Problem von Karla - 15 Jahre

ein Haufen Probleme, oder bin ich zickig?

Liebes Kummerkasten-Team;

ich habe irgendwie einen Haufen kleiner bis mittelgroßer Probleme und ich weiß kaum, wo ich anfangen soll. Am besten von ganz vorne:
Früher, als Kleinkind, wenn ich etwas falsch gemacht habe, z.B. eine Hausarbeit nicht erledigt, habe ich oft geweint, wenn meine Mutter mich zur Rede gestellt hat. Ich habe dann immer riesen Ärger bekommen, so etwa: "Ich warne dich, komm mir bloß nicht mit diesen Krokodilstränen" (Meine Mutter kann unglaublich giftig werden...).
Ich finde, meine Eltern haben mich damals etwas verzogen. Typisches Einzelkind-Klischee, eigentlich. Ab meinem siebten Lebensjahr hatte ich dann eine Freundin die fünf Jahre älter war als ich. Ich schätze, sie wollte mit mir nicht wirklich Zeit verbringen, hat es aber trotzdem getan (keine Ahnung warum: Ich war mit den gleichaltrigen Schwestern ihrer BFF befreundet, vielleicht kam es so, dass wir Zeit miteinander verbrachten. Möglicherweise wollte sie sogar mit mir befreundet sein und wir haben uns einfach nur andauernd gestritten...). Sie und ihre bereits genannte BFF haben mich immer ausgeschlossen. Ich frage mich, warum sie mir nicht einfach gesagt haben, dass sie nicht mit mir befreundet sein wollten? Ist doch eigentlich klar, dass zwölfjährige nicht mit einer sechsjährigen befreundet sein wollen, oder? Oder haben sie das getan und ich hab es nicht akzeptiert? Auf jeden Fall erinnere ich mich, dass ich oft von ihnen Dinge wie "Du verwöhntes Einzelkind!" zu hören bekommen habe. Sie haben mir auch mal Dreck in den Briefkasten geschmissen, solche Kinderstreitereien eben. Nur dass sie eben in der Überzahl waren, meine Freundinnen behandelten wie Engel und mich offen als egoistisch und arrogant bezeichneten. Jetzt weiß ich nur nicht, ob ich mich tatsächlich arrogant verhalten hatte-- Ich erinnere mich kaum-- oder ob es knallhart Mobbing war. Vielleicht habe ich auch alles nur zu persönlich genommen?

Von diesem Zeitpunkt an habe ich allerdings ordentlich an Selbstbewusstsein eingebüßt: Ich habe mir immer mehr Gedanken um meinen Charakter gemacht. Wenn ich etwas unhöfliches gesagt hatte--Ich hab immer zuerst geredet und dann gedacht--, hat mich das ewig verfolgt, ich hab es unglaublich in mich reingefressen, mir Vorwürfe gemacht. Zum ersten Mal habe ich eine Art Aggressionsgefühl in mir gehabt, das ich damals nicht verstanden und verdrängt habe.
Nach außen hin blieb ich das extrovertierte und aufgedrehte Kind. Ich würde nicht sagen, dass ich generell arrogant war und mich für was besseres hielt.
Das alles ging ewig so weiter, weil ich an diesem "Erst-sagen-dann-denken" nichts geändert habe.

Als ich in der fünften Klasse für eine Woche auf einer Skiausfahrt ohne die Eltern war, habe ich die erste Erfahrung gemacht, die ich zu sicherlich als Mobbing einstufen würde. Da gab es dieses Mädchen, A, und ihre Freundinnen. Sie waren etwa zwei Jahre älter als ich, waren hübsch und beliebt hatten "Einfluss" in der Gruppe, weil ihr Vater der Chef war oder so. Mit mir in einem Zimmer waren gleichaltrige Mädchen, mit denen ich mich sehr gut verstanden habe. Alina und ihre Gruppe mochten mich allerdings überhaupt nicht, haben mich ausgeschlossen wo es ging, mich bloßgestellt. Es ging so weit, dass meine Freundinnen zu mir gekommen sind mit den Worten: "Du, Karla, wir mögen dich echt, aber die Anderen mögen dich nicht und wir würden in ihrer Anwesenheit gerne so tun, als würden wir dich nicht mögen. Wir haben nämlich Angst, dass die uns sonst auch nicht mögen. Wär das okay für dich?". Damals war ich der Überzeugung, eine dicke Haut zu haben und hab natürlich Ja gesagt. War dumm von mir, ich weiß.
Jetzt frage ich mich halt wieder: War das berechtigt, war ich vielleicht wirklich seltsam, arrogant o. ä.? (Ich hab mich damals gefühlt, als würden alle mich seltsam finden, möglicherweise war das ja berechtigt?) Das rechtfertigt natürlich nicht diesen Umgang mit mir, aber es erklärt ihn zumindest. Die Anderen waren ja auch 11-14 Jahre alt. Da ist man jung und macht Fehler??

Auch Klasse fünf: Meine Horror-Biolehrerin (wirklich, Lord Voldemort hätte Angst vor ihr gehabt), die immer lächerlich viel Wert auf meine Schriftbild gelegt hat, erzählt mir, alle Lehrer im Lehrerzimmer würden über meine Handschrift lästern. Damals hatte ich eine extremst hohe Meinung von Lehrern, war der Ansicht, sie seien stets professionell, im Recht, vertrauenswürdig. Das Bild von meinen ganzen Lieblingslehrern, die im Lehrerzimmer über mich lästern, hat sich eingebrannt und mich nachhaltig fertiggemacht.

