Problem von Anonym - 27 Jahre

Ich weiss nicht mehr weiter

Hallo,

Ich weiss gar nicht so recht wie und wo ich anfangen soll.
Ich fürchte, dass ich wohl kein intelligenter Mensch bin sondern eher das Gegenteil davon.
Was sich für mich unter anderem darin zeigt, dass mich das Leben als solches und vieles was dieses mit sich bringt maßlos überfordert aber dazu später mehr.

Am besten für das Verständnis wäre es wohl wenn ich etwas weiter aushole, was mir jetzt schon leid tut für die Person, die es eventuell liest.
Ich hatte eine schöne Kindheit, an die ich mich auch sehr gerne zurück erinnere, es wirkt im Nachhinein wie die einzige unbeschwerte Zeit meines Lebens, auch wenn das vermutlich nicht stimmt.
Aber dann ist irgendetwas passiert was ich selbst bis heute nicht so richtig verstehen kann. Ich vermute es hat in der Grundschule angefangen, genau weiss ich es nicht mehr und es ist mir unangenehm meine Eltern darauf anzusprechen, um nach dem "wann" zu fragen.
Mich ließ das Gefühl nicht mehr los, dass mich jeder hassen würde, dass ich überflüssig sei und irgendwann habe ich wohl begonnen mich selbst für alles Mögliche zu hassen.
Ich weinte oft und verletzte mich auf eine, wie ich finde, sehr seltsame Art selbst, indem ich mein Kopf gegen die Wand schlug wenn ich etwas nicht verstand oder das Gefühl hatte, es verdient zu haben. Ich kann mich kaum an die Reaktionen meiner Eltern darauf erinnern, außer an eine Situation.
Ich stand in einem Zimmer und hatte, wohl aus einem Anflug von Selbsthass, wieder einmal meinen Kopf gegen die Wand geschlagen. Meine Mutter kam an der offenen Tür vorbei und fragte rhetorisch und genervt ob ich es wieder getan hätte. Ich habe sie nur angesehen und sie ist dann offensichtlich zorning gegangen. In dem Moment hatte ich umso mehr das Gefühl es verdient zu haben, seltsam oder?
Irgendwann ging es ihnen dann wohl doch zu weit und sie haben mich zu einem Kinderpsychologen geschleppt. Nach ein paar Probesitzungen schlug dieser mir und mienen Eltern eine richtige Therapie für mich vor, aber nur wenn ich das wollte.. Eine Therapie? Ich wusste damals gar nicht was das bedeuten würde also hatte ich Angst davor und wollte es nicht. Damit schien die Sache für alle Beteiligten geklärt, außer für mich.
Zwar verletzte ich mich dann auf diese Art nicht mehr selbst aber es wurde in meiner Gedankenwelt trotzdem eher schlimmer als besser. Damals kam mir alles schon so anstrengend vor und ich bin irgendwann instinktiv immer den Weg des geringsten Widerstandes gegangen, ungeachtet der Konsequenzen. Ich wollte dann beispielsweise nicht aufs Gymnasium, weil ich den Druck fürchtete.
In der sechsten Klasse hatte ich dann nur noch einen Freund in der Schule, der Rest der Klasse betitelte mich offen als Mobbingopfer und behandelte mich oftmals dementsprechend, worauf ich auch weiter gar nicht eingehen möchte. Ich weiss noch wie ich oft dachte, dass das Leben mir keinen Spaß mehr macht und das obwohl ich erst 12 war.
Irgendwann war die Schule vorbei und ich begann eine Lehre, was alles irgendwie noch schlimmer machte. Plötzlich musste ich noch früher aufstehen, mich noch länger durch den Tag quälen und hatte deutlich weniger freie Tage. Es klingt bestimmt verwöhnt und lächerlich aber für mich war das damals ziemlich schlimm, weswegen die Gedanken noch schlimmer wurden.
Es ist schon seltsam, so oft sagt man sich, "ich kann nicht mehr, es geht nicht mehr, ich will und kann wirklich nicht mehr einen Tag ertragen" aber während man sich das denkt, läuft die Zeit ja dennoch unaufhaltsam weiter, womit es eben doch weiter geht.
Ich hatte oftmals Selbstmordgedanken, wohl nichts akutes aber sie waren immer da und es wurde schlimmer. Zuhause hatte ich nie wieder angesprochen wie es mir ging, ich hatte immer das Gefühl es geheim halten zu müssen.
Aber als es besonders schlimm wurde, nahm ich noch einmal meinen ganzen Mut zusammen und bin zu meiner Mutter gegangen. Ich hab ihr gesagt, dass es mir oftmals überhaupt nicht gut ginge und ich glaube Hilfe zu brauchen. Sie hat abgewunken und meinte, dass ich mich nicht so anstellen sollte, ich hätte doch gar nichts auszuhalten. Das hat mich enorm stark getroffen und die Worte haben sich irgendwie bis heute in meinen Kopf gebrannt.
Kurz darauf hatte mein Ausbilder mich wegen einer schlechten Note angeschrie, dass ich mir meine Zukunft verbauen würde.
All die Jahre mündeten irgendwie in diesem einen Moment, der das Fass wohl zum überlaufen gebracht hat. In dem Moment habe ich alles losgelassen, ich kann es nicht anders beschreiben. Plötzlich war alles leicht, nichts war mehr wichtig einfach alles war egal. Ich dachte mir, dass ich meine Zukunft in Tagen ja an einer Hand abzählen könnte.
Zwei Wochen später hatte ich dann geplant schluss zu machen, worauf ich auch weiter gar nicht eingehen möchte. Nur soviel, es war ein ständiges hin und her aus Angst um nicht zu sagen Panik, dem Überlebenswillen aber wenn ich einen Moment wieder an mein Leben dachte war ich wieder ruhig und entschlossen. Trotzdem kam es nicht zum Versuch (den ich auch mit Sicherheit nicht überlebt hätte), worüber ich heute eigentlich froh bin, denn ich will leben!
Mir ist der Kontrollverlust bis heute peinlich, weswegen ich es nie jemandem erzählt habe.
Danach war es bis heute oftmals eher ein Aushalten, der schlechten Phasen. Ich habe auch zum Teil gelernt damit umzugehen, habe viel darüber gelesen und Ähnliches.
Womit ich wieder zum Anfang komme. Ich habe alles versucht um da heraus zu kommen, ich habe nie Drogen genommen, auch niemals auch nur einen Tropfen Alkohol. Ich treibe ziemlich viel Sport, nicht zuletzt auch um mir selbst irgendeinen Wert anzuerkennen.
Trotzdem bin ich oft wie gelähmt, auf der Arbeit quäle ich mich unfähig zur Arbeit manchmal Wochen lang durch jede einzelne Minute. Ich sitze dann dort aber ich schaffe es nicht etwas zu tun und obwohl ich nichts tue ist es so unfassbar kräftezehrend, dass ich Zuhause oft nur im Bett liege und Musik höre oder mich anderweitig berieseln lasse. Sofern es mir möglich ist, zwinge ich mich dann noch zum Sport, an den ich mich wie verzweifelt klammere, weil es das Einzige ist was ich wenigstens etwas kann. Alle meine Freunde (die ich glücklicherweise heute habe), reden über ihr Studium, ihre Zukunftspläne und ich sitze daneben. Nicht einmal im Besitz eines Abiturs mit einem relativ geringen Einkommen, gerade so im Stande einen Tag nach dem anderen zu bezwingen und selbst dabei bleibt vieles auf der Strecke. Ich bezahle zuviel für Strom, Handy usw. aber ich schaffe es nicht mich aufzuraffen etwas zu ändern. Mein Fahrrad wurde mir vor Monaten gestohlen aber ich hatte nicht genug Motivation um zur Polizei zu gehen.
Der Sport ist oftmals das einzige was befreihend wirkt in meinem Alltag oder viel mehr der Schmerz wenn man absolut am Ende ist und trotzdem noch etwas über seine Grenze geht. Fast unmittelbar danach geht es mir häufig schon wieder wie vor dem Training.
Wenn ich einmal im Jahr ein paar Wochen frei habe und nichts vor habe, geht es mir gegen Ende hin manchmal etwas besser. Reisen schaffe ich eigentlich auch nicht aber auch dazu zwinge ich mich oftmals, weil ich mir das irgendwie nicht nehmen lassen will. Obwohl es mir meistens vor, während und nach der Reise nicht gut geht und ich mit dem Neuen überfordert bin.
Ich könnte diese Liste endlos fortsetzen aber unterm Strich bleibt wohl folgendes Fazit:

Ich schaffe meinen Alltag gerade so, habe aber das Gefühl Stück für Stück Boden zu verlieren. Das einzige auf das ich etwas stolz sein kann und was mir während der Ausübung einen Ausbruch aus meinen Gedanken ermöglicht ist der Sport. Die Arbeit ist meist quälend und raubt mir enorm viel Kraft, obwohl ich oft nicht in der Lage bin etwas zu tun obwohl ich versuche mich so sehr dazu zu zwingen. Ich schaffe es nicht mal im Ansatz Ziele zu entwickeln oder meine Zukunft zu planen. Was nicht zuletzt auch daran liegt, dass ich eine extrem pessimistische Sicht auf die Zukunft im allgemeinen habe, Krisen Klimawandel und co.
Für die meisten Dinge bin ich offenbar auch einfach nicht intelligent genug, da ich sie nicht verstehe. Sei es Geldanlage, Bausparen, Versicherungen usw. weswegen ich es nicht mache oder die Übersicht über all das schon lange verloren habe. Desto älter ich werde umso schlimmer scheint es zu sein, ich bin nicht mehr in der Lage irgendetwas so wirklich ernst zu nehmen, ich weiss nicht wie es so weiter gehen soll wohin mein Leben führt. Ich fühle mich wie auf einem Blindflug und habe gleichzeitig manchmal Angst, dass ich wieder eines Tages die Kontrolle verliere. Ich fühle mich gleichzeitig auch nicht mehr im Stande professionelle Hilfe zu suchen oder anzunehmen aufgrund meiner Vergangenheit, glaube ich oftmals, dass ich mich wirklich nur anstelle, weil ich keinen Vergleich habe zu meiner subjektiven Sicht und Gedankenwelt.
Tut mir auch leid für den langen Text und das ich auch selbst gar nicht so richtig weiss was ich ändern wollen würde wenn ich könnte. Es ist einfach wie ein Nebel, ich weiss nicht mehr wo oben unten, vorne oder hinten ist und die Tage und mittlerweile Jahre ziehen einfach so an mir vorbei.

