Problem von Sabine - 27 Jahre

Meine Schüchternheit macht alles kaputt im Job

Hallo liebes Kummerkasten-Team,
mein Problem ist, dass ich mir im Job oft nicht traue, nachzufragen, wenn etwas unklar ist. Da habe ich Angst, dass die anderen denken, ich sei dumm und weiß vieles nicht. Zudem mag ich es nicht, andere bei ihrer Arbeit zu stören. Ich habe etwas länger als ein Jahr als Sekretärin in einer Steuerkanzlei gearbeitet. Nach einem dreiviertel Jahr hat mich mein Arbeitgeber zum 30.6. gekündigt. Als Gründe hat er genannt, dass ich zuviel in Eigenmacht erledige, ihm E-Mails in meiner Freizeit schreibe und ihm meine schriftliche Ausdrucksweise nicht gefällt. Dann habe ich ihm gesagt, dass mir die Arbeit bei ihm aber gefällt und ich gern weiterhin bei ihm arbeiten würde. Dann hat er mit meinen Kolleginnen gesprochen und gesagt, dass er mir noch eine letzte Chance gibt. Dann hat er mir einen befristeten Arbeitsvertrag für 3 weitere Monate bis 30.9. angeboten. Im laufe der 3 Monate hat er mich 3mal abgemahnt. Das waren alles verschiedene Dinge, die nur passiert sind, weil ich mich nicht getraut habe, vorher nachzufragen oder Fehler zuzugeben. Die 3 Vorfälle, die zu den Abmahnungen geführt haben, jetzt genau zu beschreiben, würde zu lange dauern. Deshalb hat er sich dazu entschieden, unseren Vertrag nicht zu verlängern. Warum ich ihm E-Mails in meiner Freizeit geschrieben habe? Weil ich mich manchmal nicht traue, bestimmte Dinge auf der Arbeit anzusprechen. Eine E-Mail zu schreiben, fällt mir da viel leichter.
Glücklicherweise habe ich direkt danach einen neuen Job gefunden, bei dem ich seit 1.10. als Finanzbuchhalterin in einer anderen Steuerkanzlei arbeite. Aber auch hier merke ich, dass es mir eben sehr schwer fällt, nachzufragen, wenn ich nicht weiß, wie etwas geht oder gebucht wird. Weil ich habe Angst, dass die anderen dann von mir denken: "Die fragt ständig was, die hat ja keine Ahnung von Buchhaltung!" Als ich in der Berufsschule die Ausbildung zur Kauffrau zur Bürokommunikation gemacht habe, habe ich gemerkt, dass mir Buchhaltung leicht fällt und habe da meist 2er gehabt. In meinem neuen Job arbeiten wir mit einem anderen Buchhaltungsprogramm und buchen mit Kreditoren/Debitoren und in meinem alten Job war das ohne. Deshalb schwirren in meinem Kopf noch einige Fragen herum, die ich mir nicht traue zu stellen. Manchmal schiebe ich die auch auf die lange Bank und dann habe ich Angst, was die anderen darüber wohl denken, warum ich die Frage erst jetzt stelle und nicht schon früher gestellt habe. Genauso schwer ist es für mich, Fehler zuzugeben.
Nach der Ausbildung hatte ich zuerst einen eintönigen Job im Büro, bei dem ich nach einem Monat wieder gekündigt wurde, weil ich zu langsam war. Dann habe ich knapp 6 Monate lang im Altersheim als Pflegehelferin gearbeitet, weil ich im Büro nichts gefunden habe und wurde da ohne Grund gekündigt. Trotz Nachfrage wollten die mir keine Gründe nennen. Anschließend hatte ich eine Zeit lang Aushilfsjobs als Putzhilfe, bis ich den Job beim Steuerberater gefunden habe.
In meiner Freizeit hingegen habe ich weniger Probleme mit meiner Schüchternheit, ich bin da nur manchmal etwas zu ruhig und rede zu wenig.
Ich habe schon im Februar dieses Jahr mit einer Psychologin in (Seitenname entfernt) deswegen 3 telefonische Gratisgespräche gehabt. Die hat gemeint, dass ich an einer sozialen Phobie leiden könnte und hat mir empfohlen, eine Verhaltenstherapie zu machen. Doch das Problem ist, dass es keine freien Therapieplätze in meiner Stadt gibt. Die telefonische Erreichbarkeit der Psychotherapeuten ist meistens während meiner Arbeitszeit, deshalb kann ich da kaum anrufen. Ich habe schon einige per E-Mail angeschrieben, doch es kommt meistens nur, dass sie keine Plätze frei haben oder es kommt gar keine Antwort.
Was kann ich da jetzt noch tun?
Über eine Antwort von euch freue ich mich.

