Problem von Anonym - 14 Jahre

Selbstmord Gedanken

Hey,
mir fällt es sehr schwer die nächsten paar Zeilen zu schreiben und ich fange schon zum 4. Mal an, weil ich mir nicht bewusst bin, wie man so etwas richtig schreibt...

Auch wenn sich das etwas krank anhört - vor allem von einem 14-Jährigen - habe ich in der letzter Zeit, wirklich ernstgemeinte Gedanken die sich um meinen Tot drehen. es geht dabei nicht mal wirklich um irgendwelche Unfälle, sondern um wirklich gezielten Selbstmord. Und ja es ist nicht normal so etwas zu schreiben und es fühlt sich auch befremdlich an. Ich glaube, um erstmal in meine momentane Situation zu kommen, muss man in die Vergangenheit. Meine Mutter hat sehr früh in meiner Kindheit(im Alter zwischen 5 - 8, da bin ich nicht ganz sicher) Depressionen bekommen. Ihr Vater war nie für sie da und ihre Mutter war sehr oft im Ausland arbeiten. Vor 5 Jahren habe ich dann durch Zufall herausgefunden das meine Eltern kiffen. Mir war bis dahin schon klar, dass sie übermäßigen Alkoholkonsum betreiben, aber das war natürlich erstmal eine Hausnummer. Ich hatte die nächsten paar Wochen Angst, das die Polizei jederzeit kommt und unsere Familie auseinander reißt. Verständlich hoffe ich, ich wahr immerhin 9. Auch wenn diese Angst immer weniger wurde, war es für mich schwer meine Eltern immer so zu erleben. Sie haben es probiert zu verstecken, doch bin ich nicht grade auf den Kopf gefallen. Es gab - auch wenn das sehr selten passierte - Nächte in dehnen sie so übertrieben haben, das zumindest einer der beiden "ausgenockt" war. Ich möchte darauf auch eigentlich nicht näher eingehen. Zu ihrer Verteidigung muss man aber sagen, das sie sehr jung waren, als sie mich bekamen und wirklich liebevolle Eltern sind. Sie probieren mir wünsche zu erfüllen auch, wenn wir kein Geld dafür haben. Nun gut ihn der Schule wurde meine Leistung immer schlechter und ich bin in eine Art "Krise" gefallen. Ich habe mir fast jeden Tag einen 500 ml Becher Eis geholt und gegessen, habe versucht mich irgendwie in Serien zu flüchten und den Schulalltag zu vergessen. Ich bin einfach fauler geworden: Hausaufgaben waren mir ab sofort egal, Für Schulaufgaben habe ich nicht mehr gelernt und allgemein habe ich mein Sozialleben für den Computer vernachlässigt. Ich bin stark übergewichtig geworden und habe Dehnungsstreifen bekommen... Narben, die ich ab jetzt wahrscheinlich mein Leben lang tragen muss, da sie sehr groß in der Bauch Umgebung sind. Meine Mutter ist auch in dieser Zeit ungefähr in eine Klinik gekommen, da ihre Depressionen schlimmer geworden sind, sie war aber nach ungefähr 6 Monaten wieder da. Wir hatten irgendwann Schwierigkeiten mit unserer Vermieterin und sind dann wieder umgezogen. Dieses mal war es nicht so schlimm, wie beim ersten Mal als ich alle meine Freunde zurücklassen musste. zu der Zeit hatte ich auch Angefangen einen unangenehmen Geruch zu entwickeln, der sich tatsächlich bis heute hält. Er tritt aber nur auf, wenn ich unter Leuten bin, was ich zugegebener maßen nicht wirklich gerne bin. Ob es an meiner Kleidung liegt oder an mir versuche ich herauszufinden, aber schaffe es nicht: Ich dusche jeden Tag 2 mal abends und am Morgen und meine Kleidung riecht auch immer gut. Ich wurde auf jeden fall durch die Tatsache des Riechens gemobbt. Es sollten ungefähr weitere 2 Jahre gewesen sein. Na ja ich wurde letztens von einem Lehrer angesprochen, der mir eben das sagte und meinte ich solle etwas ändern... nur ist eben das Problem: ich weiß nicht wie.. Er meinte auch, als ich einen Gefühlsausbruch hatte das es nicht nur ich sei und meine Klassenleitung 2 andere genannt hätte. Hier kam, dann mal wieder meine pessimistische Denkweise ins spiel, die ich entwickelt habe. Ob mein Lehrer mich anlog oder nicht war mir nicht klar, aber die Worte: "Ich verurteile dich dafür nicht" waren wichtig für mich. Denn ich gleiche weder dem heutigem Schönheitsideal noch - wie gesagt - rieche ich gut. Das mich Leute verurteilen, alleine wegen meinem Aussehen und meinem Geruch ist also normal für mich geworden. Auch das über mich gelästert wird, ist mir klar und ganz ehrlich so etwas ist mir auch egal. Aber durch so etwas habe ich mir eine Art Schild zugelegt. Jedes Mal wenn mich jemand beleidigt oder irgendwie doof kommt, versuche ich es mit Humor zu überspielen. Aber nicht, nur wenn mir jemand doof kommt, sondern allgemein, wenn ich mit Leuten Rede versuche ich lustig und humorvoll mit der Person umzugehen und so zumindest die Gegenpartei vom Thema abzulenken. Nur kann ich das langsam nicht mehr. Ich habe noch nie mit jemandem offen über mein Leben geredet. Mir wird es langsam einfach Zuviel. Mein Onkel hat sich letzten Winter umgebracht. Meine UrUrOma ist letztes Jahr gestorben und ich zweifle... aber nicht nur an mir selbst, Ich zweifle daran, ob meine Familie mich mag oder einfach nur "toleriert", wie es letztens mein Cousin zu einer meiner Freundinnen gesagt hat... er findet ich sei "komisch". Ich frage mich, ob meine Freunde wirklich Freunde sind oder ich sie einfach nerve. Ich frage mich, ob mich jemals jemand lieben wird... Und ich möchte hier nicht die Schuld auf irgendwelche anderen Schieben. Ich bin selbst an dem Verlauf meines Lebens schuld. Mein Übergewicht usw. doch weiß ich nicht mehr wie ich das alles weiter in mich rein fressen soll... vor allem da ich mich grade erst wieder in eine Gute Freundin verliebt habe.

