Problem von Anonym - 16 Jahre

Schule abbrechen?

Hallo zusammen.
Ich weiß nicht an wen ich mich wenden soll...
Ich bin 16 werd bald 17 und besuche eine Realschule.
Ich bin schlecht in der Schule musste die 6 Klasse wiederholen,und so gut wie jede arbeit ist eine 4,5 oder noch schlechter.Auch Nachhilfe bringt mir nix.
Ich bin sehr Schüchtern und habe in der letzten Zeit keine Freunde auf der Schule.
Ich schaff es einfach nicht mehr.
Auch kein halbes Jahr mehr.
Ich habe überlegt die Schule abzubrechen und bald eine Ausbildung zu starten.
Meine 10 Schuljahre hab ich ja komplett.
Keiner Versteht was für ein Druck auf mir liegt,ich schaff es pysisch einfach nicht in die Schule zu gehen.
Was würdet ihr Machen?
Für den Beruf den ich Machen will brauche ich nur Hauptschulabschluss und ich bin mir ziemlich sicher dass ich die Stelle Kriegen werde.

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Hallo :)

Erst einmal vielen Dank für deine Zuschrift und dein Vertrauen :)

Es ist noch ein halbes Jahr und du fragst was Ich wohl tun würde. Ich würde jetzt durchziehen. Allerdings verstehe ich durchaus, das du dich dort absolut nicht wohl fühlst und auch deine Noten nicht unbedingt ein Faktor sind, der dich motiviert. Ich werde im Folgenden mit dir einfach mal beide Gedanken durchgehen und vielleicht hilft es, eine Entscheidung zu treffen, mit der du dich letztendlich wohl fühlst. Denn im Grunde geht es um dich und das was du machen möchtest. Du berichtest, das du "in der letzten Zeit" keine Freunde an der Schule hast. Hattest du welche? Da muss doch dann etwas vorgefallen sein, warum du da auf einmal außen vor bist? Ich denke man "braucht" keine Freunde um die Schulzeit durchzuhalten, aber Freunde sind einfach das, was es einem deutlich schöner und leichter macht, durch die Schule zu kommen und diese prägende Zeit auch genießen zu können.

Du scheinst die Entscheidung nicht leichtfertig treffen zu wollen und das ist sehr, sehr hilfreich. Denn WENN Du die Schule abbrechen wirst, dann sollte das finde ich auch so sein, das Du dir so sicher bist, das du zu dieser Entscheidung dann letztendlich auch stehen kannst. Hier also einige Gedanken zu beiden Möglichkeiten.

1) Die Schule jetzt abbrechen:

Hier hättest du natürlich die Positiven Einflüsse, das dein Traumberuf sowieso keinen Realschule - Abschluss benötigt und du eben nicht mehr weiter an den Ort gehen musst, wo du dich absolut nicht wohl fühlst: Die Schule mit all diesen Lehrkräften und Klassenkameraden. Du hättest vor dem Beginn deiner Ausbildung dann ja auch noch ein paar Monate Zeit um etwas Geld zu verdienen mit einem Job bis zum Beginn der Ausbildung oder du könntest die Zeit nutzen um dir selbst etwas Ruhe und Zeit zu nehmen, dich quasi zu "erholen" - das hängt ganz von dir und der Einstellung deiner Eltern ab - denn die spielen bei diesem Plan eine große Rolle. Um Noten brauchst du dir dann auch keine Gedanken mehr zu machen.

