Problem von Anonym - 17 Jahre

Angst dass dem Freund was passiert

Hey
Und zwar folgendes: ich hab schon seit längerem einen Freund wir führen jedoch eine Fernbedienung ca 8 Stunden Entfernung..
trotz dessen ist unsere Verbindung sehr sehr stark und ich liebe ihn über alles genauso wie er mich anscheinend.
Es war bis vor paar Tagen alles gut bis wir auf einmal Streit hatten und dieser über 3 Tage eskaliert ist.
Jetzt haben wir lange überlegt bzw. ich ob es mir mehr weh tut Schluss zu machen oder zu bleiben.
Mein Freund hat Depressionen und will sich nicht helfen lassen. Er fleht mich an nicht Schluss zu machen und ich will ihn auch nicht alleine lassen genauso wenig wie ich eigentlich Schluss machen will. Er sagt wir kriegen das wieder hin und ich bitte ihn drum sich Hilfe zu holen damit wir eine gesunde gute Beziehung weiterhin führen können. Er meint er will keine Hilfe. Ich weiß wie dringend er die braucht was man auch an seiner ganzen Art und weise merkt wie verzweifelt er schreibt und Angst hat dass ich ihm verlasse er mir droht, zwar nicht direkt damit dass er sich umbringt aber er sagt ich töte ihn innerlich damit dass ich ihm sozusagen zur Auswahl stelle dass er sich helfen lässt oder wir keine Beziehung führen.
Er fehlt mich an das ich bei ihm bleibe schreibt ‚wir schaffen das bitte lass mich nicht alleine‘. Und er meint er bekommt bei sich da alles hin.. aber so wie ich ihn kenne macht er nichts was wirklich hilft wie zb Therapie
Wie kann ich ihm von hier aus helfen bzw überzeugen habt ihr irgendeinen Rat für mich?
Danke schonmal im Voraus

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Ohne Frage - ich glaube auch nicht, dass er sich alleine helfen kann (denn das heißt leider ganz oft, alles zu verdrängen, zu leugnen, sich zu betäuben, Probleme herunterzuspielen und nicht nach konstruktiven Möglichkeiten zu suchen, mit sich ins Reine zu kommen).
Ich kann total verstehen, dass du dir für ihn eine Psychotherapie wünschst, damit es ihm endlich wieder besser gehen kann. Doch ihr baut gerade beide einen gewaltigen Druck auf, der euch schadet. Du kannst die Erste sein, die den Druck von ihm nimmt.

Hm, seine Aussage mit dem innerlich Töten solltest du nicht automatisch mit Suizid oder Mord gleichsetzen. Er benutzt schlicht eine sehr drastische Ausdrucksweise. Es ist seine Art, bei dir Druck aufzubauen.
Ganz wichtig: Lass dich niemals emotional erpressen! Jeder (erwachsene) Mensch ist für sein Leben allein verantwortlich! Und dein Freund ist alt genug, selbst zu einer Entscheidung zu finden, die ihm dienlich ist. Wenn du das begriffen hast, kannst du schon deutlich ruhiger werden. Du hast deine Verantwortung für dich und er für sich.

Du sollst ihn ja auch nicht verlassen, wenn ihr eigentlich eine harmonische Beziehung habt - das wäre ja auch Blödsinn, denn du scheinst ihn ja sehr gerne zu haben. Dann nimm ihm doch diese Angst. Wärme ihn mit deiner Zuneigung, sprecht miteinander, geht spazieren, tut euch was Gutes. Da ihr so weit voneinander entfernt wohnt, solltet ihr versuchen, an Wochenenden und in den Ferien so viel wie möglich beisammen zu sein - auch gerne mal außerhalb eurer gewohnten Orte. Vielleicht könnt ihr euch mal auf halbem Weg treffen und dort in einer Unterkunft übernachten, wenn eure Eltern das erlauben.

Dein Freund hat in einem Punkt Recht: Ihr braucht keine Hilfe von außen, um eure Beziehungskrisen zu meistern. Das könnt ihr ganz alleine bewältigen: Mit Ausdauer, Geduld, Ehrlichkeit und Offenheit. Ihr solltet ganz in Ruhe überlegen, wie ihr in Zukunft sanfter miteinander umgehen könnt, sodass nicht wieder solche extremen Streitereien entstehen. Stichworte: Zuhören, Ausreden lassen, Ich - Botschaften senden, anstatt Vorwürfe machen (z.B. "Ich fühle mich, als ob,...", "Mir kommt es in diesem Moment so vor, als...", anstatt "Du machst nie...!"). Lieber mal schweigen und nachdenken, als gleich losfeuern. Lieber mal kuscheln und akzeptieren, dass man gerade nicht weiterkommt mit dem Diskutieren. Später weiterdiskutieren bei großen Themen. Einfach lieben und seinlassen, wie es ist.

Setze ihn nicht unter Druck, indem du ihn überzeugen willst! Also lass bitte das Thema Beziehungsende vs. Therapie, das ist für ihn beides zum K***. Versuche vielmehr, mit seinen Eltern und ihm zusammen nach Lösungen zu suchen. Und, wenn er sich wieder beruhigt hat, kannst du mit ihm ggf. eine psychologische Beratungsstelle aufsuchen. Dort kannst du auch erstmal alleine einen Termin vereinbaren, um dich selbst mehr abzusichern und dir Unterstützung geben zu lassen. Denn sonst bist du schlichtweg in jeder Hinsicht überfordert!

Ob er dann eines Tages eine Psychotherapie beginnt, steht jetzt in den Sternen. Gerade ist es nicht das Thema, das er zulassen kann. Sei bitte geduldig und nimm es als gegeben an. Dann kann es sich auch eher zum Guten verändern, als wenn du ihn in die Ecke drängst.

Lies bitte auch hier weiter:
- https://mein-kummerkasten.de/331556/Helfersynrom-Freundin-mit-Depressionen-usw.html
- https://mein-kummerkasten.de/232729/Immer-Streit.html
- https://mein-kummerkasten.de/118560/Meine-beste-Freundin-will-Selbstmord-begehen.html
- https://mein-kummerkasten.de/194236/Meine-Freundin-will-sich-umbringen.html


Ich wünsche dir viel Kraft für diese herausfordernde Zeit.
Nuala