Problem von Anonym - 24 Jahre

Ich werden sexuell belästigt, aber von einer Frau aus meinem Freundeskreis, die mit mir in einer WG lebt

Hallo Kummerkastenteam.
Mir ist es absolut unangenehm das im Freundeskreis, gegenüber meinen Freund oder gegenüber geschulten Fremden so zu erwähnen. Ich befürchte damit auch nur mehr Zank zu schaffen und es mir mit dieser Frau richtig zu verübeln.
Nun gehen die Belästigungen aber schon zwei Jahre lang und es hört einfach nicht auf. Ich weiss, dass ich daran nicht ganz unschuldig bin, weil ich nicht richtig auf den Tisch haue, aber deswegen bin ich trotzdem nicht damit einverstanden.

Als ich in die WG einzog tat ich ihr Verhalten noch als sehr zutraulich ab und liess sie machen, weil ich nicht gleich die Spassbremse sein wollte, aber nach wenigen Wochen wurde sie unangenehm übergriffig. Heute macht sie tagtäglich sexuelle Anspielungen, selten im Beisein von Freunden, aber das kommt auch vor, nur subtiler.
Hier mal ganz kurz was sie so macht:
- Sie legte sich mindestens drei Mal unaufgefordert in mein Bett, als ich schlafen wollte und zog sich nackt neben mir aus und wollte das ich sie streichel. Weil aktuell noch eine Andere mit in meinem Zimmer schläft unterlässt sie, schläft aber immerhin angezogen neben mir in meinem Bett und drückt sich, wenn ich eingeschlafen bin, an mich.
- Wenn ich die Treppe vor ihr nach oben gehe, schlägt sie mir immer auf den Po.
- Obwohl ich ihr gesagt habe, dass ich zur Begrüssung auf Mundküsse verzichte, macht sie damit weiter. Ihre Meinung dazu ist: weil wir befreundet sind, macht man das halt so, selbst wenn die andere nicht will.
- Sie gibt mir vulgäre Namen. (Pussy)
- Sogar im Beisein meines Freundes stellt sie sich in den Türrahmen meines Zimmers. Wenn ich dann durchgehe, weil ich was holen möchte, fast sie mir über den Po.
- Sie fragt mich öfters ob ich mit ihr baden gehen möchte oder ob ich mit ihr in den Urlaub fahren möchte. Wenn ich sage Nö keine Interesse stichelt sie einfach weiter. Sie fragte mich sogar mal was ich machen würde, wenn ich die Richtige finden sollte, obwohl ich ihr gesagt habe, dass ich hetero bin.
- Sie ist aktuelle vergeben an eine die asexuelle ist, worüber sie mich aufzuklären versucht. Meistens redet sie ihre Freundin einfach schlecht.
- Meine Mitbewohner bekommen die Sticheleien mit und sagen so beiläufig was dazu, wie wenn sie sich vom schlechten Wetter belästigt fühlen würden. Sie lenkt selten ein und lässt mich in Ruhe.
- Nach dem Duschen setzt sie sich mit einem Handtuch bekleidet neben mich aufs Sofa und fragt ob ich mal schauen möchte.

Das sind die Sachen, die mich am meisten stören. Die lässt das bald jede Woche ab. Wie kann ich sie jetzt dazu bringen, das zu unterlassen? Mein Problem ist, dass ich nicht umziehen kann.

Es mir mit meinen Mitbewohnern zu verübeln kann ich mir nicht leiste. Ich bin froh, dass ich überhaupt eine Wohnung finden konnte. Bitte keine ratschläge geben die mich dazu auffordern auszuziehen.

MfG.

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du,

das klingt wirklich übel und ist sexualisierte Gewalt in Reinform! Dass es dir deswegen schlecht geht, ist kein Wunder.

Aber: Sei mir nicht böse - dein letzter Satz liest sich in Kombination mit dem Leidensdruck, den du ganz offensichtlich hast, sehr nach "Wasch mich, aber mach mich nicht nass."

Achtung, Provokation:
- Ich könnte dir raten, was du zu ihr ganz direkt und ungeschminkt sagen kannst. Doch das willst du ja nicht.
- Ich könnte dir raten, deine anderen Mitbewohner:innen und deinen Freund zu sensibilisieren und zu bitten, dir aktive Hilfe in solchen Momenten zu geben. Immerhin könnten ja auch alle entscheiden, dass SIE ausziehen muss! - Doch das willst du nicht.
- Ich könnte dir raten, dich an eine Beratungsstelle zu wenden. Oder sie anzuzeigen. Doch das sind fremde Personen und du willst es nicht.

Sprich: Du machst dich lieber klein und erträgst jede Demütigung und jeden Übergriff, anstatt dich nach über zwei Jahren Leidenszeit deiner WG, deinem Freund oder anderen Vertrauten zu offenbaren und um deren Hilfe zu bitten. Du erfindest Ausreden vor dir selbst.

Was soll ich dir denn raten, wenn du ihr keine direkten Grenzen setzen willst und betonst, dass Ausziehen keine Option ist? - Hier hört mein Verständnis leider auf. Es gibt immer Möglichkeiten auszuziehen, das kannst du mir nicht erzählen. Und sei es, übergangsweise bei anderen Menschen einzuziehen, zu deinem Freund zu gehen, zur Zeitschindung bei deiner Familie unterzutauchen, notfalls ein paar Tage in ein Frauenhaus unterzukommen... Hier gilt, wo ein fester Wille zur Verbesserung ist, ist auch ein Weg. Auch wenn du dann nicht sofort in einer wirklich guten neuen WG oder Unterkunft bist. Über mehrere Zwischenetappen kann man durchaus zum Ziel gelangen. Und das ist doch allemal besser, als täglich mit einer gewalttätigen Person zusammenleben zu müssen?! Zumal eure WG nicht sonderlich toll klingt, wenn derartige Grenzüberschreitungen möglich sind und niemand was dagegen unternimmt!

Ich rate dir jetzt am Ende doch etwas und hoffe, dass du meine harschen Worte als entsprechenden Wink nimmst. Bitte kratz deine Würde als Mensch zusammen, richte dich innerlich auf und tu etwas gegen deine Ausreden. Denn DAS finde ich für dich persönlich noch viel schlimmer. Du wirst mit dieser destruktiven Einstellung immer wieder an Leute geraten, die dich ausnutzen, angreifen, ausgrenzen, angehen. Das ist kein alleiniges Problem zwischen dir und dieser Frau. Sondern auch ein Problem, dass du gefälligst Verantwortung für dich selbst übernehmen musst. Für alles in deinem Leben. Fang hier an und tu was, egal was von den oben genannten Dingen. Hauptsache du kommst ins Tun und stagnierst nicht weiter im passiven Jammern und Aushalten.

Denk dran: Du hast keine Schuld an ihrem Verhalten! Du hast allen Grund, die Gewalt öffentlich zu machen. Du kannst nichts dafür. Durch Schweigen wird alles nur schlimmer für dich und leichter für sie als Täterin.

Alles Gute wünsche ich dir,
Nuala

PS: Am ehesten scheinst du dafür offen zu sein, was du zu ihr sagen könntest. Hier ein paar Vorschläge:
- "Sag nie wieder Pussy zu mir."
- "Das war das letzte Mal, das so so mit mir umgegangen bist."
- "Fass mich nicht an, sonst zeige ich dich an."
- "Mir reicht es mit deinen Übergriffen!"
- "Du bist nicht meine Freundin. Eine Freundin würde niemals so mit mir umgehen!"
- "Ich habe es allen aus der WG erzählt."