Problem von Anonym - 25 Jahre

Ich hasse die Mutter meines Freundes, will ihn aber nicht verlieren

Vor kurzem hat uns (mein Freund und ich) die Mutter meines Freundes zum Kaffee und Gassi gehen zu sich eingeladen. Ich dachte erst dass es ein schöner Nachmittag wird, aber weit gefehlt. Als wir ankamen, fing es an heftig zu gewittern und wir nahmen ihren Hund mit in den Wald, aber da er auf sie fixiert war, kam sie mit. Wo wir unterwegs waren hat sie mich die ganze Zeit emotional angegriffen, nur weil ich halt so bin wie ich wirklich bin, also anders als normal (ich habe andere Vorlieben und fühle mich wohl damit). Es hat mich viel mehr verletzt als sie sich überhaupt vorstellen kann, besonders weil mich dieses Verhalten sehr an die traumatische Zeit mit meiner extrem grausamen Mutter, die mich ständig versucht hat in eine Rolle zu zwingen, erinnert und mich diese emotionale Hölle noch mal durchlaufen lässt.
Obwohl ich mich gegen ihre Angriffe mit Händen und Füßen gewehrt habe, hat diese Person nicht aufgehört. Irgendwann ist es mir zu viel geworden und ich bin so schnell wie möglich weg gelaufen, weil ich diesen emotionalen Schmerz nicht aushalten konnte und ich nicht wollte dass sie das sieht. Mein Freund hat mich zwar verteidigt, aber es war nicht ausreichend. Am liebsten wäre ich direkt nach Hause gefahren.
Von ihm fühlte ich mich verraten und von seiner Mutter fühle ich mich verraten und fertig gemacht.
Als die beiden mich dann zutiefst verletzt in der nächsten Hütte gefunden haben, hat mein Freund ihr eine wütende Standpauke über meine traumatische Kindheit und Jugend bei meiner Mutter gehalten, aber ich habe wegen meinem Schmerz nicht alles mitgekriegt. Seine Mutter hat sich zwar entschuldigt und versucht mich zu trösten, aber da ich so ein Verhalten niemals verzeihen könnte, habe ich ein großes Problem damit und will auf keinen Fall meinen Freund verlieren, dazu liebe ich ihn viel zu sehr. Aber ich kann seiner Mutter nicht mehr vertrauen, dazu sind meine emotionalen Schmerzen einfach viel zu groß, auch wenn sie sich bei mir entschuldigt hat. Ich habe Angst, dass sie irgendwann vergisst was ich ihr gesagt habe und denselben und / oder andere Fehler (wieder) macht, wie viele andere Menschen, die ich deswegen nie wieder sehen will. Zu diesem Schmerz kommt auch noch eine gewaltige und gefährliche Mischung aus Wut und Hass wegen ihrem verletzenden Verhalten.
Was mich daran besonders aufregt: Jeder, gerade Erwachsene, muss wissen dass man einen Menschen der anders ist damit absolut in Ruhe lassen muss, und sich niemals in sein Leben Eindringen darf!
Ich musste mich sehr anstrengen um ihre Entschuldigung annehmen zu können, aber weil ich wegen meinem Trauma aus meiner Kindheit und Jugend bei meiner extrem gewalttätigen Mutter, die mir alle Persönlichkeitsrechte unterschlagen hat, bin ich überhaupt nicht sicher ob sie a) das wirklich ernst meint, b) sich merkt dass es sogar ein besonders destruktiver Angriff auf mich war, c) sich merkt, wie es mich verletzt hat, d) gerade meine Persönlichkeitsrechte kennt und respektiert, e) was mir am meisten wehtut ist die Ungewissheit ob sie mich nicht mehr so verletzt. Auf der anderen Seite will ich meinen Freund nicht verlieren und habe Angst davor ihm zu sagen dass ich trotz der Entschuldigung seiner Mutter, immer noch innerlich sehr verletzt bin und wegen meinem schweren Trauma ein wirklich sehr großes Vertrauensproblem habe. Ich finde es wirklich gut von ihm, dass er mich so nimmt nimmt wie ich bin, und auch seine Standpauke vor der Hütte im Wald hat mich gerührt. Er ist mir sehr wichtig, weil ich mit ihm endlich den richtigen habe. Er ist meine große Liebe und mit ihm fühlt sich fast alles einfach so richtig an, er ist für mich viel mehr als nur mein Partner, er ist mein Seelenverwandter, meine bessere Hälfte, der beste Einfluss in meinem Leben, einfach die Sonne, die Licht in die Dunkelheit meiner verletzten Seele bringt.
Ich brauche eure Hilfe, weil ich dieses Dilemma beseitigen und mit meinem Freund unbedingt für immer zusammen sein will.

