Problem von Jayna - 14 Jahre

Mein selbsthass wird immer schlimmer

Hallo, seit ich ganz klein bin meinen meine Eltern, ich solle nicht so viel essen, weil man davon dick wird und mein Vater hat immer indirekt gesagt, dass ich fett bin (Andeutungen und solche sachen). Ich glaube ich war immer recht normal nicht zu dick und nicht zu dünn. Bis vor einigen Jahren machten mir die Kommentare meiner Eltern nichts. Doch nach deren trennung(vor c.a 4 Jahren) habe ich immer größeren selbsthass entwickelt. Ich kann nicht in den Spiegel schauen ohne Angst haben zu müssen los zu heulen. Ich fühle mich soo dick. Ich hab kein Selbstvertrauen und kann nicht mit fremden Leuten sprechen. Ich esse seit einiger Zeit weniger und habe auch abgenommen. Nur jetzt habe ich Panik zu essen. Ich habe Angst zu zunehmen und fühle mich so mies. Manchmal bin ich grundlos einfach traurig, will im Bett liegen und einfach weinen. Ich weiß nicht was ich tun soll. Einige raten mir immer zu einem Therapeuten zu gehen aber ich habe angst davor, wie ich es meinem eltern sagen soll. Und vorallem was soll ich dann sagen wenn ich da bin? Es fühlt sich einfach an als würde ich mir das alles nur einbilden.
Danke im voraus für die Antwort <3 (falls das beantwortet wird)

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Hallo Jayna,

Hab vielen Dank für deine Zuschrift :) Du hast leider etwas auf deine Antwort warten müssen - das tut mir sehr Leid. Aber hier ist Sie nun und Ich hoffe das Ich dir etwas helfen kann.

Es gibt da die Logik und das Gefühl.

Deine Logik meint, das was Du wirklich an deinem Körper mit dir herum trägst. Bist du wirklich, ganz ehrlich zu dick? Wiegst du wirklich zu viel? Noch etwas zur Logik nebenbei: Du kannst abnehmen damit, das Du nichts bzw. sehr wenig isst - das funktioniert erst einmal. Der Haken an dieser Sache ist jedoch, das Du deinem Körper ständige Hungersnot gibst. Du bist ständig in einem Mangel. Diese Methode um Gewicht zu reduzieren ist damit wohl das schlechteste, was man seinem Körper antun kann.

Im Grunde wissen wir ja alle wie es richtig geht: Gesund essen. Also viel Obst und Gemüse und Kohlenhydrate, Milchprodukte dazu. Nur wenig Öl, Zucker, Salz und ausreichend trinken. Dazu viel Bewegung, ein gesunder Schlaf und schon wäre das eine gesunde Lebensweise - nach der man sich so richten könnte, wenn man möchte.


Und dann gibt es das Gefühl.

Hier ist ganz klar, das Du dich zu dick fühlst und dir das sehr zu schaffen macht.

Meiner Meinung nach ist ein Therapeut dann ratsam, wenn es dich in deinem Leben und dem, was Du tun möchtest einschränkt. Und das ist bei dir ganz klar der Fall, wenn Du dich selbst so wenig wertschätzt und wenn Du selbst von einer Angst schreibst mit anderen Menschen zu sprechen, bzw. dich hemmt, auf andere zugehen zu können.

Du verschließt dich damit vor unheimlich vielen tollen Erfahrungen, die Du machen könntest. Es klaut dir kostbare Zeit. Und am wichtigsten: Es stört und belastet dich selbst. Und deshalb solltest Du Hilfe bekommen. Für dich. Wenn du nichts veränderst, kann sich nichts verändern. Und es soll sich doch etwas verändern, damit es besser werden kann. Findest Du auch?


Was in der Vergangenheit von deinen Eltern gesagt wurde, kann man heute sehr kritisch betrachten. Es ist sicherlich nicht hilfreich gewesen, was Sie getan haben, denn die Themen Essen und Gewicht verfolgen dich nun immer weiter. Wir können alle heute nicht verändern, was wir in unserer Kindheit erlebt und erfahren haben. Deine Eltern haben dir damit ständig das Gefühl eingeredet, dich über das Gewicht zu definieren.

Du bist jetzt 14 Jahre alt und solltest dich nicht länger für das bestrafen, was falsch gelaufen ist. Das hast du nicht verdient!
Schau dir an in deinen Gedanken, wie schön es alles sein könnte. Es gibt immer mal Momente, wo alles Schlecht ist und wo man sich selbst auch nicht so sehr leiden kann - aber das wirst Du reduzieren und immer weiter dahin kommen, das Du dich respektieren und wertschätzen lernst. Unabhängig von deinen Eltern.

