Problem von Elisa - 16 Jahre

Angst vor mündlicher Beteiligung

Hallo.
Mein großes Problem ist, dass ich mich in der Schule kaum mündlich beteiligen kann.

Kurz zu mir :
Ich bin 16 Jahre alt, war immer ein sehr zurückhaltender und eher ängstlicher Typ und habe deshalb trotz Gymnasialempfehlung ohne jegliche Einschränkungen die Realschule von der 5. bis zur 10. Klasse besucht und diese auch als zweitbeste des Jahrgangs abgeschlossen.
Nun besuche ich jedoch die elfte Klasse eines Gymnasiums, auf welches niemand aus meinem Freundeskreis geht. Geplant war ursprünglich, dass meine beste Freundin und ich unser Abitur hier gemeinsam machen werden, doch sie wurde nicht angenommen. Ich habe hier zwar auch direkt Freunde gefunden, jedoch vorwiegend oberflächliche Freundschaften.

In der Grundschule war ich immer sehr zurückhaltend, auf der weiterführenden Schule wurde ich mit der Zeit selbstbewusster und mich mündlich zu beteiligen fiel mir gar nicht mehr schwer, was nicht zuletzt an meinem festen, mich unterstützenden Freundeskreises lag. Lernen musste ich damals auch sehr selten.
Dies erstreckte sich dann bis zu meinem Realschulabschluss, doch auf der neuen Schule klappt es einfach nicht mehr. Ich kann mich nicht melden ohne zu zittern, zu schwitzen und Herzrasen zu bekommen (dasselbe bei Vorträgen).

Alles, was mir damals so leicht fiel, bereitet mir nun täglich Bauchschmerzen, und ich weiß nicht mehr weiter. Schriftlich habe ich gar keine Probleme und ich verstehe soweit beinahe alles, doch die mündliche Mitarbeit wird mein Zeugnis wohl ruinieren.

Ich bitte um Hilfe, ich bin total verzweifelt :(

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Hallo liebe Elisa,

Vielen Dank für deine Zuschrift :)

Folgende 2 Sätze kommen mir da in den Sinn.
1. Ich werde mein Abitur schaffen und durch meine guten Schriftlichen Leistungen mein Abitur erreichen. Dabei Ist die Konstatität meiner Leistungen in den Klausuren zu finden. Mündlich halte Ich mich zurück und hoffe dabei auf das Mitgefühl meiner Mitschüler und meiner Lehrer in Ihrer Benotung, sodass dem Erreichen vom Abitur nichts widerspricht. Mein Notendurchschnitt ist dabei nicht von Bedeutung, aber Ich erreiche mein Abitur.

2. Ich werde mein Abitur qualitativ bestmöglich nach meinen Leistungen schreiben und ebenso auch Mündliche Leistungen erbringen und diese verbessern, die mich zu einem für meine Entwicklung positiven Notendurchschnitt führen. Dabei lasse Ich mich von meinen Klassenkameraden und meinen Lehrern unterstützen, indem Sie mich so wahrnehmen, wie Ich gesehen werden möchte.

Beide Ziele wären Möglichkeiten die du wählen könntest. Wenn Du zurzeit die 11. Klasse besuchst, hast du zum Abitur ja noch etwas Zeit und in dieser Zeit sind durchaus die Ziele zu erreichen, die du dir selbst setzen möchtest. Ziele zu erreichen, wenn man sie Schwerer findet ist wesentlich anstrengender, als sich mit dem IST-Zustand einfach zufrieden zu stellen. Das verstehe Ich. Aber ich meine zu wissen, das die Bemühungen im Anstrengenderen deutlich lohnen können, wenn man bedenkt das es zur Stärkung deines Selbstbewusstseins führen könnte.

Kleine Schritte. Rückschläge gibt es immer wieder.