Janine Wochnik Anwort von Janine Wochnik

Liebe Ratsuchende,

Schwiegereltern sind allgemein ein schwieriges Thema.
Es kommt sehr häufig vor, dass die Eltern des Partners einem nicht zusagen.
Streitigkeiten sind tatsächlich recht häufig vertreten.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass eure Beziehung nicht funktioniert.
Natürlich ist es ein Hindernis und anders wäre es schöner.
Aber es ist nichts, was man nicht in den Griff bekommen kann.
Wichtig ist, dass du deinen Partner mit in deine Gedanken einbeziehst.
Ihm einen Kompromiss vorschlägst oder eigene Ideen lieferst, wie ihr damit als Paar umgehen könnt.
Ehrlichkeit ist das Wichtigste, der Rest wird sich irgendwie finden.

Nun möchte ich dir noch etwas anderes sagen.
Du möchtest einen echten Rat und eben so einer, kann manchmal auch unschön sein.
Was in diesem Fall eintrifft.
Ich weiß nicht, was deine Schwiegermutter gesagt hat. Das spielt aber auch eine untergeordnete Rolle.
Denn du setzt Erwartungen an andere Menschen, die schlicht und einfach nicht erfüllt werden können.
Du erwartest von den Menschen, dich wie ein rohes Ei zu behandeln.
Nichts zu sagen, was dich irgendwie verletzen könnte. Tut man es doch, ist man gleich ein Mensch auf deiner Abschussliste.
Kann man machen, wenn man alleine leben möchte.
Ich denke aber nicht, dass es das ist was du willst.

In deiner Vergangenheit sind dir offensichtlich viele schlimme Dinge geschehen.
Das tut mir wirklich leid.
Es lässt sich aber nicht mehr ändern. Und zum Glück liegen diese Dinge in der Vergangenheit.
Du hast dich davon lossagen können. Jetzt geht es dir gut.
Jetzt passiert dir derartiges nicht mehr.
Deine Vergangenheit wird dir nicht weh tun. Es sei denn du holst sie in die Gegenwart.
Du glaubst, die anderen sind es. Doch dem ist nicht so.
Es ist deine Entscheidung. Ob du es zulässt oder nicht.
Ob du ein Strich drunter machst oder nicht.
Du hast die Wahl zwischen gewesenem und andauerndem Schmerz.
Schneidest du dich mit einem Messer, tut es weh. Es wird auch Tage lang oder sogar Wochen lang weh tun.
Irgendwann erinnert nur noch eine Narbe an den Schmerz.
Du wirst ihn nicht vergessen. Aber er wird verblassen. Nie wieder so sein, wie am Anfang.
Doch je mehr du dich damit beschäftigst. Je öfter du dir den Schmerz in Erinnerung rufst, desto stärker wird er in deinem Gedächtnis bleiben.
So ist es auch mit anderen Schmerzen, seelischen Schmerzen.
Du wirst Narben behalten, diese werden aber nicht mehr weh tun. Sie werden dich auch nicht behindern.
Es sei denn, du lässt es zu.

Für dich hört es sich vielleicht ungerecht an.
Doch es ist DEIN LEBEN. DEINE ENTSCHEIDUNG.
Nur DU kannst etwas an deinen Gefühlen verändern.
Nimm Menschen wie deiner Mutter die Macht über dich.
Hol sie dir zurück. Kämpfe für dein Wohlbefinden.
Im Endeffekt wird nämlich niemand dir helfen können, solange du dir nicht selber helfen willst.
Anderen Leuten Schuld zuschieben, wird dir nicht helfen.
Im Gegenteil, es wird deine Situation verschlimmern.
Du hast dir all das nicht angetan. Aber du musst dich da heraus holen.
Sonst wird es nämlich keiner tun.
Jeder kann nur für sich selber sorgen. Andere können unterstützen. Helfen.
Mehr aber auch nicht.

Du kannst tun was du möchtest. Bist du damit zufrieden, wie es läuft, dann mach weiter wie bisher.
Bist du es nicht, wird es Zeit etwas zu verändern.
Was das ist, ist deine Entscheidung!
Stell dir die Frage was dich weiterbringt.
In der Opferrolle zu verharren und so wieder und wieder zum Opfer zu werden?
Oder aus diesem Schatten herauszutreten und du selbst zu sein?
Stark, mächtig, voller Mut.

Beginne damit dein Verhalten zu hinterfragen. Zu reflektieren.
Dann wirst du für alles eine Lösung finden!
Habe den Willen dein Leben in die Hand zu nehmen.
Habe den Willen für Veränderung.
Habe den Willen für ein glückliches Leben.
Wenn du das hast, kann dich nichts mehr aufhalten.
Andere können sagen was sie wollen, es wird dir nichts mehr ausmachen.
Du brauchst niemandem mehr, der sich vor dich stellt und für dich das Reden übernimmt.
Du kannst stolz durchs Leben gehen und weißt, dass du alles schaffen kannst!
Ich bin fest davon überzeugt, dass du das schaffst!

Ich drücke dir ganz fest die Daumen!
Alles Gute!
Liebe Grüße,
Janine