Problem von Ben - 23 Jahre

Kein Spaß, kein Sinn, kein Antrieb und auch noch einsam

Hallöle,

ich habe das Problem das ich in meinem Leben irgendwie keinen Sinn, Antrieb oder Motivation sehe.
Angefangen hat das ganze eigentlich schon zu Schulzeiten, hier war ich auch schon der Außenseiter aber ich verstand mich noch gut mit einigen Klassenkameraden.
Ich würde sogar sagen, dass ich damals Freunde hatte.
Zu der Zeit war ich auch schwer übergewichtig, zu besten Zeiten hatte ich 12X kg drauf, was mich sehr belastete und auch zu mobbing führte
Da ging es dann schon los mit den ersten Gedanken "mich mag eh doch keiner", "eigentlich haben sie ja recht",...
Irgendwann habe ich mich dann runter gehungert und mehr Sport getrieben, zwischenzeitlich wog ich dann mal nurnoch 76 kg bei einer größe von 1,86m.
Aktuell halte ich mein Gewicht bei ca 90 kg, glücklich bin ich damit allerdings nicht.
Der innere Schweinehund sagt immernoch "Du bist zu Fett".

Dann begann ich meine erste Ausbildung (Industriemechaniker).
Wirklich mein Traumjob war das allerdings nicht, das hat sich halt so ergeben.
Abgeschlossen habe ich die Lehre mit 98 % in der Abschlussprüfung, eine glatte 1, Stolz war ich da aber nie wirklich drauf.
Gut das war wohl auch nicht das was ich mein Leben lang machen wollte, ....

Also entschloss ich mich meinen eigentlichen Wunschberuf zu erlernen: Kfz Mechatroniker
Dafür habe ich sogar kurzzeitig meinen Wohnort gewechselt, inzwischen wohne ich aber wieder in meiner Heimatstadt und fahre täglich 57 km (hin und zurück)
Meine Ergebnisse in der Lehre waren bisher eigentlich immer gut aber irgendwie sehe ich immer nur die Fehler in meiner Arbeit und denke bei jeder komplizierteren Sache schon fast automatisch "Ob ich das hinbekomme", "Das kann doch nur schonwieder Mist werden", "Warum eigentlich schonwieder ich",....
Es kommt mir so vor als könnte ich garnichts, fühle mich nach jeden Fehler meist ganze Tage schlecht, derweilen scheinen meine Kollegen meine Arbeit nicht so schlecht zu bewerten.
Mir wurde sogar direkt im Anschluss an meine Ausbildung eine Servie Techniker Ausbildung angeboten aber irgendwie will ich das garnicht machen, weil ich nicht glaube das ich es ein Erfolg für mich wird.

Hobbymäßig habe ich mich bis vor ca 2 Jahren auch noch für Fahrzeuge interessiert, so das sich mittlerweile ein ganzer Fuhrpark angehäuft hat.
Gut das das Interesse zurück geht habe ich geahnt aber auch hier wieder das gleiche. Ich sehe nurnoch das was nicht gut ist, was mir nicht so gelungen ist oder was mir nicht gefällt.
Deswegen habe ich einiges auch schon verkauft, nachdem ich sehr viel Zeit, Mühe und Geld investiert habe,.... nun bereue ich es.
Mein anderes Hobby ist die Freiwillige Feuerwehr, anderen Leuten helfen fand ich eigentlich schon immer eine gute Sache und ich kann mich zumindest etwas dafür begeistern.
Ich glaube ich habe auch schon 2 Leuten das Leben gerettet, durch die Befreiung aus ihren komplett zerstörten PKW.
Aber mit anderen Kameraden bin ich nie wirklich warm geworden, man unterhält sich zwar aber auch nur oberflächlich und irgendwie sieht man sich auch nur zu den Diensten.
Auch sonst bin ich eher meist allein (wohne alleine), nach der Schule verflogen nun auch die letzten Freunde.
Die Personen mit den ich mich ab und an mal treffe würde ich aller höchstens als bekannte einstufen.
Wobei die Initiative da eigentlich immer von mir ausgeht.
Mit fremden Menschen komme ich irgendwie nicht klar, ich weis nie worüber ich mit ihnen reden soll, traue mich nicht mit ihnen zu unterhalten, ....
Dann kommt auch sofort wieder die Stimme im Hinterkopf "Die denken bestimmt ich bin komisch"
Eine Freundin hatte ich mit meinen 23 Jahren auch noch nie, der Fehler liegt wohl aber hier mit 100% Sicherheit bei mir begraben.
Bisher dachte ich auch ich könne mich garnicht verlieben, bis wir dann vor einen halben Jahr eine neue Kameradin bekommen haben.
Wir verstanden uns eigentlich auf Anhieb gut, ich hatte die Aufgabe Ihr unsere Fahrzeuge Technik u. Co zu zeigen.
Ich konnte es kaum glauben aber ich habe sogar mal ein paar mehr Worte mit ihr gewechselt und ihre Telefonnummer bekommen.
Leider saß der Schock dann umso tiefer als ich sie mit meinem 2 Jahre jüngeren Bruder auf einer Party sah, zu der ich mitgeschleift wurde.
Zumal er auch wusste das ich was für sie übrig habe.
Die beiden scheinen wohl jetzt auch was miteinander gehabt zu haben...
Wie ich nun mit der Situation umgehen soll ist ein großes Fragezeichen für mich, sie sucht auf jedenfall immernoch Kontakt zu mir, ich versuche es zu unterbinden und ihr aus dem Weg zu gehen.
Letztens bin ich beim Einsatz deswegen sogar wieder vom Angriffstrupp abgestiegen um nicht mit ihr in einen Trupp arbeiten zu müssen (gut etwas kindisch ich weis).


