Problem von Anonym - 15 Jahre

Bin ich deprissiv krank?

Mein Vater ist vor 3 Jahren gestorben. Seit dem ist alles anders zu Hause und bei mir! Ich bin zu Hause nur Luft für die andren bin ich nicht anwesend. Tag und Nacht denke ich , ob alles anderes wäre wenn ich ihn kennengelernt hätte und er leben würde. Ich kann an manchen Tagen nicht schlafen , weil ich mir Gedanken mache darüber , wieso ich lebe und ob alles wäre mit Ihm!

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Unbekannte!

Danke, dass du uns geschrieben hast.
Ich weiß zwar nicht, was du mit dem Kennenlernen meinst, denn vor drei Jahren warst du ja schon 12 Jahre alt und somit kein kleines Kind mehr. Also vermute ich jetzt mal, dass du nicht mit deinem Vater zusammengelebt hast oder ausdrücken wolltest, dass du zu wenig von ihm, von seiner Persönlichkeit, mitbekommen hast...

Ich finde, Gespräche sind der Schlüssel zu einer Veränderung. Zum Einen, um endlich zu zeigen: Hey Leute! Ich bin auch noch da! Ich brauche eure Aufmerksamkeit! Mein Papa ist zwar tot - aber das Leben geht trotzdem weiter! Also schlucke deine Gefühle nicht runter, sondern zeige sie deiner Familie. Sonst kann leicht der Eindruck bleiben, "dass du schon irgendwie klar kommst" - was ein fataler Irrtum wäre!

Außerdem sind Gespräche gut, um mehr über deinen Vater zu erfahren. Wenn ihr euch z.B, abends hin - und wieder zusammensetzt, Fotoalben anschaut und über die "alten Zeiten" redet, kann euch allen geholfen sein. Die einen können erzählen und dabei eigene Gedanken und Gefühle einbringen, die Anderen können zuhören und teilhaben. Das schafft auch wieder mehr Geborgenheit und Zusammengehörigkeit.

Drei Jahre sind auch eine Zeit, in der die größte Trauer meistens schon vorübergezogen ist. Was nicht heißt, dass sie nicht noch vorhanden ist. Denn Trauern ist ein sehr unterschiedlich verlaufender Prozess. Und einen geliebten Menschen nicht mehr im Leben zu haben, ist eine derart einschneidende und schmerzhafte Erfahrung, dass es total logisch ist, dass es sehr lange weh tut.
Nur wenn der Alltag leidet, die Trauer sich wie ein dunkler Mantel über alles legt und das Schöne überdeckt wird - und das eben langanhaltend - sollte genau hingeschaut werden.

Ich kann dir nicht sagen, ob du oder jemand aus deiner Familie depressiv geworden ist. Ich kann dir nur allgemein bestätigen, dass sich Trauer durchaus zu depressiven Verstimmungen oder handfesten Depressionen entwickeln kann, wenn es mehrere ungünstige Umstände gibt. In deiner Darstellung lese ich vor allem, dass das Thema an sich unbeantwortet in dir herumgeistert und ihr offenbar zu wenig Kontakt miteinander habt. Es kann also sein, dass es dir erst deswegen so dauerhaft schlecht geht, weil du zu wenig aufgefangen wirst und dich dadurch einsam und unverstanden fühlst. Was quasi nur noch wenig mit dem Tod deines Vaters zutun hat.

Also: Versuche, mit deiner Familie ins Gespräch zu kommen. Jetzt an den Feiertagen könnte das gut klappen, wenn ihr Ruhe habt und die Atmosphäre stimmt. Vielleicht könntet ihr gemeinsam ausgedehnte Spaziergänge machen, um das Reden zu erleichtern und den Kopf mehr freizubekommen.

Sollte sich dann bald abzeichnen, dass du oder ihr als gesamte Familie Hilfe von außen braucht, solltet ihr eine Familienberatungsstelle aufsuchen.

Ich habe dir noch ein ähnliches Problem zum Nachlesen herausgesucht, vielleicht bringt dir das weitere Anstöße. https://mein-kummerkasten.de/147978/Mein-Vater-ist-fuer-immer-weg.html

Ich wünsche dir alles Liebe, gerade jetzt zu Weihnachten!
Nuala