Nächster Zeitsprung: Ich bin zwölf und vergucke mich in den jungen, gutaussehenden und einfach perfekten Lehrer. Wirklich, es war absolut, auch zurückblickend, mein Traummann in unerreichbar. Aus diesem kleinen Schwarm entwickelten sich sehr starke Gefühle. Ich dachte nur noch an ihn und hatte Liebessymptome, die ich davor noch nie hatte. bei niemandem. Es ist der Moment, wenn man auf frühere Schwärmereien zurückblickt und den Unterschied zwischen Liebe und Verknalltheit versteht (Ich weiß, die große Liebe mit zwölf. Klingt lächerlich. War es wahrscheinlich auch, aber es geht noch weiter.).
In der achten Klasse hatte ich ihn dann endlich wieder zweistündig als Lehrer. Meine Gefühle für ihn waren an einem Punkt angelangt, an dem ich nur für seinen Unterricht gelebt habe. Ein Lächeln von ihm und mein Tag war in Ordung. In der Zwischenzeit hatte ich angefangen, mich selbst zu verletzen. Das am Anfang genannte Aggressionsgefühl und entsprechende Gedanken waren ein ständiger Begleiter gewesen. Mein Selbstbewusstsein war trotz sehr guter Leistungen in Klasse sieben und Loben von allen Seiten gleich null. Denn ich war fest davon überzeugt, dass ich ein unausstehlich arroganter und egoistischer Mensch (gewesen) sei. Ich dachte, jeder würde im geheimen schlecht von mir denken. All das hatte eine riesige Wut und dieses furchtbare Gefühl gegen mich ausgelöst. Ich kannte keinen anderen Weg, mit solchen Emotionen umzugehen, als sie physisch an mir auszulassen und die Wunden vor jedem zu verstecken.
Mit dem ersten Schnitt war ich süchtig geworden. Immer tiefere, immer mehr Schnitte, immer weniger von meinem Leben zwischen meinen Problemen. Das Aggressionsgefühl und dieser furchtbare Druck (Den man nicht aushält, nie!) in mir waren aber weg. Ich habe sofort gemerkt, dass ich süchtig war und wie dumm diese Idee gewesen war, aber ich war direkt machtlos. Ich hatte einfach so viele Faktoren, die zu dieser Sucht beigetragen haben: 1. Die Aggression gegen mich und alle Menschen, die ich geliebt habe, waren weg. Ich konnte nicht weinen oder meine Gefühle anderweitig rauslassen.
2. Ich konnte mich selbst bestrafen.
3. Ich war "glücklich" danach. Natürlich hielten die Hormone nicht lange.
Denn besagter Lehrerschwarm würde zum Halbjahr auf eine schule zwei Stunden weg von hier wechseln. Ich war am Boden zerstört. Es hat sich angefühlt, als würde das Schicksal, das mir in letzter Zeit sowieso die Hölle heiß gemacht hatte, mich verhöhnen und mich mit Füßen treten. Es kam mir so unwirklich vor, wie in einem schlechten Film.
(Ich hatte so starke Gefühle für diesen Lehrer, dass ich ihn direkt geheiratet hätte. Obwohl ich heute über ihn hinweg bin, kann ich mit einiger Sicherheit sagen, dass ich ihn wirklich geliebt habe und wohl nicht über ihn hinweggekommen wäre, wenn er dageblieben wäre. )

Bevor er ging, hatte ich furchtbare Angst, dass ich nie wieder glücklich werden würde oder mir was antun würde. Ich fiel ihn ein unglaublich tiefes Loch. Ich war keinen einzigen Tag in anderthalb Jahren glücklich. Es fühlte sich an, als wären Steine in mich eingenäht. Alles brach irgendwie über mich zusammen: Das Gefühl, eine furchtbaren Charakter zu haben, der Verlust meines Lehrers. daraus folgte dann, dass ich viel zu viel zeit am Handy verbrachte und in der Schule nur Gedanken and den Tod, brutale Selbstverletzung oder andere Dinge verschwenden konnte. Daraus folgte der Absturz meiner Leistungen in der Schule und allen meinen Hobbies, in denen ich bisher immer sehr gut gewesen war. Nun glaubte ich, dumm geworden zu sein. Wirklich. Da für mich Intelligenz immer an erster Stelle stand, war ich der Ansicht, nichts mehr Wert zu sein. Ich wollte jedes Mal, wenn ich ins Bett ging nur, nicht mehr aufwachen zu müssen. Mir ging es immer schlechter, teilweise
konnte ich mich nicht mehr bewegen, weil irgendwas mich immer nach unten zu ziehen schien. Es war ein Teufelskreis, da ich mich immer dümmer fühlte und mit jeder Selbstverletzung das Gefühl hatte, versagt zu haben. Mir fiel auf, dass ich die ganze Zeit einen groben Plan zum Selbstmord geschmiedet hatte.
Aber da geht die Geschichte erst richtig los (Ich kann übrigens gar nicht genug danke sagen, dass Sie bis hier hin gelesen haben!).
So ging es mir im Jahr 2018. Ich habe gegen Ende versucht, mich durch Tipps aus dem Internet vom Selbstverletzen abzuhalten, was mäßig funktioniert hat. Ich konnte mit einem unglaublich tollen Lehrer mal über meine Probleme reden, allerdings habe ich ihm nur 40% von der Wahrheit erzählt, aus vielen Gründen. Eine Freundin hat mich auch oft zugehört, aber sie ist natürlich keine Psychologin und hatte selber große Probleme, die ich mir auch angehört habe. War also mehr ein Leidaustausch.
Meinen Eltern konnte ich auf gar keinen Fall davon erzählen. Sie waren seit ich zwölf war getrennt, und ich hatte ein gutes, aber äußerst oberflächliches Verhältnis zu ihnen. Seit der zweiten Klasse konnte ich mit ihnen nicht mehr über meine Probleme reden. Ich konnte auch schlecht mit Gefühlen umgehen, hatte mir meine Mutter ja verboten, zu weinen. Im Prinzip hatte meine Mutter nur die fröhliche Seite von mir gesehen, was die ganze Zeit über unglaublich anstrengend für mich war und alles nur noch schlimmer gemacht hat.

