Anwort von Nuala

Liebe Anna,

es ist wirklich ein Ärgernis, was dir widerfahren ist! Ich finde das nicht nur dreist, sondern auch absolut gewalttätig. Du hast völlig Recht mit deiner Feststellung, dass du diskriminiert wurdest. Dabei ist es völlig unerheblich, wie dein Körper aussieht. Er geht niemanden etwas an, nur dich allein. Eine kämpferische Haltung kann dir helfen, dich ab sofort gegen diese Erniedrigung zu wappnen und diese im Keim zu ersticken.

Aus deinen Zeilen geht für mich nicht eindeutig hervor, ob du im gleichen Restaurant mehrfach verbal attackiert wurdest oder ob es in mehreren der Fall war. Ich schreibe deswegen mal so, dass du es ganz allgemein anwenden könntest. Natürlich sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt!

- In der Situation selbst:
* Höflich, aber sehr bestimmt darauf hinweisen, dass du jetzt deine Bestellung aufgeben möchtest und diese Aussage völlig fehl am Platz ist (wahlweise kannst du beispielsweise so etwas sagen wie "Ich tue jetzt mal so, als hätte ich Ihren Ausrutscher nicht bemerkt. Ich habe bestellt und fertig." oder "Meine Figur hat sie nicht zu interessieren. Kümmern Sie sich um Ihren Job und bringen Sie mir mein Essen." oder "Ich bin nicht Ihre Zielscheibe. Wenn Sie frustriert sind, lassen Sie das bitte auf andere Weise raus, aber nicht an mir!")
* Die Person anschauen und nachfragen: "Könnten Sie das bitte wiederholen, ich habe mich wohl verhört?"
* Sie ernst anschauen und sagen: "Sie sagen also, ich bräuchte kein Essen bestellen, habe ich Sie da richtig verstanden?" ---> Verunsicherung; meistens lenken diejenigen dann ein.
* Aufstehen, eine andere andere angestellte Person bitten, dir dein Wunschessen zu bringen - gern mit dem Hinweis, das dies mit der:dem zuständigen Kellner:in gerade nicht möglich war.
* Laut und deutlich, damit andere Gäste es hören, auf die Diskriminierung hinweisen
* Die Geschäftsführung verlangen, der:die Kellner:in soll sich dann bei dir entschuldigen!
* Aufstehen und gehen - mit den gut vernehmbaren Worten, dass du diesen Vorfall publik machen wirst

Sollte eine Lösung vor Ort nicht möglich sein und auch die Vorgesetzten lenken nicht ein, würde ich über einen Leserinnenbrief in der örtlichen Tageszeitung nachdenken, indem du allgemein auf Diskriminierung (in deinem Fall Fatshaming/Lookismus) hinweisen kannst.
Auch einen Beschwerdebrief an das Restaurant/die Restaurants kannst du abschicken.
Und natürlich schlechte Bewertungen in mehreren Online-Portalen! Denn das ist wirklich eine extrem schlechte Werbung für ein solches Geschäft!

Desweiteren kannst du dich mit anderen Betroffenen solidarisieren und vernetzen.
Hier kannst du beispielsweise weiterlesen:
- http://www.gewichtsdiskriminierung.de/ (gerade Wartungsarbeiten!)
- https://www.dasgleichstellungswissen.de/gewichtsdiskriminierung.html
- https://maedchenmannschaft.net/tag/fatshaming/
- https://sz-magazin.sueddeutsche.de/ueber-gewicht-mein-dickes-leben/natuerlich-darf-ich-gluecklich-sein-86372

Meine Solidarität hast du! Alles Gute - und lass dich nicht unterkriegen!
Nuala