Anwort von Janine Wochnik

Lieber Ratsuchender,

es tut mir sehr leid, in was für einer Situation du da steckst.
Es lastet sehr viel auf deinen jungen Schultern. Das sollte nicht sein...
Doch leider ist das Leben manchmal so.

Als erstes möchte ich dringend raten mit jemandem zu sprechen, dem du vertraust!
Dabei ist es am besten, wenn es eine außenstehende Person ist. Eine, die nichts mit der Sache zu tun hat.
Denn solche Personen haben einen neutraleren Blickwinkel. Sie können dir eher eine Richtung weisen.
Es gibt zum Beispiel die Nummer gegen Kummer:
https://www.nummergegenkummer.de/kinder-und-jugendtelefon.html

Dort kannst du anrufen und hast immer einen freundlichen Menschen am Apparat der dir zuhört.
Aber auch Vertrauenslehrer können eine Hilfe sein.
Sie können dir auch weitere Stellen nennen, an die du dich in deiner Umgebung wenden kannst.

Nun möchte ich dir noch sagen: All das, ist nicht deine Schuld.
Auch nicht die Schuld deiner Schwester. Das ist ganz besonders wichtig.

Deine Mutter handelt so, wie sie es am besten kann.
Wahrscheinlich auch, weil sie euch Kinder schützen möchte.
Für dich ist es vielleicht schwer nachvollziehbar, aber für alles gibt es einen Grund.
Doch dieser ist mit Sicherheit nicht, dass ihr irgendwas oder irgendwer egal ist!
Ebenso wenig wie deinem Vater.
Manchmal wählen Menschen einen Weg, der nicht gut ist. Weder für sie, noch für die Familie.
Auch dafür gibt es viele Gründe.
Ihr, die Kinder, müsst die Situation miterleben. Ihr hattet keine Wahl.

Doch ihr habt jetzt eine Wahl!
Ihr könnt euch jetzt entscheiden es anders zu machen.
Besser zu machen.
Ihr müsst euch um euch selbst kümmern. Natürlich mit Hilfe.
Aber ihr solltet gut auf euch acht geben.
Ihr habt alles Glück verdient. Ihr habt verdient unbeschwert und glücklich zu sein.
Die Erwachsenen regeln ihre Dinge.
Darauf müsst ihr vertrauen.
So oder so, könnt ihr nichts daran ändern. Ihr könnt weder die Entscheidungen eures Vaters, noch eurer Mutter beeinflussen.
Und helfen könnt ihr leider auch nicht.
Die beiden müssen selber einen Weg da heraus finden.

Was du und deine Schwester aber tun könnt, ist euch darum zu kümmern, wie es euch geht.
Das ist eure Aufgabe.
Habt Spaß zusammen. Seid füreinander da.
Seid der Fels in der Brandung, gemeinsam.
Euch steht eine schwere Zeit bevor.
Aber ihr habt schon eine sehr schwere Zeit überstanden.
Und ich verspreche dir, es kommen noch viel bessere Zeiten.
Versuche mit deinen Gedanken und Sorgen nicht allein zu bleiben.
Du hast dich bei uns gemeldet und das ist super.
In der Welt da draußen, gibt es sehr viele Menschen, die ebenso helfen möchten.
Die ein Ohr offen haben.
Und die mit Sicherheit noch viel besser helfen können, als wir es hier können.

Zum Beispiel könntest du auch deiner Mutter sagen, dass du dir wünscht mit jemandem sprechen zu können.
Einem Therapeuten vielleicht.
Diese haben häufig Patienten, die ähnliches erlebt haben wie ihr.
Auch könntet ihr die Unterstützung vom Jugendamt suchen.
Dort gibt es Menschen, die ausschließlich dafür da sind Kindern eine schöne Zeit zu schenken.
Tolle Dinge zu unternehmen und zusätzlich immer ein offenes Ohr haben.
Zuhören. Und auch mit den Eltern sprechen können.

Ich drücke dir und deiner Familie die Daumen.
Alles Glück der Welt für euch.
Du bist ein toller Sohn und Bruder. Du kannst wirklich stolz auf dich sein!
Alles Gute.
Liebe Grüße,
Janine