Gut das solls dann erstmal gewesen sein, irgendwie schon etwas komisch sich seine Probleme von der Seele zu schreiben aber auch ein bisschen befreiend.

Im vorraus entschuldige ich mich schonmal für Rechtschreibfehler.

Janine Wochnik Anwort von Janine Wochnik

Lieber Ben,

es ist toll, dass du dich an uns gewendet hast.
Auch wenn es dir schwer fällt, hast du gemerkt, dass es auch gut tun kann.
Das ist ein super Anfang.

Ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Was du so alles gemacht hast und machst.
In so jungen Jahren hast du schon ordentlich etwas vorzuweisen.
Bei den meisten Menschen ist das nicht so.
Zwar hattest du noch keine Freundin, doch auch das kann sich ändern.
Immerhin hast du die Zeit anderweitig genutzt.
Sehr gut.

Dennoch scheinst du ziellos zu sein und nicht zu wissen, was du wirklich willst.
Du tust etwas, tust etwas anderes und dann bist du noch immer nicht zufrieden.
Damit solltest du dich wirklich dringend beschäftigen.
Versuche dabei nicht kurzfristig zu denken, sondern langfristig.
Dazu kannst du eine kleine Übung machen:
Stell dir vor du hast morgen 5 Millionen auf deinem Konto.
Das erste halbe Jahr würdest du wahrscheinlich einfach genießen.
Doch dann würde sich irgendwann der Alltag einstellen.
Und jetzt kommt das entscheidende.
Was würdest du tun, nach dem du alles genossen hast?
Wie würdest du deine Vormittage verbringen?
Wie deine Nachmittage?
Als was würdest du arbeiten wollen?
Was wäre dein Hobby?
Wie sollte deine Freundin sein?
Würdest du Familie haben?
Wo würdest du wohnen?
Versuche ins Detail zu gehen und es dir auszumalen so gut du nur kannst.
Es kommt dir vielleicht eigenartig vor, weil du das Geld aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf dem Konto haben wirst.
Doch wenn man das Geld hätte, dann könnte man tun und lassen was man möchte.
Dann müsste man sich nur darum Sorgen machen, was man wirklich will!
Und darum geht es!
Finde heraus, was du wirklich willst.

Auch wenn das Ziel unerreichbar scheint. Nimm es an.
Hast du ein Ziel gefunden, dann hast du immer etwas an das du dich halten kannst. An dem du dich orientieren kannst.
Wenn du dann Entscheidungen treffen musst, kannst du dich immer fragen: Dient es meinem Ziel?
Dementsprechend triffst du dann deine Entscheidungen.
Auf die Weise musst du gar nicht mehr wirklich nachdenken, denn die Lösung ist quasi schon vorgegeben.

