Problem von Anonym - 24 Jahre

Leide sicher schon seit Kindergartentagen an einer Zwangsneurose

Hallo Kummerkastenteam,
ich bin lange schon am Hinterfragen, wollte das hier mitteilen.
Grund dafür ist, dass ich mir ständig einen Kopf mache zu einem Mädchen und meinen Idealvorstellungen diesbezüglich.
Das geht seit der 5ten Klasse.
Aber angefangen hat es mit einer anderen im Kindergarten. Es gab einen Moment bei dem sie mich aufs äusserste beschämt hatte. Daraufhin war sie meine Rivalin und ich schwor gegen sie zu gewinnen. Real traute ich mich jedoch nie sie ernsthaft herauszufordern bspw. zu rangeln oder zu rennen, Gedächtnisspiele zu machen usw. Alle Wettkämpfe blieben imaginär und nahmen realitätsferne und heroische Formen an.
Irgendwann trennten sich unsere Wege in der 2ten Klasse und ich spürte eine Leere. Ich dachte noch sicher paar Monate an die, dann kam ein Mädchen zugezogen, die sich mit mir auch in der Schule befreundete. Sie war wie meine Rivalin blond und mittelschicht - ich erwähne das weil die auch bei anderen weiblichen Verwandten irgendwie was anrichten. Keine Ahnung wieso, aber es muss in der Familie liegen. Und ich vermute es hat besonders was mit dem sozialen Status zu tun oder der normaleren/allgemein erstrebenswerten Optik. (Gesellschaft vermittelt dieses optimale Bild einer Frau)

Nun ging das mit dem Mädchen auch bald vorbei, weil ich beim freundschaftlichen Spiel mal etwas grober wurde und sie das nicht verzeihen konnte. Da waren wir nur noch Rivalinnen. Ich war aber nie auf Konfrontationskurs aus, bin sehr introvertiert oder war und bin mir meines niederen Status bewusst darum ruhiger und habe mich aus der Klasse mobben lassen. Ab Ende der 2ten zog sie wieder um und war ganz weg. Zurück blieb wieder eine "Sinnleere".
Und weiter dann ab der 5ten Klasse, musste ich mit dem Mädchen an das ich heute noch sehr oft denke, in eine Klasse bis zur 10ten.
Die hat sich ab der 6ten ihre Haare blond gefärbt. Und eine komische Aura gehabt. Ich merkte die kann mich nicht leiden, und ich die auch nicht. Aber da fing auch das fragen an, bin ich verliebt oder neidisch? Und bis heute scheine ich dieser Frage nachzugehen. Oder anderen Versionen davon wie "mag die mich doch?", "was meinte die damit?", "habe ich erotomanie", "habe ich hocd?"... Mit ca 12 also als ich in der 5ten war, habe ich mir im Netz die shoujo-mangas und animes angesehen die es bis heute gibt. FF's gelesen die so was behandeln, oft homoerotisch/les-erotisch. Heute schaue ich auch noch ab und an ob sie neue shoujo-ais rausgebracht haben.
Habe aber auch angefangen, coming-of-age drama Filme, Serien und Statistiken, Studien usw. nahezu alltäglich rundum Lesbianismus, weibliche Homosexualität, Rivalität zwischen Frauen usw. zu "konsumieren".
Lesbenpornos dagegen vermeide ich, wenn ich derartiges doch durch die Suchmachine zugeworfen bekomme, finde ich es eklig, uninteressant oder als einen Grund mehr Radikalfeministinnen mit ihrer Vergewaltigungskultur recht zu geben.
Ich glaube nach allen Grübeln auch nicht, dass ich andersrum bin, aber doch seit der Kindheit was nicht richtig läuft und ich mit den lesbischen Inhalten was zu füllen versuche. Ich dachte auch darüber nach, dass es damit zu tun haben kann, dass ich keinen Vater hatte und eine emotionskalte/aggressionsgeladen Mutter.
Weiter habe ich maladaptive Tagträume in denen es viel um Freundschaft und Rivalität zwischen sozial/rassig/optisch ungleichen Frauen geht und um sogenannte Frenemies, Kameradinnenschaften, - Unterdrückung formiert die oft zu einer Einheit und sie kämpfen gemeinsam usw.
Wahrscheinlich fehlt mir das irgendwo - es gibt ja keine reinen weiblichen Militärbasen und auch Median befassen sich auch nie nur direkt mit Frauenfreundschaften die sich um internen Wettkampf ohne Typen drehen.
Aber mein Gedanke ist auch wieso will ich das? Vielleicht habe ich eine Zwangsneurose aufgrund starker Homosozialität bzw. unausgelebter (eine von vielen These).

