Problem von Anonym - 14 Jahre

Liebe

Hey liebes Kummerkastenteam ich weiß nicht mit wem ich noch reden kann deshalb hab ich beschlossen einfach in ein onlineportal zu gehen. Ich bin warscheinlich auch ein bisschen jung aber solang alles anonym bleibt denke ich das das gar kein Problem sein wird...
Ich bin jetzt schon seid 5 jahren in das selbe Mädchen verknallt aber hatte ein halbes jahr davon ein Fernbeziehung zu einer alten Freundin die ich dann für mein Engel aufgegeben habe. Damals(wir haben Nächte lang geschrieben,ich schüttete ihr mein Herz aus,ich glaube sie hatte nur mittleid) war sie schon soweit das sie bereit wäre mit mir zu gehen doch irgendwie hat die ganze Klasse rausbekommen das ich auf sie stehe. als mich dann meine Klassenkameraden bin ich rot geworden unso weiter. sie war dann mit mir eine Schulstunde zusammen danach hat sie es sich anderst überlegt, was mich sehr verletzt hat(was die Narben auf meinem Arm auch beweisen können) ich hatte das gefühl das ich sie nicht verdient hatte,das ich zu schlecht für sie wäre, doch sie hatte halt einfach keine Gefühle. Aber das ist jetzt auch schon fast 2 Jahre her...

Danach wurde ich gefriendzoned, war ein freund dem sie alles anvertrauen konnte, ich war etwas was sie zwar mag ,aber nicht liebt. Ich gab ihr immer Zeichen in denen ich zB sagte : "Ich beschütze dich egal was noch kommt" , "du kannst mir vertrauen" , " wir schaffen das" doch aus irgend einem Grund wollte sie nix vom mir leider sind diese Gefühle nie weg gegangen und mittlerweile sind sie atärker denn je. Also kam es dann das ich ihr das 2. mal meine Liebe gestanden hab wir habrn uns geeinigt das wir jetzt mehr machen doch das sie einfach keine Gefühle hat bzw hatte

Ich will ehrlich sein ich gabe mich ja geritzt und geleided doch ich habe das Gefühl sie hat mehr Macht über mich als ich

Abschließend möchte ich sagen das ich hoffe das das hier kein Fakeportal ist und genauso würde ich mir eine Antwort erhoffen

PaulG Anwort von PaulG

Lieber Anonymer,

nein, ein Fake sind wir durchaus nicht - nur leider oft ziemlich langsam. Ich kann deinen Frust verstehen, wenn du schon gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet hast - und glaub mir, nichts wäre mir lieber, als wenn es dir bereits viel besser ginge. Aber du sollst auf keinen Fall ohne Antwort bleiben - und sei versichert: Ich nehme dein Problem ernst und habe nicht vor, mich darüber lustig zu machen.

Du solltest dir klar machen: Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest. Das mag in deinen Ohren wie Hohn klingen, wo du doch jetzt soviel Energie darauf verwendet hast, und letztlich immer von ihr hingehalten wurdest. Fakt ist aber: Man sucht sich nicht aus, in wen man sich verliebt. Du hast sehr intensive Gefühle für ein Mädchen entwickelt, du hast mit Mut und Verzweiflung alles versucht, um ans Ziel zu kommen, sie als deine Freundin zu gewinnen. Leider hat es nicht geklappt. Aber das heißt weder, dass du nicht gut genug für sie wärst, noch, dass du jetzt keine Selbstachtung mehr haben dürftest. Ganz im Gegenteil: Es darf dich stolz machen, deine Gefühle offenbart und zu ihnen gestanden zu haben.

Es ist auch nicht unbedingt verwunderlich, dass deine Gefühle im Laufe der Zeit noch stärker wurden: Wenn man so viel Energie, so viele Gedanken und so viel Schmerz darauf verwendet hat, einer Person nahe zu kommen, bildet sich um ihren Namen und ihr Gesicht irgendwann eine Fülle von Erinnerungen, Träumen, Hoffnungen. Dir einzugestehen, dass du aller Wahrscheinlichkeit nach nie mit ihr zusammen sein wirst, ist umso schwerer, weil du damit einen wichtigen und intensiven Lebensabschnitt abschließt. Das ist nicht einfach - und ich kann dir versichern, auch mir geht es so. Deine Gefühle als Teenager sind genauso intensiv wie die eines Erwachsenen. Es ist auch kein Unterschied, ob du mit einem Menschen zusammen warst oder nicht: Allein, dass du von ihr geträumt hast, dass du immer wieder gehofft hast, um immer wieder enttäuscht zu werden, hat dafür gesorgt, dass deine Sinne auf sie gerichtet blieben. Und du hast, weil du so viel Aufwand betrieben hast, um ihr nahe zu sein, irgendwann eine Art "innere Beziehung" mit ihr begonnen; sie wurde immer weiter genährt durch deine Erfahrungen und Gespräche, durch deine Freundschaft mit ihr, durch kleine und winzige Signale. Jetzt, wo das schon eine Weile her ist, ist es für sie möglicherweise abgeschlossen - für dich aber keineswegs. Denn in deinem Fall gibt es ja nur eine Person, die die Beziehung wirklich "beenden" kann, und das bist du selbst. Du musst Abstand gewinnen zu der Zeit, als sie das Ziel all deiner Träume war.