Ein weiteres Problem sind deine Erwartungen an dich selbst.
Du hast sehr hohe Erwartungen. An sich ist das nichts schlechtes. Du darfst dabei nur nicht vergessen, dass du ein Mensch bist. Du hast gute Tage und schlechte Tage. Nicht immer kannst du dieselbe Leistung erbringen.
Wenn du dein Bestes gegeben hast dann brauchst du dir nichts vorzuwerfen.
Hast du nicht dein bestes gegeben, dann frage dich, warum nicht. Was war an diesem Tag los?
Wie ging es dir? Gesundheitlich? Psychisch?
Was ist einen oder ein paar Tage vorher alles geschehen. Je nachdem wie es die Tage davor war, hattest du einen Grund nicht alles geben zu können.
Manchmal muss man es einfach akzeptieren. Vielleicht war man zu faul zum lernen.
Oder einer in der Familie hatte Geburtstag. Oder du hast gerade eine schlechte Nachricht bekommen.
Auch wenn es nur: keine Lust gewesen ist. Du hattest einen Grund.
Also nimm es an. Du hast es trotzdem sehr gut gemacht.
Und 100 % muss man nicht als Ziel haben. Ein Mensch hat Fehler. Macken.
Er ist eben nicht perfekt.
Wenn du damit haderst, dann wirst du nie zufrieden sein. Du kannst mehr wollen. Mehr erreichen wollen.
Doch den Ist-Zustand solltest du einfach akzeptieren. Denn dann kannst du dich nur noch verbessern. Musst es aber nicht. Weil du weißt, der jetzige Zustand ist schon super.
Und das kannst du gut erkennen an deinen Ergebnissen, an den Aussagen der anderen.
Aber im Grunde weißt du das auch selber.

Dir fehlt es an Selbstbewusstsein.
Obwohl du dir im klaren darüber bist, dass du sehr viel geleistet hast.
Allein die Tatsache so viel Gewicht zu verlieren und es halten zu können ist eine tolle Sache.
Derartiges schafft man nur mit einer ganzen Menge an Willensstärke.
Willensstärke ist der Grundstein für ein glückliches Leben. Davon hast du mehr als genug.
Du musst sie nur richtig nutzen.
Zur Zeit wendest du sie dafür auf, deine Fehler zu suchen.
Konzentriere dich lieber darauf, was du ändern möchtest.
Auf Lösungen für deine Probleme.
Beispiel: Du fühlst dich noch immer zu dick. Auch wenn es nicht so ist, du empfindest es so.
Du hast nun die Möglichkeit dich auf den Zustand zu konzentrieren. Dich darüber zu ärgern. Es als Verfehlung ansehen.
Du könntest aber auch versuchen eine Lösung zu finden. Zu akzeptieren, wie es ist. Und dann zu gucken in wieweit du bereit bist etwas zu ändern um abzunehmen.

Jeder Mensch hat nur begrenzt Energie und Zeit. Du musst also damit haushalten. Gibst du alles dafür aus, dich über feststehende Tatsachen zu ärgern, bleibt nichts mehr übrig für die Veränderung.
Du machst dir sehr viele Gedanken. Das ist nicht verkehrt.
Gedanken alleine bringen einen aber nicht weiter.
Es bringen einen nur Taten weiter.
Du musst also vom denken zum handeln kommen, um was zu verändern.
Das du Dinge tust, kann man ja sehen. Und du beginnst nicht nur damit. Nein.
Du führst sie auch zu Ende. Das ist noch viel entscheidender.
Im Prinzip die beste Grundlage!

Denke mal darüber nach wofür du so deine Energie ausgibst. Was du mit deiner Zeit anstellst.
Dann versuche darüber nachzudenken, was geschehen würde, wenn du umstrukturierst.
Mehr Zeit für Träume, Ziele. dich selbst und tolle Erlebnisse.
Mehr Energie für dich, neue Freunde. Weggehen und Spaß haben.
Auch das führt dazu, dass man Leistungsfähiger wird.
Um einen Überblick zu bekommen, kannst du ja mal aufschreiben, wie viel Zeit du wofür aufwendest.
Haushalt, Familie, Freunde, dich selbst (Sport, Hobby, etc.)
Dann kannst du gut sehen, wo du mehr investieren musst und solltest.
Wo was abzuzwacken geht und wo nicht.

