennoch denke ich einen guten Einblick bekommen zu haben.
Deshalb möchte ich dir ein paar Gedanken mit auf den Weg geben.
Du hast gesagt, deiner Mutter gegenüber empfindest du Hass. Den du nicht wirklich verstehen kannst.
Ich denke du kennst den Grund.
Nimm nur mal die Situation in deiner Kindheit mit deinem Vater.
Ja, dein Vater war der Verursacher. Was er getan hat ist nicht zu entschuldigen.
Doch welche Rolle hatte deine Mutter?
Hatte sie gar nichts damit zu tun?
Wer ist dafür verantwortlich für seine Kinder zu sorgen?
Darauf zu achten, dass ihnen nichts angetan wird?
Deine Eltern. Beide!
Deine Mutter trägt also auch Verantwortung für das, was dir widerfahren ist.
Als Kind sieht man nur denjenigen, der die schlimmen Dinge tut.
Wird man jedoch selber erwachsen, dann dreht sich der Blickwinkel.
Man sieht die Dinge anders und erkennt, dass auch der andere Elternteil nicht unschuldig gewesen ist.
Nichts tun ist auch eine Form von Mittäterschaft.
Deine Mutter hatte ihre Gründe. Sie hat wahrscheinlich auch gelitten.
Das ist aber keine Entschuldigung. Deine Mutter hätte trotzdem für dich da sein müssen.
Dich beschützen müssen.
Und das darfst du ihr auch genauso sagen. Falls du das möchtest.
Auf jeden Fall hast du das Recht darauf wütend zu sein.

Du hast diese Gefühle deiner Mutter gegenüber. Und einfach ohne jeden Grund kommen diese nicht.
Vor allem da deine Mutter ja ansonsten eine tolle Mutter zu sein scheint.
Du musst herausfinden woher die Gefühle konkret kommen.
Einen Anhaltspunkt habe ich dir ja bereits gegeben. Doch es gibt noch mehr.
Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, dass sie dich in eine Schiene drängen möchte, die du nicht willst.
Sie meint es sicherlich nur gut, damit bringt sie dich aber in eine blöde Lage.
Zum einen möchte man seine Eltern nicht enttäuschen. Zum anderen möchte man aber selber bestimmen was man tut.
Jeder hat nun mal Dinge, die er machen möchte und andere, die er nicht machen möchte.
Für viele Eltern ist es sehr schwer zu akzeptieren das ihre Kinder erwachsen werden/sind.
Das sie ihren eigenen Kopf haben. Gerade bei den letzten ist es oft so.
Dort sehen sie nämlich ihre "letzte" Chance noch etwas so zu drehen, wie sie es gern sehen würden.
Das ist aber nicht dein Problem.
Du hast ja schon klar gezeigt was du davon hältst und das ist auch gut so.
Los lassen tut es dich offensichtlich trotzdem nicht.
In diesem Fall würde ich dir raten, dass du versuchst die Perspektive zu wechseln.
Stell dir vor, du wärst sie. Das ist echt nicht leicht, Aber machbar.
Dann bekommst du ein ganz neues Verständnis für deine Mutter. Warum sie was tut, getan hat.
Und in dem Moment wird sich dein Gefühl wandeln.
Damit meine ich nicht so sehr den Hass, sondern dein Gefühl dir selbst gegenüber!

Die Perspektive spielt bei dir so oder so eine immens große Rolle.
Durch deine Erlebnisse hast du kein gutes Bild von dir selber. Zu den Beziehungen in deinem Leben nicht.
Dir fehlt es an Selbstvertrauen, Selbstliebe und Vertrauen allgemein.
Dadurch hast du mit großer Wahrscheinlichkeit die sozialen Probleme. Bevor du jedoch dir selbst die Schuld gibst, lass dir gesagt sein: Es ist nicht deine Schuld!
Nichts davon!
So mies es ist, musst du aber den Karren aus dem Dreck fahren.
Das tut nämlich kein anderer für dich und es kann auch kein anderer für dich tun.
Auch wenn es nun mal nicht deine Schuld ist.
Die Defizite die sich entwickelt haben, werden dir immer wieder das Leben schwer machen.
Deshalb ist es unheimlich wichtig, dass du an diesen Dingen arbeitest.
In dem du den Rest bearbeitest wird davon ein Teil verschwinden, denn es hängt alles miteinander zusammen.
Das Problem das du alles auf dich beziehst z.B. wird sich auch erledigen, wenn du mehr Selbstvertrauen hast.
Und du die Hintergründe verstehst.