Nach einem Streit mit meiner Mutter schrieb ich dann aus einer Laune heraus einen Abschiedsbrief an eine sehr gute Freundin (kurze Hintergrundinfo, die für später wichtig ist: Ich hatte Gefühle für sie gehabt, wir haben uns ganz erwachsen darüber ausgesprochen (Sie ist hetero und vergeben) und ich bin über sie hinweggekommen. Ich denke insgeheim, dass ich nur Gefühle für sie hatte, weil sie anzudeuten schien, dass sie etwas von mir wollte (Sie hatte schonmal angedeutet, doch nicht hetero zu sein und sie gab hinterher auch zu, gewisse Gefühle für mich zu haben) und ich nach der Sache mit dem Lehrer, über den ich eigentlich nicht hinweg war, gewissermaßen "Liebe" gebraucht habe (Ich ekele mich gerade vor mir selbst deswegen). In diesem Brief habe ich sehr ausdrücklich gesagt, dass ich über sie hinweg bin und ihr sehr dankbar bin und dass sie nicht im entferntesten der Grund für meinen geplanten Tod war!!). Dumm nur, dass meine Mutter diesen Brief gefunden hat. Ich hatte ihn zwar ganz unten in meiner Schreibtischschublade versteckt und meine Eltern haben früher immer gesagt, sie würden NIEMALS meine Sachen durchsuchen. Das war für mich immer ein sehr hoher Wert gewesen, die Privatsphäre von anderen. Meine Mutter hat dieses Versprechen gebrochen. Es war ihr Geburtstag, ich war bei meinem Vater.
Zuerst rief sie mich an und schien unglaublich besorgt-- schließlich ist man das, wenn die Tochter sich töten will. Sie fuhr zu mir und hat mich umarmt und festgelegt, dass wir erst am nächsten Tag darüber reden würden. Ich war unglaublich froh, dass sie mir diese Zeit ließ, da ich ja auch sehr geschockt war. Und es tat mir furchtbar leid, dass sie sowas an ihrem Geburtstagsabend finden musste. Ich dachte, dass jetzt alles gut werden würde, ich zusammen mit einem Psychologen meine Probleme lösen könnte.

Wir setzten uns also hin und sie wollte, dass ich ihr alles erzählte. Das war aber alles noch so viel für mich und ich schämte mich auch sehr, sodass ich ihr nur Einzelheiten erzählte, eben das, was sie wissen musste, und sie bat, mir noch etwas Zeit zu geben bzw. dass ich mit jemand professionelles darüber sprechen durfte.
Sie bat mir also an, zu einer Freundin zu ihr zu gehen, die Heilpraktikerin ist. Meine Mutter wusste ganz genau, dass ich nicht "spirituell" veranlagt bin, aber ich zeigte Verständnis und versuchte, ihr zu erklären, dass ich lieber zu einem Psychologen gehen würde, da das einfach mein Weg sei. Außerdem schwimmen wir nicht gerade in Geld und ein Psychologe würde von der Krankenkasse finanziert werden, diese Heilpraktikerin nicht. Außerdem: Wer möchte denn mit der Freundin der Mutter, die man privat kennt, über intimste Probleme reden?
Meine Mutter zeigte allerdings kein Verständnis und machte klar, dass sie keinen anderen weg akzeptieren würde. Da wurde ich etwas gereizt und meinte, dass eine Heilpraktikerin mir nichts bringen würde. Und meine Mutter rastete komplett aus: Sie sprach unglaublich hasserfüllt und giftig, von wegen, ich solle nicht ihren Glauben beleidigen. Sie war absolut rasend. Ich entschuldigte mich-- unter Tränen-- wieder und wieder, aber sie interessierte das nicht. Dann nahm sie mir jegliche Aussicht auf professionelle Hilfe, da ich mich ja unglaublich arrogant aufgeführt hätte. "Aber zu einer Sache kann ich dir gratulieren: In deinem Brief hast du gesagt, du seist arrogant und egoistisch. Da hast du genau ins Schwarze getroffen."
Das war ein richtiger Schlag ins Gesicht. Das war das schlimmste, was je jemand zu mir gesagt hat. Von der eigenen Mutter sowas zu hören, all seine Befürchtungen bestätigt zu haben, bedeutete, dass ich mich umbringen müsste. Am nächsten Abend lag ich im Bett und wollte es tun. Allerdings hatte ich dann die Einsicht meines Lebens, weswegen ich sowas sicher nicht mehr tun werde. Aber darum soll es jetzt gar nicht gehen.
Die nächsten Tage waren die Hölle für mich. Meine Mutter ließ mich den ganzen Tag Hausarbeiten erledigen, machte mich beim kleinsten Fehler auf ihr hasserfüllte Art fertig. Sie ist der Ansicht, dass man nur solche Dinge über sich denkt wie ich, wenn sie stimmen. Dass Mobbingopfer gewissermaßen selbst schuld seien. Ein Grund für diese Ansichten könnte eine "spirituelle" Gruppe sein, zu der sie geht. Ich hab vor einer Weile mal als kleine Revanche ihr Sachen durchsucht und ein Buch gefunden, in dem sie exakte Anweisungen zu meiner Erziehung aufgeschrieben hat, seit mehreren Jahren. Die Leute in dieser Gruppe wissen über meine privaten Angelegenheiten bescheid: Sie wissen von meinem Coming-Out, haben meinen Abschiedsbrief gelesen etc. .

Nach einigen sehr wilden Streits dieser Art gab ich meiner eigenen Psyche wegen klein bei. Ich tat einfach so, als sei alles in Ordnung, obwohl es das nicht war. Ich hatte meiner Mutter keinesfalls verziehen, musste aber so tun, sonst wäre mein Leben noch mehr eine hölle gewesen.

