Problem von Iris - 31 Jahre

Meine Schwiegereltern, mein Mann, meine Tochter und Ich

Hallo, liebes Kummerkasten Team.

Ich habe ein relativ gutes Verhältnis zu meinen Schwiegereltern, doch seit Jahren merke ich, dass mein Schwiegervater ein ernsthaftes Alkoholproblem hat.
Das kann ich natürlich nicht ändern.
Er weiß, dass ich es nicht mag, wenn sie bei uns zu Besuch sind und trinkt trotzdem.

Meine Schwiegereltern wohnen in einer anderen Stadt, kommen uns, bzw. ihre Enkelin aber regelmäßig besuchen.
Meine Schwiegermama ist verrückt nach unserer 4 jährigen, und will soviel Zeit wie möglich mit ihr verbringen. Da sie nicht allein mit dem Auto fährt, muss eben auch ihr Mann mit.
-Jetzt zum Problem-
Sie wollen im Sommer eine Woche zu uns kommen und auf unsere kleine aufpassen, wenn die Kita zu hat und wir noch arbeiten müssen.
Ich weiß nicht ob ich übertreibe oder nicht.
Den Familienmitgliedern, denen ich von meinen Sorgen erzählte, nehmen mich nicht wirklich ernst.
Aber ich vertraue meinen Schwg.eltern nicht.
Da er vormittags schon trinkt bis spätabends, ist er doch dauerhaft betrunken. und das täglich. Dann möchte ich nicht, dass er mit meiner Tochter auf dem Rücksitz sitzend, mit dem Auto in den Tierpark fährt.
Oder ins Schwimmbad geht.
Schwiegermama hält zu ihm und sieht das alles nicht so eng.
Verdrängt und vertuscht auch vieles, hauptsache sie sieht ihre Enkelin.
Sie lassen die kleine alles machen was sie will, einfach weil sie nicht wissen wie sie mit ihr umgehen sollen, wenn sie bockt.

Er trinkt nicht nur vor uns sondern auch heimlich. Es gab Tage, wo er zum Mittagessen schon blau war.
Ich habe ihn in den letzten 5 Jahren noch nie etwas anderes trinken sehen als Bier und Kaffee.
Er wird provokant, ist laut und diskutiert, das ist anstrengend.
Leider akzeptieren mein Mann und meine Schwiegermama die Trinkerei.
Ich hab es bei beiden schon einige male angesprochen, aber die Schwiegermama gibt klein bei, denn ihr Mann hat halt das sagen.
Mein Mann ( es ist sein Stiefvater) findets zwar nicht schön, setzt aber auch keine Grenzen.

Ich als Schwiegertochter habe mich bisher zurückgehalten, doch langsam platzt mir echt der Kragen. Habe oft Streit deswegen mit meinem Mann, fühle mich etwas alleingelassen.
Er ist bis abends arbeiten und kommt erst wenn meine Schwiegereltern wieder in ihre Unterkunft fahren. Am Tage aushalten,- muss ich die Situation.

Ich weiß mir nicht zu helfen, will das verhältnis zu meinen Schwiegereltern nicht kaputt machen.
Ist es übertrieben ?
Meine Tochter ist erst 4, ich kann sie nicht jemandem anvertrauen, dem ich nicht vertraue. Aber wenn mein Mann das anders sieht, was soll ich dann machen.?

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Iris!

Nein, du übertreibst kein bisschen. Ich kann dich als Mutter absolut verstehen, mein Kind ist so alt wie deines. Du musst dich auf die Betreuungspersonen zu 100% verlassen können, wenn es um die Jüngsten geht. Das ist unter diesen Umständen aber nicht erfüllt. Also lass dich nicht verunsichern, sondern bestehe darauf, was dir wichtig ist. Harmonie und Verhältnis hin - oder her, aber sooo gut kann euer Verhältnis ja nicht sein, wenn du weder ernstgenommen noch verstanden wirst und da auch keine Einigung in Sicht ist.
Ein kleines Kind ist wichtiger als die vermeintlich intakte Beziehung unter Erwachsenen! Sie wollen nur den Schein waren und ihren eigenen Egoismus befriedigen - überspitzt gesagt - aber bitte nicht auf dem Rücken deiner Tochter und dir.

Ich würde an deiner Stelle zuerst eine klare Ansage an deinen Mann richten. Du kannst nicht alles allein stemmen, was den emotionalen Ballast angeht. Er soll zumindest erfahren, wie sehr dich das mitnimmt und dass du berechtigterweise Sorgen hast. Das Kümmern und Mitdenken bleibt eh viel zu oft an den Müttern hängen.
Vielleicht tritt er in die Fußstapfen seiner Mutter und seines Stiefvaters, was das Bagatellisieren anbelangt. Das musst du dir trotzdem nicht gefallen lassen! Zeige ihm klar auf, wo deine Grenzen liegen. Male ihm die Szenarien aus, was alles mit alkoholisiertem Opa am Steuer passieren kann. Ein Ziel im Gespräch könnte sein, dass ihr euch zusammen auf neue "Spielregeln" einigt, sodass du beruhigter sein kannst.

Übrigens habt ihr einen guten Trumpf in der Hand: Sie wollen ihre Enkelin sehen. Dann sind sie sicher auch bereit, etwas Entgegenkommen zu zeigen, wenn du ihnen die neuen "Spielregeln" aufzeigst und diese beharrlich beibehältst. Sonst muss es eben heißen. Pech gehabt! Es kann nicht angehen, dass du mit Bauchschmerzen zur Arbeit gehst und genau weißt, dass es falsch läuft.

Und sollte das noch nicht fruchten, würde ich im Alleingang Konsequenzen ziehen, z.B., für die Sommerferien eine alternative Betreuung organisieren.
Eine weitere Konsequenz wäre, dem Großvater zu untersagen, mit deiner Tochter Auto zu fahren. Dafür brauchst du kein Einvernehmen mit deinem Mann - wenn dir das zu gefährlich erscheint, dann kümmerst du dich eben und fertig. Ich würde mit den Großeltern tagsüber auch nicht alleine bleiben, wenn es nicht unbedingt sein muss. Hier wieder: Achte auf deine Bedürfnisse! Du hast keine Verpflichtung ihnen gegenüber. Sie sind genauso dafür zuständig, für ein gutes Miteinander und Verlässlichkeit zu sorgen!

Außerdem könntet ihr euch in einer Familienberatungsstelle Hilfe suchen. Dort kann man einzelne Punkte nochmal genauer beleuchten und dazu Pläne erarbeiten.
Vielleicht kannst du dich auch einem Frauen - oder Mütternetzwek anschließen, um weitere Solidarität und Unterstützung zu erfahren.

Ich wünsche dir alles Gute!
Nuala