Problem von Manuela - 48 Jahre

abnehmen

Hallo, ich habe mir auch eure Artikel zu diesem Thema durchgelesen, und ich kenne das alles auch. Aber ich komme einfach nicht weiter. ich habe zwei jahre regelmäßig sport gemacht 3x die woche 2 std. Hatte auch einen Personaltrainer, Ernährungsberatung usw. dadurch auch 15 kg abgenommen. Danach habe ich noch 1 jahr weitergemacht, aber es passierte nix mehr. und so ist der Stand aktuell seit zwei jahren. Ich muss aufpassen das ich nicht wieder zunehme. Bin aktuell Motivationslos und einzelkämpfer. Habe jetzt auch die sportarten gewechselt, also gelenk schonener. Ich denke langsam warum mache ich das für was? Mein kaffee trinke ich ohne milch, habe kein zucker im Haus, koche mir alles frisch, trinke nur wasser, kaffee oder Tee....usw. brauche ja hier jetzt nicht alles auf zählen..... was mache ich noch falsch?

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Manuela,

eine Ernährungsberatung oder eine medizinische Einschätzung kann und darf ich dir nicht bieten, das gleich vorneweg.
Ich persönlich stehe dem klassischen Abnehmen als Mainstream-Phänomen auch sehr kritisch gegenüber, weil es die Individualität des jeweiligen Person oft verleugnet und besonders Frauen auf sehr verachtende Weise in ihre vermeintlichen Schranken verweist. Also allein aus Liebe zu allen Frauen bin ich sehr vorsichtig mit dem pauschalen: "Ja, abnehmen ist toll!"

Ein paar Gedanken kann ich dir aber bestimmt mitteilen, die dir bestenfalls auch etwas weiterhelfen können.

Nun - hast du dich denn schon einmal gefragt, ob dein Gewicht nicht einfach so sein soll, wie es ist? Du hast zwar nicht geschrieben, wieviel du wiegst und wie groß du bist. Doch kann es gut sein, dass es genau so passt wie es ist - und du eher eine innere Ablehnung hast, die durch das Aufbauen von Körperakzeptanz verringert werden könnte.
Sicher: Sollte es ernsthafte medizinische Gründe geben, die für ein Abnehmen sprechen, solltest du weiter nach neuen Wegen suchen. Du könntest z.B. deinen Hormonhaushalt endokrinologisch untersuchen lassen.
Aber wenn es um ein Ideal in weiter Ferne geht oder du einfach nur _glaubst_, schlanker sein zu müssen, könnte deine wahre Aufgabe in der Selbstannahme liegen. Denn ein dicker(er) Körper ist kein schlechterer Körper! Und ganz allgemein finde ich es sehr wichtig, dass jeder Körper in seiner Einzigartigkeit gewürdigt wird und er einfach okay ist, völlig egal wie geformt. Hier wird der "äußeren Hülle" auch viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt bzw. leider oft die falsche. Anstatt sich einfach mal liebevoll zu streicheln und mit einer pflegenden Lotion zu massieren, wird herumgezerrt und geflucht. Das macht ja etwas mit einer:m!

Zudem ist zu unterscheiden zwischen "Ich fühle mich fit, wiege aber mehr als es laut BMI gut wäre" und "Ich bin schlapp, habe kaum Kondition, komme im Alltag schnell an meine körperlichen Grenzen." Du kannst eine mollige Statur haben und gleichzeitig fit sein, weil du eben auf eine gesunde Ernährung achtest und dich viel bewegst. Du kannst gut trainiert sein und dennoch Körperbereiche haben, die vielleicht allein wegen deiner genetischen Grundausstattung ziemlich "abnehmresistent" sind. Du kannst auf der anderen Seite auch "schlank" sein und gleichzeitig abgeschlagen, kraftlos, ohne trainierte Muskulatur. Und auch schlanke Menschen können inneres Fett an den Organen haben, das auch nicht gesund ist... genauso wie Cellulite nicht nur bei molligen oder dicken Menschen auftritt. Es ist eben nicht alles so schwarz-weiß.

--> Also: Was willst du? Und wie realistisch ist es, diesen Wunsch, dieses Ziel zu erreichen?

Vielleicht hast du schon vom intuitiven Essen gehört und gelesen. Das hilft auf jeden Fall, ein besseres Gespür für den eigenen Körper zu entwickeln.
Wenn du wirklich noch abspecken möchtest, dich aber zu motivationslos fühlst, kannst du dich ggf. einer Sportgruppe anschließen oder gemeinsam mit Freund:innen losziehen, z.B. gemeinsam joggen, Volleyball spielen, Frisbee, mit dem Hund laufen, lange Radtouren machen... entscheidend ist der Spaßfaktor, um dauerhaft dabei zu bleiben! Und das Gefühl, gemeinsam mit Anderen etwas zu erreichen. Klettern scheint da auch super zu funktionieren. Schau da einfach mal, was dich anspricht und was du entweder gut allein, zu zweit oder in einer größeren Gruppe ausprobieren wollen würdest.
Dann kann es noch etwas bringen, die Mahlzeiten kohlenhydratärmer (und dafür fettreicher) zu gestalten, schlicht etwas weniger zu essen (was aber wohlüberlegt sein will, denn hungern sollte man keinesfalls!) und besonders auch den möglichen Zusammenhang von den eigenen seelischen Vorgängen und dem Essverhalten zu beobachten. Manche essen aus Frust sehr schnell bestimmte Dinge (oder überhaupt), merken es aber ohne das Hinterfragen gar nicht. Du kannst ja eine Art Ernährungstagebuch anlegen.

Du solltest alles in allem keine sinnlose Energie für Abnehmen investieren. Denn wenn du ggf. einfach einen "trägen" Stoffwechsel hast, lässt sich da vermutlich wenig unternehmen, außer eben so Faktoren wie Zucker zu kontrollieren und für viel Bewegung zu sorgen.

Es kann schon helfen, wenn du allgemein gut für dich sorgst und dich so annimmst, wie du eben bist. Vielleicht bist du genau so gemeint und nicht mit vielen Kilos weniger. Das macht ja sowieso keinen tolleren Menschen aus dir. Vielleicht kannst du dich etwas mit "Body Positivity" befassen, um dich selbst nicht so zu stressen und dich immer mehr mögen zu lernen. Hier kannst du dich beispielsweise belesen: https://marshmallow-maedchen.de/blog/body-positivity/body-positive-in-3-schritten/
Es kann nämlich sehr befreiend wirken, sich einfach sein lassen zu können - und gleichzeitig das Schöne an sich und mit der Umwelt in vollen Zügen zu genießen.

Herzliche Grüße!
Nuala