Bis ich gestern Abend meine Mutter angerufen habe. Ich wollte auf überhaupt nichts hinaus, wollte nur wissen, wie es allen daheim geht (Ich bin gerade bei meinem Vater) etc. . Aber sie wollte unbedingt einen Streit anfangen: Am Ende des Gesprächs meinte sie, sie fände es trotzdem nicht in Ordnung, dass ich unerlaubt bei der fridays for future-Demo gewesen sein. (Hintergrund: Ich bin tatsächlich da gewesen, aber sie kann das UNMÖGLICH wissen. Ich habe alle Medien genauestens durchforscht, alles getan, um sicherzustellen, dass sie nichts davon wissen konnte. Dennoch muss ich ja zugeben, dass ich die Regeln gebrochen habe. Es geht mir jetzt aber nur darum, wie sie argumentiert:) Ich erklärte, ich sei nicht dort gewesen und sei nur später gekommen, weil ich den Bus verpasst habe. Ich fragte dann, wie sie darauf komme, ich sei da gewesen. Sie meinte, das sei so ein Gefühl. Es entbrannte ein Streit, weil meine Mutter mir immer Anschuldigungen macht, die meistens nicht stimmen. Sie lässt mich daheim schuften wie ein Tier, wenn ich was falsch mache bestraft sie mich wie einen Schwerverbrecher, aber ansonsten tut sie so, als sein ich ein kleines Kind. Sie sagt, ich habe sie nicht zu kritisieren und überhaupt nichts zu sagen. Sie sagt tatsächlich, dass eine Mutter "direkt nach Gott" komme und es als Beweis für mein Fehlverhalten ausreiche, wenn sie das Gefühl habe, ich hätte es getan. Meine Mutter schreibt mir für die Verantwortung, die ich daheim habe, nicht das kleinste bisschen zu. Sie geht aber immer davon aus, dass ich faul sei und mir sehr wohl bewusst sei, wenn ich fehle. Da frage ich mich aber, warum ich erwachsen genug bin, um hart bestraft zu werden (Als Kind haben meine Eltern mir teilweise Ohrfeigen gegeben), aber nicht alt genug, um mit meiner Mutter an einem Tisch zu sitzen und zu äußern, wenn ich etwas nicht in Ordnung finde. ich hab ihr das gestern immer wieder versucht, zu sagen, ich war höflich und hab mich wiederholt, am Schluss war ich etwas hart, meinte, sie habe einfach ein Brett vorn Kopf. Auf sowas erwidert sie dann, ich könne jederzeit zu meinem Vater gehen, wenn sie "so eine schlechte Mutter" sei. Sie weiß ganz genau, dass ich das nicht kann. Mein Vater ist zwar toll, aber er hat in der Vergangenheit schon gesagt "Schwuchtel sind keine richtigen Männer", was irgendwie nicht so toll für eine bisexuelle ist. Meine Mutter weiß das alles. Sie hat doch selbst nach der Trennung schlecht über meinen Vater geredet, was dazu geführt hat, dass ich das Vertrauen in beide Elternteile verloren habe. Außerdem ist mein Vater, während meine Mutter Diktatorin ist, nicht streng genug. Ich habe Angst, dass ich bei ihm faul werde oder irgendwann genau so unverschämt mit meiner Oma spreche wie er es tut. Er ist irgendwie auch rassistisch und mindestens genau so stur wie ich.
Meine Mutter hat mir heute morgen angerufen und mich auf die Wahl gestellt: Entweder ich nehme nicht an dem USA-Austausch unserer Schule teil (der schon bezahlt ist, mein Vater hat einigermaßen viel Geld) oder ich darf nicht mehr bei ihr wohnen. Dass ich nicht am Austausch teilnehme, kommt nicht infrage, ich freue mich darauf seit der fünften Klasse. Das ist ihre Art, mich zu bestrafen, sie behauptet allerdings, sie traue es mir nicht zu, bei einer amerikanischen Familie zu wohnen, da ich undankbar, zickig und labil sei. Mittlerweile geht es mir psychisch ganz gut, ich werde mir Hilfe suchen. meun Vater befürwortet es, dass ich zu einem Psychologen gehe, er findet auch, dass meine Mutter durch ihre Sekte "komplett durchgedreht ist". Soll ich zu ihm ziehen, obwohl ich das eigentlich nicht so möchte? Soll ich versuchen, meine Mutter zu beschwichtigen und bei ihr zu bleiben und trotzdem beim Austausch mitmachen? Sie hält nichts von Psychologen, aber ich würde es schaffen, zu einem zu gehen, auch wenn ich bei ihr wohne? Sie meint auch, sie lasse sich von mir nicht ihr Leben "versauen"...
Was soll ich tun?
Vielen, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben. Ich weiß das zu schätzen und ich freue mich auf Ihre Antwort. Sollte ich die ganze Zeit im Unrecht gewesen sein, bin ich bereit, mich zu ändern. Ich weiß nur nicht mehr, was richtig ist.


Ergänzung vom 13.06.2019:
Liebes Kummerkasten-Team,
das ist eine kurze Ergänzung zu meinem ersten Text "ein Haufen Probleme, oder bin ich zickig?':
Ich habe noch vergessen zu sagen, dass meine Mutter der Ansicht ist, ich würde mein Umfeld (u.a. die Freundin an die er gerichtet war) unter Druck setzen mit diesem Abschiedsbrief. Obwohl ich ja niemandem davon erzählt hab und ihn versteckt hab. Sie sagt, das sei durch unterbewusste Gedanken, die ich verschicken würde.
Und sie erklärt mich für schuldig...

Vielen Dank nochmal,
Karla

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Hallo Karla,

Vielen lieben Dank für deine Zuschrift!

Du hast nun wirklich einige Zeit auf deine Antwort warten müssen - das tut mir sehr Leid! Jetzt ist Sie da!

Zuerst etwas Allgemeines:
Bitte wundere dich nicht darüber! Ich habe zum Einen deine geschickte Ergänzung zu deiner Zuschrift unten im Text hinzugefügt. Zum anderen habe ich den von dir genannten Namen um den Anfangsbuchstaben gekürzt - damit in genannten Situationen sich niemand angesprochen fühlt und Du da anonymer bist. Einfach als Vorsichtsmaßnahme zu deinem Datenschutz. Außerdem: Ich danke dir sehr für all deine Erklärungen und Ausführungen, denn Ich denke dort war nichts zu viel gewesen. Es ist deine Vergangenheit und führt in allem letztendlich ja auch irgendwo zu deiner jetzigen Situation und hat mir diese sehr verständlich nahe gebracht. Danke! Trotzdem werde Ich nun nicht auf jeden Abschnitt (Lehrer,...) in aller Ausführlichkeit eingehen, da Ich die Zeit für die Abschnitte nutzen möchte, die meiner Einschätzung nach, wirklich eine Antwort verlangen. Ich möchte dir hier nichts unterschlagen - aber bei deinen übrigen Aussagen stimme Ich dem zu und könnte dort auch nichts oder wenig ergänzen!

