Problem von Lea - 16 Jahre

Selbstverletzung

Liebes Team,

ich weiß nicht wie und wo ich anfangen soll. Es ist einfach viel zu kompliziert.
Es geht um folgendes:

Ich wohne seit über einem Jahr in einer Wohngruppe und ich fühle mich hier sehr wohl. Das einzige Problem was ich momentan habe ist eine Mitbewohnerin von mir.

Diese Mitbewohnerin heißt K. und sie verletzt sich selbst, genauso wie ich.

Wenn sie sich selbstverletzt dann triggert mich das. Trigger im Sinne von es fühlt sich so an als würde jemand meinen Hals mit den Händen zerdrücken, so das ich keine Luft mehr bekomme und mein ganzer Körper wird auf einmal ganz warm als hätte ich Fieber.

Um dieses Gefühl, diese anspannung loszuwerden schneide ich mir meine arme mit einer rasierklinge auf.

In den letzten Tagen habe ich mich jeden Tag geschnitten und deswegen haben die Betreuer gesagt wenn es so weitergeht das ich dann zur krisenintervention in die Kinder und Jugend psychiatrie soll.

Ich will da aber nicht hin weil ich dann die Wohngruppe vermisse und ich schaffe es auch ohne krisenintervention.

Am Donnerstag hatte ich Psychotherapie und meinem Therapeut habe ich gesagt das ich mich gegen die selbstverletzung entscheide. Das heißt, ich werde versuchen selbstverletzungsfrei zu bleiben wie die letzten 2 - 3 Monate bevor K. in die Gruppe kam.

Die Betreuer wissen das, das ich mich nicht selbstverletzen will und es auch versuche. Aber die haben gesagt ich muss lernen die Gefühle und Gedanken auszuhalten wenn sich K. selbstverletzt. Wenn sie sich selbstverletzt denke ich dann immer, das ich mehr Wunden und Narben brauche als sie. Ich weiß nicht wieso ich das denke aber ich brauche es. Ich muss noch herausfinden wieso das so ist aber das braucht Zeit.

Ich habe eine Möglichkeit gefunden meine Gefühle und Gedanken auszuhalten wenn sich K. selbstverletzt. Die Betreuer würden diesen Weg nicht gut finden wenn sie es wüssten aber die sollen es nicht wissen und außerdem seh ich kein anderen weg der mir helfen könnte außer dieser.

Wenn sie sich selbstverletzt dann tu ich mich auch selbstverletzen. So tief das es eigentlich genäht werden muss. Es gibt eine Absprache zwischen mir und den Betreuern. Das ich komme wenn es mir nicht gut geht oder ich mich geschnitten habe oder anderes. Aber ich komme nicht wenn ich mich geschnitten habe. Ich behalte es für mich. Die Betreuer sollen denken das ich selbstverletzungsfrei bin.

Kurzform: Wenn ich mich schneiden will dann tu ich das und behalte es für mich.

Liebe Grüße

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du,

es klingt fein, dass du dich in deiner Wohngruppe wohl fühlst. Das ist eine wesentliche Grundlage, von der Selbstverletzung wegzukommen. Ich finde es außerdem gut, dass du dich auf Ursachenforschung begibst. Das solltest du auch weiterhin tun.

Doch ich sage es dir knallhart: Du kannst dich weiter im Heimlichen selbst sabotieren - oder du redest ab sofort Klartext. Mit deinen Betreuer:innen und auch mit K. Solange die Beteiligten nichts davon wissen, was in dir vorgeht, kann sich nichts verbessern!
Ich frage mich beispielsweise, wie sinnvoll es ist, euch beide unter diesen Umständen zusammen wohnen zu lassen.

Bitte sei vernünftig und hör auf damit, die Selbstverletzung auf dieser Basis im Geheimen durchzuziehen. Alles Andere ist nicht zielführend und schlicht verantwortungslos!

Und wenn deine Probleme derartig heftig sind, solltest du einsehen, dass es nötig wäre, dir zwischendurch stationär helfen zu lassen. Deine Wohngruppe ist ja nicht weg in dieser Zeit. Du kannst dich auf sie freuen und gleichzeitig ohne die Anwesenheit von K. an dir selbst arbeiten.

Nur 50% Ehrlichkeit nützen gar nichts. Und mit Trotzigkeit wird alles nur schlimmer.
Bitte spring über deinen Schatten und sprich offen über deine Gedanken und Empfindungen!

Ich wünsche dir alles Liebe.
Nuala