Trotzdem gibt es hier auch einiges was dagegen sprechen kann. Ich weiß nicht ob deine Eltern dem Schulabbruch sogar zustimmen müssen, da du unter 18 bist? In einigen Bundesländern ist es auch so, das man obwohl man nicht mehr zur Schule geht trotzdem bis zum 18. Lebensjahr 1-2 Mal die Woche zu einer Berufsschule gehen muss, obwohl die Pflichtjahre erfüllt wurden. Das solltest du vorher genau prüfen, was es in deinem Bundesland da für Vorgaben gibt. In einer Berufsschulklasse wird es dir dann wahrscheinlich auch nicht viel mehr gefallen, als in deiner jetzigen Schulklasse, wenn du schon eher vermutest, das deine Schüchternheit hier ein wichtiger, zu beachtender Faktor sein wird. Wird sich diese Schüchternheit aber tatsächlich dadurch legen, das du dich in die Ungewissheit stürzt und etwas neues startest? Wenn ja, dann ist das gut. Aber wie sicher kann man sich da schon sein? Vielleicht bleibt es nach dem Verlassen der Schule, weil es vielleicht mehr charakterlich ist, als wirklich von deiner Umgebung so gemacht? Dann wird vieles was du dir wünscht dann auch nicht anders sein.

Ohne dir da Angst machen zu wollen, aber warum wirst du dich in der Ausbildung mit den Menschen dort dann wirklich wohler fühlen können? Warum geht es jetzt nicht, aber wenn du dann in der Ausbildung bist? Immerhin musst du auch hier wieder bedenken: Eine Ausbildung zu machen bedeutet nicht, das du die Jahre dann jeden Tag in den Betrieb/die Firma/etc. gehst und dann vielleicht auch etwas entlohnt wirst und dann nach diesen Jahren der Ausbildung die nächsten im Schnitt 40 Jahre dort weiter arbeiten wirst. Es heißt, das du auch dann trotz Abbruch der Schule sicherlich weiter Unterricht in einer Schule haben wirst. Du wirst 1-2 Tage die Woche oder im Blockunterricht für einige Wochen am Stück jedes Schuljahr (vielleicht sogar in einer ganz anderen Stadt, wo du dann mit anderen Auszubildenden vielleicht in einer Unterkunft zusammen lebst) unterrichtet werden, so wie jetzt auch - nur eben in den Fächern, die für deine Ausbildung dann relevant sind. Es ist fast immer das Zusammenkommen von Praxis und Theorie. Nur Praxis wirst du denke Ich nicht finden können.

Sprich: Du kannst dir bei dieser Entscheidung sicher sein, das du nicht mehr in der Kombination in einer Klasse sein wirst und auch nicht mehr mit den selben Lehrpersonen zutun hast, aber trotzdem wirst du weiterhin Noten bekommen, Klausuren schreiben müssen, vielleicht Referate halten und in vielen Jobs auch Sozial mit anderen Menschen agieren müssen, auch wenn diese dir vielleicht auch nicht alle immer wohlgesonnen sind. Den Abschluss dann in 10 Jahren wenn du Ihn vielleicht brauchst nachzuholen, ist dann entweder leichter oder genau so schwer wie jetzt.

2) Die Schule erst einmal beenden

Das ist für dich sicher derzeit die weniger geliebte Entscheidung. Du verbindest ja auch einiges schlechtes mit Schule und all dem, was da zugehört. Ich bin grundsätzlich der Meinung, das etwas abzubrechen auch keine Schande ist - solange man selbst damit einverstanden ist und vielleicht im besten Fall sogar etwas anderes bereits in Aussicht hat. Allerdings ist durchhalten eine Eigenschaft die auch einiges Positives beinhaltet. Immerhin wirst du ganz sicher etwas gelernt haben, wenn du noch in der Schule bleibst - und zwar etwas aushalten, was einem nicht gefällt in dem Wissen, das es danach besser werden kann. Das ist etwas wertvolles und vermittelt einem ganz viel an Kompetenzen, die einem auch im späteren Leben helfen könnten.

Du weißt immerhin nicht, ob dieser Traumberuf immer deiner bleiben wird, oder ob du diesen auch in 25 Jahren noch machen kannst und dann ein anderer Job eher etwas für dich wäre - für den man dann vielleicht doch den höheren Abschluss benötigt. Es kann auch finanziell für dich einen Unterschied machen, falls dir das wichtig ist. Diese Zeit zu "überstehen" ist machbar, aber fordert dich natürlich auch heraus -das ist klar!