Ein großes Thema, was sich durch deine ganze Kindheit/Jugendzeit zieht ist es, ob dein Charakter wirklich so egoistisch und arrogant ist, wie andere dir das angemerkt haben. Zunächst möchte ich dir sagen, das Ich nicht glaube, das deine Eltern dich "verzogen" haben. Man hat dir früh beigebracht deine Emotionen nicht so zu zeigen, wie Sie eigentlich sind. Tränen und damit Trauer, Verzweiflung und Leid war verboten und nichts, was dazu gehört im Leben. In diesem Gedanken der dir vermittelt wurde, durch die Situationen die Du hauptsächlich mit deiner Mutter beschreibst, bist Du aufgewachsen. Vielleicht hast Du deshalb manchmal auf andere wie das verzogene Einzelkind gewirkt? Indem Du allen um dich herum vorgemacht hast, das Du diese Gefühle und Emotionen nicht hast, da Du Sie nicht zeigst. Vielleicht haben hier einige gedacht, das Du dich nicht um all das kümmerst, was negativ ist, da es dir nach außen ja gut ging und das ausreichte? Nur als kleiner Gedankengang und Idee, die mir hierzu kam. Es könnte sein, das Du deshalb so gesehen wirst, ohne das es zutreffend ist. Denn Du hast nicht wirklich das Klischee von einem Einzelkind erfüllt. Man hat es dir nicht unbedingt alles leicht gemacht und dir jeden Wunsch erfüllt. Ich sehe so eine große Diskrepanz zwischen dem, wie ein Einzelkind gesehen wird und wie Du dich und deine Erfahrungen beschreibst. Siehst Du es auch, wie weit es eigentlich auseinander liegt? Ich glaube, das Du hier beruhigt sein kannst für den Moment. Du siehst den Unterschied und vielleicht auch die Idee, warum Du trotzdem so gesehen wurdest/wirst. Es heißt nicht, das es wirklich auf dich zutrifft. Unter Egoismus versteht man laut Duden:

[Haltung, die gekennzeichnet ist durch das] Streben nach Erlangung von Vorteilen für die eigene Person, nach Erfüllung der die eigene Person betreffenden Wünsche ohne Rücksicht auf die Ansprüche anderer; Selbstsucht, Ichsucht, Eigenliebe

Ist das tatsächlich schlimm, wenn das auf dich zutrifft? Ich verstehe, das Du dich selbst nicht als Egoistisch sehen möchtest, aber vielleicht brauchtest Du den Egoismus in einigen Abschnitten in deinem Leben einfach, damit Du überstehen konntest, was dir begegnet ist. Vielleicht war es deine Art damit umzugehen, wie man dich behandelt hat. Und dann ist Egoismus auch etwas tolles - Die Fähigkeit auf das eigene Wohl zu achten und dieses Wohl durchsetzen zu wollen, auch wenn es andere vielleicht für den Moment verletzen kann/ oder eben nicht die Ansprüche anderer Menschen erfüllt. Sehe das nicht so negativ, wenn man dich egoistisch nennt, sondern sehe mit Stolz, das es dir geholfen hat. Und habe trotzdem ein offenes Auge für das, was andere Denken und Fühlen und dann ist dabei nichts verkehrt! So sehe ich es, vielleicht verstehst Du was hier gemeint ist? Ich weiß nicht, ob du Egoistisch bist, das es so furchtbar ist, das man es nicht aushält mit dir. Ich denke aber, das Du dir dieses Stück an Selbstliebe behalten solltest, weil es wertvoll ist und es dir immerhin auch gut gehen soll! Von der eigenen Mutter so ein Wort an den Kopf geknallt zu bekommen als Beschreibung für deinen Charakter oder deinen Verhalten, das muss unvorstellbar verletzend sein.

Ob auf Skiausfahrt oder mit der viele Jahre älteren Freundin: Ja, in dem Alter macht man Fehler und wir sind alle nicht perfekt. Was dir da passiert ist, war absolut nicht in Ordnung. Wo Mobbing anfängt ist oft schwierig zu sagen, aber wenn sich so viele gegen ein Kind stellen (in der einen Beschreibung ja sogar mit erheblichem Altersunterschied) dann ist es schon schwierig das als Kinderstreiche abzutun. Wir wissen ja nicht mit welchen Gefühlen und Intentionen diejenigen damals gehandelt haben. Ob es der antreibende Gruppendruck war oder hier wirklich Du selbst als Mensch nicht akzeptiert wurdest, ist schwer zu beurteilen. Ich denke, das man es aber abhaken könnte, als die Erfahrung vorsichtig zu sein, was Du zulassen möchtest und was nicht. Du hast hier deine Grenzen weit überschreiten lassen und wie kann es sein, das man dich so falsch versteht, das man glaubt, das man dich so behandeln könnte? Nicht mit der älteren Freundin, denn hier ist der Altersunterschied schon nicht zu vernachlässigen, aber in dem Erlebnis bei der Skiausfahrt. Ich würde nicht wie Du "dumm" zu deiner Zustimmung sagen, das Du dir von den "Freunden" vor den anderen vorspielen lässt, das Sie dich nicht mögen, damit diese nicht so schlecht dastehen. Du siehst selbst, das dies nicht hätte so sein sollen. Vielleicht ging es auch nicht anders, aber hier wurde deine Grenze überschritten und mit deinen Gefühlen gespielt. So etwas ist nie berechtigt, ganz gleich wie man dich sieht. Wir können allen Menschen nur bis vor den Kopf schauen. Aber wir sehen die Gedanken und Gefühle nicht klar - man kann nur versuchen zu deuten. Das gelingt manchmal besser, als andere male. Es erklärt eine Abneigung dir gegenüber und Kinder und auch Jugendliche, manche Erwachsene sind nicht so weit, das Sie damit umgehen können und sich abgrenzen können. Wenn Ich jemanden seltsam finde - dann finde Ich diese Person interessant. Wenn Ich jemanden nicht mag und nichts mit der Person zutun haben möchte, dann distanziere ich mich. Das können aber eben Kinder noch nicht immer gut, das ist vielleicht die Erklärung, warum Du diese Erfahrung gemacht hast. Etwas vorzuspielen, wurde dir bereits zum Verhängnis. Beschütze immer dein Herz und lass dir nur gefallen, was Dich nicht absichtlich verletzt. Es ist absolut nicht in Ordnung und Ich hoffe, das Du zum jetzigen Zeitpunkt genug Abstand haben kannst, hier anders zu reagieren? Du solltest jetzt anfangen nichts mehr vorzuspielen, sondern wirklich "Echt" und "Ehrlich" in dem zu werden, was du fühlst - denn da sind sehr viele Gefühle in dir, die gezeigt werden wollen.