Ein Problem was da auch mit hineinspielt ist die Sache, dass du dich in deiner Familie ein wenig "ausgeschlossen" fühlst.
Deine Familie bemüht sich, zumindest deiner Nachricht nach zu urteilen. Der Altersunterschied ist nicht zu verachten, wenn man dann den Rest noch dazu nimmt, wundert es mich wenig wie du fühlst.
Du fühltest dich ausgeschlossen, nicht ernst genommen, bemuttert und dann auch noch verletzt und in den Hintern getreten. Dazu hat jeder beigetragen. Wobei man deinen Geschwistern das kaum vorwerfen kann.
Das deine Schwester es nicht geschafft hat mehr Zeit mit dir zu verbringen zum Beispiel. War sicherlich nicht absichtlich.
In jungen Jahren kann so was schnell passieren. Man entdeckt selber gerade die Welt.
Diese Sicht kannst du heute bestimmt gut nachvollziehen, wenn du dich damit beschäftigst.

Verständnis für die Geschehnisse ist unheimlich wichtig.
Nicht um irgendwas zu entschuldigen, sondern um DEIN Gefühl dazu zu verändern.
Manchmal hängen wir an unseren erworbenen Gefühlen fest. Obwohl das unnötiger Ballast ist.
Als Kind und Jugendlicher hat man eben manchmal eine verzerrtes Bild. Nicht weil man komisch ist.
Sondern weil man es nicht besser weiß!
Nicht besser wissen kann!
Passt man dann aber seinen Blickwinkel an, verschwinden viele Dinge einfach.
Eine Sekunde und die Welt ist eine andere.
Man kann immer nur sich und seine Welt verändern.
Andere Menschen wird man in den wenigsten Fällen ändern können.
Deshalb beschränke dein tun auf dich.

Das du deiner Mutter hilfst ist toll. Das nur du hilfst ist natürlich weniger schön...
Ein wenig kann ich den Gedankengang deiner Mutter nachvollziehen. Ich denke das wird dir ähnlich gehen.
Fair ist es trotzdem nicht.
Falls dir das alles zu viel wird, kann man auch ambulante Pflege beantragen.
Diese wird von der Pflegekasse unter bestimmten Voraussetzungen übernommen.
Alternativ kannst du auch Pflegegeld für deine Tätigkeiten bekommen. Du kannst sogar Rentenpunkte bekommen.
Dafür muss das Ganze aber offiziell genehmigt sein und über die Pflegekasse laufen.
Übrigens ist Pflegegeld anrechnungsfrei auf Sozialleistungen.
Dies wäre ein Schritt den du nicht alleine machen kannst. Der euch aber eventuell beiden helfen würde.
Du bräuchtest kein schlechtes Gewissen mehr haben und deine Mutter hätte Hilfe.

Was deine Geschwister angeht, versuche einfach mit ihnen offen und ehrlich zu sprechen.
Kann bei deiner Mutter im übrigen auch nicht schaden.
Sag ihnen alles, was du so im Kopf hast. Ohne Vorwürfe. Ohne das du gemein wirst.
Sondern erzähl ihnen wie es dir damals ging, wie es dir heute damit geht. Warum das so ist.
Du musst dich nicht entschuldigen oder sonst was.
Versuche ihnen deine Sicht näher zu bringen.
Wie gesagt Verständnis für den Gegenüber kann nie schaden!
Und deine Meinung sagen beinhaltet auch, dass du nicht willst das deine Mutter Dinge über dich erzählt.
Tut sie das wirklich nur aus Stolz, weil es was tolles ist, dann kannst du das ruhig als Kompliment nehmen. Auch wenn es dir unangenehm ist.
Du kannst deiner Mutter aber auch ruhig sagen das du das nicht möchtest.
Sag ihr wie du dazu stehst. Warum du so dazu stehst und so weiter.

Zum Schluss noch was wichtiges:
Finde heraus wer du bist! Was DU willst. Unabhängig von anderen Personen!
Suche dir Gleichgesinnte. Tausch dich aus. Vielleicht findest du so auch Freunde.
Tue etwas für DICH! Dinge die dir Spaß machen.
Ob nun eine neue Ausbildung, ein Hobby oder sonst was.
Hauptsache du machst es, weil du es willst. Ohne das jemand das von dir möchte!

Du klingst sehr motiviert. Und auf den Kopf gefallen bist du auch nicht.
Noch dazu denkst du über deine Situation nach!

Du wirst es schaffen!!!
Beschäftige dich mit dir. Versuche herauszufinden wieso du wie denkst. Versuche die Perspektive zu wechseln.
Aber versuche auch anderen DEINE Sicht der Dinge näher zu bringen!

Ich drücke dir ganz doll die Daumen.
Mach weiter so!
Du schaffst das!!!
Liebe Grüße und ganz viel Erfolg
Janine