Was könntest Du tun, wenn ein Lehrer eine Frage stellt und du weißt die Antwort und bist dir ganz sicher, das die Antwort stimmt?
Dann kannst du genau diese Momente nutzen, um dich mal zu melden. Was kann denn schlimmstenfalls passieren? Nichts, was wirklich schlimm wäre! Wenn Es darum geht die Hausaufgaben vorzutragen, nach einer Filmvorführung die Botschaft vom Film zusammenzufassen, Das Ergebnis aus einer Gruppenarbeit zu nennen, vielleicht auch sich zu melden um den Arbeitsauftrag vorzulesen, was auch immer es ist - aber man muss erst einmal anfangen.

Es können ja erst einmal nur Fragen sein, wo Du mit nur ein oder zwei Worten antworten kannst.
Ganz klar ist aufjedenfall: Für die Mündliche Mitarbeit in der Schule ist es für gute, dich zufriedenstellende Noten einfach nötig, das Du dich meldest und zeigst: ICH BIN DABEI! ICH BIN HIER! Damit dir diese Mitarbeit Schritt für Schritt leichter fällt, hier einige Gedankenspielereien dazu, meinerseits.

Hast du Lehrer oder Lehrerinnen, die du besonders nett findest und wo du Dich am sichersten fühlst? Bestimmt! Da kannst Du zunächst einmal anfangen. Übung macht den Meister. Mach dir eine Strichliste mit deinen Meldungen pro Woche, so siehst Du deinen Fortschritt auch. Es gibt immer mal Stunden, wo das nicht klappt, aber am Ende kommt es auf dein Gesamtbild und deine Gesamtentwicklung im Schuljahr an. Zeig den Lehrkräften, das Du dich bemühst und vor allem das Du auch WILLST!

Wenn Es dir selbst an sich schwer fällt dich dann wirklich zu melden kannst Du auch vor der Stunde die Lehrkraft bitten dich dran zu nehmen, da dir das Melden schwer fällt. Ebenso kannst Du nach der Unterrichtsstunde, wenn du dich gar nicht gemeldet hast zu der Lehrkraft gehen und eine weiterführende/weiterdenkende Frage stellen oder das Thema der Unterrichtsstunde oder die Lehren die Ihr gezogen hast, ganz kurz in 2-3 Sätzen zusammenfassen. Nur vor dieser einen Lehrkraft, falls Es dir leichter fällt. Nach einer Stunde mit wenig Meldung kannst Du vielleicht als Ausgleich deine Hausaufgaben oder Mitschriften bei der Lehrkraft abgeben. Das musst Du bei der gewünschten Lehrkraft selbst erfragen.

Dann kannst du auch nachhaltig bei all deinen Lehrkräften zeigen, das Du aktuell an dir arbeitest, da ist man als Lehrkraft dankbar für. Du kannst an jede Lehrkraft selbst heran treten und mitteilen, das Du aktuell an deiner Mündlichen Beteiligung arbeitest, es dir aber noch schwer fällt. Wir alle wollen gerne den "Samariter spielen" und wenn du Dich so öffnest und dich mitteilst, dann wirst Du sicherlich auch Positives Feedback bekommen und vielleicht ja sogar Vorschläge um dir zu helfen.

Du kannst dir immer vor jeder Meldung und jedem Vortrag denken, das doch nichts schlimmes passieren kann.
Was sollte schon passieren? Wenn Die Antwort falsch ist, so what!? Das macht doch nichts! Dann geht es mit dem nächsten Versuch eben weiter. Das ist sehr schwer anzunehmen, wenn man sich das Melden so unterdrückt hat, wie Du nun schon länger. Aber du hast ja gezeigt, das mit Vertrauen es durchaus möglich ist, das Du dich da überwindest.

Wie können wir dieses Vertrauen also in deinen Schulalltag bringen?
Nur indem Du auch anderen von denen Du das Vertrauen möchtest, das Vertrauen entgegenbringst. Und das geht mit Zeit und mit ganz viel Überwindung. Mach das, wenn Du dafür bereit bist.
Deine Schulzeit ist endlich und wenn Du in 10 Jahren zurückdenkst wirst Du dich über deine positive Entwicklung freuen. Glaub mir das!

Ich hoffe, das Dir das etwas Helfen konnte,
wenn Du erneut Hilfe brauchst oder auch berichten möchtest, gerne.

Beste Grüße,
Julia