Problem von Anonym - 14 Jahre

Es ist mir alles zu viel!

Seid Jahren verläuft mein Leben wie folgend:Es ist wie ein Kreislauf. Ein Kreislauf ohne entkommen wie sehr ich versuche ihn zu ändern, es gelingt mir nicht. Vollkommen übermüdet und fertig von einer Nacht ohne Schlaf, quäle ich mich aus dem Bett, aber erst nachdem ich mich gefragt habe: wozu das Ganze? Ich finde keine Antwort auf diese Frage und bin von Antriebslosigkeit geprägt. Wenn ich dann endlich aufgestanden bin, bleibt die Frage im Kopf. Ich bin zu langsam in allem was ich tue, so rennt mir die Zeit davon, Zeit, die ich brauche um mich fertig zu machen. Schnell die letzten Aufgaben am Morgen unter Zeitdruck und mit Unzufriedenheit erledigen. Mit einem eher umbefriedigten Gefühl mache ich mich auf den Weg. Auf dem Weg höre ich Musik, die eher einem traurigen Genre gleicht, sie ist aber gefühlsvoller und mit mehr Emotionen gefüllt. Immerwieder falle ich in kurze Phasen des Glücklichseins, aber diese halten nicht mal zehnmenütig an. Geprägt von negativen Gedanken versinke ich in eine Tross, welche mich meinen selbstzerstörerischen Gedanken komplett aussetzt. Soweit den Tag mäßig überstanden, geht es weiter nach Hause. Nach dem Essen schaffe ich es vor lauter Antriebslosigkeit nicht mich für meine noch zu erledigende Aufgaben zu motivieren. Es ist wie ein Kampf mit mir selbst ich kann mich aufgrund der Antriebslosigkeit nicht zu meinen Aufgaben zwingen, dafür hasse ich mich und eine Wut gegen mich selbst breitet sich aus. Den ganzen Tag verbrachte ich antriebslos im Bett und wie ein neuer Mensch stehe ich auf und dann überkommt sie mich, die Überflutung von Motivation. Ich könnte die ganze Welt ändern alles perfekt machen. Es ist wie als wäre ich vollkommen mit Energie geladen. Wenn einigermaßen alles erledigt ist was noch sein musste, ist es spät. Ich lege mich ins Bett. Doch die Energie ist noch da, sie hält mich ab vom Schlafen. Ich rutsche ab in meine Ängste, meine Ängste vor dem kommenden Tag, meine Selbstzweifel, meine Versagensängste all das quält mich. Ich kann nicht schalfen ich werde unruhig bewege mich hin und her. Es ist als wenn meine Gedanken mich hin und her schubsen, damit ich nicht schlafe. Es ist schon mindestens ein Uhr bis ich schlafe. Es ist kein besonders erholsamer Schlaf eher eine Überbrückung der Zeit. So wache ich wieder vollkommen übermüdet auf. Das ist der Kreislauf meines Lebens, der mich langsam aber sicher immer mehr zerfrisst bis ich nicht mehr existiere.
Ich habe viele Erlebnisse aus der Vergangenheit mit denen ich nicht klar komme mittlerweile hin ich von Selbstverletzendem Verhalten weggekommen aber das Verlangen existiert weiterhin. Vielleicht gibt es keine Lösungsmöglichkeiten für mein Problem aber es tut gut es sich zu mindestens einmal von der Seele geredet zu haben vielen Dank!

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Unbekannte,

wie schön, dass dir das Schreiben an uns schon geholfen hat! :)
Hier komme ich gleich zu meinem ersten Ansatzpunkt: Wie wäre es, wenn du nun häufiger schreiben würdest? Sei es in Form eines klassischen Tagebuchs, Briefen/E-Mails (entweder an dich selbst oder z.B. an Brieffreund:innen, siehe auch z.B. https://mailfriends.com/de) oder einfach kurzen Notizen, die du dann bei dir im Zimmer aufhängst, auf deinen Schreibtisch legst usw. Du kannst dir bestärkende Sätze aufschreiben, die du den Tag hinweg immer wieder hervorholst und ggf. als Talisman in einer Kette um den hals trägst oder in der Tasche hast. Das können Sätze sein wie
* "Ich gehe ruhig durch den Tag und mache alles der Reihe nach."
* "Ich schöpfe Kraft aus mir selbst und gehe achtsam mit mir um."
* "Ich bewältige alle Aufgaben, daran glaube ich fest."
* "Abends lege ich mich in mein Bett, mache es mir gemütlich und lausche meinem Atmen."

