Problem von Benno - 24 Jahre

Unzufrieden mit sich selbst, im Leben, keine Ziele

Hallo,

ich wollte mir eigentlich nur mal meine Probleme von der Seele schreiben, vielleicht hat ja jemand auch noch einen guten Rat für mich ;)

Mein Hauptproblem ist das ich nirgends wirklich Anschluss finde egal ob im Beruf, Freizeit oder Hobby.
Irgendwie kann ich nicht mit Menschen reden, wenn ich in einer Gruppe stehe z.B.: herscht in meinen Kopf eine große leere, kein Gesprächsthema.... oder ich möchte meine Mitmenschen nicht mit meinen "Themen" langweilen (bin wohl ein kleiner Fachidiot)
Ab und an habe ich auch schon versucht einfach mit in ein Gespräch einzusteigen aber das funktionierte irgendwie nie richtig, da ich entweder nicht mitreden kann, ich keine Meinung zum Thema habe oder sonstiges.
Ich werde mit Menschen einfach nicht warm, so ging es nach der Schulzeit einfach nurnoch Bergab mit den sozialen Kontakten.
Partygänger war ich nie wirklich, ich trinke kaum Alkohol und naja Tanzen oder sowas liegt mir auch nicht.
Kurzzeitig habe ich es mal mit den "trinken" Probiert doch nachdem ich einen richtigen Filmriss hatte und es einem ja immer schlecht geht wenn man mal so richtig auf den Putz gehauen hat habe ich entschieden das dass nicht gut für mich ist und habe den Konsum wieder eingeschränkt.
Positiv war allerdings das ich da mit Leuten besser auskam (saufen verbindet?)
So bin ich jedes Wochenende, fast jeden Tag allein, was jetzt nicht besonders schlimm ist (mein Hobby beschäftigt mich durchaus genug) aber ab und an wäre ein bisschen Gesellschaft, jemand mit den man sich unterhalten kann, nicht schlecht.
Einfach was anderes mal.

Beziehung hatte ich bisher nichtmal Ansatzweise, kein Kuss, kein garnichts.
Verliebt war ich bisher auch noch nie so richtig.
Dies belastet mich schon ein wenig und ich frage mich des öfteren was mit mir nicht stimmt aber was ich noch viel erschreckender finde ist das ich was dieses Thema betrifft wohl abgestumpft bin.
Treffe ich mal eine mit der ich gut auskomme kommen sofort gedanken wie "Das wird doch eh nichts", "ich bin zu langweilig", ...
Aber ich denke das größte Problem ist einfach das ich keine Frauen kennen lerne und ich mich bei Frauen einfach rein garnichts traue.
Und selbst wenn sich mal eine Chance ergeben sollte wüsste ich nicht wie ich reagieren/mich verhalten soll.
Aber ich gehe nicht auf Partys und habe einen Job der wohl eine reine Männerdomäne ist und über welchen sich auch schlecht sprechen lässt.
Kommt mir eine Freundin/Bekannte mal näher als ein Ellebogenabstand ist mir das schon unangenehm und ich werde nervös.

Mein Selbstwertgefühl ist leider auch relativ niedrig und ich mag mich selbst eigentlich nicht.
Selbstzweifel gehören eigentlich zum Alltag und vertrauen in Sachen die ich geleistet habe, naja....
So stresst z.b.: mich jede Probefahrt mehr als die eigentlich Operation am Fahrzeug (Job).
Bis zu meinen 18. Lebensjahr war ich auch sehr sehr sehr stark übergewichtig, dass hat sich zum Glück geändert, leider ist die Entwicklung allerdings rückläufig und das frustiert mich einfach extrem.
Gut ich müsste mich mehr bewegen aber manchmal bin ich vom Job einfach extrem erledig (mit 24) oder habe einfach keinen Antrieb.