"Erst sagen dann Denken" - Behalte dir auch das bei. Wir haben viel zu wenige Menschen in der Welt die das aussprechen, was Sie denken. Manchmal auch ohne Rücksicht auf Verluste. Wir bräuchten viel mehr davon. Wenn man so ist, dann sollte man allerdings auch mit gegenteiligen Aussagen umgehen können, wenn diese Art einmal nicht so gut gefunden wird. Kritikfähigkeit. Natürlich sollte man hier nicht blind durch die Welt gehen und andere ohne Rücksicht verletzen mit allem, was man meint, sagen zu müssen. Aber das ist denke Ich klar. Es ist hier ähnlich wie beim Egoismus.

Bis man hier bei beidem das richtige Maß für sich selbst gefunden hat, kann es lange dauern. Das findet man nicht kurzfristig heraus, was okay ist und was nicht - liegt eben auch immer am Gegenüber. Ehrlichkeit und Verletzung ist oft nah aneinander. Da gibt es keine Geheimformel, das man festlegen kann, wie viel gut ist und wann es dann schwierig wird!

Das Gute an all dem ist aufjedenfall, das unser Charakter nie "Fertig" ist. Wir verändern uns immer wieder. Also wenn Du mit etwas unzufrieden bist, dann hast Du Zeit und oft die Möglichkeit dies zu verändern! Das ist etwas beruhigend, oder?

Ich habe weiteren Gedanken hier schon oft geschrieben, aber ich tue es immer wieder gerne um diesen Denkanstoß zu geben:
Du bist der einzige Mensch, der sein ganzes Leben mit dir verbringt. Deshalb solltest Du es dir doch eigentlich so schön mit dir machen, wie es nur geht. Du solltest dich selbst am besten kennen und Dir Gutes wollen und nicht Schaden zufügen wollen. Warum auch? Wenn andere uns doch Gut behandeln könnten, warum können wir das dann selbst nicht als Erstes auch für uns tun. Wenn Du dir selbst gutes tun kannst - dann können andere das sicher auch!

Das ist eine Weisheit, die vieles in sich trägt und man sollte sich dies immer wieder zu Herzen nehmen. Anstatt mit dem Druck mit physischer Bestrafung zu reagieren, könnte man sich auch physische Belohnungen geben. Einfach deshalb, weil man zu allem schlechten, auch Gutes erlebt und hat und es immer etwas gibt, wofür man Dankbar sein kann. Das Ritzen dich nicht voran gebracht hat - weißt Du ja. Ich hoffe, das Du dir bei allen Lasten die dir vielleicht auch noch weiter begegnen könnten, andere Methoden wählen magst, indem Du dir eben genau dann etwas besonders gutes gönnst. Weil Du es dir wert sein solltest. Wenn Nicht Du dir selbst - wer sonst? Manchmal braucht es dann eben auch die Unterstützung und Kraft von außen, wenn man selbst nicht mehr wirklich den Blick hat für das Gute und Schöne und die Klare Sicht auf Wege und Lösungen vor einem.

Ich finde deine Ansicht einmal eine Psychologin/einen Psychologen aufzusuchen - sehr gut! Wenn Du für dich selbst entschieden hast, das Heilpraktiker/innen nicht deinen Weg darstellen, dann ist es nur Richtig, wenn Du selbst deinen Weg gehst und dir die Unterstützung holst, die Du für dich brauchst. Du hast das selbst erkannt und ich stimme dir da vollkommen zu, das es eine gute Möglichkeit wäre und dir helfen könnte! Auch wenn es dir schwer fällt, aber das sind die Momente im Leben, wo du den Egoismus brauchst - auf Positive Art für dich. Ganz gleich was deine Mutter sich wünscht von dir, dein Wunsch ist etwas anderes und es soll dich voran bringen. Du kannst auch einen Termin vereinbaren ohne, das deine Eltern etwas davon erfahren - also deine Mutter eben auch nicht. Wenn Du diesen Schritt gehen musst und es nötig ist, ihn ohne deine Mutter zu gehen - dann geh Ihn für dich!

Mir ist jedoch bewusst, das es oft lange Wartezeiten geben kann, bis man einen Termin bekommt. Es kann ganz schnell gehen, aber sich auch über wirklich lange Zeiträume hinziehen. Also wäre es vielleicht auch ein Weg eine Mögliche Wartezeit mit Unterstützung einer Beratungsstelle zu überbrücken? Oder gar dies bereits für dich schon als nötige Hilfe zu finden?

http://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe/
https://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Auch um hier im speziellen nochmal auf die Themen Ritzen, Lehrer, etc. einzugehen. Es verfolgt dich. Außerdem bietet es dir eine weitere unbeteiligte Person, mit professioneller Basis, um nicht nur 40% anzusprechen, sondern gar 90-100% Was hältst du davon? Ich kann gut verstehen, das dir die Freundin deiner Mutter nicht die richtige für solche Gespräche schien und wenn Du selbst meinst, das Du Psychologen bevorzugst, dann ist das okay.