Dann ist da noch die Sache, mit der Schuld.
Schuld ist relativ. Natürlich ist jeder für sich selber verantwortlich.
Und es ist gut, wenn du das weißt.
Doch es hat ja einen Grund, wieso du manche Sachen kannst und andere nicht.
Warum du dich wie verhältst.
Nehmen wir mal das Beispiel mit dem Mädchen.
Was macht dein Bruder anders, als du es tust?
Was könnte dem Mädchen an deinem Bruder besser gefallen, als an dir?
Das Aussehen spielt da eine untergeordnete Rolle.
Mädchen wollen erobert werden. Sie möchten einen Mann haben, der in der Lage ist für sich und seine Bedürfnisse zu kämpfen. Für sich einzustehen.
Macho Männer haben meistens keine Probleme Frauen zu bekommen.
Sie haben Selbstbewusstsein. Fühlen sich super toll und verkaufen sich dementsprechend.
Das bedeutet nicht du sollst zu einem Macho werden.
Aber dich besser zu verkaufen, wäre gut.

Du gehst mit dir sehr hart ins Gericht. Das erzeugt Selbstzweifel.
Und das spüren andere Menschen. Schon allein dadurch wirkst du unattraktiver.
Ausstrahlung ist ein gewaltiger Bestandteil bei der Partnersuche.
Du möchtest einen Partner haben, keinen "Pflegefall".

Es gibt vieles, was du tun kannst.
Und ich würde dir empfehlen an dir zu arbeiten. Aber nicht so wie bisher.
Triff Entscheidungen und dann steh dazu.
Hinter her bereuen, hilft dir nicht.
Wenn du was verkaufst, dann ist es weg. Dann ist es zu spät.
Jeder Gedanke, den du dann dafür aufwendest, ist verschwendet.
Überlege dir welche Entscheidungen du triffst und zwar bevor du sie triffst.
Immer richtig zu entscheiden geht nicht. Aber du kannst aus deinen Fehlern lernen.
Läuft es schief, betrachte es als Lektion, als Lehrgeld. Hake es dann ab und gut.

Gehe auf andere Menschen offen zu. Was passiert dir schlimmsten Falls? Dass die Menschen nicht mit dir reden.
Das die Frau dir einen Korb gibt.
Doch auch durch solche Dinge lernst du dazu, Kommunikation ist ein riesen Lernfeld. Welches du nur beherrschen kannst, wenn du es einfach praktizierst.
Glaube mir, wenn ich dir sage, dass es den meisten Menschen so geht wie dir.
Und wenn alle unsicher sind, kommen keine neuen Kontakte zu Stande.
Ausprobieren. Leben. Spaß haben.
Erwarte einfach nichts und versuche es. Klappt es nicht, Haken hinter, was gelernt und Ende.
Konzentriere dich dann auf die nächste Person.
Auf den nächsten Tag! Ganz egal.
Es geht weiter. Merkst du dir was passiert ist, was verkehrt war, kannst du nur daraus lernen.
Dadurch entwickelst du dich Stück für Stück weiter.
Irgendwann wirst du darüber lachen.
Denke mal daran, du hast Laufen, Sprechen, Lesen und Schreiben gelernt!
Und noch vieles mehr.
Als Baby konntest du nichts davon. Für dich mag das ein doofes Beispiel sein.
Doch es ist unglaublich wozu der Mensch in der Lage ist.
Denke mal drüber nach, was passiert wäre, wenn du gefallen wärst und nie wieder aufgestanden als Kind.
Du könntest heute nicht laufen!
Und so ist es mit allen anderen Dingen auch.

Gucke dir bei anderen ab, wie die es machen. Stehe zu dir.
Liebe dich selbst.
Dann wird es werden. Das verspreche ich dir.
Nimm Fehlschläge an. Gehe dann aber nicht in die Flucht. Sondern dann erst recht in die Offensive!
Dadurch stärkst du dich. Situationen aushalten gehört eben manchmal dazu.
Eines Tages, wirst du genau durch solche Dinge stolz auf dich sein.
Du hast übrigens jetzt schon allen Grund dazu!
Ein letztes noch:
Sprich!
Behalte deine Dinge nicht für dich. Gehe offen mit den Menschen um. Das schätzen sie.
Es macht dich vertrauensvoller und dadurch wirst du Zugang zu anderen bekommen!

Ich drücke dir von ganzem Herzen die Daumen.
Du rockst das Leben!
Alles Gute. Liebe Grüße, Janine