Anwort von Nuala

Liebe Nina,

zunächst kann ich nachempfinden, dass du mit dieser Unregelmäßigkeit deines Körper haderst. Wahrscheinlich ist es für uns Menschen immer dann schwer zu ertragen, wenn es sehr auffällige Abweichungen des "herkömmlichen" Bildes sind und (gleichzeitig) gängige Schönheitsideale verletzen.
Ich möchte dir keine Tipps GEGEN deine Brust geben, sondern FÜR deine Brust! :)

Nun ist es so, dass du mit 16 Jahren durchaus noch wachsen kannst und sich deine Körperformen eventuell noch verändern. Das kann also deine linke Brust betreffen, dass diese auch nachlegt und sich dadurch mehr Symmetrie einstellt.

Davon abgesehen habe ich mittlerweile eine recht radikale Einstellung zu Körperformen, -proportionen und Aussehen im Allgemeinen:

1. Würden wir nicht permanent mit Normen konfrontiert, wie Körper aussehen sollen, würden wir uns sehr wahrscheinlich viel weniger den Kopf darüber zerbrechen, wie wir aussehen. Statt uns zu erfreuen, dass wir größtenteils gesund sind und mitten im Leben stehen, stehen wir uns selbst im Weg, indem wir unnötig viele Gedanken über optische Belange machen. Und fragen wir dann mal jemanden, findet er:sie das, was wir schlimm finden, oft okay oder sogar liebenswert! Es macht uns eben einzigartig, dass wir unsere kleinen und größeren Unregelmäßigkeiten haben und nicht alle wie Schaufensterpuppen aussehen. Das betrifft ALLE Menschen. Und je eher wir das begreifen und danach leben, umso zufriedener und ruhiger werden wir. --> Konkret auf dich bezogen: Ganz objektiv betrachtet gibt es keinen Grund, warum deine Brüste ähnlich aussehen sollten. Sie tanzen aus der Reihe, mehr aber auch nicht! Ein Baby kannst du damit locker stillen, anfassen kannst du sie auch, liebkosen, jede für sich betrachtet ist schön und einzigartig.

2. Es ist alles im Wandel, so auch der menschliche Körper. Wachstum, Schrumpfung, Umbau, Unfälle, Verletzung, Heilung, Krankheit, Eingriffe, Umwelt - alles macht etwas mit ihm. Es bleibt ohnehin nie beim Status Quo. Daher halte ich es für unsinnig, sich verrückt zu machen - es bringt letztlich nichts. Es geht nur unnötig viel Kraft dabei verloren, die wir anderweitig viel eher gebrauchen können.
Beispiel: Eine Person macht viel Sport, ist dauernd in Bewegung und erfreut sich ihres fitten Körpers. Dann plötzlich ereignet sich ein Unfall, bei dem sie sich starke Verbrennungen zuzieht. Große Teile ihres Bauches sind versehrt. Und trotzdem geht es weiter, sie freut sich, überlebt zu haben. Sie zeigt sich mit ihren Narben, kann nur noch eingeschränkt Sport betreiben, aber macht das Beste daraus.
Oder angenommen, Person X ist total zufrieden mit ihrem Äußeren, wird dann schwanger und hat durch die Hautdehnung einen "neuen" Bauch und Brüste bekommen, die mit "Tigerstreifen" verziert sind und mehr Fett angesammelt haben. Dann ist das etwas, was sie in erster Linie annehmen und als neuen Teil ihres Aussehendes begreifen muss. Dafür hat sie einem Kind das Leben geschenkt, was sich eben an ihrem Körper als bleibende Erinnerung zeigt. Man kann es also auch positiv umdeuten! Sie kann sich in ihrem neuen runderen Körper neu einrichten und z.B. ihre Weiblichkeit/Fruchtbarkeit feiern.
--> Vielleicht kannst auch du diesen körperlichen Wandel als etwas Spannendes, Schönes anerkennen und für dich etwas Passendes herausziehen.

3. Du kannst dich rundum gesund halten und viel für deine Psyche tun. Körper, Seele und Geist bilden eine Einheit. Wenn du im inneren Gleichgewicht bist, kannst du deine Makel mit Gelassenheit annehmen. Das ist natürlich ein immerwährender Prozess. Und ein sehr lohnender! Je eher du begreifst, dass ein Ankämpfen gegen deinen Körper ständige Angriffe gegen dich selbst sind, desto schneller kannst du damit aufhören und Frieden schließen. Und das wird dich mit der Zeit immer mehr beruhigen und ausgeglichener werden lassen.


Ich wünsche dir, dass du den Mut hast, dich zu dir selbst zu bekennen und deinen Körper als einen Teil von dir anzunehmen, der so sein darf, wie er ist.

Alles Liebe,
Nuala