Problem von Anonym - 15 Jahre

Ich hasse meine Eltern

Ihr denkt jetzt bestimmt, dass es nur eine Phase ist, aber ich meine es ernst. Ich kann meiner Eltern nicht mehr richtig in die Augen schauen. Jedes mal wenn sie mit mir reden werde ich aggressiv und könnte sie einfach anschreien. Wenn ich sie höre bekomme ich Kopfschmerzen. Und jedes mal wenn ich versuch mit ihnen zu reden werde ich angemotzt und dumm dargestellt zB vor 5 min.. ich will einer Mutter sagen das ich echt voll viel stress habe und sogar voll die Schlafstörungen habe, dann kommt wie immer die Antwort: von was den du schreibst schlechte Noten, bist faul, von was sollst du stress haben. Oder mein Vater sagt jedes mal wie fett ich wieder bin und das meint er nicht aus spaß. Ich will einfach nur weg. Ich hab ihnen schon gesagt das ich wenn ich Erwachsen bin kein Kontakt mehr haben möchte, aber das hat meine Mutter gar nicht gejuckt. Sie meinte das ich eh nichts erreichen werde. Das ist schon seit Monaten so. Ich könnte durchdrehen. Ich habe Schlafstörungen, bin super gereizt und bin immer müde, selbst wenn ich geschlafen hab, fühle ich mich kaputt und niedergeschlagen, ich kann mich kaum noch konzentrieren.Alles was ich mache ist falsch und ich bin so faul und fett. Diese Worte muss ich mir jeden Tag anhören. Ich kann nicht mehr. Und sobald ich mal was haben möchte, muss ich mir anhören von wegen ich hab doch alles was will ich mehr, ich soll mal nicht so übertreiben, aber komischer weiße muss ich mir immer anhören das sie es mir irgendwann später kaufen(und ich weiß ganz genau das sie das nicht machen, das bin ich schon gewöhnt).
Ich hoffe ihr könnt mir helfen!

Anwort von Shannon

Lieber Fragesteller,

du beschreibst ein sehr angespanntes Verhältnis zwischen dir und deinen Eltern. Du schreibst, im Kontakt Kopfschmerzen zu bekommen, aggressiv zu werden und deinen Eltern aus dem Weg gehen zu wollen.
Im gewissen Maße sind Reibereien mit den Eltern während der eigenen Jugendzeit völlig normal und sogar sehr wichtig, um sich von den Eltern lösen zu können und auf eigenen Beinen stehen zu lernen.
Wie du aber schilderst, dass deine Eltern dich als dumm darstellen, als fett bezeichnen oder dir sagen, dass du nichts erreichen wirst, wirkt auf mich eine Stufe zu weit.

Mein erster Gedanke war, zu versuchen, den Kontakt zu deinen Eltern so weit es geht zu minimieren, solange du noch bezüglich Wohnung und Geld auf sie angewiesen bist. Hier kannst du auch schon versuchen, selbstständiger zu werden, indem du dich beispielsweise nach einem Schülerjob umschaust - vorausgesetzt natürlich, du hast genug Zeit, um neben Schule und Hobbys noch zu jobben. In Supermärkten und Bäckereien wird häufig gesucht, oder als Nachhilfelehrer oder Briefzusteller. In Lokalzeitungen und im Internet findest du meistens viele Anzeigen. Einige Jobs darf man erst ab 16 oder 18 machen, da müssest du dich vorher erkundigen.
Auch wenn du momentan noch von deinen Eltern abhängig bist, kannst du also etwas für deine spätere Unabhängigkeit tun. Es nervt, aber dazu gehört auch die Schule. Du musst keinen perfekten Abschluss machen, aber wenn du schon einen Berufswunsch oder zumindest eine Richtung hast, kannst du dich schlau machen, welche Voraussetzungen du mitbringen solltest. Ansonsten hälst du dir für viele Berufe natürlich die meisten Türen offen, wenn du versuchst, den besten dir möglichen Abschluss zu machen.

Außerdem möchte ich dir den Tipp geben, viel zu unternehmen und Dinge zu tun, die dir Spaß machen. Das klingt vielleicht banal und selbstverständlich, aber es ist nun mal so, dass viele dazu neigen, sich zu isolieren, wenn sie Probleme haben. Freunde zu treffen ist nicht nur an sich befreiend, sondern auch deshalb so hilfreich, weil man so häufiger die Chance bekommt, mit anderen darüber zu reden, wie es einem gerade geht und was einen belastet. Und einem Hobby nachzugehen, kann sehr viel Stress abbauen und bringt wiederum neue Kontakte mit sich.

Als letzten Punkt möchte ich noch auf ein Gespräch zwischen dir und deinen Eltern eingehen. Das ist unfassbar schwierig und ich kann sehr gut verstehen, wenn du dir das momentan nicht vorstellen kannst. Aber ich denke, wenn ihr euch gemeinsam an den Tisch setzt und redet, wird die Zeit, die ihr zwangsläufig noch zusammen verbringen müsst, um einiges erträglicher. Wenn spontane Gespräche bei euch meistens eskalieren, könnt ihr auch ein paar Tage vorher einen genauen "Termin" vereinbaren. So können sich alle darauf vorbereiten. Du kannst ihnen dann ganz ruhig, sachlich und konkret schildern, was dich stört. Genauso sollen sie die Möglichkeit bekommen, zu sagen, was sie stört. Versucht euch gegenseitig in die Lage des anderen zu versetzen. Wie viel Wahres ist daran dran, dass deine Eltern sagen, dass du faul bist? Wie oft ist es tatsächlich so, dass deine Eltern leere Versprechungen machen? Was wünscht ihr euch vom jeweils anderen?
Das Ziel des Gespräches muss nicht sein, dass ihr euch danach super miteinander versteht. Ein Ziel könnte sein, dass ihr in Zukunft miteinander leben könnt, ohne euch so unwohl zu fühlen. Oder, dass ihr auch im Alltag so miteinander reden könnt, dass sich der jeweils andere nicht beleidigt oder angegriffen fühlt.

Ich hoffe, dass ich dir ein bisschen helfen konnte, und wünsche dir für deine Zukunft alles Gute!

Shannon