Problem von Anonym - 16 Jahre

Meine cousine ist blind vor liebe und ich habe angst das sie sich komplett verliert...

hey,
ich habe eine 16 Jahre alte Cousine und sie ist der "Grund" weshalb ich sie um Hilfe bitte.
Das Ganze begann mit einem Jungen, den sie jetzt ca. seit 2 Jahren kennt, er ist 14/15 Jahre alt und ist arabischer Herkunft. Das soll keinesfalls ausländerfeindlich rüberkommen ich denke nur dass, das für den Leser dieses Berichts anschaulicher ist wenn man diese Informationen weiß. Die beiden waren ca. 2 Wochen zusammen und er hat Schluss gemacht, da er Sex wollte sie jedoch nicht. Er meinte er liebe sie aber seine Freunde lachen ihn schon deshalb aus und das er das nicht mehr aushält. Es gab in diesen zwei Wochen einen "Vorfall" zwischen den beiden, damals war sie noch 14 und er 12. er wollte ja wie gesagt mehr als sie und er akzeptierte ihre Entscheidung nicht und legte sich auf sie drauf und versuchte sie auszuziehen, er schaffte es zwar nicht , doch das prägte sie trotzdem ein stück weit. Damit fing dann das ganze an denn sie müsse wissen meine Cousine ist ein sehr emotionaler Mensch und wenn sie jemanden liebt lässt sie ihn nicht so schnell gehen. Sie tat alles das er wieder zu ihr zurück kommt. Sie fing ihn nach seinem Fußballtraining ab, lief zu ihm, schrieb ihm usw. er blockierte sie mehrfach auf den sozialen Netzwerken wie Snapchat, Instagram und Whats app. Sie eröffnete daraufhin immer wieder neue Accounts um mit ihm weiterhin in Kontakt bleiben zu können. Man muss jedoch hinzufügen, dass er nur ein paar Häuser von ihr entfernt wohnt und sie sich oft zufällig über den Weg laufen und das die ganze Sache nicht einfacher macht. Sie schrieb/schreibt viel mit mir, wir haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander. An manchen Abenden schrieb sie ganze Romane über ihn und machte Minuten lange Audios und sie sprach grob gesagt immer nur darüber was für ein Arsch er sei und das sie ihn vergessen muss, er sie nur ausnutzen will und sie da nicht drauf reinfallen darf. Sie schrieb sich selber Seitenlange Texte wie falsch er ist und das er kein guter Umgang für sie ist und so weiter. in jedem Gespräch mit ihm kam er vor und meistens wurde er dann das Hauptgesprächsthema. Ich versuchte oft das Thema zu wechseln aber hörte manchmal sogar Stunde ihr zu. Ich weiß nicht wie er so sein kann wie er ist denn er ignorierte sie häufig, dann wenn sie geschafft hatte ihm 3 Tage oder so nichts zu schreiben, schrieb er und fragte nach einem treffen und küsste sie. Klar das dann wieder alles am Anfang war. Sie erzählte ihm all ihre Gefühle und ich denke das ist der Fehler, sie macht sich verletzlich und er nutzt es aus. so ging das jetzt ungefähr bis Dezember meines Wissens. Kürzlich übernachteten wir und sie "beichtete" mir, dass sie keine Jungfrau mehr ist und das schon eine Weile nicht mehr. Ich hoffte soo sehr sie würde nicht sagen das er es war.. doch wie sie es sich bestimmt schon denken können war er es und nicht nur das. sie erzählte, dass das schon seit März 2018 so geht und sie quasi Freundschaft+ haben. Ich war und bin immer noch sehr schockiert. Daraufhin erzählte sie mir auch noch, dass sie sich öfters heimlich nachts treffen, meistens im Park oder Spielplatz und dort Sex haben oder ähnliches. Er droht nie wieder mit ihr zu reden, wenn sie zu viel redet, Fragen stellt, ihre Meinung sagt oder ihn nachdem ganzen küsst. Sie darf ihn auch nicht auf den sozialen Netzwerken folgen, markieren, geschweige denn kommentieren. sie darf ihm nur auf einem seiner Instagram Accounts schreiben. Vorallem wann, wo sie sich treffen etc. Sie darf auch keine Bilder von ihm machen. Er jedoch hat schon des Öfteren Bilder und Videos von ihrem Hintern auf Snapchat an seine Freunde geschickt, wenigstens ohne ihr Gesicht oder Name etc. Sie "zwingt" auch manchmal in der Öffentlichkeit (Parkbank, Schaukel) tagsüber ein Blowjob zu machen... okay nicht mehr Details!
Sie hatd dennoch jetzt Angst schwanger zu sein, da sie ihre Regel nicht hatte und sie hat keine Pille. Sie war auch noch nicht bei einem Frauenarzt, ich werde aber in den nächsten Tagen darauf bestehen einen Termin zu machen und werde sie begleiten. Ich muss ihr irgenwie helfen, nur wie?
Sie läuft direkt ins "Verderben", also meine ich. Sie liebt ihn undntut alle was er will. So kenn ich sie gar nicht. Nur ich und 2 andere Freunde wissen das Ganze. die anderen finden das aber weniger schlimm und sehen das gelassen. Ich mache mir Sorgen, da ich auch mal einen arabischen Freund hatte und sowas ähnlcihes passiert war wie ihr in der ersten "Phase". ich jedoch konnte mich zum Glück durchssetzen. Wie sehen sie das? Ist meine Sorge übetrieben? Haben sie einen Tipp für mich was ich machen könnte? Der Junge ist zwar erst 14

