Problem von Anonym - 19 Jahre

einfach vieles....

Hallo,
ich habe schon länger nach einer Möglichkeit gesucht meine Probleme einfach mal loszuwerden, ohne das mich jemand kennt.

Es ist irgendwie momentan alles ätzend....die Ausbildung und alles etc. läuft...aber...ich habe Probleme mit meinen Eltern. Sie streiten sich ständig und ich stehe als einziges Kind zu hause immer zwischen den Fronten. Wenn ich dann mal etwas falsch mache werde ich sofort von meiner Mutter angemeckert, als würde gleich die Welt untergehen und sagt mir indirekt wie unfähig und unselbstständig ich sei....und das immer wieder...ich kann das nicht mehr hören und immer wenn das passiert futter ich meinen Kummer weg; zwar nicht in Massen aber dennoch bedrückt es mich sehr. Vor allem, weil nun meine Eltern mich angesprochen haben, dass sie sich um mich sorgen, weil sie denken dass ich Probleme habe mit meinem Essverhalten und wollen, dass ich ärztliche Hilfe annehme, damit sie herausfinden können, warum ich dies habe, dabei weiß ich es selber woran es liegt...an deren Druck und Reden...
Außerdem habe ich auch noch diese blöde Situation, dass ich in einen guten Freund von mir verliebt bin...nur ich glaube, dass er es nicht ist und dass er in eine meiner Freundinnen verliebt ist und sie evtl. in ihn....

Ich komm mit all dem nicht klar, da diese beiden Probleme mich einfach emotional so belasten, dass ich das Gefühl habe ich werde nicht glücklich oder ich platze gleich...
hilfe...

Anwort von Shannon

Liebe Fragestellerin,

dass dich deine Situation belastet, kann ich sehr gut verstehen. Vorab möchte ich dir sagen, dass ich gut finde, dass du trotz deiner Sorgen auch benennen kannst, was gerade gut in deinem Leben läuft. Deine Ausbildung zum Beispiel. Sich den Sachen bewusst du werden, die im Leben gut laufen, kann ungemein helfen, die eigene Gesamtsituation zu verbessern.

Erstmal zu dem Problem mit deinen Eltern: du beschreibst einmal, dass es dich belastet, dass deine Eltern sich häufig miteinander streiten, aber auch, dass du manchmal Stress mit deiner Mutter hast.
Beim zweiten Punkt, würde ich dir auf jeden Fall den Tipp geben, in einer ruhigen Situation mit deiner Mutter zu sprechen. Wenn du das Gefühl hast, dass ruhige Situationen spontan nicht aufkommen, kannst du sie auch fragen, wann sie Zeit zum Reden hat oder ihr morgens Bescheid geben, dass du dich am Abend gerne mal mit ihr hinsetzen und reden würdest. Sag ihr im Gespräch dann ganz konkret und mit Beispielen, wann du dich warum wie gefühlt hast, als sie mit dir gesprochen hat.
Hier hilft es meistens, wenn man sich tatsächlich auf den eigenen Standpunkt und die eigenen Gefühle beschränkt, anstatt dem Gegenüber Vorwürfe zu machen. So fühlt sich keiner vor den Kopf gestoßen, und das Gespräch ist viel angenehmer.
Wahrscheinlich wird sie dir dann auch sagen können, aus welchen Gründen genau sie gesagt hat, dass du unfähig und unselbstständig seist. Du kannst ihr sagen, warum du in diesen Situationen so gehandelt hast, wie du gehandelt hast, und was du dir für die Zukunft von ihr wünschst. Genauso sollte deine Mutter auch die Möglichkeit haben, dir zu sagen, was sie sich wünscht, damit das Zusammenleben für alle einfacher wird.

Außerdem schreibst du, dass die Stimmung zwischen deinen Eltern momentan auch manchmal angespannt ist. Überlege mal, ob du raushören kannst, ob es dabei im Grunde immer wieder um dasselbe Problem geht und deine Eltern sich im Kreis drehen, oder ob es immer etwas anderes ist. Im ersten Fall könnt ihr versuchen, sachlich und konstruktiv eine Lösung zu finden, die bei allen zu weniger Stress und Streit führt. Sollten es immer andere Probleme sein, bei denen du das Gefühl hast, dass ihr sie nicht zufriedenstellend lösen könnt, kannst du dich mit deinen Eltern zusammensetzen und ihnen sagen, wie sehr dich diese Streits belasten, auch wenn du nicht direkt involviert bist.
Häufig hilft es auch, wenn man mit außenstehenden Dritten mal ausführlich über das reden kann, was einem durch den Kopf geht. Mit einem Freund oder einer Freundin zum Beispiel.

Dass dein verändertes Essverhalten deinen Eltern Sorgen bereitet, ist verständlich. Du hast ja selbst bemerkt, dass du mehr isst, wenn du traurig oder bedrückt bist, und dich auch dieser Fakt belastet. Vielleicht kannst du in der nächsten Zeit, wenn es dir schlecht gehen sollte, andere Dinge ausprobieren, und danach überlegen, ob sie dir geholfen haben. Musik hören, spazieren gehen, malen, lesen, ein Hörbuch hören, Tagebuch schreiben (oder einfach deine Gedanken aufschreiben), Freunde treffen, Sport machen und so weiter.

Als letztes würde ich gerne noch auf das Problem mit dem Verliebtsein eingehen. Herausfinden, ob der Freund auch in dich verliebt ist, kannst du fast nur, indem du ihn fragst. Aber ich kann verstehen, wenn das für dich keine Option ist - gerade, weil du vermutest, dass er in eine eurer Freundinnen verliebt ist. Ich kann mir vorstellen, dass du Angst hast, dass eure Freundschaft kaputt geht, wenn du ihm von deinen Gefühlen ihm gegenüber erzählst, und er sie nicht erwidert. Vielleicht hilft es dir, deine Gedanken dazu zu ordnen, wenn du die möglichen Veränderungen in dem Verhältnis zwischen euch aufschreibst, also das, was passieren würde, je nach dem, wie du handelst. Ob es die richtige Entscheidung wäre, es ihm zu sagen, kann ich dir leider nicht beantworten. Wenn du das Gefühl hast, unglücklich verliebt zu sein, kann ich dir zwei Tipps geben. Zum einen wäre das, mit einer Person darüber zu sprechen, der du vertraust, und die ganzen Gefühle, die aufkommen, zuzulassen. Zum anderen wäre das Ablenkung. Mache aktiv Dinge, die dir Spaß machen. Unternimm was mit deinen Freunden oder gehe einem Hobby nach.

Solltest du dich über mehrere Wochen hinweg niedergeschlagen und lustlos fühlen, oder das Gefühl haben, deine Situation von dir aus nicht verbessern zu können, hast du immer die Möglichkeit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine erste Anlaufstelle ist zum Beispiel der Hausarzt. Inhaltlich musst du ihm nicht erzählen, was genau dich belastet, kannst du aber. Er kann dich beispielsweise an einen Therapeuten weiterleiten oder allgemeine Tipps geben, was du noch tun kannst, damit es dir besser geht.

Ich hoffe, ich konnte dir etwas weiterhelfen und wünsche dir alles Gute für die Zukunft!

Shannon