Problem von Christian - 29 Jahre 19.10.19

So viele Dinge - ich weiß gar nicht womit ich anfangen soll

Hallo,

erst einmal möchte ich sagen, dass ich sehr froh bin, dass ihr eine so tolle Seite anbietet - leider ist es für einen Mann immer noch ziemlich schwer über Gefühle zu reden - man hört dann oft einfach das bekannte "sei ein Mann und kein Weichei".

Ich versuche die Sache hier so gut wie es geht zu strukturieren - aktuell habe ich ein ziemliches tief - keine Angst ich würde mir nie etwas antun (dafür habe ich noch viel zu viel Hoffnung und wünsche) aber ich bin gerade wieder tief in einer Sommerdepression. Ich weiß sozusagen nicht, wo ich anfangen soll.
Der Begriff ist wahrscheinlich nicht so bekannt und viele kennen nur die Winterdepression und bei dem Wetter draußen zu sein kann ja nur schön sein ...
Zu mir persönlich - ich leide unter extrem starken Schwitzen - bei anderen passiert gar nichts und bei mir läuft es nur so herunter - das ist leider schon ziemlich bedrückend.
Dazu kommt noch, dass ich überhaupt nicht mit meinem Körper zufrieden bin - mir wird zwar oft gesagt, dass ich schon viel geschafft habe aber ich fühle mich noch nicht wohl.
Ich habe mit 135kg angefangen und bin nun bei 111kg - leider sehe ich da noch nicht wirklich einen Erfolg. Entschuldigt bitte meine Wortwahl und falls ich jemanden dadurch treffen – aber dick bleibt dick.
Seit Jahren bin ich nun leider Dauersingle - ich vermute einfach, dass ich in dieser Beziehung ein schlechter Mensch bin - warum? Ich hätte schon Partner haben können, diese waren und sind aber selbst übergewichtig - ich weiß, dass es scheinheilig ist aber ich fühle mich körperlich zu übergewichtigen Menschen einfach nicht hingezogen. Vielleicht weil diese mich an mich selber erinnern? Zeugt wohl nicht gerade von einem guten Charakter aber wie soll man körperliche Anziehung erzwingen?

Auf der einen Seite wünsche ich mir sehr eine Beziehung - ich merke aber schon wie das lange Singleleben seinen Tribut gefordert hat. Es macht mir auch Angst mit jemanden zusammen zu sein - ich war schon einmal kurz vor einer WG ... was ich dann aber gelassen habe, da ich zu allem Überfluss auch noch introvertiert bin...
Darum sind Sachen wie Meetup für mich auch sehr anstrengend - ich bin einmal zu einer Veranstaltung gegangen und war von extrovertierten umgeben, die zu 90% Modelmasse hatten... mein Selbstwertgefühl steigerte die Sache nicht gerade.

Vor Jahren habe ich meine Eltern und Großeltern verloren und ich musste von heute auf morgen für meine Geschwister sorgen - dadurch war es mir nicht möglich das Abi fertig zu machen und ich musste arbeiten gehen. Eine Ausbildung habe ich aber abgeschlossen - nun ist seitdem letzten Jahr meine Schwester volljährig und ich möchte nun mein Chaos erst einmal abarbeiten - nur ich weiß nicht wo ich beginnnen soll.
Ich habe damals zwar eine gutbezahlte Arbeit gefunden - mit dieser bin ich aber extrem unzufrieden, mit den Kollegen mit der der Arbeit.
Sicherlich klingt das dekadent, wenn man bedenkt was viele für schlechte Jobs ertragen müssen; Reinigungskräfte, Postboten etc. - aber ich möchte gern etwas machen, was mir Spaß macht. Zwei Bekannte von mir arbeiten für große Videospielfirmen - sicherlich ist das keine so wichtige Arbeit wie Erzieher etc. aber Videospiele waren für mich immer eine Möglichkeit der Wirklichkeit zu entkommen. Mir geht es auch gar nicht so sehr um Geld - ich möchte mit meinen Möglichkeiten gern in einer Branche arbeiten, die Menschen dabei hilft Ihre Probleme zu vergessen.
Problem ist halt, dass ich bereits 29 Jahre bin und in Deutschland Branchenhopping leider nicht gut angesehen ist. Ich bringe mir privat gerade schon programmieren bei - aber ob das reichen wird? In diesem Alter sind manche schon Jahrzehnte dabei. Deutschland ist leider extrem auf Abschlüsse aus - nur ich kann meine Arbeit nicht einfach kündigen, um Informatik zu studieren...
Ich liebe unseren Sozialstaat aber manchmal würde ich mir die Unbekümmertheit anderer Länder wie den USA wünschen „nicht glücklich? Dann mach was anderes“

Ich konnte doch meine Geschwister nicht einfach ins Heim oder zu Pflegeeltern stecken - trotzdem ehrlich gesagt "bereue" ich manche Abende meine Entscheidung und frage mich schon "was wäre wenn".
Andere haben entweder Probleme mit dem Privatleben oder beruflich - ich bin mit beiden gerade nicht glücklich.
Egal ob Helfer oder Leser - ich danke jeden, der bis hierhin meine Geschichte gelesen hat.