Ich hatte als introvertierte Komische nie Freundinnen. Nie weibliche Gleichgesinnte, nie eine die mich einfach so befreundet hat um sich mit mir zu messen und Interessen auszutauschen - und ohne mich dabei blosszustellen.

Und was ich noch erwähnen will, in meiner Jugend hatte ich keinen Geschlechtstrieb. Alles ging nur wie in shoujo-ais um das Unaussprechbare, Überwirkliche, das unzertrennbar Getrennte. (Notes From The Garden of Lilies, oder Liz und der blaue Vogel sind so Sachen die passen. Leider beim letzten durch die Kamera zu sexualisierten).

Ich stellte mir oft Situationen vor, in denen mir das Mädchen nur selten Aufmerksamkeit durch bspw. Handschlag, Wangenkuss, Umarmung schenkt, sondern mehr mich durch Blicke und Dialoge wertschätzt, das in mir "Ehre" weckt. Einmal gab es real sogar so eine Situation - war leider die einzige. Ich war besser als sie im Werfen, und sah wie sie selbstsicher grinste. Da schoss bei mir automatisch ein Gefühl der "Ehre", Freude und des Akzeptiertseins durch die Brust übers Gesicht. Ich war auch sehr froh.. oder sogar mal im Leben richtig glücklich. Sie erweckte den Eindruck mich als ihre Rivalin ernst zu nehmen!
Das hat mich sehr gut fühlen lassen, so als sei ich etwas wert, hätte Bedeutung und ein Existenzrecht.
Aber der Moment verging auch schnell und "der Alltag" setzte wieder ein.
Ich war wieder nur die Loserin.
Manchmal denke ich, sie hätte mich auch gerne als ihre Rivalin gehabt, weil es paar Situationen gab, die diesen Eindruck erweckten, aber ich war einfach zu loserhaft. Bin Intro, arm, hässlich und habe andere Interessen bzw. immer irgendwas das mit der zu tun hat, auf das Unaussprechbare das isolierende zwischen uns anspielt usw. Ist ja nicht normal und doch creepy für die hätte ich der gesagt "eh meine Interessen... alles wo ich uns und diese was auch immer reininterpretieren kann, also irgenwie du".

Ich bin unnormal, ihr Gegenteil, das Omega zum Alpha. Und ich habe nur sie. Mir macht das alles auch heute noch zu schaffen. Hatte kurze Tage lange sogar imaginiert sie aufzuspüren und zu vergewaltigen, aber ich bin zu schwach. Mit 20 hat sich dann bei mir ein Geschlechtstrieb entwickelt, was dazu führte das ich SB angefangen habe. Der Inhalt ist unstrukturiert und baut erst auf dem auf was ich kenne, das ist oft derber heterosexueller Geschlechtsverkehr bei dem ich voyeur bin (habe derartige Pornoclips gesehen). Aber es kommen halt immer auch "Szenen" von der mit rein - und weiß gar nicht, wenn es anders wäre ob ich den Orgasmus überhaupt befriedigend finden kann. Ich denke der Kontrast macht es. Jedenfalls bin ich oft auch die die sie penetriert oder Frauen die ihr ähneln. Beim und nach dem Orgasmus denke ich an die, kuschel mit der, sag ihr ich lieb sie - oder ich mach das im Kopf mit einer die der ähnelt. Lernte ich vor ca. 2 Jahren kennen und habe keinen Kontakt. Zu der habe ich mir auch viel "Kontent" im Hirn angesammelt. Ist aber nicht so wichtig.

Das ich sage ich liebe sie, sage ich vermutlich nicht zu ihr. Ich habe vermutlich Probleme mit Männern und mit deren Form von Liebe machen. Und keine anderen Wörter für die Erschöpfungsgefühle.
Heterosexueller Verkehr ist auch eher bei mir als animalisch und unsicher im Hirn signiert. Bei einer Frau ist es bloß kuscheln und trösten, aneinander, aufeinander liegen usw. und ich will absolut keine Kinder (selber zu traumatisiert durch Erzeuger und bisherige Erfahrungen schätze ich). Und ich bin arm und will nicht fett werden. Also wenn überhaupt, mit Frau ist sicherer. Bei mir entsteht auch ein Gefühl der Sicherheit wenn ich in einem gutgelaunten Modus dran denke mit der zu schlafen. Real mag ich nicht, selbst wenn sie mich fragen würde, weil ich mich in meinem Körper unwohl fühlen aber auch mehr Ehre im Verneinen empfinde als im Bejahen (Nachgeben).
Als Jugendliche dachte ich auch daran transsexuell zu sein. Aber ich will wohl einfach nicht sexualisiert und bei Nacht vergewaltigt werden und nur die Drecksarbeit für weniger Geld machen usw. muss nicht weiter aufzählen wie Frauen behandelt werden.