Danke fürs Lesen, wenn es jemand liest, wenn nich ist es auch okay. :-)

Nuala Anwort von Nuala

Lieber Unbekannter!

Vielen Dank, dass du uns alles geschildert und uns somit Vertrauen entgegen gebracht hast.
Nun hat es leider etwas mit meiner Antwort gedauert. Nichtsdestotrotz brauchst du nicht zu befürchten, dass wir uns dein Anliegen nicht gerne durchlesen oder dergleichen. Es ist sehr hilfreich, dass du so ausführlich beschrieben hast, was in dir vorgeht und welchen biographischen Verlauf du dargelegt hast.

Ich finde es sehr beruhigend, dass du dich für das Leben, für DEIN Leben entschieden hast. Du BIST sogar dein Leben. Alles in dir lebt, ist lebendig und ständig in Veränderung. Auch wenn außen Vieles gleichförmig erscheint, so gibt es dauernd Neuerungen. Und diese Erkenntnis ist wesentlich, um bei sich selbst aktiv für positive Veränderungen zu sorgen.

Zunächst möchte ich dich beruhigen - man ist keinesfalls weniger intelligent, nur weil man sich aktuell oder dauerhaft überfordert mit Lebensbereichen oder dem gesamten Leben fühlt.
Intelligenz ist wie ein schillernder Vogel, schwer zu greifen und mit einfachen Worten kaum zu erfassen. Doch sicherlich kann man Klugheit und einen regen Geist nicht daran festmachen, dass man "sein Leben im Griff hat"! Ich glaube, du unterliegst hier einer Täuschung. Es sind zwei verschiedene Sachen: Das Eine ist eine bestimmte kognitive Fähigkeit, die eine:n bestimmte Dinge tun können lässt (oder z.T. auch etwas verhindert, z.B. sehr einfache Dinge machen zu können... ;)). Und zum Anderen ist es etwas Lebenspraktisches, Handfestes. Und dieses Lebenspraktische ist das Geschick, sein eigenes Lebenspotenzial genau zu erspüren und so zu leben, wie es gut für eine:n ist.
Dann ist es ja auch nicht so, dass du alles wissen und können musst. Wenn man z.B. von Versicherungen keine Ahnung hat, kann man sich beraten lassen. Du hast einen überhöhten Anspruch an dich selbst, wenn du meinst, das sei wesentlich für ein gelingendes Leben. Außerdem gibt es Leute, die können es eben sehr gut, "handfeste", bodenständige Angelegenheiten zu machen. Das kann natürlich frustrieren, sich mit solchen zu vergleichen. Vergleichen ist ohnehin sehr heikel, weil es, wenn man es drauf anlegt, immer etwas gibt, was eine andere Person schöner sagt, tut, hat. Das ist eben so. Nur das permanente Vergleichen schürt nur die eigene Unzufriedenheit und macht, dass man sich noch mehr vom eigenen Wesen entfernt.

