Problem von Yona - 19 Jahre

Zukunftspläne

Hallo mein Problem ist folgendes und zwar: Ich bin mir ungewiss über meine Zukunft und komme mir elend vor. Ich habe diesen Sommer mein Abi nachgeholt und mich auch schon eigentlich für einen Beruf entschieden. Jedoch schrieb ich über 60 Bewerbungen in denen mich niemand annahm so hänge ich jetzt also in der Luft und suche mir bereits einen Aushilfsjob für den Übergang. Neben meinem Traumberuf als Mediengestalter habe ich mir diesmal mehr Gedanken über andere Berufe gemacht die mich ebenfalls interessieren. Zum einen wäre da die Informatik oder der Tourismus. Jedenfalls muss ich mich entscheiden und ich komme immer noch auf den Beruf als Mediengestalter zurück. Meine Angst ist aber... Was ist wenn es das nächste Jahr wieder nicht klappt? Eigentlich habe ich mehrere Praktika in diesem Berufsfeld absolviert und auch sehr gute reverenzen, aber wenn man so viele absagen bekommt fühlt man sich einfach nur schrecklich wirklich wegziehen will ich auch nicht für die Ausbildung aber mir bleibt wahrscheinlich nichts anderes übrig. Eine andere Sache ist falls das mit dem Mediengestalter klappen sollte würde ich gerne in einem bestimmten Bereich arbeiten indem ein Umzug unumgänglich wird. Jedoch wird mein Herz jedesmal so schwer wenn ich nur daran denke meine Familie und Freunde zu "verlassen". Auch wenn es einfach klingt aber ich kann mich nicht entscheiden für eine Zukunft die mich im Job glücklich macht oder für eine Zukunft die mich mit meinen Liebsten glücklich macht. An diesem Punkt bin ich zwar noch lange nicht aber diese Entscheidung könnte schon nächstes Jahr bei meiner entgültigen Wahl wichtig sein.
Für eine Hilfreichen Ratschlag wäre ich echt dankbar.
Grüße gehen raus.

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Yona,

ich finde solche Situationen genauso schrecklich wie du und kenne sie in ähnlicher Form aus meiner Vergangenheit. Und viele Andere auch. Besonders die Verunsicherung, so viele Bewerbungen geschrieben zu haben und keine positive Resonanz erhalten zu haben, ist sehr nervtötend meiner Erfahrung nach.

Zuerst möchte ich dich bitten, das Private nicht so sehr konträr zum Beruflichen zu sehen. Damit schießt du dir sonst ein gewaltiges Eigentor. Versuche, dich zu entspannen und realistisch zu planen - dabei kannst du deine Liebsten ja konkret miteinbeziehen. Und wenn du merkst, dass du keinesfalls wegziehen möchtest, gibt es Kompromisswege, wie ich dir weiter unten geschrieben habe. Also: Atme tief durch und sieh deine aktuelle Lage als super Herausforderung, die du definitiv bewältigen kannst. :)

Zum Glück habe ich auch viele gute Erfahrungen machen dürfen und durch den Austausch mit anderen Leuten habe ich einiges dazugelernt. Und das möchte ich dir als ein Bündel von Tipps mit den Weg geben.

1. Mache dir immer und überall bewusst, was du alles kannst, weißt und liebst. Keine Absage der Welt kann dir das nehmen, was in dir steckt! Und selbst wenn sich herausstellen sollte, dass du bisher einer Illusion bezüglich der Mediengestaltung unterlegen hast, gibt es faktisch mindestens einen anderen Bereich, in dem du genau richtig bist - und den gilt es dann zu finden! Siehe Punkt 2.

2. Überprüfe, ob du wirklich geeignet bist, als Mediengestalterin zu arbeiten. Interesse ist das eine, aber kannst du es auch? Es müssen beide Aspekte zusammenkommen. Wenn einer fehlt, scheitert man sehr wahrscheinlich beruflich und/oder ist nicht glücklich mit der Arbeit. Schaue also genau, welche Fähigkeiten in diesem Berufsbild gefragt sind und ob du diese größtenteils mitbringst. Manches kannst du noch dazulernen bzw. ausgleichen, aber das Wesentliche sollte schon vorhanden sein. Fiktives Beispiel: Ohne gutes räumliches Vorstellungsvermögen kann es in manchen Berufen eng werden und zu vielen Fehlern kommen.