Schreiben hat eine erleichternde, lösende und ordnende Wirkung, weswegen es auch teilweise therapeutisch eingesetzt wird. Du kannst dazu auch zeichnen und malen oder einfach etwas skizzieren.
Gerade weil es offenbar Vieles von früher gibt, was dich belastet, bietet sich das Aufschreiben absolut an - das hilft dann auch Anderen, die dich kennenlernen und verstehen möchten, z.B. im Rahmen einer Psychotherapie.

Ich bin sehr zuversichtlich, dass es daneben noch einige weitere Möglichkeiten für dich geben kann, dein Leben zu deinen Gunsten zu verändern :) Hier ist es wesentlich, dass du sehr viel von dem machst, was dir Freue und Genuss spendet. Also z.B. Musik. Schau doch mal, ob du verschiedene Musikgenres testen magst, vielleicht auch beruhigende und stimmungsaufhellende Musik wie Mediationsklänge, Chill-Out, Klassik, Naturklänge, fröhliche Popmusik...
Auch selbst Singen hilft, denn da ist die Seele richtig frei! Das kann für dich allein sein, in einem Chor oder einer kleinen Gruppe.

Ganz grundlegend sieht es so aus, also ob dich deine Probleme aus der Vergangenheit nicht in Ruhe lassen, weil sie endlich bearbeitet werden wollen. Deine Seele will vermutlich endlich Frieden finden, das klappt aber nur, wenn du dich allen "Monstern" aussetzt und sie nicht wegschiebst bzw. sie mittels professioneller Unterstützung "zähmst". Für die Suche nach der passenden Hilfe in Sachen Therapie möchte ich dir unsere Soforthilfe an die Hand geben - bitte besprich das Ganze auch mit deinen Eltern. https://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Ich frage mich, was genau dir zuviel wird. ist es die Alltagsbewältigung, sind es die Themen von früher, alles zusammen...? Genauso die Frage, was dir alles Angst macht. Je genauer du das benennen kannst, desto hilfreicher. Auch zu schauen, ob du allgemein eher ein "gemächlicher" Typ bist, schon als Kind warst oder das ziemlich eindeutig durch deine psychischen Verschlechterungen herrührt.
Du schreibst, dass du antriebslos und übermüdet bist, dann aber auch wieder Kraft und Motivation hast. Wenn das wirklich so tageszeitenabhängig ist, würde ich das genau untersuchen. Was genau steckt im Detail dahinter? Handelt es sich vielleicht aus einem Teufelskreislauf, der sich über viele Monate hinweg herausgebildet hat?
Wer weiß, vielleicht musst du beim Schlaf ansetzen und damit das Pferd "von hinten aufzäumen", denn ein guter Schlaf ist die Grundlage für alles Weitere.
Zum Thema Schlafen kannst du beispielsweise hier weiterlesen: https://mein-kummerkasten.de/331144/Schlafprobleme.html

Neben den Punkten Schlaf und Therapie bzw. ärztlicher Abklärung (vor allem zum Stichworten Ängste und Depression) möchte ich dir noch das Pflegen von guten Sozialkontakten nahelegen. Such dir Menschen, bei denen du dich rundherum geborgen fühlen kannst, mit denen lachen und weinen möglich ist. Nicht nur für eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung, sondern auch für Redenkönnen, Zuhören, sich seelisch nahe sein. Das ist so wichtig.

Bitte melde dich wieder, falls du dir noch etwas von der Seele schreiben und/oder uns eine Rückmeldung geben möchtest.
Hier im Kummerkasten findest du mit Sicherheit noch viele andere Anregungen und Tipps, schau z.B. mal zum Thema Depression, Grübeln, Vergangenheitsbewältigung, Ängste, Achtsamkeit, Selbstliebe etc. im Archiv!
Zum selbstverletzenden Verhalten bzw. entsprechenden Gedanken haben wir diese Soforthilfe: https://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/30/Ich-ritze-mich-was-kann-ich-tun.html

Ich wünsche dir, dass du bald weiterkommst und dich peu a´ peu aus deinem Teufelskreislauf befreien kannst.

Es grüßt dich
Nuala