Nun werde ich auf deine Kindheitsbeschreibung eingehen.
Du meinst, es sei seltsam, dass du dich gefühlt hast, es verdient zu haben, als du dich selbstverletzt hattest. Es ist aber eine sehr häufige Reaktion, sich selbst niederzumachen und sich Schuld zu geben - besonders dann, wenn von den Eltern bzw. den nahen Bezugspersonen kaum Verständnis und Zuwendung erfolgt. Kinder nehmen sehr viel auf, was von ihren Eltern kommt. Sie denken und fühlen, sie seien schuld, wenn etwas schief geht. Sie fühlen sich verantwortlich für das Wohl der Familie, obwohl sie noch so klein sind und ihnen manchmal Unrecht angetan wird. Der kleine Mensch kann das noch nicht hinterfragen, denn er kennt ja zunächst nur die begrenzte Familienwelt, die sein Ein - und Alles ist. Jedes Kind braucht das Gefühl, immer geliebt zu werden, egal was es tut oder nicht tut. Wenn hier schon etwas in der Bindung fehlt, z.B. über zu wenig elterliche Wärme, kann es dazu kommen, dass sich das Kind minderwertig und fehl am Platz fühlt. Das kann sich verschärfen, wenn das Kind etwas anders ist, als es sich seine Eltern erträumt haben. Oder die Passung zwischen Eltern und Kind zu gering ist (darüber wird selten gesprochen, doch dieses Phänomen kann tatsächlich dafür sorgen, dass man sich Zeit seines Lebens irgendwie falsch fühlt, obwohl es objektiv keinen Grund dafür gibt).
Deine Zeilen klingen für mich so, als sei dir wenig erklärt worden. Wenig über Gefühle, Umstände, Zusammenhänge. Das hast du mit dem Beispiel des Psychologen gut dargelegt - anstatt dich richtig darauf vorzubereiten, was auf dich zukommt, wurde es eben gemacht - und als es bei dir zu Widerstand kam, sind sie offenbar nicht darauf eingegangen. Und bitte versteh mich nicht falsch: Erinnerungen können sehr verzerrt sein und ich habe nicht vor, deine Eltern an den Pranger zu stellen. Denn in der Regel wollen Eltern das Beste für ihr Kind - selbst wenn das manchmal gruselige Auswüchse annehmen kann. Mir kommt es so vor, als seien deine Eltern hilflos gewesen. Sie wollten dir sicherlich etwas Gutes tun. Doch jeder Mensch kann auch Täuschungen, Verdrängungen und Beschönigungen unterliegen. Vielleicht dachten sie wirklich, dass es besser sei, dich nicht in eine Therapie zu schicken.
Ich möchte darauf hinaus, dass es gut wäre, deine Kindheit und deine Elternbeziehung sehr genau zu erforschen. Auch wenn es schmerzt. Je genauer du hinsiehst und hineinfühlst, wie es dir in bestimmten Momenten ergangen ist, desto eher kannst du dich selbst heilen. Vielleicht hast du schon einmal vom sogenannten "inneren Kind" gehört. Das sind sozusagen innere Anteile in uns, die noch aktiv sind und auch im Erwachsenenalter für Probleme sorgen können, solange sie unbeachtet bleiben. Das innere Kind kann z.B. bockig sein, dann wäre das genau anzugucken und anzunehmen. Da dies allerdings ein sehr tiefes und komplexes Thema ist, lohnt es sich, dies im Rahmen eines Coachings bzw. eventuell sogar einer Psychotherapie anzugehen. Du kannst überlegen, ob du dich da selbst viel mit beschäftigen möchtest oder Unterstützung heranziehen willst. Oft genügen sogar Seminare bei hochprofessionellen kompetetenten Trainer:innen bzw. psychologisch geschulten Personen, um durchschlagende Impulse und entsprechende Erfolge zu verbuchen. Aha-Erlebnisse, die helfen, das eigene Leben aufzurollen und vielleicht sogar einen Neuanfang zu starten.