All das war ein kleiner Bruchteil. es gibt noch viel mehr das mich belastet, aber das will ich einfach nicht erwähnen. Ich habe Legasthenie, deswegen entschuldige ich mich dafür. Das sind aber ein paar Gründe für meine Gedanken, eine schnelle für mich relativ schmerzfreie Lösung. Ich weiß es mag sein, das hier einiges aus dem Zusammenhang erzählt wurde, aber ich habe einfach mal angefangen zu schreiben. Ich weiß es gibt Leute die schlimmeres erleben und das meine Probleme eventuell nicht so groß sind, aber es belastet mich trotzdem.

Nuala Anwort von Nuala

Lieber Unbekannter!

Es war eine gute Entscheidung, dich an uns zu wenden. Denn zum Einen hilft das Schreiben allein schon, sich etwas gelöster zu fühlen, zum Anderen finde ich es wichtig, dass du dir Hilfe suchst. Du hast deine Sorgen zwar am Ende etwas kleingeredet, doch bestimmt ist dir schon auch klar, dass Selbstmordgedanken nichts Harmloses und im Gegenteil ein großes Warnsignal sind.

Du hast unter anderem Mobbing erwähnt, das dir widerfahren ist. Dabei kommt es mir so vor, als würdest du dieses fast entschuldigen - weil du dick bist und einen bestimmten Körpergeruch hast. Doch niemand darf dich schikanieren! Es gibt keine Entschuldigung für Mobbing! Bitte fang an dieser Stelle an, dich selbst in Schutz zu nehmen. Du hast schon Strategien entwickelt, damit irgendwie umzugehen, z.B. Humor. Doch das reicht nicht, wenn du gleichzeitig deinen Grenzen nicht erkennst und diese vor deiner Umwelt verteidigst! Du bist ein klasse Typ - und das dürfen alle mitkriegen! Du hast einige Ressourcen, auf die du zurückgreifen kannst: Du hast ein paar Freund:innen, deine Eltern sind an sich liebevoll, du bist ein heller Kopf... und du musst dir kein künstliches Schild zulegen, das dir im Endeffekt an den relevanten Stellen dann wieder von Nachteil ist. Wenn du lernst, dich als liebenswerte Person anzuerkennen, kannst du damit sehr souverän und ohne "Krücken" wie Ablenkmanöver durch den Alltag gehen.

