Problem von Sophie - 18 Jahre

Angst dass bester Freund sich umbringt

Hallöchen :)

Ich habe folgendes Problem :

Mein bester Freund hat vor ca einem Jahr einen Elternteil verloren.
Seitdem hat er immer Phasen, in denen es ihm sehr sehr schlecht geht. Danach kommen Phasen, in denen es ihm super geht, "fast der alte" ist.
Eben typisch für eine Depression.
Seit einigen Monaten sagt er, er hätte keine Lust mehr auf sein Leben und hat in meinen Augen starke Suizid Gedanken.
Ich habe ihm mehrmals gesagt, er solle doch mal zum Arzt gehen und sich professionelle Hilfe holen.
Das will er aber absolut nicht und würdees tun um nicht dort hin zu müssen.

Ich komme noch mit der Situation klar, weiß aber dass ich das nicht mehr lang durchhalten werde da mich diese Situation auch triggert.

Meine Frage: Was kann tun, damit es nicht zum Suizid kommt? Gibt es Telefonnummern die er oder ich anrufen können in brenzlichen Situationen?
Kann ich ihm einfach so sagen, dass ich mit der Situation nicht klar komme?


Vielen Dank auf jeden Fall für die Aufmerksamkeit!

JuliaZ Anwort von JuliaZ

Hallo liebe Sophie,

Erst einmal möchte Ich dir ein Kompliment machen: Du scheinst eine ganz wundervolle beste Freundin zu sein und dieser Freund wird sicher sehr froh darüber sein, dich an seiner Seite zu haben. Auch durch diese sehr schwierige Zeit aktuell. Sei du dir trotzdem bitte dessen bewusst, das Du bereits sehr viel dadurch leistest, das Du an seiner Seite stehst und er dir insofern vertraut, das Du diese inneren Gefühle von Ihm kennst und darum weißt, das es Ihm schlecht geht. Auch wenn es manchmal eben gar nicht so wirkt. Das ist meist wohl mit das Beste, was man für jemanden tun kann, dem es nicht gut geht.

Du bist in dieser Situation, aber nicht weniger wichtig! Du schreibst selbst, das dich die Situation triggert und das ist absolut nicht gut, wenn du dies so langfristig weiterführst und es muss da dringend Hilfe her! Du darfst dir da ganz klar vor Augen führen, das Du sehr viel tun kannst. Du kannst mit ihm reden, du kannst dich sogar in einen dauerhaften Monolog stellen und alles erdenkliche Versuchen und Hilfe holen. Solange er das nicht annehmen kann, wird das nicht besser werden, weil dein Zugriff da auch seine Grenzen hat.

Wenn jemand sich wirklich, wirklich umbringen möchte. Dann wird die Person denke Ich auch Mittel und Wege finden dies zu versuchen - aber solange noch ein kleines Stückchen Hoffnung besteht ist es nötig, das man hilft! Und wenn man, wie du, nicht weiter helfen kann, weil alles ausgekostet ist, dann ist es auch absolut in Ordnung, wenn du das abgibst. Es liegt nicht in deiner Verantwortung, ob er leben oder sterben möchte - sondern in seiner, das er es nicht möchte. Da braucht es Ihn. Nicht dich.

Du kannst selbstverständlich ehrlich sagen, wenn dir etwas zu viel ist und du mit der Situation nicht klar kommst - solltest aber auch schauen, was du damit bewirken möchtest. Es wird seine Gedanken und eine negative Einstellung verschlimmern und wird sicher auch dazu führen, das er dich dann eben nicht weiter belasten möchte. Ob er es da schafft, anderen sich anzuvertrauen bleibt fragwürdig. Du kannst sagen, das Du Angst davor hast, was er da sagt, das es dir nicht gut tut, das du dir Sorgen machst - aber du wirst Ihm sicher am meisten damit helfen, das Du da bist und dich selbst dadurch entlastest, das Er andere Wege der Hilfe bekommt, von anderen Personen. Das hilft dir mehr und Ihm auch, anstatt Ihm nun direkt zu sagen - das du quasi als Gesprächspartnerin rausfällst - das möchtest du ja sicher auch nicht. Sondern das es ihm und auch dir besser geht ist dein Ziel - und das ist das, was du eigentlich damit sagen möchtest, wenn du sagst das dir die Situation zu viel ist und damit nicht klar kommst.

