Problem von Anonym - 13 Jahre

Niemanden in der Klasse (Ausflug)

Hallo,
Ich habe ein kleines Problem. Ich habe bald mit meiner Klasse einen Ausflug, jedoch das Ding ist erstens meine alte Klasse kommt mit. Damit meine ich die Klasse in der ich war bevor ich zu einer anderen gewechselt bin (weil ich mich unwohl gefühlt habe und so dermaßen ausgeschlossen wurde dass ich einfach nicht mehr wollte). Ich weiß nicht wie ich mich bei denen verhalten soll, das ist aber nicht meine größte Sorge. In meiner neuen Klasse werd ich auch nicht wirklich aufgenommen, ist mir auch wirklich egal. Aber bei diesem Ausflug müssen wir auch erst mal ankommen, das heißt also eine Bus Fahrt. Ich hab niemanden zum sitzen da mich keiner mag und mich stört es auch nicht allein zu sitzen. Aber was soll ich tun wenn meine Lehrerin von mir verlangt/zwingt mich neben jemanden zu setzen oder jemanden neben mich setzt. Sie weiß wie stark ich mich isoliere und wie unwohl ich mich fühle.
Wahrscheinlich kommen bestimmt Antworte wie 'sei nicht so kindisch' oder was weiß ich, es bedrückt mich aber. Alle 4 Klassen die mit kommen machen mir angst, mit jeder Klasse habe ich eine bestimmte Vergangenheit und ich weiß nicht weiter...

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Danke, dass du uns geschrieben hast. Sei dir sicher: Deine Sorgen sind nicht kindisch! Du machst dir viele Gedanken und weißt nicht, wie du mit dem Ausflug umgehen sollst. Das ist total verständlich, finde ich.

Du hast in deiner alten Klasse Schwierigkeiten gehabt und bist in der neuen auch nicht so richtig angekommen. Ich weiß jetzt leider nicht, wie lange du in der neuen Klasse bist, ob schon seit dem 2018/19 oder ob du mitten im Schuljahr gewechselt bist. Falls du wirklich noch sehr neu sein solltest, würde ich sagen: Gib dir Zeit und stemple dich nicht gleich selbst ab!
Auch wenn du schon länger in der neuen Klasse bist - versuche, dich nicht selbst auszugrenzen. Mir fällt nämlich auf, dass du schreibst: Mich mag keiner, ich isoliere mich, ich wurde ausgeschlossen... außerdem hast du angenommen, wir würden deine Zuschrift als kindisch bewerten. Das zeigt: Du denkst sehr, sehr negativ. Vielleicht ist das eine Art Schutzverhalten, wenn ich mich selbst distanziere, kann mir niemand was. Aber damit signalisierst du deinen Mitschüler:innen vor allem eines: Kommt mir bloß nicht zu nahe! Und dann tritt genau das ein.

Versuche, du selbst zu sein. Du bist genauso liebenswert und interessant wie jeder andere Mensch auch, nur muss man das auch merken können! Wenn du dich absichtlich von den Anderen fernhältst und dir einredest, dass dich eh niemand mag, hat niemand eine Chance, dich richtig kennenzulernen. Weil du es selbst verhinderst.

Steig aus dem Teufelskreislauf aus, indem du den Ausflug einfach auf dich zukommen lässt. Das kannst du dir z.B. am Beispiel mit der Busfahrt verdeutlichen: Du setzt dich am besten zu der Person, die du sympathisch findest. Oder, falls dir das nicht gelingt, sitzt du allein und wartest ab, was passiert. Auch wenn es erstmal so sein sollte, dass sich jemand nicht so richtig "freiwillig" neben dich setzen sollte, ist das doch trotzdem eine neue Situation, etwas Neues. Denn ihr könnt ins Gespräch kommen, du kannst etwas zu Essen, einen Kaugummi anbieten, auch noch mit den Umsitzenden reden. Ein guter Anfang für Gespräche sind persönliche Eindrücke, die alle sofort verstehen können, z.B. "Ich war total froh, dass ich heute früh rechtzeitig zum Bus gekommen bin, das war ganz schön knapp! Hast du es pünktlich geschafft?"
Und auch wenn du nicht mit der Person neben dir sprechen möchtest, ist es okay. Dann sitzt du eben da, schaust aus dem Fenster, was auch immer. Die Busfahrt ist ja nicht das alles Entscheidende!

Und auch wenn es dir so vorkommt: Es werden sich bestimmt nicht alle dauernd Gedanken darüber machen, was mit dir ist. Das ist eher die Befürchtung, die im Kopf sitzt.

Beim Ausflug selbst musst du mit den Leuten aus deiner alten Klasse ja nichts unternehmen. Man kann sich ja eher meiden. Wobei ich immer freundlich und "ansprechbar" an deiner Stelle bleiben würde. Gib allen die Gelegenheit, auf dich zuzukommen.
Mein genereller Tipp: Sei offen und achte auf die Menschen, die du gerne näher kennenlernen würdest. Und sei es, nur ein bisschen. Das ist nämlich auch schon was.

Übrigens kannst du mit deiner Lehrerin ja sprechen und mit ihr bestimmte Abmachungen treffen. Dann fühlst du dich nicht so "vorgeführt" oder unter Druck. Außerdem kannst du ihr die Personen nennen, bei denen du dich noch am meisten wohl fühlen kannst. Vielleicht kann sie euch dann mit etwas "Anstupsen" Gelegenheiten geben, etwas miteinander zu machen (z.B. eine Gruppenarbeit, etwas zu Zweit besorgen, etc.).

Der Ausflug kann sehr spannend und auch schön für dich werden. Sieh in als positive Herausforderung, nicht als Bedrohung! Schau nach vorne und auf die Gegenwart. Nicht zurückschauen!

Wie geschrieben: Wenn du dich kameradschaftlich verhältst, steigen die Chancen, dass es auch die Anderen tun. Dafür musst du dich auch nicht verstellen. Du musst nicht "künstlich nett" sein. Sondern du im "Normalzustand". Und der ist bestimmt nicht so, dass man Angst vor einem schaurigen Monster haben müsste! ;P

Ich habe noch einen Lesetipp für dich:
https://mein-kummerkasten.de/331501/Ich-fuehle-mich-alleine.html

Falls du weiterhin große Angst haben solltest, wäre es gut, das mit deinen Eltern, deinen Lehrer:innen und auch ärztlich zu besprechen, um dir im größeren Stil helfen zu können.

Alles Liebe,
Nuala