Ganz konkret zu deinen Schwierigkeiten:
- Deine Eltern. Ich habe den Verdacht, dass du nie mit ihnen offen darüber gesprochen hast, was ihr Drogenkonsum mit dir gemacht hat. Und überhaupt die Jahre mit deiner depressiven Mutter (ohne hier eine Schuldzuweisung auszusprechen!). Es macht ganz viel mit einem Kind, solche belastenden Situationen aushalten zu müssen. Und wenn das dann nicht von den Erwachsenen aufgefangen und halbwegs kompensiert wird, wirkt sich das natürlich nachteilig auf die Seele des Kindes aus.
Mein Vorschlag: Nutze die Ressource, dass du an sich liebevolle Eltern hast und versuche ab jetzt, mit ihnen regelmäßig ins Gespräch zu kommen. Vielleicht könnt ihr einen festen Abend in der Woche etablieren, an dem ihr gemeinsam zusammensitzt und euch unterhaltet. Das kann ganz unterschiedlich sein, beispielsweise unter einem bestimmten Thema oder Motto, wie "Was war heute besonders für mich?" oder "Das muss ich euch unbedingt berichten!" Regelmäßiger Kontakt, besonders emotionaler Kontakt, kann dir helfen, wieder mehr Lebensfreude und Selbstvertrauen zu entwickeln. Außerdem fällt es dir dann leichter, spontan auf deine Eltern zuzugehen, wenn gerade die Hütte brennt, weil ihr es schon gewöhnt seid.
Gegen ihren übermäßigen Konsum von Alkohol und Cannabis kannst du leider nichts direkt tun. Ansprechen geht auf jeden Fall - schluck deine Sorgen und deine Angst um sie nicht herunter! Vielleicht bewegt sie das erstmals, wenn sie erleben, wie sehr dich ihr Verhalten schockiert und ängstigt.

- Dein Essverhalten. Indirekt hast du es schon selbst benannt; Essen darf kein Mittel sein, um Kummer zu bewältigen. Hier bieten sich andere Dinge an, aus denen du etwas für dich Stimmiges aussuchen kannst. Du kannst entweder erstmal auf gesunde Alternativen umsteigen, wenn das sofortige Aufhören zu hart wäre (also z.B. lieber Gemüse - und Obststücke naschen...). Deinen Stress kannst du durch Bewegung, Kunst, Technik, Gespräche, Schreiben (Tagebuch!) usw. herauslassen. Wichtig ist wirklich, dass du den Zusammenhang zwischen Kummer und Herunterschlucken im Alltag entlarvst und dagegensteuerst. Permanentes Verdrängen von Gefühlen und Gedanken macht krank - Stichwort Depression. Es lohnt sich unbedingt, diesen Teufelskreislauf zu durchbrechen.

- Unsicherheit wegen Freund:innen. Ich denke, auch hier wäre mehr Offenheit gut. Einerseits kannst du dich erleichtern und mehr Verständnis erhalten, wenn du über deine Belange redest. Andererseits wird eure freundschaftliche Beziehung gefestigt, wenn du Vertrauen zeigst und dich öffnest. Das hat meistens zur Folge, dass sich dein Gegenüber ebenfalls öffnet und ihr euch mehr und mehr seelisch geben könnt. So können manche Freundschaften noch reicher und tiefer werden, was eine wunderbare Erfahrung ist.
Und wer weiß: Bei der guten Freundin, in die du verliebt bist, könnte es ja dann auch etwas werden... :)

- Körpergeruch: Hm, also das würde ich einfach ärztlich abklären lassen! Und auch in Betracht ziehen, dass es bei dir psychisch bedingter schlechter Geruch sein könnte. Ich kenne das Phänomen, dass ich durch "negativen Stress" einen entsprechenden Geruch entwickle. Vielleicht ist es bei dir ähnlich! Was wiederum bedeuten würde, dass der Geruch sich wahrscheinlich zum Positiven verändern würde, wenn sich an den oben genannten Stressoren etwas tut.
Ich würde an deiner Stelle nicht zweimal am Tag duschen (das ist eher unnötig, es bekämpft ja nicht die Ursache!), sondern eher auf die Auswahl eines geeigneten Deos, gesunde Ernährung und luftige Kleidung ohne Synthetik achten. Beim Deo z.B. ist viel Spielraum. Die Standard-Sprühdeos sind vielleicht nicht die beste Wahl. Du kannst auch welches selbst herstellen, da gibt es viele Rezepte, die was taugen.
Schau z.B. hier: https://www.smarticular.net/8-rezepte-fuer-guenstige-und-gesunde-deodorants-zum-selbermachen/

- Freizeitgestaltung. Um nicht in die "Computerfalle" zu tappen, kannst du dir konkret aufschreiben, welche Interessen du aktuell noch zu wenig oder gar nicht auslebst.
Vielleicht wäre ein Ehrenamt etwas für dich? Etwas mit Natur, mit Tieren? Du kannst auch in Jugendzentren gehen, dort Billard spielen, an Kursen teilnehmen etc. Oder wie wäre es mit einer Mitgliedschaft in einem (Sport)verein, um neue Leute kennenzulernen und dich fit zu halten?

Solltest du trotz bestimmter Veränderungen merken, dass du immer wieder an Selbstmord denkst und dich im Kreis drehst, wäre es wichtig, dir professionelle Hilfe zu suchen (Schulpsycholog:in, Therapie, Beratungsstelle etc.).

Ich hoffe sehr, dass ich dir mit meinen Ideen weiterhelfen konnte. Und vielleicht kommen dir noch ganz andere Einfälle.

Ich wünsche dir alles Liebe und viel Spaß beim Ausprobieren!
Nuala