Mit dem Beginn an der weiterführenden Schule hat sich dann offenbar das manifestiert, was sich vorher schon angebahnt hat: Du hast mit geringem Selbstvertrauen und viel Anstrengung zur Anpassung dein persönliches Glück aus den Augen verloren. Mit jedem "Ich mache es Anderen recht", "Ich tauge nichts", "Ich bin nicht so gut wie Andere" wurden die Misserfolge zahlreicher. Du hast sozusagen dein Unglück greifbar gemacht. Und das meine ich nicht vorwurfsvoll - das ist schlicht die Tragik, die sich sehr oft vollzieht, wenn Menschen nicht gelernt haben, das Beste in sich zu sehen und sich als gleichwertiges und wunderbares Individuum zu begreifen. Du hast sehr früh damit begonnen, auf ganzer Linie zu resignieren. Und das ist sehr schlimm. Denn nichts ist gravierender, als aufzugeben. Sich selbst hinzuwerfen, zum Spielball für Mitmenschen und Umstände zu werden. Dass du dich deswegen durch alles durchquälen musst, verwundert mich kein bisschen. Denn wenn dein Leben nicht auf vollkommener Selbstbestimmung fußt, wie sollst du dich denn erfüllt fühlen? Wie sollen deine Qualitäten ans Licht kommen, wenn du sie unterdrückst, um etwas zu tun, was von außen vorgegeben wird? Irgend einen Job machen, ja kein Wunder, dass du innerlich würgst.
Du hast geschrieben: "Ich hatte oftmals Selbstmordgedanken, wohl nichts akutes aber sie waren immer da und es wurde schlimmer. Zuhause hatte ich nie wieder angesprochen wie es mir ging, ich hatte immer das Gefühl es geheim halten zu müssen." Hier kannst du den entscheidenden Durchbruch bekommen, indem du das genaue Gegenteil machst: Sprich über deine Empfindungen! Lasse Widerspruch nicht stehen, sondern bestehe darauf, dass du der Experte für dich selbst bist! Nimm dich wichtig! Sei ehrlich zu dir! Sieh dich als wertvoll an, dass du Hilfe in Anspruch nehmen darfst - von Angehörigen, Profis, vor allem von dir selbst. Denn in dir ist eine Stimme, dein innerer Wegweiser. Höre hin, schaue hin. Du wirst einen enormen Reichtum entdecken. Kombiniert mit der oben bereits genannten psychologischen Unterstützung kannst du deinen Weg gehen.

Der Sport scheint dir einerseits wohl zu tun, dafür ist er ja auch bekannt. Allerdings schreibst du, dass er dir "einen Wert gibt". Hier wird es gefährlich. Bitte versuche, davon Abstand zu nehmen, dich über sportliche Leistungen zu definieren. Erstens hast du deinen Wert ganz selbstverständlich seit deiner Zeugung. Den kann dir niemand absprechen. Jeder Mensch ist per se wertvoll! Und zweitens missbrauchst du den Sport, wenn er dir sozusagen als Vertreiber der Langeweile, Leere und Frustration dienen und gleichzeitig deine Minderwertigkeitsgefühle überdecken soll.
Mein Vorschlag: Du könntest dich mehr in den Bereich Teamsport hineinwagen (falls du da nicht schon aktiv bist), so kannst du dich mit Anderen als Teil einer Gemeinschaft begreifen und vielleicht noch ein paar befriedigende Kontakte knüpfen.

Ich habe das Gefühl, dass du bei dir ganz genau hinschauen solltest, was deine Potenziale sind. Oftmals kommt Verbitterung auch daher, unter den Möglichkeiten zu bleiben bzw. nicht so gesehen zu werden, wie man im Kern ist. Du kannst also bei Null anfangen, indem du versuchst, deine gesamten schlechten Erfahrungen einmal außen vor zu lassen und ganz strikt eine Analyse zu machen, was dich als Persönlichkeit auszeichnet. Und weil das nicht so leicht fällt, wäre eine Live Coaching bzw, eine Psychotherapie eben sinnvoll.
Und speziell rund um Leistung, Minderleistung und Intelligenz geht es in dieser Zuschrift, die ich dir sehr empfehle zu lesen: https://mein-kummerkasten.de/331055/Angst-vor-Dummheit.html

Ich habe dir außerdem noch ein paar "Klassiker" herausgesucht, viel rund um Selbstannahme, Wertschätzung und eine positive Grundhaltung:

- https://mein-kummerkasten.de/331843/Kann-man-die-Liebe-satt-haben.html
- https://mein-kummerkasten.de/331969/Unzufriedenheit-im-gesamten-Leben.html
- https://mein-kummerkasten.de/331913/Trauer-um-den-Verlust-des-eigenen-Lebens.html
- https://mein-kummerkasten.de/331974/Ich-hasse-mich-so-sehr.html

Also: Raffe dich auf, suche einen Anfang, der für dich machbar ist. Und dann hangele dich wie an einer Schnur daran entlang. Wenn du dir kleine, überschaubare Ziele setzt, gewöhnst du dich immer mehr daran und kannst dann auch mal ein größeres Ziel formulieren.

Ich wünsche dir alles Liebe!
Nuala