Das ist nicht unbedingt der "einfache Weg", aber es ist machbar und erhält eben ein Ziel: Den Realschulabschluss und Steigerung des Selbstbewusstseins, denn wie stolz wirst du auf dich sein, wenn du das dann geschafft hast? Das ist dann ein großer Meilenstein und dann mit diesem gewonnenen Selbstbewusstsein in die Ausbildung starten, tut sicher auch gut. Du wirst es da ja eventuell brauchen können.

Du wirst ja eh nicht direkt in die Ausbildung starten können und wenn du die Stelle zu der Ausbildung meinst sowieso zu bekommen, dann geht es ja weniger um das Abbrechen an sich, sondern viel mehr darum, wie du die Zeit bis zum Beginn der Ausbildung überbrücken wirst. Denn ich rate dir in jedem Fall: Nutze diese Zeit. Du wirst es nie wieder so haben wie dann.

Da ich denke, das eine Ausbildung nicht unbedingt die "leichteren Jahre" sind, denn vieles unangenehme wird bleiben, vieles schönes wird dazu kommen. Herausfordernd ist es immer, würde ich auch durchaus sagen das Du die verbleibende Zeit in der Schule ebenso für dich nutzen kannst. Deine von dir als schlecht empfundenen Leistungen sind denke ich deshalb nicht mit Nachhilfe zu beseitigen, weil es nicht unbedingt daran liegen muss, das du nicht verstehst, was da gefordert ist - aber einfach sehr viel anderes im Kopf hast, was dich da blockieren könnte. Da hilft Nachhilfe überhaupt nicht, wenn man weniger "Lücken" aufweist, als all das was man da Lernen soll vielleicht deshalb nicht zu verstehen weil es einen nicht interessiert oder man eben schon mit einem Fuß aus dem System raus ist. Da ist "Lerncoaching" eine bessere Alternative um sich Hilfe zu holen, wie man seine Leistungen verbessern könnte. Auch und vielleicht grade jetzt noch, wo dann auch Abschlussprüfungen anstehen werden.

https://lerncoaching.de/

Du bist Schüchtern, verstanden. Aber vielleicht gibt es doch jemanden in deiner Klasse der oder die wirklich nett auf dich wirkt und wo du dich vielleicht etwas dran orientieren magst. Es ist nie zu spät um nette Bekanntschaften zu machen. Du könntest auch diese außerhalb deiner Klasse finden indem du an einer Arbeitsgemeinschaft deiner Schule teil nimmst, die dir zusagt und da aus anderen Jahrgängen und Klassen welche kennen lernen kannst, die dir die restliche Zeit erleichtern könnten. Du hast nun schon einige Jahre durchgehalten und so kurz vor dem Ende aufzugeben, könnte Schade sein, wenn es in Wirklichkeit nicht nötig wäre, wenn man es sich schöner machen könnte. Es wird dir für das letzte halbe Jahr nie mehr in der Schule gefallen. Aber vielleicht wird es leichter es dort durch zu stehen.

Schau dich auch hier mal um: Wir haben schon ganz viele Gedanken und Antworten dazu gesammelt, ob man die Schule lieber abbrechen oder durchziehen sollte

https://mein-kummerkasten.de/Suche/Schule%20abbrechen

Auch könntest du noch einmal in einem persönlichen Gespräch die Vor- und Nachteile für dich ganz persönlich durchsprechen und genau überlegen, was möglich wäre.

www.telefonseelsorge


In jedem Fall interessiert mich deine Entscheidung, die du letztlich für dich treffen wirst. Du kannst dich auch jederzeit erneut an uns wenden. Ich wünsche dir in wirklich jedem Fall Alles Gute und denke, das du die Entscheidung treffen wirst, die dann "wasserdicht" ist und zu der du wirklich stehen kannst. Es steht über allem, das es dir gut sehen soll. Jetzt, aber auch zukünftig und da musst du für dich selbst nun wählen, was dich voran bringt und was dich stoppen wird. Eine der beiden Entscheidungen wiegt mehr.

Julia