Es kommt natürlich viel zusammen, aber trotzdem wäre Ich doch vorsichtig mit der Diagnose "Depression", solange dies überhaupt nicht so bestätigt wurde. Es gibt viel mehr Psychische Erkrankungen oder auch Stimmungen, die ganz anders heißen und damit auch ganz anders einzuordnen sind. Natürlich siehst du die klaren Anzeichen, aber so einfach ist es eben nicht eine Depression zu diagnostizieren und jemandem womöglich fälschlich eine Depression nach zu sagen - wenn es vielleicht ganz anders ist - damit "muss" man unbedingt aufpassen. So einfach ist das nämlich nicht! Und ganz, ganz sicher wird nur jemand mit entsprechender Ausbildung diese Diagnose (oder eine andere) geben können! Das liegt nicht in deiner Hand und in meiner auch nicht.

Ich werde also weiter nicht von seiner "Depression" schreiben. Nehme aber zur Kenntnis, das du es so empfindest und er selbst vielleicht auch.

Irgendwo ist es ja verständlich: Er möchte trotz deines (sehr guten und passenden) Tipps, doch zu einem Arzt zu gehen und professionelle Hilfe zu holen, dies nicht annehmen. Das macht es für dich aber nicht leichter. Sicher wird er seine Bedenken haben, vielleicht kannst du mit Ihm einmal darüber sprechen und schauen was Ihn denn davon abhält mit einem Arzt darüber zu sprechen, das es Ihm nicht gut geht? Eventuell könnte man die ein- oder anderen Bedenken ja aus dem Weg räumen und Ihm da mögliche Ängste und Unsicherheiten nehmen, indem man Ihn zum Beispiel nicht alleine gehen lässt, oder ihm anbietet, das man mitkommen könnte zu dem Termin. Wenn er nicht weiß, was und wie er es dann sagen soll, könnte er vorher einen Brief schreiben und diesen dann zum Termin mitnehmen, falls die Worte fehlen. Die Ärzte sind sehr gut informiert und trainiert darüber, das es am Anfang vielen Menschen schwer fällt, wenn Sie über etwas so intimes, schwieriges sprechen. Eventuell klappt es ja so schon und ihr könntet gemeinsam eben doch die Möglichkeit finden, das er vielleicht den ein oder anderen guten Grund dafür findet, das es gut ist, wenn er doch zu einem Arzt geht.

Über das Internet findet Ihr niedergelassene Mediziner hierfür. Auch über die Internetseite seiner Krankenkasse solltet Ihr Infos bekommen können.

Ihr könntet allerdings auch den Schritt zu einer Beratungsstelle gehen - das wirkt doch meist schon etwas leichter, als zu einem Arzt, oder? Vielleicht ist das eine Möglichkeit. Man kann sich kostenlos, anonym und unverbindlich beraten lassen, wie es für einen selbst im Leben weitergehen kann - wenn man eben an diesen Punkten steht, wo man nicht mehr weiß, was man tun kann. Schau mal hier über diesen Link kannst du Beratungsstellen in eurer Nähe finden:
https://www.dajeb.de/beratungsfuehrer-online/beratung-in-ihrer-naehe/
Wenn das mit der Beratungsstelle auch nichts für Ihn ist - dann doch aber für Dich vielleicht! Auch du kannst da weitere Hilfen bekommen, wie du Ihm helfen kannst!

Derzeitig kann es aufgrund der Corona-Situation vielleicht schwer werden zeitnahe Termine zu bekommen und damit kann Ich dir auch anraten, das es sonst auch möglich ist über Webcam mit Psychologen zu sprechen und sich dann beraten zu lassen. Das fällt dem Freund von dir vielleicht dann auch etwas einfacher, wenn er nicht persönlich gegenüber einer Person sich äußern muss? https://myonlinetherapie.com/ zum Beispiel, aber du kannst da auch selbst online dich umsehen, was euch zusagt.

Es gibt natürlich auch Telefonnummern, die Du, Er, Ihr anrufen könntet. Es gibt:

Die Telefonseelsorge: www.telefonseelsorge.de

0800/111 0 111
0800/111 0 222
116123

Auch hier könnt ihr viele weitere Hilfsangebote erfahren und wenn euch das erste Gespräch nicht weitergebracht hat - dann habt ihr auch das mal versucht. Ich bin mir aber sicher, das Ihr hier auch gute Hilfe bekommen könnt! Ihr Beide, Du und Er. Einzeln und Gemeinsam.

Ich wünsche Euch Beiden Alles Liebe und Gute und das Ihr einen Weg hier finden könnt, der euch beiden hilfreich sein wird!
Du kannst dich natürlich auch jederzeit erneut an uns wenden,

Julia