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Hallo liebe Sabine,

Vielen Dank für deine Zuschrift!

Bitte wundere dich nicht, in deinem letzten Abschnitt habe Ich den Seitennamen entfernt, um zu vermeiden das Du hierüber eventuell erkannt und wiedergefunden werden könntest. Störe dich daran also nicht.

Tatsächlich würde auch Ich dir raten wollen, dich mit deiner Problematik an eine Fachkraft zu wenden, die dich unterstützen kann. Mit den Diagnosen aus der Ferne ist es schwierig und ich bitte dich daher keine Voreiligen Diagnosen für dich anzunehmen - soetwas braucht mehrere Termine und am besten eben auch Face-To-Face Gespräche um dann nach einigen Sitzungen eine Diagnose stellen zu können, die dann wasserdicht ist. Die Möglichkeiten aufzeigen, kann man dir sicher auch am Telefon, aber da bin Ich persönlich wenig begeistert von, wenn hier nach 3 Gesprächen eine Diagnose in den Raum geworfen wird.

Trotzdem sehe Ich, das es bei dir durchaus einen Handlungsbedarf gibt, denn Du fühlst dich nicht wohl in dieser Situation und möchtest es anders, da es aktuell hemmend wirkt - ich vermute das Du immer wieder in jeder Arbeitsstelle an die Grenzen stoßen wirst.

Ich kenne die Problematik, das es schwierig ist, einen Therapieplatz zu bekommen und je nach Wohngegend kann dies tatsächlich eine lange Zeit dauern, bis man hier auf den Wartelisten an den ersten Platz gerückt ist. Zu der Telefonischer Erreichbarkeit jedoch: Durchaus kannst Du in deiner Arbeitszeit dort anrufen um nach einem Platz/Termin für dich zu fragen - wenn dies eben überhaupt nicht außerhalb deiner Arbeitszeiten möglich ist, aufgrund der gegebenen Sprechzeiten. Du gehst auch während deiner Arbeitszeit auf die Toilette und eine Maßnahme wie ein medizinisches Telefonat sollte durchaus möglich sein und wenn nicht, dann wirst Du sicher auch irgendwann Urlaubstage verbringen oder mal eine Freundin bitten können für dich rum zu telefonieren und nach einem Termin zu fragen - als Notlösung.

Schau mal hier: https://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Außerdem noch etwas: Für die Übergangszeit bis Du einen Therapieplatz bekommen hast, würde Ich dir noch 2 weitere Wege mit auf den Weg geben wollen:

Zum einen besteht auch die Möglichkeit, das Du dich erst einmal an eine Beratungsstelle in deiner Nähe wendest und deine gegebenen Situationen dort schilderst. Auch hier sitzen ausgebildete Fachkräfte, die dann gemeinsam mit dir schauen könnten, welche Möglichkeiten es in deiner Umgebung für dich noch gibt und vielleicht haben diese auch einige Ideen zum Umsetzen für dich oder können gemeinsam mit dir überlegen, was Du brauchst und gebrauchen kannst.

https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe/

Sonst kann man sich auch jederzeit an eine Ambulanz in einer Klinik wenden. Vielleicht hast du hier mehr Erfolg und vielleicht gibt es dort ebenfalls Sprechstunden, um dir helfen zu lassen. Auch dies wäre eventuell denkbar, ist aber natürlich abhängig von deiner Wohnumgebung - was diese bietet!

Ich kann dir nun ebenfalls lang und breit erklären, welches Verhalten toleriert wird, welches nicht, das all dies abhängig von deinem Gegenüber ist und das Du Dieses und Jenes tun und vermeiden solltest. Aber das bringt auch nicht weiter, denn Du weißt es im Grunde selbst, woran es jedes Mal scheiterte im Beruflichen und Privaten Kontext und hierfür rate Ich dir nun dir vor Ort Hilfe zu suchen - Du hast schon begonnen! Gib nur nicht auf :)

Ich wünsche Dir Alles Liebe und Gute,
Julia