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Anonyme,

ich danke dir, dass du diesen langen und bewegenden Text geschrieben hast, und hoffe, dass ich dir etwas Hilfe bringen kann.

Ich möchte zunächst einmal auf das Thema der "Ausländerfeindlichkeit" zu sprechen kommen. Zwei Dinge sind zu sagen: Erstens - es gibt die Meinungsfreiheit. Du darfst sagen, was du möchtest, ich sage dir dann schon, was ich davon halte. Wenn du im Voraus überlegst, wie ich etwas eventuell auffassen könnte, ist das zwar lieb gemeint, aber oft erreicht man damit auch das Gegenteil. Ich selbst versuche immer, in meinen Texten mögliche Fehldeutungen auszuschließen - am Ende weiß ich dann doch nie, wie es ankam. Zumal man es nie jedem recht machen kann. Und oft genug ist es auch nicht richtig, jemandem nur das zu sagen, was er hören will. Und das ist der zweite Punkt: Wenn das, was du beschrieben hast, so stimmt - denn es ist so entsetzlich, dass man es spontan kaum glauben will -, dann hast du vollkommen richtig gehandelt, nichts zu beschönigen. Der Wahrheit ist immer der Vorzug zu geben.

Man tut durch Verschleiern, Schönreden und Verharmlosen dem friedlichen Zusammenleben der Kulturen keinen Dienst. Im Gegenteil! Die Fakten müssen auf den Tisch, auch wenn sie weh tun. Und ich habe genug Zuschriften muslimischer Mädchen und Frauen hier im Kuka gesehen, um zu wissen, dass es eben doch nicht so einfach ist, wie man es sich manchmal wünscht. Es ist eine Sache, über andere Kulturen und Religionen Vorurteile zu haben und sie pauschal zu verurteilen - solche Urteile gehen immer weit an der Wirklichkeit vorbei. Eine völlig andere Sache ist es, die Dinge nüchtern zu sehen - und dazu muss eben auch gehören, nicht zu leugnen, was da ist.

Fest steht, dass das Verhalten eines Menschen immer damit zu tun hat, wie er aufgewachsen ist und was er gelernt hat. Auf die eine oder andere Weise. Die Nötigung und Erpressung, die der "Freund" deiner Cousine mit ihr treibt, lassen auf zwei Dinge schließen: Erstens, dass ihm ihre Gefühle ziemlich egal sind. Und zweitens, dass er nicht will, dass bekannt wird, dass er ein zügelloses Sexualleben führt. Während er keine Probleme hat, es von deiner Cousine zu verlangen. Man sieht also sehr deutlich, dass er weiß, dass sein Verhalten nicht den Regeln entspricht, an die er sich eigentlich halten soll. Da sie für deine Cousine von Haus aus so nicht gelten, nutzt er das aus - und verachtet SIE dafür. Das alles ist natürlich so oder ähnlich in jeder Kultur möglich (das ist immer das Fall) - es kann aber kein Zweifel bestehen, dass er nicht einfach von sich aus so ist. Und dass du das so siehst und benennst, ist vollkommen richtig.

Du fragst, ob deine Sorge übertrieben sei. Also bitte, das ist sie ganz gewiss nicht! Ich muss sogar sagen, dass du - leider - mit deinen Befürchtungen wahrscheinlich sogar zu tief greifst. Denn wenn deine Cousine diesem Jungen dermaßen hörig ist, dass sie eine Schwangerschaft riskiert, dann ist sie nicht mehr nur heftig verliebt, dann handelt es sich um ein handfestes psychisches Problem, vergleichbar einer Drogenabhängigkeit oder einem Zwang... und das wird sie nur in den Griff bekommen, wenn dieser Kontakt unbedingt und unwiderruflich endet. Das ist für sie nicht angenehm - es wird bei ihr zu Verzweiflung und Wut führen, wovon du ein gut Teil abbekommen wirst. Aber wenn du ihr helfen willst, musst du hart sein.

