Problem von Anonym - 17 Jahre

Mein Vater klaut Geld

Hallo, ich wollte mein Problem hier mal erläutern, weil ich ehrlich gesagt nichts machen kann und irgendwie mein Kummer rauslassen muss.
Ich habe vor paar Monaten angefangen zu arbeiten, bin echt froh darüber, weil man sich unabhängig fühlt und Eltern finanziell nicht belastet. Immerhin sind wir nicht unbedingt die Reichsten. Das Geld nutze ich nur für meinen Führerschein. Hin und wieder gib ich das Geld auch meiner Mutter, da sie wirklich alles Schöne auf dieser Welt verdient hat.
In letzter Zeit will mein Vater ständig Geld von mir, beim ersten Mal ok, beim zweiten Mal ok, beim Dritten auch... Aber das reicht auch mal oder? Er arbeitet nicht und ist ständig draußen, gibt das Geld in Casinos und Sportwetten aus. Er selber weiß, dass wir finanziell in ner miesen Lage sind, aber das hält ihn nicht ab um das Geld für sein Glück auszugeben. Auch wenn er mal richtig tippt, das Geld dass er davon bekommt teilt er nicht mit uns und kommt damit tagelang nicht nachhause.
Naja... Soviel zu dem Thema...
Er hat mich heute wieder gefragt, aber ich hab ihm das Geld nicht gegeben, weil es mal zuviel wird. Ich würde das Geld ohne zu zögern meinen Eltern, vorallem meiner Mutter geben, aber wenn das Geld was ich verdiene für so ein Mist ausgegeben wird, meine Mutter extremst unglücklich macht und unsere Familie von Tag zu Tag immer weiter auseinanderreißt, dann behalte ich das Geld lieber. Nein danke.
Aber das hält ihn nicht ab... Er hat das gesparte Geld von meinem kleinen Bruder geklaut und meinen auch.
Das zerbricht mir das Herz...

Was soll ich nur machen?

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Anonyme,

wie du richtig sagst: Du kannst deinem Vater nicht wirklich helfen. So wie du es beschreibst, ist er entweder spielsüchtig oder schlicht verantwortungslos. Er müsste sich aber selbst dazu entscheiden, etwas dagegen zu unternehmen. Du kannst nicht mehr tun, als ihn dazu aufzufordern oder ihn zu bitten.

Es fragt sich aber, ob du dabei nicht mehr riskierst, als sinnvoll ist. Wenn es zwischen dir und deinem Vater zum Streit kommt, wird dich das nur enttäuschen und wütend machen. Und wenn wir ehrlich sind: Wenn einer von den eigenen Kindern Geld stiehlt, da ist nicht mehr viel zu erhoffen. Er kann nur selbst wissen, ob er aus seinem ehrlosen Loch raus will. Wenn nicht, dann wird eure Familie weiter darunter leiden. Besser ist wirklich, du versuchst in dieser Situation, deine Mutter zu unterstützen und den Zusammenhalt der restlichen Familie zu stärken.

Das Geld gehört dir. Er hat kein Recht darauf. Du solltest unbedingt Sorge tragen, dass er es nicht an sich nehmen kann. Wenn du kein eigenes Konto hast, lege dir besser bald eines zu, und verbirg die Zugangsdaten und Karten vor deinem Vater. Damit ist nicht zu spaßen, es geht um deine Zukunft, und du brauchst das Geld wirklich dringend. Wenn du dir keinen Ausweg mehr weißt, dann wende dich an eine Suchtberatung. Man wird dir dort auch Ratschläge geben können, wie mit Verwandten umzugehen ist, die ihre Sucht in die Kriminalität treibt (denn das ist es ja im Grunde). Im Ernstfall solltet ihr auch darüber nachdenken, ob das Zusammenleben mit deinem Vater noch Sinn macht. Sprich dich mit dem Rest der Familie ab, mit deiner Mutter, deinem Bruder und anderen Verwandten, wenn es welche gibt, die es betrifft oder die es deiner Meinung nach wissen sollten: Ihr habt an der Verantwortungslosigkeit deines Vaters keine Schuld und solltet euch einig sein, dass ihr euch nichts wegnehmen lasst. Ihr tut damit auch nichts Unrechtes - denn dass er dein Vater ist, heißt nicht, dass du dir alles gefallen lassen musst. Außerdem bist du noch nicht volljährig und eigentlich sind deine Eltern nach wie vor diejenigen, die dir gegenüber eine finanzielle Verpflichtung haben - nicht umgekehrt.