Hobbymäßig gibt es da leider nicht viel.
Zum einen schraube ich gern an PKW und Motorrädern, fahre Motorrad.
Leider sind das ja auch eher Solo veranstaltung und naja mit anderen Rede ich eigentlich nur über dieses Hobby wenn mal jemand frag.
Denn ich finde es eigentlich relativ langweilig für andere.
Mir macht es Spaß, dass reicht ja eigentlich.

In einer Feuerwehr bin ich auch noch Ehrenamtlich tätig, macht mir auch Spaß nur mit den Kameraden werde ich einfach (in nun 6 Jahren aktive und vorher 4 Jahren Jugend) nicht warm.
Leider gibt es da Leute die einem immerwieder ein Brett vor dem Kopf werfen müssen indem sie ausführlich erklären was man in deren Augen falsch gemacht hat und ja wer hätte es gedacht ich mach öfter Fehler.
Ich weis nicht ob manche das für ihr Ego brauchen, mich verletz es allerdings öfter.
Immerhin ist das ja meine Freizeit, ich bin auch lernwillig und in einen ortentlichen Ton ist das alles kein Thema.
Ich versuche ja auch niemanden "zusammenzuscheißen" egal ob Job oder sonst wo, warum kann man dann mit mir nicht vernünftig ? Was ist an mir falsch, das ich immer die volle Ladung abbekomme? Weil ichs mir gefallen lasse?
Außerdem habe ich das gefühl das mich da auch niemand wirklich braucht, ich biete desöfteren meine Hilfe an, nur naja.... kommt dann keiner auf mich zurück.
In der Jugendfeuerwehr habe ich mich bis 20 auch noch beteilig, hatte dann Jobbedingt keine Zeit und nun bekam ich die Antwort "nein wir sind zu viele" (was aber nicht wirklich stimmt.

Berufe habe ich 2 Abschlüsse und abreite seit 2 als Kfz Schlosser.
Das macht mir auch sehr viel Spaß doch gibt es in letzter zeit immer öfter situationen die mich an die Decke bringen und mir den Spaß verderben.
Meist bin ich selber schul, da ich entweder den Falschen weg bei der Fehlerbeseitigung eingeschlagen habe oder ich etwas vergessen habe.
Ich war schonmal konzentrierter.
Desweiteren habe ich mir leider auch das "meckern" angewöhnt... muss sehr belastend für Kollegen sein.
Oft habe ich mich dann über Sachen aufgeregt die einfach so einfach sind, hätte ich vorher ruhig nachgedacht wäre ich warscheinlich eher am Ziel gewesen.
Vom Meister kam auch schon der Kommentar "Ich weis nicht wieso du dich immer so aufregst, die Fachkompetenz ist doch da. Werd gelassener und die ganze Sache wird auch für dich einfacher".
Tja nur weis ich nicht wie ich gelassener werden soll...
Wie es beruflich in zukunft weitergeht ,... mal sehen.
Ich will auf jedenfall nicht ewig Geselle bleiben, vllt auch nochmal was ganz anderes.

Ja das wäre es so im groben und ganzen.
Ich hoffe jemand liest diesen sehr langen Text und hat vielleicht ein paar Ratschläge.

Nuala Anwort von Nuala

Lieber Benno!

Leider konnte ich dir nicht so rasch antworten, wie ich es eigentlich vorgehabt hatte.
Vorneweg: Mit dir ist nichts falsch! Du bist ein toller Typ, einfach so, ab der Geburt schon immer gewesen :)
Nur irgendwie scheint dein Selbstwertgefühl im Laufe deiner Kindheit gelitten zu haben bzw. konnte sich nicht richtig aufbauen. Hier wäre eine Überlegung, das eventuell in einem Coaching oder ggf. einer Psychotherapie genau zu beleuchten. Je nach Ausmaß deinr eigenen Niedergeschlagenheit und innerlichen Lähmung kann das durchaus sinnvoll sein.

Du hast dich dazu entschieden, deinen Frust aufzuschreiben. Das war gut! Bestimmt hast du dich danach etwas erleichterter und gedanklich bzw. gefühlsmäßig sortierter gefühlt. Vielleicht hast du Lust, das nun öfter zu tun - du kannst dir z.B. ein extra Tagebuch anlegen, einen Blog erstellen oder auch nur mal einen Zettel mit spontanen Gedanken vollschreiben.

Nun zum Thema Anschluss finden und mit Menschen sprechen.
---> Wie gut kennst du dich selbst? Vielleicht steht am Anfang bei dir überhaupt erst einmal an, dich als Individuum genau zu erforschen und "mit dir selbst warm zu werden".

Es kann sein, dass du von deinem Naturell eher nicht so gut mit ganzen Gruppen zurecht kommst - gerade bei ausgeprägter Introvertiertheit kann das der Fall sein. Dann wäre es möglicherweise leichter für dich, dich an einzelne Personen zu halten und dich dauerhaft mit wenigen zu treffen.
Wichtig finde ich, dass du dich nicht noch zusätzlich stresst, indem du dich abwertest. Es ist okay, ein ruhiger Typ zu sein. Und auch ruhige Menschen können aus sich herausgehen. Es kommt eben oft auf die Umstände an, z.B. wie viele Leute da sind und wie vertraut sie sind. Es gibt dazu ein tolles Buch von Susan Cain: "Still. Die Kraft der Introvertierten."
Du kannst bei dir mal gucken, warum du glauben könntest, deine Themen könnten für deine Umwelt uninteressant sein. Das klingt wieder nach deinem mangelndem Selbstwertgefühl. Ich kann dir versichern: Da unterliegst du einer falschen Wahrnehmung. Solange man Leute nicht mit Monologen überschüttet und die wichtigsten Regeln des sozialen Miteinanders beherrscht, braucht man sich da eigentlich nicht zu fürchten, einen schlechten Eindruck zu machen. Und selbst wenn es jemanden nicht so interessant finden würde - vielleicht dann jemand anderes aus der Gruppe. Davon abgesehen hat es keine gravierenden Konsequenzen, wenn das mal geschieht.
Man kann lernen, Gespräche zu führen. Themen lassen sich je nach Situation und Menschen finden. Auch spontane Erlebnisse, die alle in dem Moment teilen, bieten Anlässe: "Genau das habe ich vor zwei Jahren in Hamburg erlebt, als ich....", etc.
Davon abgesehen muss man zwischen Smalltalk und Gesprächen mit mehr Tiefe unterscheiden. Es kann sein, dass du mit Smalltalk nicht zurecht kommst bzw. dich dann besonders wohlfühlst. Dann kannst du z.B. hier reinlesen: https://de.wikihow.com/Smalltalk
Ein weiterer Tipp ist, sich gezielt Leute zu suchen, die ähnliche Interessen teilen und verstehen, wenn gerne gefachsimpelt wird. Dann besteht auch eine schöne Abwechslung zum herkömmlichen Alltagsgespräch. Wie wäre es z.B. statt der Feuerwehr mit einem Motorradclub oder dem ehrenamtlichen Engagement in einer Selbsthilfewerkstatt? Dort könntest du Laien unterstützen, ihre Krafträder zu reparieren. Da würde Interesse und das Treffen verschiedener Menschen zusammenkommen, nicht so wie bei der Feuerwehr, wo alles schon festgefahren scheint.
Viel wichtiger als die Gesprächsinhalte sind jedoch dein Auftreten und deine Ausstrahlung. So wie du denkst, fühlst du dich - und strahlst es nach außen. Hier lässt sich sehr viel machen! Beobachte dich selbst und schaue, ob und wann du z.B. sehr negativ denkst. Das überträgt sich auf deine Stimmung und schafft genau diese negative Realität als unliebsame Konsequenz.

