Problem von Burhan - 26 Jahre

Umsonst gewartet

Hi,
ich würde gern, falls genehm, sofort zum Problem kommen. Und zwar, warte ich seit knapp 7 Jahren auf einen Studienplatz in der Humanmedizin und mache derzeit eine Ausbildung zum Krankenpfleger, aus der ich aber gern schnellstens wieder herauskommen würde, da sie mir nun überhaupt nicht zusagt. Jetzt wurde beschlossen, die Wartezeitquote 2020 Ersatzlos abzuschaffen. Das bedeutet, dass ich völlig umsonst gewartet habe. Ich habe, als ich das erfahren habe, während der Schicht ein Skalpell und Betäubungsmittel mitgehen lassen, weil ich wirklich alles auf diese eine Karte gesetzt habe und ich mir keine Alternative vorstellen kann. Ich habe 7 Jahre darauf gewartet. Was tut man da? Es akzeptieren und weitermachen ist für mich keine Option.

Nuala Anwort von Nuala

Lieber Burhan!

Das muss ein riesiger Schock für dich gewesen sein, als du das erfahren hast. Ich glaube, da fällt man buchstäblich in einen schwarzen Abgrund und weiß nicht mehr weiter.
Diese Nachricht musst du erstmal sacken lassen, das dauert vermutlich auch eine Weile. Denn du bist sicherlich enttäuscht, wütend, desillusioniert und vieles mehr...

Trotzdem kannst du aktiv werden und musst nicht resignieren.
Ich kenne mich mit dem Studiengang Medizin nicht wirklich aus - aber rein intuitiv würde ich dir Folgendes raten: Wende dich jetzt schnellstmöglich an die Unis, die für dich gerade in greifbarer Nähe sind und bewirb dich zum Sommersemester, falls das möglich ist. Vorher würde ich mit der Studienberatung sprechen und deinem Wunsch Nachdruck verleihen. Es kann sein, dass du als "Grenzfall" dann Glück hättest und eine Chance bekommst. Alles Andere wäre sehr krass - aber leider im Bereich des Möglichen.

Neben diesem Versuch, die noch verbleibende Zeit zu nutzen, würde ich mich an deiner Stelle nach allen erdenklichen Alternativen umsehen: Studium im Ausland, Quereinstiegsmöglichkeiten, Privatuni etc. Ich würde alle Optionen ausloten, alle Unis in Deutschland und anderen Ländern angucken und mit anderen Leuten sprechen, denen es so geht wie dir. Dafür gibt es viele Foren, Netzwerke etc, z.B. https://www.studis-online.de/ Also lies dich ein, erfahre, wie andere Betroffene damit umgehen und ob sie schon Lösungen oder auch Alternativen gefunden haben. Das Recherchieren wird sich bestimmt lohnen. All das kann dir sehr nützlich sein!

Davon abgesehen solltest du deine Ausbildung abbrechen, wenn dir absolut klar ist, dass sie dir in keiner Hinsicht Freude und Erfüllung bereitet. Zumal sie dir für das Studium ja jetzt ohnehin nichts nützt.

Und mal Butter bei die Fische: Das eigene wertvolle Leben deswegen wegwerfen ist nicht der Plan, den du beibehalten solltest! Denn du hast doch so viel mehr als einen Berufswunsch. Bestimmt hast du noch Visionen, die du in dir zum Glühen bringen kannst! Ich glaube nicht daran, dass es nur einen festgelegten einzigen passenden Beruf geben kann. Klar - Manches liegt einem enorm, Einiges so lala und wieder Anderes gar nicht. Doch gibt es viele Graustufen und Bedingungen, die einen Job, eine Tätigkeit toll und erfüllend machen können. Daher denke ich, du solltest den Gedanken zulassen: Ich kann noch mehr als Medizin studieren! Ich mache mich auf die Suche und entdecke mich selbst. Ich erforsche alle meine Fähigkeiten, Begabungen und Passionen. Auch hier das Stichwort Beratung: Neben der oben genannten Studienberatung ist eine allgemeine Berufsberatung eine gute Sache. Um zunächst einmal grobe Bereiche festzustecken, welche überhaupt für dich relevant sind. Und dann kannst du dir dadurch Plan B, C und D erarbeiten.

Also: Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern frisch voran in eine bunte Zukunft! :)

Ich wünsche dir alles Gute,
Nuala