Erkläre ihnen, was in deinen Augen das Problem ist. Wenn dir Bruder oder Mutter nicht zustimmen, dann betone, dass es euch alle angeht und dass, wenn einer nachgibt, auch der Nächste darunter zu leiden haben wird. Ihr könnt euch gegenseitig Kraft geben, wenn ihr zusammen etwas unternehmt, um zu entspannen. Oder gemeinsam jemanden aufsucht, der euch hier effektiv helfen kann. Es ist von großer Wichtigkeit, dass du nicht locker lässt. Was immer ihr eurem Vater an Freiraum gebt, wird er zu nutzen wissen - sein Problem, seine Sucht, treibt ihn dazu. Sei dir aber auch im Klaren, dass im Fall der Fälle die Familie nicht über alles geht - wenn die Anderen nicht mitziehen wollen, musst du selbst für deinen Schutz sorgen. Und für die Sicherung deiner Zukunft.

Lass dir also von niemandem einreden, dass das alles eine Kleinigkeit sei oder dein Vater das von dir fordern dürfte. Spätestens mit dem Diebstahl hört aller Spaß auf, und das siehst du vollkommen richtig. Kläre auch deine Mutter und deinen Bruder darüber auf, damit ihr im Streitfall zusammenhaltet. Du kannst deinem Vater nicht helfen und ihn auch nicht ändern, aber du kannst dafür sorgen, dass ihr Anderen euch erhalten bleibt und füreinander sorgt. Vor allem, weil ja vermutlich auch niemand für offene Rechnungen aufkommt, für Einkäufe und dergleichen, wenn dein Vater nicht arbeitet und deine Mutter nicht genug verdient (oder nicht arbeitet). Frage deine Mutter offen, wie eure finanzielle Situation ist, und wie ihr Lücken schließen könnt. Falls es nicht geht, heißt das auch hier, dass ihr euch besser an eine Beratungsstelle wendet, die euch hilft, einen Überblick zu gewinnen. Denn das Verhalten deines Vaters kann sehr schnell zu einer bedrohlichen Lage führen, wenn es euch allen am Geld fehlt.

Vor allem gilt aber: Schütze dich selbst. Es ist edel, dass du deinen Schmerz nicht zurück hältst, doch kannst du nur begrenzt Einfluss nehmen. Wenn du deiner Mutter etwas Gutes tun willst, dann gib ihr lieber kein Geld direkt - ansonsten könnte dein Vater es von ihr nehmen - sondern lade sie ein oder kauf ihr etwas Schönes. Solange du nicht sicher bist, ob die anderen Familienmitglieder ihm gegenüber so standhaft sind wie du, ist das der sicherere Weg. Vermittle ihnen deutlich, dass es hier auf gemeinsames Handeln ankommt und dass es um euer aller Zukunft geht. Ihr müsst euch das von deinem Vater nicht bieten lassen, und ihr solltet auf keinen Fall ertragen, wenn er deswegen gegen euch ausfallend wird. Das alles wird ihn nur ermuntern, seinen Lebenswandel fortzusetzen und euch auszunutzen.

Du bist sehr bewundernswert, weil du dich in diesem Moment so um deine Familie sorgst. Erhalte dir dein gutes Herz, aber sei weiterhin auch nicht leichtsinnig, und gib deinem Vater kein Geld mehr. Ich wünsche dir viel Kraft und einen guten Austausch mit deiner Mutter und deiner ganzen Familie. Gemeinsam könnt ihr es schaffen!

Liebe Grüße,

Paul