3. Falls du zu Punkt 1 sagen kannst: Ja, absolut, bei mir sind Talent und Interesse gleichermaßen vorhanden, dann hast du wirklich einen super Beruf für dich gefunden. Gratulation! Dann gilt: Nicht aufgeben - weitermachen! --> Wenn es wirklich dein Herzenswunsch ist, Mediengestalterin zu werden, zahlen sich Geduld, Durchhaltevermögen und Mut aus! Dann machst du weiter mit Bewerbungen und schaust, ob du irgendwo noch entsprechende Praktika machen kannst.

4. Überprüfe deine bisherigen Bewerbungen.
- Kommt rüber, wie sehr du für die Ausbildung brennst und dass du es drauf hast?
- Sind sie formal fehlerfrei, elegant formuliert?
- Hast du sie individualisiert?
- Welche Wirkung willst du erzielen und wie spiegelt sich das in deiner Bewerbung wider?
- Schreibe konkret, warum du geeignet bist. Kein Wischiwaschi, aber auch keine Übertreibungen.
- Ist dein Foto, das du ggf. verwendest, sympathisch?
- Hast du insgesamt alle wichtigen Kriterien einer guten Bewerbung beachtet? --> Lies dir dazu entsprechende aktuelle (!) Ratgeber durch!
etc. Lass dir gerne von Angehörigen, Freund:innen und Profis (zum Beispiel im Rahmen einer Berufsberatung) ehrliche Feedbacks geben!

5. Schau nach Kompromissmöglichkeiten.
- Wenn du dich weiterhin bewirbst für die Mediengestaltung, kannst du deinen Radius um deinen Wohnort vergrößern. Angenommen, du kannst in eine bestimmte Richtung super mit den Öffentlichen pendeln, könntest du dich dort verstärkt bewerben. Vorausgesetzt, du würdest mehr Fahrzeit in Kauf nehmen.
- Überlege dir, ob Wegziehen nicht doch eine Option wäre - denn Familie und Freundeskreis gehen einem ja nicht verloren. Vielleicht würde es ja reichen, wenn du viel mit ihnen telefonieren und z.B. jedes zweite Wochenende nach Hause fahren würdest? Außerdem kannst du sie viel zu dir einladen, sodass du nicht dauernd fahren müsstest. Wenn da eine harmonische Mischung entstünde und du gleichzeitig auch am neuen Ort neue Kontakte knüpfen würdest, würdest du dich womöglich recht wohl fühlen können.
- Für eine Traum-Ausbildung kannst du auch einen größeren Sprung wagen (weiter wegziehen) - mit der Aussicht, nach der Ausbildung wieder zurück in deine Heimat zu ziehen.

6. Lasse die Informatik und den Tourismus im Rennen - gerade wegen Punkt 1! Es könnte sich ja eventuell herausstellen, dass du für eines der beiden besser geeignet bist als für Mediengestaltung...

7. Bewirb dich auch für Informatik und Tourismus. Du musst ja nicht zusagen, wenn es dir dann doch nicht behagt. Aber es würde deinen Handlungsspielraum vergrößern, wenn du nicht nur auf die Bewerbungen in der Mediengestaltung setzen würdest.
Es spricht auch nichts dagegen, ein Informatikstudium zu beginnen und parallel weiter Bewerbungen für die anderen Felder zu verschicken. Vielleicht hast du große Lust auf das Programmieren und kannst im Anschluss daran noch einen weiteren Berufswunsch umsetzen - gerade im Beruflichen gilt heute immer weniger, dass es nur genau ein Bereich sein muss oder darf! Du bist außerdem noch sehr jung und kannst eventuell sogar parallel zwei Bereiche abdecken.

8. Tu im Zweifelsfall etwas ganz Anderes, um Zeit zu überbrücken. Es gibt viele Angebote, die den Horizont erweitern und sich für die persönliche Weiterentwicklung eignen. Die Klassiker wie FSJ, Bundesfreiwilligendienst, Auslandsjahr etc. kennst du ja bestimmt.

9. Gib dich nicht der Panik hin - sondern arbeite dich mit kühlem Kopf in (kleinen) Schritten dorthin, wo du dich haben willst.

10. Nutze eine übergeordnete Neigungs - und Berufsberatung. Es ist sogar sinnvoll, sich psychologisch beraten zu lassen, um ein optimales Profil der eigenen Fähigkeiten und Neigungen zu erhalten und entsprechend viel zielgerichteter ans Werk zu gehen. Denn: Viele Absagen bei Bewerbungen können eben auch darauf hindeuten, dass du grundlegend falsch dort bist. Aber das solltest du im Detail herausfinden.

Hier kannst du weitere Orientierungen finden:
- https://www.arbeitsagentur.de/bildung/ausbildung
- http://www.planet-beruf.de/schuelerinnen/

Ich hoffe sehr, dass ich dir damit weiterhelfen konnte!

Alles Gute,
Nuala