Ich würde es für gut halten, wenn deine Cousine sich in psychiatrische Behandlung begeben würde, bestenfalls sogar mit stationärer Unterbringung. Das wird sie sicherlich nicht wollen, das mag auch in deinen Ohren entsetzlich klingen. Du darfst aber nicht vergessen, dass niemand sich dem aussetzt, was sie ertragen muss, wenn seine Wahrnehmung gesund ist. Die Einweisung (denn das wäre es ja) erscheint vielleicht auch dir wie der Inbegriff des Entsetzens, das Ende, der Untergang, für alle Zeiten abgestempelt und aufgegeben. Das ist es aber nicht. Sie ist kein Zombie, dazu will ich sie auch nicht erklären, sie ist ein gebrochener und hilfsbedürftiger Mensch. Eine stationäre Therapie kann ihr zwar nicht sofort helfen, aber sie kann ihr den Schutz bieten, den sie braucht - vor sich selbst. Deine Cousine ist entweder bereits durch die vielen Belastungen ihrer Jugend so seelisch aufgewühlt, dass sie dadurch in diese Situation kommen konnte. Oder (und die Grenzen sind fließend) sie hat sich so abhängig gemacht und dadurch so von der Wirklichkeit entfernt, dass ihre Lage ihr schon gar nicht mehr so furchtbar erscheint, sondern für sie zur Normalität geworden ist. Auch für Menschen, die sich ritzen, die unter eine Essstörung leiden oder sich auf andere Weise selbst verletzen, wird ihr Zwang früher oder später zur Gewohnheit, die sie so gut es geht in ihren Alltag integrieren. Vielen fällt es schwer, gesagt zu bekommen, was sie wissen: Dass sie Hilfe brauchen, und dass sie es allein nicht schaffen. Deine Cousine hat den sexuellen Missbrauch als eine Art Selbstverletzung angenommen, und nur wenn sie sich dem aussetzt, erhält sie die Bestätigung, die sie eigentlich aus einer glücklichen Liebesbeziehung ziehen sollte. Für sie ist schon gar nicht mehr denkbar, dass es eine Normalität jenseits davon gibt. Sie weiß, dass es falsch und gefährlich ist, und es tut ihr weh, aber sie hat verlernt, es als Ausnahmezustand zu betrachten, aus dem man entkommen will. Sie hat gelernt, damit zu leben. Und du musst ihr helfen, wieder ins Leben zurückzufinden. Und schnell, bevor noch Schlimmeres geschieht (!) Das kannst du nicht allein - du kannst nur die ersten Schritte unternehmen. Darum ist es auch gut, wenn sie in die Obhut von Menschen kommt, die besser als du und ich wissen, wie man ihr aus diesem dunklen Loch helfen kann.

Natürlich könnte ich dir raten, diesen Jungen selbst unter Druck zu setzen. Das solltest du aber nicht tun, denn damit bringst du dich selbst in Gefahr und machst dich am Ende ebenso erpressbar wie deine Cousine. Wenn euer Besuch beim Frauenarzt ergibt, dass sie schwanger ist, dann kann es sowieso nicht ausbleiben, dass ihr ihre Eltern mit ins Boot holt. Was in Bezug auf das Kind die beste Entscheidung ist, könnt nur ihr wissen. Ich maße mir hier keinen Rat an, das darf ich auch gar nicht. Wichtig ist zunächst, dass deine Cousine - ob sie schwanger ist oder nicht - aus den Fängen ihres Peinigers genommen wird.

Mein Rat an dich ist klar: Informiere ihre Eltern, soweit sie es noch nicht wissen. Erzähle ihnen, was du uns erzählt hast. Sie müssen deiner Cousine den Kontakt zu diesem Jungen verbieten. Sie müssen vor allem auch ihm den Kontakt verbieten - entweder über seine Eltern, oder gerichtlich. Vielleicht genügt schon eine Drohung. Solange deine Cousine noch minderjährig ist, können ihre Eltern solche Schritte unternehmen, und Beweismaterial habt ihr durch die Chats genug. Einmal ganz davon abgesehen, dass ihr euch auch überlegen solltet, ob ihr nicht Anzeige wegen Nötigung, Erpressung und Körperverletzung erstattet. Was zuviel ist, ist zuviel.

Ich wünsche dir die innere Ruhe und Tatkraft, die du brauchst! Du kannst stolz auf dich sein, dass du diese Dinge nicht geschehen lassen willst, wie viele es tun. Vergiss nicht: Du tust das Richtige - und wenn dir tausendmal die Knochen verflucht werden, von deiner Cousine oder von wem auch immer. Es tut weh. Aber manchmal ist das, was am meisten weh tut, das, was notwendig ist.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul