Problem von Anonym - 13 Jahre

Trauer

Als ich 12 Jahre alt war hatt mir meine Mutter erzählt das ich ein Bruder hatte (er wurde 3 Jahre vor mir geboren ). Er ist 3 Tage nach seiner Geburt gestorben. Mir geht es deswegen schlecht weil ich mir schon immer einen Bruder haben wollte. Ich wuste schon immer das etwas faul war denn immer wen ich erzählt habe das ich so gerne einen Bruder hätte schauten meine Eltern traurig. Als wir dann in der 6 klasse einen Stammbaum zeichnen sollten ging meine Mutter aus dem Zimmer raus , ich sprach sie trauf an weil ich wuste das sie geweint hatte . Ein paar Monate erzählte sie mir dann die Sache mit meinem Bruder ... . Mir geht da durch sehr schlecht und ich weine auch manchmal deswegen.ich kann mit meinen Eltern nicht darüber reden weil sie dann immer abblocken . ist es normal das man traurig ist obwohl man die Person die gestorben ist nicht kennt?

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du,

deine Trauer ist absolut verständlich! Ich finde es ganz wichtig, dass du sie zulässt und ihr Raum gibst. Du hast dein ganzes Leben lang wahrscheinlich schon gespürt, dass du eigentlich einen Bruder hast oder haben müsstest... dank deiner tollen Intuition! Von daher: Ja, diese Trauer ist "normal".

Weine um deinen Bruder, sprich mit ihm, denke dir Rituale aus, die dir helfen, deine Gefühle und Gedanken zu ordnen. Das kann z.B. ein Anzünden einer Kerze sein, die bildlich für ihn steht. Du kannst ihm Briefe schreiben, Bilder malen. Horche in dich hinein, dann wirst du bestimmt etwas finden, was dir beistehen wird.

Ich bin mir sicher, dass du mit ihm Kontakt aufnehmen kannst - tief in dir drin. Du kannst ihm deine Liebe und Zuwendung senden und dich mit ihm verbunden fühlen. Das wärmt dich und tröstet dich. Denn er ist immer noch da, auch wenn du ihn nicht sehen kannst. Kein Mensch ist einfach für immer verschwunden. Zumindest ist das meine feste Überzeugung, die ich sehr schön und erleichternd finde. Und vielleicht hilft sie auch dir.

Ich glaube, deine Mutter bzw. deine Eltern haben/hatten einen Umgang mit dem Tod, der ihnen letztlich nur ein Bein gestellt hat. Das Verdrängen des Sterbens, des Verlustes kann nie die Lösung sein! Es wird dadurch nur schlimmer. Seine Gefühle zuzulassen, sie voll auszuleben, ist dagegen der wichtige Schritt in Richtung Linderung der seelischen Schmerzen.
Du kannst es anders als sie machen, indem du über deine Empfindungen und Sehnsüchte mit verschiedenen Menschen sprichst, dem Tod ein Gesicht gibst, ihn als natürlichen Bestandteil des Lebens anerkennst. Alle müssen sich damit abfinden, dass das Leben endlich ist. Doch das ist nichts Böses, das man verbannen soll.
Du kannst immer wieder auch mit deinen Eltern das Gespräch suchen. Das kann auch ihnen helfen, endlich ihren Schweigepanzer zu brechen! Vielleicht könnt ihr gemeinsam etwas finden, was euch allen Trost spendet.
Sag ihnen ruhig, dass es viel besser für sie wäre, über ihren toten Sohn zu reden, anstatt immer abzublocken! Und selbst wenn sie das weiterhin tun, kannst du ihnen ein Vorbild sein, indem du für dich deine ganz persönliche Art der Trauerbewältigung auslebst.

Lies bitte auch hier weiter, das kann dir ggf. auch im Umgang mit deiner Mutter helfen:
https://mein-kummerkasten.de/327858/Tod-meines-Vaters.html
Außerdem habe ich dir noch folgende Zuschriften herausgesucht:
- https://mein-kummerkasten.de/index.php/260725/Papa-3.html
- https://mein-kummerkasten.de/intern/problem/edit/331014

Das ist eine Onlineberatungsstelle für trauernde Kinder und Jugendliche:
https://www.youngwings.de/

Ich wünsche dir alles Liebe!
Nuala