Zunächst mal bin Ich immer wieder entsetzt darüber, wenn Ich lese oder höre, das Eltern in den Räumen ihrer Kinder Gegenstände wie Briefe oder Tagebücher geöffnet haben oder diese gar gesucht haben. Das stellt in meinen Augen sowieso schon den größten Vertrauensbruch dar und sollte nicht passieren. Vielleicht ist es manchmal gut, wenn Eltern sich stark Sorgen und die Kinder sich da wirklich in etwas verrennen. Trotz allem ist es aber ein Vertrauensbruch der nicht von der Hand zu weisen ist. Ich persönlich finde nicht gut, das Du es ihr Gleich getan hast - Irgendwo kann Ich es verstehen. Aber du bist besser als solche Methoden verwenden zu müssen. Vor allem, wenn diese als Rache tendieren.

Als Du dann im Bett gelegen hast und von der Einsicht deines Lebens schreibst, machst Du schon sehr neugierig. Es ist schade, das Du hier nicht erklären wolltest, was genau dich zukünftig von Selbstmordversuchen (hoffentlich immer) abhalten kann. Du musst es natürlich nicht verraten. Ich möchte jedoch nicht unbeschrieben lassen, das Ich sehr froh darüber bin, das Du diese Einsicht bekamst und das Ich froh bin, das Du lebst.

Das Mobbingopfer gewissermaßen selbst Schuld an ihren Erfahrungen sein, ist eine Ansicht die mir auch bereits öfter begegnet ist. Allerdings eher im folgenden Zusammenhang: "Schuld" als ein bewusstes Dazu Beitragen natürlich nicht. Aber eine unbewusste Haltung spielt hier vielleicht schon eine Rolle. Jemand der oft Mobbingerfahrungen gemacht hat, macht diese Erfahrungen meist an mehreren Orten und auch oft immer wieder. Man sieht manchen Menschen an, das Ihnen das Selbstwertgefühl fehlt und man spürt, das diese Menschen für Mobbing besonders angreifbar sind. Stärkere brauchen vermeintlich schwächere, damit Mobbing passieren kann. Niemand ist Schuld gemobbt zu werden. Aber es muss immer den geben, der Mobben kann und denjenigen, der dem kein Ende setzt und klar und deutlich zu verstehen geben kann, das man Ihn/Sie so nicht behandeln kann. Es spielen also Unterbewusst schon einige Faktoren eine Rolle - würde ich unterschreiben. Aber aus diesem Kreis kann trotzdem jederzeit ausgebrochen werden.

Das man Gedanken hat über sich, die dann auch so stimmen müssen - unterschreibe Ich jedoch nicht. Manchmal fehlt eben ein kleiner Teil oder ein weiterer Gedanke um Gedanken zu vervollständigen. Was auch immer deiner Mutter dort für einer Gruppierung angehört - es ist ihr Leben. Es muss nicht deines sein, wenn Du dem nicht zustimmen möchtest. Wenn man Erwachsen wird, dann hat man in solchen Dingen die Wahl und Möglichkeit sich anders zu entscheiden oder aber den Gedanken der Eltern nachzufolgen. Oft ist es eine Mischung aus all dem. Manches findet man gut, Manches nicht. Manches wird man bei den eigenen Kindern anders machen - manches nicht. Man entscheidet selbst, im Rahmen seiner Möglichkeiten. Du stehst nun vor der Wahl durchzusetzen, was Du denkst. Was deine Gedanken sind, siehst Du klar. Nun geht es darum, das Du dich damit auch von deiner Mutter ablösen kannst, was dir nicht gefällt. Wenn Du die Fridays for Future Demos für richtig hältst, dann ist dies natürlich ein Grenzfall, weil deine Mutter natürlich auch noch ein Stück weit die Pflicht hat auf deinen Regelmäßigen Schulbesuch wert zu legen. Andererseits finde Ich es gut, das Du dahin gegangen bist - einfach auch als Zeichen an deine Mutter, das Du dein Leben anders führst. Sie scheint da etwas zu mischen.

Das soweit als Vor- Antwort. Nun aber zum ganz aktuellen Thema. Der USA-Austausch:

Du stehst vor einer sehr wichtigen Entscheidung für dich selbst.

Wichtig scheint es für dich vor allem zu sein, das Du an diesem Austausch teilnehmen kannst und das Du dir Psychologische Hilfe/Unterstützung suchen möchtest. Du möchtest nicht wirklich bei deinem Vater wohnen, der dir zwar in vielen Punkten mehr Unterstützung bietet - aber Du viele seiner Ansichten so gar nicht teilen kannst und dich nicht wirklich Wohl bei dem Gedanken fühlst, dauerhaft bei Ihm zu wohnen. Ich sehe es so, das Du auch deiner Mutter nichts vorspielen solltest, um an diesem Austausch teilnehmen zu können. Wie wäre es also wenn Du wirklich jetzt ganz klare Verhältnisse schaffst. Es bedeutet vielleicht, das deine Mutter sich von dir distanziert - aber ist es nicht vielleicht genau das, was Du gut gebrauchen kannst? Es fällt schwer, ich verstehe es. Aber deine Mutter tut deiner Psychischen Gesundheit auch in so vielen Punkten gar nicht gut.
Ich glaube, das Du genau weißt, was richtig ist für dich, nur entspricht das nicht den Vorstellungen deiner Mutter. Aber geht es nicht um dich?