Ich kann gut verstehen, das Du Unsicher bist zu einem Therapeuten zu gehen. Es ist in annähernd allen Fällen so, das Du auch nicht sofort einen Termin bekommst. Das funktioniert dort nicht so, wie in der Hausarztpraxis. Manchmal muss man leider ziemlich lange warten, das man einen Termin bekommt. Ich meine mal gehört zu haben (das ist aber nicht wasserfest) das Du mit 14 auch ohne das Wissen deiner Eltern einen Termin machen und wahrnehmen kannst. Rufe einfach mal in einer Praxis an und frage, wie das funktioniert, wenn Du 14 bist. Wenn es nicht so ist, wie du hoffst, dann kannst Du immer noch auflegen. Und wenn Du den Termin ohne das Wissen deiner Eltern bekommen kannst, dann umso besser.

Schau mal hier: https://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Aufgrund möglicher langer Wartezeit und eventuell, das deine Eltern doch von einem Termin erfahren würden möchte Ich dir noch etwas anderes vorschlagen. Beratungsstellen der Jugendberatung, oder speziell auf das Thema Ernährung spezialisiert. Du kannst dort sicher einen Termin machen, ohne Wissen deiner Eltern und kannst dir auch eine Freundin mitnehmen, der du vertraust beim ersten Termin.

Hier findest Du Beratungsstellen in deiner Nähe:

https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe/
https://www.bzga-essstoerungen.de/hilfe-finden/welche-beratung-gibt-es/beratung-vor-ort/


Du hast Bedenken geschrieben wie das wohl dann ablaufen könnte bzw. was Du dann da überhaupt sagst bei einem Gespräch (Das gilt sowohl für Therapeuten/Psychologen, als auch für Beratungsstellen). Nun, das ist natürlich komplett verschieden und individuell. Diese Zeit dort sollst Du eben für dich nutzen. Hast Du Fragen an diese Person? Dann frag ruhig! Für dich ist ein solches Gespräch keine Routine - für dein Gegenüber dort aber schon. Die haben sehr oft mit Menschen zu tun, die Hilfe suchen. Ein Gespräch erleichtert es auch manchmal, wenn Du mit dem beginnst, was Du wirklich denkst und fühlst. Du kannst auch ehrlich sagen, wie schwer es dir fällt. Du kannst auch sagen, das Du dir vorher viele Gedanken gemacht hast und vielleicht gar nicht weißt, wo Du anfangen solltest. Diejenigen, können damit umgehen, sei dir da sicher! Wenn es dir wirklich ganz, ganz unfassbar schwer fällt und du wirklich kein Wort raus bekommen solltest, dann kann die Person die dort sitzt natürlich auch nicht so viel tun. Vielleicht helfen dir Stichpunkte, die Du vorher notierst und mitnehmen kannst. Vielleicht hilft es im Zweifel auch, wenn Du deinem Gegenüber diese Stichpunkte zeigst - dann wirst Du vielleicht Fragen bekommen, auf die es dann leichter sein kann zu antworten - als direkt einfach loszureden. Schau für dich und finde heraus, was dir helfen kann.

Meinst Du deine Eltern sind wirklich dagegen, wenn Du dir Hilfe suchst? Sie sollten auch merken, das es dir nicht gut geht. Was möchten deine Eltern? Eine gesunde Tochter, oder eine Tochter, die nicht zum Arzt geht und ungesund bleibt. Wenn Du Diabetes hättest, würde man dich zum Arzt schicken, damit Du Insulin bekommst. Wenn Dein Arm gebrochen ist, dann musst Du zum Arzt und musst geröngt werden. Wenn Du schlecht sehen kannst, gehst Du zum Augenarzt. Von all dem würden deine Eltern dich nicht abhalten. Es ist schockierend und vielleicht auch sehr erschreckend, wenn Die Tochter in eine Psychologische Beratung/Behandlung möchte. Aber nach dem ersten Schock werden Sie sicher wollen, das man dir helfen kann. Meinst Du nicht? Unabhängig von der Meinung deiner Eltern....Ich wünsche Es dir sehr, das Du siehst, wie viel wert Du bist und das Du das Essen unabhängig genießen kannst, von dem, was Du selbst von dir hältst und das Du an beidem arbeiten kannst. Das wird hart und geht nicht über Nacht.

Aber wenn Du jetzt den Anfang machst, wird es besser werden.

Alles Liebe und Gute für dich! Ich weiß Das Du es schaffst, Hilfe zu bekommen! Das hier war der Erste Schritt und jetzt geht es weiter! Schreibe gerne erneut und halte mich auf dem Laufenden, wenn Du magst.

Julia