Problem von Anonym - 14 Jahre

Bin ich im falschen Körper?

Liebes Kummerkastenteam,
Ich fühle mich seit dem ich 10 bin nicht mehr wohl in meinem Körper.Ich habe schon immer gerne Sachen mit Jungs gemacht . Früher ist es mir noch nicht so wirklich aufgefallen das ich viele Jungs Serien geschaut habe und mit Jungs und Mädchenspielsachen gespielt habe. Ich habe in der Grundschule ziemlich viel Mädchenkram nur mitgemacht um nicht ausgegrenzt zu werden.Aber seit der 5. Klasse habe ich angefangen Jungs Sachen und mädchensachen die für beide Geschlechter geeignet sein könnten angefangen zu tragen.Ich hasse Kleider und Schminke mich nicht.Ich Habe versucht viel mit den Jungs zu machen und wurde sogar als Mädchen-Junge von einem machmal gennant (mochte ich sehr gerne) ich gehörte sowohl zu den Mädchen als auch zu den Jungen(5.klasse).Leider kam dann du Pubertät und ich konnte immer seltener etwas mit den Jungs machen . Ausnahme waren meine 2 sehr guten Kumpels .Mit denen ich heutzutage auch noch viel mache. Meine Interessen entsprechen auch eher die eines Jungen.Ich habe mir vor ca. einem 3/4 Jahr dieHaare kurz schneiden lassen und habe allen erzählt das ich keine Lust mehr auf lange Haare hatte(was natürlich eine Lüge war). Ich trage momentan eher weite Kleidung weil sie bequem ist und man dann nicht sieht das ich schon ein ganz kleines bisschen Oberweite habe. Ich mag etwas meine breitere Hüfte überhaupt nicht ich fühle mich manchmal wegen den etwas vorhanden weiblichen Geschlechtsmerkmalen richtig unwohl in meinem Körper. Ich habe schon mal vor zwei Jahren das Thema bei meiner Mutter abgesprochen aber sie hat gesagt es sei nur eine Phase die sie auch mal hatte. In ca. einem gutem Monat werde ich konfirmiert , ich werde einen Jungenanzug tragen und versuche Schuhe die für beide Geschlechter geeignet sein könnten zu bekommen.Die Grawatte verweigernt mir meine Mutter leider... Es wäre echt nett wenn ihr mir weiterhelfen könntet.
Vielen Dank schon mal im Voraus.

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Ich kann total verstehen, dass du viele Fragezeichen in dir fühlst und verunsichert bist. Gerade wenn du schon so lange das Gefühl hast, dass du dich verbiegen musst und du vieles nur getan hast, um nicht negativ aufzufallen, ist das sehr belastend und anstrengend. Es wäre natürlich auch klasse, wenn deine Mutter mit dir ernsthaft reden würde und es nicht als „Phase“ abtun würde. Was nicht heißt, dass sie im Unrecht ist. Wir wissen nicht, was noch kommen wird. Sei da vielleicht geduldig mit ihr und zeige ihr immer wieder, dass es ein fester Bestandteil deines Lebens ist!

Auf der anderen Seite ist es auffällig, dass du dich schon so lange mit dieser Thematik auseinandersetzt und es mehr ist als eine mehrwöchige Phase, in der du deine Kleidung änderst und deinen Körper nicht so leiden kannst. Ich denke, da kann etwas dran sein – vielleicht fühlst du dich mehr bzw. hauptsächlich als Junge.
Eine Sache solltest du allerdings trennen: Das soziale Geschlecht und das biologische. Mädchen sein heißt ja nicht, lange Haare zu haben und sich schminken zu müssen – zumindest nicht aus biologischer Sicht. Es ist unsere Kultur, die das vorgibt. Und dennoch gibt es viele Mädchen, die kurze Haare praktischer und schicker finden und/oder sich nicht schminken. Und sich trotzdem weiblich fühlen (und vielleicht gerade deswegen, WEIL sie sich nicht schminken!). Es gibt hier so viele Zwischentöne und Abstufungen. Jungs sind ja auch nicht so schablonenhaft. Sie brechen zum Teil auch immer mehr aus den auferlegten Rollenbildern aus, tragen z.B. Nagellack auf, flechten ihre langen Haare und betonen ihre Emotionen. Denn Menschen bestehen aus allen Facetten und leben diese mehr oder weniger intensiv aus. In Abhängigkeit von dem, was sie können und wollen. Und leider haben viele noch zu oft das Gefühl, sich verstecken zu müssen.

Ich wünsche dir, dass du immer mehr lernst, zu dir zu stehen und deine Interessen umzusetzen. Auch wenn es anderen Leuten vielleicht nicht in den Kram passt: Hauptsache du bist glücklich und fühlst dich wohl in deiner Haut! Und letztlich lernen alle mehr Toleranz und Akzeptanz, wenn sich die Menschen zu ihrem wahren Selbst bekennen. Es kostet zwar Mut und Energie, doch ich bin fest davon überzeugt, dass das langfristig für alle Menschen hilfreich ist. Anstatt sich zu verstecken und sich zu verleugnen.

Ob du dann eines Tages eine Geschlechtsangleichung vornehmen wirst oder andere Schritte unternehmen wirst, ist ganz dir überlassen. Du wirst es eines Tages felsenfest wissen! Bis dahin kannst du dich viel belesen und mit anderen (queeren) Jugendlichen austauschen. Ich lasse dir ein paar Links da, damit du dort weiterstöbern kannst:

- https://mein-kummerkasten.de/332038/Bin-ich-transgender.html
- https://queer-lexikon.net/category/queerer-kummerkasten/

Alles Liebe und viel Kraft für deinen weiteren Entdeckungsweg. Er hält mit Sicherheit auch viele schöne Entdeckungen bereit :)

Nuala