Problem von emelie - 14 Jahre

Angst Mutter zu verlieren

hey, ich bin im Moment sehr verzweifelt meine mama liegt im Krankenhaus wegen mehrfachem Schädelbruch und Hirnblutung die ärtzte sagen es steht nicht gut um sie sie könnte sterben oder für immer ein pflegefall bleiben bitte helft mir ich weiß nicht mehr weiter ich weine den ganzen tag immer und immer wieder ich glaub wenn ich sie verliere ich würde es nicht schaffen

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Emelie,

bitte fühl dich von mir ganz stark gedrückt! Es muss eine so furchtbare Situation für dich sein. Du brauchst jetzt sehr dringend ganz viel Beistand, am besten von vielen Menschen aus deinem Umfeld, die sich schützend um dich stellen und dir Halt geben. Auch psychologische Betreuung klingt sinnvoll. Und ja, weine, so viel du musst! Lass deinen Schmerz raus! Wirf dich deinen Freund:innen und deiner Familie in die Arme, lass dich halten und heule alles raus, bis du nicht mehr kannst. Schreie, wenn dir danach ist. Bleibe bitte so wenig wie möglich allein!

Sei so oft und so lang es geht bei deiner Mutter, sofern das möglich ist. Sprich mit ihr, sag ihr, wie sehr du sie liebst. Erzähl ihr von deinen Ängsten. Auch wenn sie dir nicht antworten kann, ist es für dich und auch für eure Beziehung unglaublich wichtig, dass du deine Gefühle nennen kannst. Halte ihre Hand. Die Liebe und Kraft, die du ihr sendest, helfen auch ihr.

Und verdränge bitte nicht, dass sie sterben kann. Es ist zwar eines der schlimmsten Dinge, das dir geschehen kann. Doch wenn du es zulässt, wirst du eine Stärke in dir spüren, von der du nicht ahnen konntest, dass du sie überhaupt besitzt. Der Tod gehört zum Leben, auch wenn er oft ungerecht und falsch wirkt. Du bist sehr jung. Doch du kannst es meistern. Bitte glaube nicht, dass dein Leben vorbei wäre, wenn deine Mutter sterben würde. Ich schreibe das, weil ich selbst einmal so gedacht habe, als ich meinen Vater verloren habe. Doch in Wahrheit habe ich ihn nicht verloren. Er ist gestorben, doch ist er immer noch ein wichtiger Teil von mir, der mich im Alltag begleitet und an den ich in Liebe denken kann. Vielleicht kennst du den Spruch "Die Liebe ist stärker als der Tod". Ich finde, da ist viel Wahres dran.

Falls deine Mutter sterben muss, kannst du dir Rituale in deinen Alltag einbauen, um dich mit ihr weiter verbunden zu fühlen und dich zu stärken. Eine schöne Idee ist es z.B., einen kleinen Altar zu errichten, auf dem Fotos und Gegenstände deiner Mutter liegen. Dort kannst du täglich eine Kerze anzünden und ein innerliches Gespräch mit ihr führen. Du kannst ihr auch Briefe schreiben, in denen deine gesamte Trauer steckt.
Deine Mutter bleibt in deinem Herzen lebendig. Sie bleibt durch ihre Taten, ihre Worte, ihre Vorlieben, ihre Eigenheiten in dir. Sprich mit deinen Verwandten über das, was deine Mutter so besonders macht. Erinnert euch gemeinsam an die schönen und prägenden Momente, an die Dinge, die euch als Familie ausmachen. Geht an ihre Lieblingsorte, macht Sachen, die sie gemocht hat. Schaut euch alte Fotoalben an, schmunzelt, lacht und weint gemeinsam.
Wenn du gläubig bist, kann Beten und der Besuch eines Hauskreises, einer Pfarrerin/eines Pfarrers oder die Teilnahme an Jugendgottesdienste Trost spenden.
Das alles hilft ungemein, schneller über den Tod hinwegzukommen.
Ich habe hier noch einige Buchempfehlungen für dich, vielleicht sprich dich das ein - oder andere an:
- "Ente, Tod und Tulpe" von Wolfgang Erlbruch: Ein Buch, das zeigt, dass der Tod zum Leben dazugehört. Hier auch noch ein wundervolles Video dazu: https://www.youtube.com/watch?v=av6QMZLKbgQ
- "Ich hab dir Me(h)er versprochen" von Ian Bonc: Aus der Sicht eines Sohnes in der Pubertät über die Krankheit der Mutter.
- "Auf Wiedersehen Mama" von Elisabeth Zöller: Aus der Sicht der Tochter über die Krankheit der Mutter und ihr Sterben.
- "Jakob hinter der blauen Tür" von Peter Härtling: Roman über einen Jugendlichen, der seinen Vater verloren hat.
- "Trauer Welten" von Tomas Cramer: Eine 14jährige verliert ihre Mutter.
- "Papi, wir vergessen Dich nicht" von Marie Herbold: Das Tagebuch einer 13-jährigen während Krankheit und Tod von ihrem Papi.
- "Der Tod ist ein Teil des Lebens" von Georg Schwikart: Ein Buch für Jugendliche, um sich dem Thema Tod zu nähern.

Und vielleicht geht es glimpflich aus und deine Mutter lebt weiter. Dann kannst du ihr deine Liebe tagtäglich zeigen, indem du im Rahmen deiner Möglichkeiten für sie da bist und durch kleine Dinge zeigst, wie wichtig sie für dich ist.

Eine Bitte habe ich noch: Die Erwachsenen sollen gut auf dich aufpassen und schauen, dass du wirklich sicher und aufgehoben bist. Manchmal musst du ihnen was bestimmt nochmal extra sagen.

Ich denke an dich.
Alles erdenklich Liebe wünsche ich dir!
Nuala