Ich denke heute, es könnte mir helfen, wenn sie mal ehrlich mit mir reden würde, weil das haben wir nie getan.
Ich würde gerne wissen, wie sie einige Dinge damals meinte. Ich will mir sicher sein, dass ich richtig liege und sie keine sekundelang Mitleid mit mir hatte, habe aber Peinlichkeitsgefühle bei dem Gedanken wirklich Initiativen zu ergreifen. Damals hatte ich mit ihr nichts zu bereden auch wenn es sich manchmal anders anfühlte - das Gefühl war so schnell weg wie es kam. Heute habe ich was mit ihr zu besprechen, aber dann auch wieder nicht oder es ist zu beschämend... ich drehe mich im Kreis, weiß nicht so richtig wo der Ausgang ist, was habe ich, warum, wozu... mein ganzes armseliges Leben baut darauf auf. - ich mache hier Schluss weil ich wieder selbstmitleidig werde.
Sorry für den langen und sicher schwer leserlichen Text.
Ich wollte das mitteilen, ohne wirklich zu warten auf Hilfe. Ich denke weiter drüber nach wo oben und unten ist. Traurig ist nur, die wird mich nicht kontaktieren und reden wollen. So vieles bleibt einfach dumme Grübelei "was ist denn jetzt?"

Stephanie Anwort von Stephanie

Hallo liebe Anonyme,

ich gestehe das es wirklich sehr schwer war deine Zeilen zu lesen und sich in deine Situation hineinzuversetzen. Aber dennoch möchte ich dir gerne zurück schreiben.
Du schreibst viel von deiner Kindheit, leider auch nicht so schöne Dinge was deine Eltern betrifft. Meiner Meinung nach liegt auch da der Ursprung deines Verhaltens. Einen Vater gab es in deiner Kindheit nicht und deine Mutter? Hat sie dich in den Arm genommen, dich getröstet wenn du Kummer und Sorgen hattest, hat sie dir zugehört wenn du Hilfe brauchtest oder dir gesagt das sie dich liebt? Dafür sollte eine Mutter da sein, dem Kind die Sorgen nehmen, fast wie eine Freundin, mit dir lachen und weinen. Wen hattest du wo du klein warst? Zu wem bist du gegangen wenn du Angst hattest oder einen Rat brauchtest? Du hast dich zurück gezogen, dir deine eigene Welt aufgebaut und alles mit dir selbst ausgemacht. Du machst dich auch heute noch selbst schlecht. Aber ich habe noch nie hässliche Menschen gesehen. Jeder ist auf seine eigene Art und Weise etwas ganz besonderes. Jeder hat Fehler und Macken, aber auch etwas Gutes. Du beobachtest gerne, du duellierst dich mit anderen, du denkst über deine Kindheit nach und was verkehrt gelaufen ist. Aber soll ich ehrlich sein? Warum tust du das? Die Vergangenheit kannst du nicht mehr ändern. Setze dir ein Ziel was du noch erreichen und machen möchtest. Denk nicht daran ob du besser oder schlechter als andere bist. Denn du bist gut so wie du bist. Es mag dir jetzt vielleicht so erscheinen als ob niemand mit dir klar kommen würde. Aber ich bin mir ganz sicher das auch du Freunde finden kannst und auch einen Partner oder eine Partnerin für eine Beziehung. Darf ich fragen ob du schon wegen deiner Vermutung einer Zwangsstörung bei einem Psychologen warst? Diesen Schritt gehen leider wenige obwohl einem dort geholfen werden kann sich im Leben wieder zurecht zu finden. Und da du schon den Verdacht hast, würde ich dem ehrlich gesagt mal nachgehen. Gespräche mit Psychologen helfen einem schon ungemein und was hast du zu verlieren? Deine Vergangenheit aufarbeiten, es aufschreiben was dich belastet und bedrückt. Bei einer Therapie kann dir so dann auch geholfen werden wenn man weiß um was es geht. Es ist kein leichter Schritt, aber er könnte eine Lösung sein damit es dir besser geht. Natürlich sind wir hier auch weiterhin für dich da. Und ich möchte dich auch bitten, wenn ich dir nicht weiterhelfen konnte, das du uns noch einmal schreibst.

Alles Gute
Stephanie