Du hast in der gesamten Antwort bereits gemerkt, das Ich sehr dafür bin, das Du dich abgrenzen kannst und das bin Ich auch bei dem Thema deiner Mutter, denn Sie tut dir nicht gut. Du bist jetzt 15 Jahre alt. Es sind nicht mehr viele Jahre, bis Du auch rechtlich komplett auf eigenen Füßen stehen darfst. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, das Du nach dem Austausch als Überbrückung zu deinem Vater ziehst, bis Du eine eigene Wohnung beziehen kannst. ( Einfach mit dem Wissen im Hinterkopf, das es für eine begrenzte Zeit zum Übergang gedacht ist?) Hat dein Vater eventuell die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung für dich? Vielleicht wäre es auch möglich, das Du nach dem Austausch, wenn deine Mutter dich rausschmeißen solltest, bei einer Freundin unterkommen kannst? Oder anderen Verwandten, wie Oma/Opa, Tante/Onkel, Cousin/Cousine, etc.? Es gibt immer Möglichkeiten. Das Du bei deinem Vater wohnst heißt auch nicht, das Du seine Ansichten wie diese deiner Mutter still übernehmen musst, oder? Wenn Du bei deinem Vater wohnst, dann hast Du eben auch die Möglichkeit hier Unterstützung zu bekommen von außen und musst diese Wohnsituation dann nicht alleine durchstehen.

Das dein Vater die sexuelle Neigung die Du teilst nicht befürwortet, mag nicht heißen, das Er dies nicht bei seiner eigenen Tochter anders sieht. Du kannst sein wie Du bist, denn deine Sexuelle Orientierung muss bei einem Überbrückungs-Wohnen bei deinem Vater ebenfalls keine Rolle spielen, wie andere Ansichten und Meinungen. Es muss kein Thema für euch beide sein, wenn du weißt, das Ihr da weit auseinander geht, in euren Gedanken dazu.

Im schlechtesten Fall gibt es auch Betreute Wohneinrichtungen für junge Frauen in deinem Alter. Das ist nicht der Wunsch, aber wenn es eine Zeit lang nötig ist, damit Du dein Leben selbstbestimmt leben kannst - und das sollte doch auch in deinem Interesse sein?

Da erhältst Du ganz sicher bei einer Beratungsstelle genauere Infos zu und kannst auch diese Zeit dann mit Unterstützung durchstehen. Das ist etwas, was Du gut gebrauchen kannst, denke Ich. Mein Rat an dich wäre, das Du da mal deine Möglichkeiten wirklich durchgehst. Es gibt nicht nur Ehrlich zu deiner Mutter sein und Leiden oder Nicht Ehrlich sein und sich Emotional komplett verstellen zu müssen. Es gibt auch eine ganze Menge dazwischen und da ist vielleicht dein Weg auch bei, den Du finden kannst für dich. Oft ist es auch so, das nach einiger Zeit Abstand sich auch das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter wieder entspannen kann. Wenn auf ihrer Seite die Verantwortung weg fällt und auf deiner Seite der Druck, es Ihr gerecht zu machen. Lass dir nur nicht diesen Austausch nehmen - er bedeutet dir viel und wird dir auch für deinen Selbstwert einiges bringen und diesen verändern. Du wirst sehen, das Du in einer fremden Stadt, in einer fremden Familie zurecht kommen kannst - wenn nicht, dann wirst Du es mit Unterstützung alles schaffen! Es gibt immer Möglichkeiten.

Es ist eine Übergangszeit - nicht ewig. Die wirst Du überbrücken. Du wirst eine Möglichkeit finden diese zu überbrücken, wenn Es zum Auszug kommt. Sammle deine Erfahrungen in dem Austausch und dabei wünsche Ich dir sehr viel Freude und tolle Eindrücke, die Du mitbringst, aus der Welt. Vielleicht auch viele neue Gedanken, für deine Lebensführung/Lebensplanung. Hab den Mut, Du selbst zu sein. Du solltest dich nicht hinter einer Maske verstecken, das ist viel zu schade! Du hast auch so viel gutes und das sollte nicht untergehen. Sei so, wie Du sein möchtest - Du schaffst das auch!

Zu deinem Nachtrag schließe Ich mich dir an: Ich glaube dir, das es keine Absicht von dir war, diese Freundin mit dem Brief unter Druck zu setzen. Du bist nicht schuldig. Warum auch? Sie geht da einfach in andere Gedanken als Du über. Du selbst weißt, was dieser Brief dir bedeutet hat und welchen Zweck er erfüllt hat. Auch hier erkennt man wieder, das Du dich lernen musst, davon zu lösen. Das schaffst Du ganz sicher! Mit Unterstützung. Du hast bewiesen, das Du es kannst, als Du hier geschrieben hast! Jetzt geht es weiter für dich!

Für mich bleiben nun natürlich einige Gedanken offen. Ritzt du Dich aktuell wieder / immer noch? Weiß deine Freundin, der Du damals den Abschiedbrief geschrieben hast, von deinem geplanten Selbstmord? Wie nah stehst Du ihr jetzt und ist es vielleicht im Nachhinein eine Möglichkeit ihr diesen Brief zu zeigen - falls es für dich einen Mehrwert hat? Das musst Du nicht mehr nachträglich beantworten, aber es sind Fragen, die Du dir selbst einmal stellen solltest. Mach dir dein Leben schön. Du gestaltest das alles mit, was passiert. Für vieles kannst Du nichts - aber Du kannst sehr viel dafür tun, das Du es dir schöner machen kannst. Das geht mit vielen "Kleinigkeiten".

X Hast du mal darüber nachgedacht Tagebuch zu schreiben? Das wäre sicher etwas, was dir auch helfen könnte, wenn Ich deine Zuschrift so betrachte. Probiere es einfach mal aus. Es nimmt dir keine Probleme und gibt dir bestimmt auch nicht einfach so Lösungen, aber es hilft dabei, umzudenken und zu erinnern. Sowohl Gutes, als Schlechtes.

X Es können auch viele Entspannungstechniken helfen. Sport gehört dazu! Vielleicht magst Du eine Sportart gerne, die Du ausführen möchtest? Das bringt auch auf andere Gedanken.

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Ich wünsche Dir in jedem Fall alles Liebe und Gute,
Du kannst dich jederzeit erneut an mich/uns wenden. Wenn Du dazu schreibst, das die Zuschrift zu mir finden soll, dann wird Sie das auch sicher schneller tun. Kümmere dich gut um dich und Pass bitte immer gut auf dich auf!

Julia