Das heißt nun aber nicht, dass du sie vergessen sollst, und auch nicht, dass du von jetzt an nur mit Bitterkeit darüber nachdenken sollst. Im Gegenteil: Es ist sogar immens wichtig, dass du die süße Hoffnung und den leisen Schmerz deiner ersten großen Liebe bewahrst, in deinem Herzen. Dies ist ein Teil deiner Geschichte, und hat deine Persönlichkeit geprägt. Sie wird immer "Macht" über dich haben, weil sie in deinem Herzen ist, und da wird sie auch bleiben. Du wirst deine erste große Liebe nie vergessen. Freue dich, dass sie so intensiv war - wenn sie auch nie verwirklicht werden konnte. Trotzdem ist es auch nötig, dass du dir immer wieder klar machst, dass diese Zeit vorbei ist und dass das, was an Bildern und Erinnerungen in deinem Kopf ist, für einen Abschnitt steht, der in der Vergangenheit liegt.

Wenn zwei sich trennen, passiert im Grunde das Gleiche, was jetzt auch dir passiert: Auch wenn man schon längst wusste, zumindest insgeheim, dass die Beziehung eigentlich keine Zukunft hat, dass man eigentlich nicht zueinander passt, ist der Schmerz trotzdem überwältigend. Oft auch für denjenigen, der sich trennt. Das ist logisch: Denn wenn man eine Tür zuschlägt, legt man auch einen Deckel über die Pläne und Träume, die man mit einem Menschen hatte. Und es ist gleichgültig, ob man jemals auch nur darüber gesprochen hat - allein die Möglichkeit der Verwirklichung, die jetzt abgeschnitten ist, verursacht einen ungeheuren Schmerz. Wenn wir uns trennen - und du bist in gewisser Weise gerade mitten in einer Trennung! - vermissen wir nicht nur das, was wir mit dem Anderen tatsächlich erlebt haben, sondern auch (und vielleicht sogar noch mehr) das, was wir mit dem Anderen noch erleben WOLLTEN. An dieses "vielleicht" und an dieses "ich würde so gerne" hast du dich lange Zeit geklammert; es wurde immer größer, während das, was du eigentlich erlebt hast, demgegenüber vielleicht gar nicht so spektakulär war. Sie hat deine Annäherungsversuche nicht erwidert, aber du hast immer wieder gehofft, sie würde - und das Bild, wie sie endlich "Ja" sagt, ist bei dir geblieben, auch wenn es nie Wirklichkeit wurde.

Letztendlich wird dir nur die Zeit helfen. Wichtig ist aber vor allem, dass du die Vergangenheit nicht ansiehst wie ein altes Kleidungsstück, für das du dich schämst, und das du wegwerfen und vergessen willst. Die Vergangenheit bedeutet einen Teil von dir - immer. Wenn du formulierst, sie habe "Macht" über dich, liegst du damit ziemlich richtig: Die Vergangenheit - verkörpert durch das Mädchen, die du so sehr verehrst - prägt dich und formt dich, und das wird auch immer so bleiben. Entscheidend ist: Du hast in der Hand, wie sie dich formt. Du kannst ihr erlauben, dich in Misstrauen und Selbsthass zu stürzen, weil du keinen Erfolg hattest. Du kannst aber auch die Vergangenheit zum Anlass nehmen, erhobenen Hauptes durchs Leben zu gehen: Du hast, auch wenn du noch jung bist, eine außerordentlich starke Liebe erlebt und bis zum Letzten gekämpft. Das darf dich auch außerordentlich stolz machen. Du solltest deine täglichen Aufgaben nicht vernachlässigen - du solltest auch auf keinen Fall ihr oder Menschen, die sie kennen, aus dem Weg gehen. Nimm diese Erfahrung zum Anlass, in der Schule, im Sport und zuhause das Gesicht nicht zu senken, sondern lebe im Bewusstsein, gekämpft zu haben. Versuche, lächerliche Kommentare, die dich für deine Gefühle beschämen sollen (wofür du dich aber NIE zu schämen brauchst!) als Komplimente zu verstehen: Nicht viele können erleben, was du erlebt hast, nicht viele haben ein so tiefes und leidensfähiges Herz. Und glaub mir: Unzählige Menschen sehen sich danach, so lieben zu können, wie du geliebt hast, aber schaffen es nie.

Versuche, deine Geschichte als Teil von dir zu akzeptieren. Schließ dich nicht zuhause ein, sondern suche Ablenkung im Sport, mit Freunden, in der Natur - doch stehe immer zu dem, was du erlebt und gefühlt hast. Und wenn dir das gelingt, wird die Macht, die dich bedrückt, weil sie Scham ist, zu einer großen, wirklich großen Macht in deinen Händen werden: Weil es Stolz ist. Und den wünsche ich dir von Herzen.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul