Problem von Anonym - 18 Jahre

Ausbildung abbrechen?

Liebes Kummerkasten Team,

Ich bin seit 2 Jahren in einer Ausbildung, als medizinische Fachangestellte. Die Ausbildung hat mir am Anfang sehr viel Spaß gemacht. Aber seit einem halben Jahr quäle ich mich auf die Arbeit zu gehen. Mir ist die Ausbildung einfach viel zu schwer, ich komme in der Berufsschule kaum mit, schreibe nicht so gute Arbeiten und verstehe in Medizin kaum was. Ich fühle mich, auch in dieser Praxis nicht mehr wohl.
Ich habe mich in einer anderen Praxis beworben, die mich nehmen würden. Aber ich weiß nicht ob es das richtige ist. Ich schwanke zwischen die Ausbildung ganz abzubrechen oder die einfach durchziehen.
Die ganze Situation, macht mich psychisch kaputt, als ich eh schon bin. Bin in psychiatrischer Behandlung wegen Depressionen.
Ich weiß nicht was ich machen soll...

Ich bedanke mich schon mal im Vorau

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Hallo liebe Ratsuchende,

Vielen Dank für deine Zuschrift :)

Einmal kurz vorweg:

Du hast vor dir Entscheidung A oder B liegen und weißt nicht, was du tun solltest. Es ist hier so, das ich dir diese Entscheidung nicht abnehmen kann. Manche Schritte muss man alleine gehen. Erst einmal unabhängig davon, ob man es letztlich bereut oder froh darüber sein wird. Was ich hiermit für dich tun kann ist, dir verschiedene Seiten zu zeigen und dich etwas zu leiten. Vielleicht hilft es dir etwas, eine Entscheidung zu treffen und sorgt dann auch dafür, das du die Entscheidung die du triffst auch mit Herz und Kopf getroffen hast. Denn In deiner Entscheidung liegt es so nah zusammen: Letztlich wirst du es selbst wissen und entscheiden müssen. Es ist deine Entscheidung.

Mir selbst ist deine Situation nur zu gut bekannt, denn Ich stand auch einst vor der Überlegung meine Ausbildung abzubrechen. Zu dir gab es hier einen Unterschied: Ich hatte bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung gehabt und wollte diese zweite quasi weiterbildend nutzen. In meinem Beruf hätte Ich aber schon zu diesem Zeitpunkt mit der abgebrochenen Ausbildung trotzdem arbeiten können. Viele andere Themen führten bei mir zu der Idee die Ausbildung abzubrechen, übrigens auch nur 10 Wochen vor den abschließenden Prüfungen..Das nur kurz vorweg, damit du weißt, das Ich mir durchaus vorstellen kann, in was für einem sprichwörtlichen Dilemma du wohl steckst.

Nun zu dir und deiner Zuschrift:
Wenn Du seit 2 Jahren Ausbildung nun an diesem Punkt stehst, dann kann es auch nicht mehr lange dauern, das Du die Ausbildung abschließen wirst. Und die hat dir am Anfang gefallen. Du zählst auf, das Du nun einfach nicht mehr mitkommst in der Berufsschule und das Du dich in deiner Praxis nicht mehr wohl fühlst. Aber ist das denn nicht auch alles in wenig Zeit vorbei? Es kann nicht mehr so lange dauern und solltest du die Prüfungen bestehen - dann bist du komplett frei in deiner Entscheidung, wie es dann ebenfalls weitergeht.

Ich denke die leitenden Fragen, die du dir dazu stellen solltest sind:

- Hast du überhaupt noch die gute Aussicht darauf die Ausbildung abzuschließen? Hier können dir deine Lehrkräfte weiterhelfen, indem Du da nach deinem aktuellen Stand fragst und Sie einmal einschätzen lässt, ob Du eine gute Chance hast zu bestehen. Denn, wenn du mit 3en und 4en bestehst, ist es nicht unbedingt "das beste", aber du hast bestanden! Das ist erstmal etwas, was aufjedenfall abgeklärt werden sollte - denn es lohnt sich kein Kampf, der nicht auch im Ansatz die Chance für das positive Ziel offen lässt. Ob es deine Wunschnoten werden, ist hierfür erstmal gar nicht relevant, denn du wirst nach der Berufsschule nie wieder in der Situation sein, wie jetzt. Du wirst nie wieder diese Benotung erleben und noch deutlich mehr Praxiserfahrung sammeln, als jetzt. Die Schulischen Problematiken sind vielleicht auch dadurch zu lösen, wenn du das Gefühl bekommst mehr verstanden zu haben. Gehe in den Austausch mit Klassenkameraden und versuche dich vielleicht durch das Internet, Bücher, etc. durch andere Quellen zu schulen. Manchmal versteht man die Vorgänge einfach deshalb nicht, weil man eine andere Form der Erklärung braucht. Vielleicht lernst du "falsch"? Vielleicht brauchst du andere, die mit dir lernen. Nachhilfe von Medizinstudenten?

Ich verlinke dir hier einmal einen Test, womit du herausfinden kannst, was für ein Lerntyp du bist:

https://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/TEST/HALB/Test.shtml

- Gefällt dir der eigentliche Beruf denn noch? Möchtest du überhaupt als Medizinische Fachangestellte arbeiten, oder möchtest du sowieso nach deinem Abschluss nie mehr wieder so arbeiten? Hier kommt es nun natürlich auf deine Praxiserfahrung an und wie du diesen Bereich von deinem Job eigentlich erlebst. Du bist aktuell sowieso in dem Wunsch zu wechseln um woanders hin zu kommen - aber kannst du dir vorstellen, das es dir woanders, wo es anders läuft, besser gefallen wird? Unabhängig von dem Druck in der Schule (der wird sowieso von dir wegfallen nach den Prüfungen). Ich meine eher, ob das was dich in der Praxis von deinem Beruf sehr stört, dir überall begegnen wird - oder gebunden an einzelne Orte ist?

- Wie sieht es bei dir mit Alternativen aus? Das ist denke Ich oft ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Wenn man etwas abbricht, was einem nicht mehr gefällt. Wie sehen deine Alternativen denn aus, wenn du abbrechen solltest? Nichts tun und dich bewerben, das Du dann später etwas anderes bekommst? Wenn ja, was? Kannst du die Wartezeit anders sinnvoll nutzen? FSJ? Praktika? Etwas um herauszufinden, was dir mehr liegt als die jetzige Ausbildung? Wenn Du findest, das der Bereich Medizin nicht deines ist. Oder liegt es eben nicht an dem Bereich Medizin, sondern eher an den Mitmenschen? An der Umgebung? Du solltest, so sehe Ich das, wenn Du aufhörst, wissen, was danach kommt und nicht blind weiter laufen.

- Da du bereits 18 bist, weiß Ich hierzu nicht um deine Situation: Lebst du alleine? Finanzierst dich selbst? Oder kannst du hierzu fest mit der Unterstützung von Eltern/Mitbewohnern rechnen? Eine zweite Ausbildung zu starten, wenn die erste Abgeschlossen ist, macht finanziell schon einen Unterschied. Es ist nicht zwingend so, das es nicht geht. Aber es ist härter, wenn man selbst das Geld für alle Kosten verdienen muss. Vielleicht ist das ebenfalls etwas, was du dir vorher überlegen musst? Du bist noch sehr jung und da ist ein Berufswechsel oder Ausbildungswechsel kein absolutes Drama, was unmöglich ist.

Hier habe ich nun einige Aspekte benannt, die tragend für dich sein könnten. Ich hoffe, das du eine Entscheidung triffst, die dich letztendlich voran bringt. Das kann beides sein - je nach deiner eigenen Einstellung.

Ich verlinke dir hier weiter Zuschriften, die wir zu dieser Situation bereits beantwortet haben, auch da erhältst du Impulse.

https://mein-kummerkasten.de/Suche/Ausbildung%20abbrechen

Ich wünsche dir nun in jedem Fall Alles Liebe und Gute,
Du kannst dich gerne jederzeit nochmal melden, wenn du Fragen hast oder ein Problem da ist.

Julia