Alkohol ist wirklich nicht die Lösung für zwischenmenschliche Schwierigkeiten. Bleibe dir bitte selbst treu. Es ist doch in Ordnung, keinen Alkohol zu trinken. Damit bist du letztlich ja im Vorteil. Also lass dich da nicht verunsichern. Gerade was das geschickte Anbahnen von Kontakten angeht, ist es viel besser, nüchtern zu sein.
Genauso musst du nicht tanzen wollen oder Partys mögen. Hier wieder: Suche dir wirklich entsprechend deiner Neigungen die entsprechenden Umfelder!

Es gibt viele Leute in deinem Alter, die noch keinen Kuss oder eine Beziehung haben. Ich möchte dich ermuntern, das als gegeben anzuerkennen und dich nicht als "hoffnungslosen Fall" abzustempeln. Je mehr du Abstand davon gewinnst, es sozusagen loslässt, desto mehr kann sich tun. Und solange du kein Verliebtheitsgefühl hast, ist es ja eher so ein sozialer Druck, der besteht. Den Druck kannst du dir in erster Linie nehmen, indem du dich zuerst innerlich annimmst und Akzeptanz für deine Persönlichkeit entwickelst. Das ist natürlich ein längerer Prozess, der aber schon nach kurzer Zeit erste erfreuliche Ergebnisse bringt, wenn man sich aktiv darum kümmert, positive Veränderungen anzustoßen.
Als wichtigen Punkt sehe ich bei dir ganz klar die Arbeit an deinen vernichtenden Glaubenssätzen á la "Ich kann eh nichts", "Das wird ja nichts", "Immer das Gleiche" etc. Sage dir dann, dass du auf dem Weg bist, etwas an deinem Zustand zu verändern. Zeige dich dir selbst zugewandt und zuversichtlich!
Hier ist auch die Arbeit mit dem "inneren Kind" zu nennen; lies gerne einmal das Buch von Stefanie Stahl: "Das Kind in dir muss Heimat finden." Denn das, was wir als Babys und Kinder erlebt haben, prägt uns sehr oft noch als Erwachsene, ohne dass es einfach so bewusst wird.

Dein Meister sieht das Potenzial in dir :)
Du wirst dich, wenn du dich auf die Reise zu dir selbst begibst, auch immer mehr erkennen, was du alles kannst und zu leisten im Stande bist. Und noch viel wertvoller: Dass du einfach so, ohne Leistung, ein gleichwertiges Mitglied im großen Club aller Menschen bist.
Klar, die Gelassenheit kommt nicht mal eben. Sie entwickelt sich in deinem Prozess. Du kannst sie allmählich in dein Leben integrieren. Genauso wie ein paar Fertigkeiten, um mit Anderen ins Gespräch zu führen, dich selbst lieben und annehmen zu können und dergleichen mehr.
Übrigens wird es dir dann auch deutlich leichter fallen, Ziele für dein Leben zu definieren, weil du dich viel besser kennst und merkst, was du liebst, wofür du wahrlich brennst. Manchmal weiß man eben nicht, wozu man auf der Welt ist. Man ist verwirrt, verblendet und verunsichert. Das lichtet sich, wenn man beginnt, sich als den ersten und wichtigsten Menschen dieses Lebens anzuerkennen und dementsprechend nur noch das Beste für sich anzustreben. Dazu habe ich dir noch zwei Zuschriften verlinkt:
* https://mein-kummerkasten.de/331843/Kann-man-die-Liebe-satt-haben.html
* https://mein-kummerkasten.de/332007/Verschwendung.html

Dann habe ich noch folgende Buchtipps für dich: "Wie man das Eis bricht: 92 Tricks, Um mit Jedem ins Gespräch zu kommen und Vertrauen aufzubauen" von Leil Lowndes und "Freunde finden im 21. Jahrhundert" von Alexander Wahler.

Ich wünsche dir alles Liebe!
Nuala